Jörg Fisch: Vom Selbstbestimmungsrecht der Völker zum Selbstbestimmungsrecht der Kolonialvölker

Abstract für die Konferenz Das 20. Jahrhundert und der Erste Weltkrieg

Das Selbstbestimmungsrecht der Völker ist  ein Prinzip internationaler Unordnung, dessen Geschichte wesentlich die Geschichte seiner Bändigung und Einschränkung ist. Es ist eng mit der Entkolonisierung seit der Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten verbunden. Seinen ersten Höhepunkt erreicht es am Ende des Ersten Weltkrieges. Lenin setzte es als Waffe gegen die Siegermächte ein. Wilson versuchte es zu seinem eigenen Instrument zu machen, scheiterte aber an den Kolonialmächten. In der Zwischenkriegszeit  setzte insbesondere Hitler das Recht als Mittel des Revisionismus ein. Nach 1945 hingegen gelang es den von der Sowjetunion unterstützten Entwicklungsländern, ein Recht auf Entkolonisierung durchzusetzen, das als Selbstbestimmungsrecht definiert wurde. Die anarchischen Folgen wurden – und werden – durch vielfältige Einschränkungen in Schranken gehalten, gerade auch von den ehemaligen Kolonialvökern.

Prof. Dr. Jörg Fisch ist Lehrstuhlinhaber für allgemeine neuere Geschichte an der Universität Zürich. Einen Schwerpunkt bildet in seiner Forschung die Geschichte des Völkerrechts und der internationalen Beziehungen.

Quelle: http://grandeguerre.hypotheses.org/1242

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