Wir überschätzen uns

und unsere alltäglichen Erfahrungen. Wenn wir über die Verdichtung des Alltags und die zunehmende Hektik klagen, dann geht es uns nicht anders als den Menschen vor 100 Jahren im Kaiserreich. Joachim Radkau hat dazu vor einigen Jahren ein schönes Buch geschrieben. Virtuelle Beziehungen zwischen Menschen gab es längst vor dem Internet, Briefe wurden damals geschrieben, das Prinzip war aber nicht anders. Und mediale Überforderung gab es auch schon vor Facebook. Das zeigt ein Artikel von Tomasz Kurianowicz in der heutigen FAZ.

Hier wird auch eine Form von Medienkompetenz beschrieben, die darin besteht, Medien sehr selektiv zu nutzen und sich auf konkrete Aspekte zu konzentrieren. Vielleicht einen Tag keine Mails lesen, nicht im Facebook-Account nachsehen, nicht zu twittern, sondern nur einer Frage systematisch nachzugehen, wobei dann die benutzten Medien völlig gleich sind. Digitale Medien erfordern ein besonders hohes Maß an Konzentration, nur leider wird bislang nicht hinreichend vermittelt, wie die erreicht werden kann.

Quelle: http://digireg.twoday.net/stories/14663575/

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Heeresreform

Ich sitze derzeit u.a. an den Vorbereitungen für mein Seminar zum preußischen Verfassungskonflikt 1862-1864. In der neueren deutschen Geschichte stellt dies Ereignis eine wichtige Wendemarke dar, scheiterten doch nicht nur die heerespolitischen Vorstellungen der preußischen Liberalen, sondern auch deren gesamte politische Konzeption. Das war zwar absehbar, die Folgen haben sich aber bis weit in das 20. Jahrhundert bemerkbar gemacht. Interessant, dass derzeit eine der größten Reformen einer deutschen Armee so fast "nebenbei" erfolgt. Der abgetretene Minister hatte, zwar zu Recht, viel Kritik wegen seines Plagiats erfahren, aber die Reform der Armee wurde und wird kaum kommentiert.

Quelle: http://digireg.twoday.net/stories/14658135/

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Wissenschaftliches Arbeiten

Dirk Matten kritisiert in SPIEGEL online die aktuelle Begutachtungspraxis in deutschen Hochschulen ("Wider die akademische Vetternwirtschaft" http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,747408,00.html) Das klingt auch gut, wenngleich es einige Hochschulen geben dürfte, in denen zumindest Teile seiner Forderungen erfüllt sind (systematische Betreuung, externe Gutachter etwa). Was mich aber stutzig gemacht hat, ist seiner Beschreibung, wie viele Kollegen meist arbeiten: Erst werde ein "grobes Gerüst" der Arbeit zusammen gestellt, dann aus der vorhandenen (digitalen) Literatur per Copy & Paste in ein Dokument eingefügt, und danach dann in "weiteren Integrationsschleifen" entschieden, welche Infos in welcher Form in den endgültigen Text einfließen. Wer so arbeitet, riskiert in der Tat viel. Das gute alte Exzerpieren scheint jedenfalls für Autoren wie Matten keine Rolle mehr zu spielen. Es wird allerdings, so mein Eindruck, auch kaum in den Seminaren vermittelt. Wenn ich nach dem Verzetteln frage (gleich, ob analog oder digital), werde ich meist nur mit großen Augen angesehen.
Vielleicht wäre es an der Zeit, systematischer das sorgfältige und eigenständige Arbeiten für Studierende zu vermitteln. Exzerpieren ist unbeliebt, weil zeitaufwendig, aber es ist oft der einzig sinnvolle Weg, sich ein Thema zu erarbeiten. Gute, knappe Tips liefert dazu etwa Camilla Kutzner: http://imgriff.com/2010/07/12/zuverlaessig-zusammenfassen-exzerpte-fuer-studium-und-schule/

Quelle: http://digireg.twoday.net/stories/14654942/

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Unternehmenskultur

Als ich vor ein paar Tagen einen Artikel über eine neuere Studie zu den Arbeitsbedingungen in Unternehmen von Martha Crowley gefunden habe, musste ich an unsere kleine Studie über die Ilseder Hütte denken. Wir führten damals auch einige Interviews mit mehreren Mitarbeitern. Was uns an diesen Interviews auffiel, war die Irritation der Mitarbeiter, die einerseits nicht nur mit hohem Engagement gearbeitet hatten, sondern auch Lösungen für Produktionsprobleme gefunden hatten, die dem Unternehmen viel Geld sparten. Auf ein Lob hatte man aber offenbar meist vergeblich gewartet (an Geld dachte niemand). In der neueren Unternehmensgeschichte scheint dieser Aspekt, auf den auch Crowley verweist, allerdings nur von untergeordneter Rolle zu sein.

Als ich dann eben auf unserer Website nachsehen wollte, was wir damals veröffentlicht haben, musste ich feststellen, dass durch mehrere Umzüge nicht mehr die Links stimmen. Ich habe deshalb die Daten begonnen, in die Wiki einzupflegen. Hier sind die ersten Ergebnisse zu sehen.

Quelle: http://digireg.twoday.net/stories/14650013/

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Was ich nicht verstehe

... wie immer wieder nur darauf verwiesen wird, es sei so einfach, Texte aus dem Internet zu übernehmen. Mag ja stimmen, aber es war auch noch nie so einfach, solche Textübernahmen zu finden. Das Plagiat ist nicht neu, nur die Spielregeln haben sich geändert. Ansonsten gibt es genug im Netz über den Fall zu lesen - so dass es sich nicht lohnt, hier auch noch zu schreiben.

Quelle: http://digireg.twoday.net/stories/14644019/

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Und wieder …

eine große Überraschung: eines der wichtigsten Ministerien der Nazis war in die Verbrechen "verstrickt", wie die FAZ jetzt meldet. Nun finde ich wirklich nicht, dass wir genug zur Geschichte des Nationalsozialismus geforscht haben. Aber diese effektheischenden Veranstaltungen sind eine andere Sache. Vielleicht muss die Öffentlichkeit ja immer wieder Dinge neu entdecken - während die Forschung schon weiter ist.

Quelle: http://digireg.twoday.net/stories/14637665/

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Zeitstimmen

Zeitstimmen ist ein faszinierendes Projekt des Brandenburgischen Literaturbüros und des Kurt Tucholsky Literaturmuseums in Rheinsberg. Es gibt eine leicht nutzbare Suchmöglichkeit, die Tagebücher sind transkribiert, außerdem Teile davon abgebildet, dazu auch Fotos von den Tagebuichschreibern. Der Zeitraum der Tagebücher umfasst die Jahre seit 1800, die meisten stammen aus dem Zweiten Weltkrieg, davon wieder die Hälfte aus der Phase des Kriegsende. Die Einträge dieser Zeit sind gerade auch als Buch herausgegeben worden:
Peter Böthig (Hg.), Peter Walther (Hg.), Die Russen sind da. Kriegsalltag und Neubeginn 1945 in Tagebüchern aus Brandenburg. Mit einem Essay von Alexander Gauland. Lukas Verlag 2010. Das Buch gibt es auch als e-book.

Quelle: http://digireg.twoday.net/stories/11886983/

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