Ludwik Fleck (2012:130) bestimmt den von ihm herausgearbeiteten Begriff des Denkstils „als gerichtetes Wahrnehmen, mit entsprechendem gedanklichen und sachlichen Verarbeiten des Wahrgenommenen“. Als unvermeidlich soziales Phänomen ist ein bestimmter Denkstil immer an eine Gemeinschaft, an ein Denkkollektiv, gebunden. Will man den etwas schillernden Begriff des Denkstils etwas detaillierter fassen1, ist es sinnvoll sich genauer dem zu widmen, was Fleck (ebd.:132) die aktiven und „passiven Koppelungen in den wissenschaftlichen Sätzen“ nennt. Doch scheint die Aktivitätsmetapher, die Fleck hier heranzieht, in ihrer Passgenauigkeit mehr zu verwischen, als zu klären. Nichtsdestotrotz kann die Unterscheidung herangezogen werden, um auf Aspekte der Sprachgebundenheit von Wissenschaft hinzuweisen.
Fleck (ebd.:124) beschreibt die Entstehung einer wissenschaftlichen Erkenntnis, einer Tatsache, als phasiert:
„So entsteht die Tatsache: zuerst ein Widerstandsaviso im chaotischen anfänglichen Denken, dann ein bestimmter Denkzwang, schließlich eine unmittelbar wahrzunehmende Gestalt.
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