Wenn man — wie das für das Setzen von Fußnoten schon mal geschieht — einzelnen Begriffen hinterherrecherchiert, die sonst oft selbstverständlich anzitiert oder auch nur im Vorübergehen fallen gelassen werden, wird man ja manchmal überrascht. So ging es mir dieses Wochenende mit der scheinbar so einleuchtenden Metapher des ‚Sitzes im Leben‘. In der Regel kommt sie Linguist_innen im Zusammenhang mit den Kategorien ‚Textsorte‘ oder ‚Gattung‘ unter und ist dann oft so eine hübsch schillernde, begriffliche Abkürzung. ‚Sitz im Leben‘ gibt nicht nur so einen leicht altmodischen Beigeschmack, der ja auch allein schon deswegen cool ist, weil der Ausdruck unübersetzt in den englischen und französischen Diskurs übernommen wurde; die Metapher gibt darüber hinaus so einen soziokulturellen Horizont von Ganzheitlichkeit mitzuverstehen, ohne ihn recht auszubuchstabieren: Ja, auch die gesellschaftliche Wirklichkeit dessen, was ich untersuche, ist mir wichtig. Irgendwie also ein ziemlich effektives Schlagwort. Wo kommt es aber eigentlich her? Und welchen Begriff soll es benennen?
Wendet man sich mit diesen Fragen an den Urheber des Begriffes, kann man mit Erstaunen feststellen, wie ausdifferenziert bereits dort ein Zugriff auf jene Größe ausgearbeitet war, die sehr viel später dann bspw. ‚Textsorte‘ genannt wird.
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