Hochwasser

Die Linzer sind es gewohnt: Wenn der Rhein über seine Ufer tritt, werden in der Stadt seit je her Straßen und Wege unpassierbar, Keller und Wohnungen unter Wasser gesetzt, Gärten und Wiesen mit Schlamm bedeckt. Seit 1459 zeugen Hochwassermarken am Rheintor von den häufigen Überschwemmungen. Wenige Jahre zuvor, 1456, wird ein bedachter Wehrgang erstmals erwähnt, der von der Südseite der Linzer Burg oben auf der Stadtmauer zu Rheintor und Zollhaus führte und ein ungestörtes Erreichen des Stadtausgangs ermöglichte, auch wenn den Mauerring mal wieder die Fluten des Rheins umspülten.

Beeinträchtigt war immer auch die rechtsrheinische Straßenverbindung durch das Rheintal, die durch Hochwasser noch heute nicht selten unpassierbar ist, und die 1870 fertig gestellte Eisenbahnstrecke. Bis 1882 fuhr die Bahn durch Linz nur auf einem niedrigen Damm und wurde regelmäßig überschwemmt und lahmgelegt. Dann ragten nur noch die Bahnschranken und das Bahnwärterhäuschen aus den Fluten. Erst seit dem Bau des Eisenbahn-Viadukts 1883-86 ist die Trasse vor Hochwasser geschützt.

1882

Der überspülte Bahndamm 1882

Besonders extrem waren in jüngster Zeit das Weihnachtshochwasser 1993 und das Januarhochwasser 1995. Ende Januar 1995 hatte es anhaltende Niederschläge, teils als Regen, teils als Schnee gegeben, wobei die Temperaturen im Rheingraben über Null und auf den Rheinhöhen unter Null gelegen hatten. Ein Temperaturanstieg mit Schneeschmelze und weiteren Regenfällen ließen jetzt eine Hochwasserwelle erwarten. In der Nacht zum Dienstag, den 24. Januar, stieg der Rhein beständig an. Um ein Uhr nachts wurde bei einem Pegelstand von 7,10 Meter die B 42 im Bereich der Fähre überflutet. Bis 18.30 Uhr war der Pegel um einen Meter gestiegen und hatte die B 42 Richtung Linzhausen überspült. Wasser drang auch in das Café Leber am Burgplatz ein.

Hochwasser 1920, Burgplatz<br />
Repro: Stadtarchiv Linz
Hochwasser 1920er Jahre, Burgplatz<br />
Repro: Stadtarchiv Linz
Hochwasser 1920er Jahre, Hotel Europäischer Hof<br />
Repro: Stadtarchiv Linz
Hochwasser 1920er Jahre, Verwaltungsgebäude der Basalt AG<br />
Repro: Stadtarchiv Linz

Am Mittwoch blieb der Wasserstand auf dieser Höhe stehen bzw. fiel sogar leicht, um am Donnerstag ab 15 Uhr plötzlich wieder sehr schnell zu steigen. Um 20 Uhr an diesem Tag erreichte der Pegel eine Höhe von 8,79 Meter, wodurch Wasser auch in das Hotel Weinstock lief. Gegen 23 Uhr war bei einer Höhe von neun Metern die B 42 im Stadtbereich komplett überflutet. Am Montag, den 30. Januar, erreichte das Hochwasser um vier Uhr morgens schließlich seinen Höchststand von 10,28 Meter am Pegel Andernach. Am Linzer Rheintor wurde an der Wasserschmutzkante sogar eine Rheinhöhe von 10,55 Metern abgelesen.

Hochwasser 24.12.1993, Zollstraße<br />
Foto: Feuerwehr Linz
Hochwasser 22.12.1993, Am Gestade<br />
Foto: Feuerwehr Linz
Hochwasser 23.12.1993, Burgplatz<br />
Foto: Feuerwehr Linz
Hochwasser 23.12.1993, Alte Post<br />
Foto: Feuerwehr Linz

Hochwasser 1995, Am Gestade Richtung Rheintor und Burg, Foto: Stadtarchiv Linz
Blick über die B 42 Richtung Linzhausen, im Vordergrund die Kreuzung / Unterführung Am Sändchen, Foto: Stadtarchiv Linz
Hochwasser 1995, Fähranleger, im Hintergrund Haus Bucheneck und das bis unters Dach überflutete Büdchen, Foto: Stadtarchiv Linz
Hochwasser 1995, Blick vom Linzer Kaiserberg auf die Ahrmündung, Repro: Stadtarchiv Linz

Die zehn Höchststände seit 1876 (Pegel Andernach):

Der Linzer Burgplatz auf der Titelseite des San Francisco Chronicle v. 1.2.1995 Repro: Stadtarchiv Linz

Der Linzer Burgplatz auf der Titelseite des San Francisco Chronicle v. 1.2.1995
Repro: Stadtarchiv Linz

1051 cm               23.12.1993

1043 cm               01.01.1926

1040 cm               28.11.1882

1030 cm               16.01.1920

1028 cm               30.01.1995

981 cm
29.05.1983

975 cm                 19.01.1955                           972 cm                 01.01.1948
969 cm                 13.04.1983                           965 cm                 28.03.1988

Hochwassermarken am Rheintor, Rheinseite
Foto: H. Thieme

Quelle: http://archivlinz.hypotheses.org/498

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