Die ersten Nachrichten über den Linzer Karneval stammen vom Beginn der preußischen Zeit nach 1815. 1828 wird durch eine “allerhöchste Kabinettsordre” verfügt, dass „Fastnachts-Masqueraden nur in größeren Städten, wo sie von altersher herkömmlich waren“, stattfinden dürfen. Dieses Verbot musste jedes Jahr beim Herannahen der närrischen Zeit öffentlich bekannt gemacht werden mit dem Hinweis, „dass hiergegen handelnde Individuen zur gesetzlichen Strafe gezogen würden”. Eine kleine Erleichterung ergab sich l838, als der Landrat die Erlaubnis gab, die Polizeistunde an den Karnevalstagen bis 23 Uhr auszudehnen. In diesem Jahr fand auch die erste nachweisbare karnevalistische Veranstaltung in Linz, ein Faschings-Ball, statt. 1858 schließlich teilte der Regierungspräsident auf „allerhöchsten Befehl“ mit, dass „überall, wo dergleichen Maskenzüge bisher üblich waren, dieselben auch fernerhin gestattet werden” sollten. Die Beschränkung nur auf größere Städte war also gefallen.
Der erste Verein, der eine karnevalistische Sitzung in Linz veranstaltet, war der Jünglingsverein, der am 14. Februar 1857 um die Erlaubnis dazu beim Bürger-meister nachsuchte. 1860 liegt dann ein Gesuch von jungen Leuten vor um Genehmigung der neu gegründeten Karnevalsgesellschaft „Pöck de Röck” mit ihren Statuten: Nur Junggesellen durften Mitglied werden, Überschüsse gehen an die Armen.1881 wurden der Karnevalsverein „Mer hahle Pohl” und 1884 die „Linzer Karnevalsgesellschaft” gegründet.
In Letztere aufgenommen werden kann jeder, „der irgend einen elektrischen Funken von Narretei im Leibe hat“. Wöchentlich wird eine Sítzung abgehalten, bei der nur Narretei gesprochen und gesungen werden darf. Hunde dürfen nicht mitgebracht werden, Damen haben freien Eintritt. Zu den Sitzungen der 1888 gegründeten Karnevalsgesellschaft „Mer don doch” dürfen im Gegensatz zu oben „Hunde mitgebracht werden, haben jedoch kein Stimmrecht und dürfen unaufgefordert auch nicht mitsingen. Wer sich roh und unanständig benimmt, wird vom Vorstand ausgewiesen.“ 1894 entsteht die Karnevalsgesellschaft „Jett moß sinn“ zur Organisation eines Rosenmontagszuges. Hier erscheint zum ersten Mal der Geisterzug am Samstag und am Sonntag der 1. Aufmarsch der Funken-Artillerie mit zwei Geschützen in Paradeuniform der früheren Stadtsoldaten, die auch im Zuge mitmarschierten.
Im Zug außerdem „die Teufelsmühle oder die Umschmelzung der 11.000 alten Linzer Jungfrauen”. 1901 wird der Zug von den beiden Karnevalsgesellschaften „Mer don met” und „Wer hätt dat gedaach” veranstaltet. Er führt 15 Programmnummern, darunter zum ersten Mal den Wagen des Prinzen Karneval selbst. Auf den „Kleinen Rat“ der Gesellschaft „Wer hätt dat gedaach“ geht außerdem der 1904 erstmals so genannte Linzer Elferrat zurück.
Zeitungsannoncen, 1912
Diese erste Blüte des Linzer Karnevals wurde durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs und das darauf folgende Verbot aller karnevalistischer Veranstaltungen jäh beendet. Bis in die 1920er Jahre mussten die närrischen Aktivitäten ruhen.
nach: Walter Fuchs, 100 Jahre Linzer Karneval, unv. Manuskript, [Linz 1958] = StAL Ma 29.