Sharon Dodua Otoo: Charlottenburg as it is

So weit weg. So konservativ. So kartoffelig. Selbst die auf dem Klingelschild diversen Schreibweisen eines einzelnen Familiennamens (»Mayer«, »Mayr«, »Mey-er«, »Maier« und »Meier«) wirkten vielfältiger als die Menschen, die dort wohnten.

Otoo, Sharon Dodua: Adas Raum. München: Fischer, 2021, Kap. Unter den Betrogenen, Abschnitt 18:48 Uhr

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022693764/

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„Und wenn in ihrem Beritt nichts passiert war, meldeten sie auch das.“

Anschauungsmaterial für state-making as organised crime, der heutige FAZ-Artikel über die in den brasilianischen Gefängnissen entstandene PCC und deren bürokratische Praktiken.

Angehörige und Anwälte schmuggelten deshalb Briefe. Um sie geheim zu halten, zerrissen die Häftlinge sie bei Zellenkontrollen und spülten sie ins Klo. Gakiya und seinen Ermittlern gelang es, die Fetzen aus dem Abwasser zu filtern. Sie ließen sie desinfizieren, trocknen, nach Schriftbildern sortieren und zusammenpuzzeln. So fielen ihnen Dutzende Schreiben in die Hände, Depeschen aus allen Ecken Brasiliens, in denen sich das PCC ausbreitete. Die regionalen Bosse erstatteten Bericht. Sie schrieben über die Entwicklung der Mitgliederzahlen, ihre Einnahmen und Ausgaben, ihren Bedarf an Waffen, Kämpfe mit verfeindeten Banden, Morde. Und wenn in ihrem Beritt nichts passiert war, meldeten sie auch das

Klaubert, David: Partei des Verbrechens, in: FAZ, 11.3.

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Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022693734/

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Budova evidence Ústřední sociální pojišťovny

Die erste tschechoslowakische Republik ist immer für Überraschungen gut: Der tschechische Youtuber-Architekt Adam Gebrian stellte kürzlich im Video Neskutečná smíchovská kartotéka se 130 miliony papírů. Ví i o vás! die famose Kartothek der zentralen Anstalt für Sozialversicherung in Prag-Smíchov (Křížová 2383/27) vor; 1935 errichtet, war dieses - in der Utopie des Herrn Guillaute von 1749 vorweggenommene - System der papierenen Evidenzhaltung bis 2003 in Gebrauch, auf deutsch berichtete vor längerem Radio Prag darüber (Erwähnung der Geburtsnummer aka rodné číslo inklusive), auf Wikipedia würdigt bislang nur die tschechische Version dieses 2004 zum technischen Kulturerbe erklärte Bauwerk.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022693625/

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Stadtmauer und Linienwall – digitale Flanerie nun verfügbar

Letzte Woche habe ich für das Labor Alltagskultur die digitale Flanerie "Stadtmauer und Linienwall. Kontrolle und Protest an der Außengrenze Wiens" abgehalten; gemeinsam mit anderen Videos (nicht zuletzt die digitale Lese- und Lötbühne, kuratiert von Barbara Eder!) kann diese nun online nachgesehen werden:

https://labor-alltagskultur.at/videos/

Direkter Link zum Video: https://youtu.be/dw51gil6o9U

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022692575/

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Überschneidungen zwischen Linienwall und Dadaismus

Hoffnungslos verspätet ein Begeisterungsschrei über die Erkenntnis, dass sich zwischen Dadaismus und Linienwall Überschneidungen feststellen lassen!

Auftritt Raoul #Hausmann, Chanson ‹Vali tali, baste›

@archilocheion@@mastodon.social sei Dank für diesen von mir letzten Juli auf Tw*tter gebookmarkten und erst jetzt nachgehörten Hinweis!

Beim Linienwall handelte es sich um eine Befestigungslage, errichtet Anfang des 18. Jahrhunderts zum Schutz der Wiener Vorstädte vor aufständischen Ungarn; diese wurden als "Kuruzzen" bezeichnet, was sich verballhornt im von Raoul Hausmann gleich am Anfang zitierten Fluch "Kruzitürken" erhalten hat - man merkt, er ist in Wien geboren und aufgewachsen! Ich glaube, in Zukunft wird kein Vortrag, wird keine Lehrveranstaltung von mir, wo ich den Linienwall auch nur kurz erwähne, ohne Abspielen dieser Aufnahme auskommen.

https://ubu.com/media/sound/hausmann_raoul/Hausmann-Raoul_Chanson.mp3

Hausmann im Adresscomptoir: https://adresscomptoir.twoday.

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Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022692322/

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Wasbishergeschah zum Zuchthaus in der Leopoldstadt

Sehr schön, auf Wasbishergeschah.at wurde nun der erste Beitrag veröffentlicht, an dem ich beteiligt war, zum Zuchthaus in der Leopoldstadt - ich konnte es halt nicht lassen und habe auch meines Wissens nach bislang unpubliziertes Material eingebaut, das an dieser Stelle zitiert sei:

1) Liste der männlichen Insassen 1780:
Niederösterreichisches Landesarchiv, Mariatheresianische Verwaltung, Hofres in Publ., Kt.195, 43 ex Juli 1780

2) Aufstand im Zuchthaus 1793:
Österreichisches Staatsarchiv, Allgemeines Verwaltungsarchiv, Polizeihofstelle 613/1793
https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=5743795

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022692201/

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1312 – all cats are beautiful

Die Geschichte-Redaktion von Radio France ist sehr serviceorientiert, da könnte sich Ö1 ein Beispiel nehmen: Wer über die Geschichte jener Parole informiert werden möchte, die den Familienstand von PolizistInnen-Eltern in schmähender Weise thematisiert, hat mittels dieses Ende Mai gesendeten dreiminütigen Radiobeitrags Gelegenheit dazu, Französisch-Kenntnisse vorausgesetzt.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022684481/

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Tod eines Visionärs

Gestern starb Horst Herold, der von Amts wegen 1968 darum Bescheid wusste, dass das "maschinelle Sein das polizeiliche Bewußstsein bestimmt" und der 1980 schrieb:

Die Grenzenlosigkeit der Informationsverarbeitung wird es gestatten, das Individuum auf seinem gesamten Lebensweg zu begleiten, von ihm laufend Momentaufnahmen, Ganzbilder und Profile seiner Persönlichkeit zu liefern, Lebensformen und Lebensäußerungen zu registrieren, zu beobachten, zu überwachen und die so gewonnenen Daten ohne die Gnade des Vergessens ständig präsent zu halten. Die Gefahren des 'großen Bruders' sind nicht mehr bloß Literatur. Sie sind real.

Horst Herold, Polizeiliche Datenverarbeitung und Menschenrechte, 1980, zitiert nach Süddeutsche Zeitung, 7.6.2014.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022661950/

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