Prof. Dr. Dan Diner (Leipzig) war am 15. Oktober 2012 im DHI Warschau zu Gast und stellte in einer Abendveranstaltung die ersten zwei erschienenen Bände der insgesamt siebenbändigen Ausgabe der „Enzyklopädie jüdischer Geschichte und Kultur“ vor. Dieses Editionsvorhaben ist Teil des seit 2007 an der
Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig durchgeführten Forschungsprojekts „Europäische Traditionen–Enzyklopädie jüdischer Kulturen“. Der Herausgeber stellte die Grundlinien und Arbeitsprinzipien der Enzyklopädie vor, an der über 500 renommierte internationale Fachwissenschaftler und Fachwissenschaftlerinnen mitarbeiten.
Herr Diner führte aus, dass der in dem Lexikon präsentierte enzyklopädische Kanon Ausdruck einer komplexen Konfiguration dreier ineinander verschränkter Perspektiven sei: Zum einen gehe es um die Innensicht der jüdischen Selbstverständigung; ferner um die Außensicht, die mithilfe von wissenschaftlichen Disziplinen auf das jüdische Thema gelenkt werde und letztlich um die Perspektive der universellen Bedeutung jüdischer Existenzerfahrung, die genau genommen über Juden und Judentum hinausweise. Ferner unterstrich er, dass es sich bei dieser Enzyklopädie um ein originäres Werk handele und in ihr keine früheren Enzyklopädien fortgeschrieben würden, obgleich sie zweifelsohne von der Tradition der jüdischen Enzyklopädiekultur beeinflusst sei. Das vorgestellte Werk beschränke sich auf ca. 800 Artikel, wobei es Schlüsselartikel, Dach- und Einzelartikel gebe. Die Liste der Lemmata sowie die inhaltlichen Zielvorgaben für die Artikel wurden innerhalb des o.g. Akademieprojekts unter der Leitung des Herausgebers erarbeitet. Nach der äußerst anregenden Projektvorstellung erläuterte Prof. Diner detailliert die Zusammenarbeit zwischen Herausgeber und Autoren und beantwortete zahlreiche interessierte Fragen.
Quelle: http://mws.hypotheses.org/1810