In der Fastenzeit vor Ostern kein Fleisch zu essen, wird derzeit von einer wachsenden Anzahl an Menschen wieder praktiziert, eine Vorschrift der katholischen Kirche ist es jedoch nicht mehr. Um 1900 waren die Fastengebote weitaus strenger (wenn es auch einen beträchtlichen Unterschied zwischen Theorie und Praxis gab). Welchen Einfluss hatte diese Tradition auf die Präsenz vegetarischer Speisen in der Wiener Küche und bedeutete die Fastenzeit eine größere Auswahl an Gerichten für Vegetarier/innen?
Fasten- und Abstinenztage
Im 19. Jahrhundert bestand in der katholischen Kirche über ein Drittel des Jahres aus potentiellen Fasten- und Abstinenztage, an denen Katholik/innen meist kein Fleisch essen sollten. Neben der 40-tägigen Fastenzeit vor Ostern zählte dazu die Fastenzeit vor Weihnachten (die teils nach Martini, teils nach dem 1. Adventsonntag begann, wobei Sonntage ausgenommen waren), außerdem die Quatembertage[1] und die Vigiltage[2]. Freitags sollte das ganze Jahr über kein Fleisch auf den Tisch kommen.
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