Umberto Eco über Abschlußarbeiten und Abschreiben

Von Umberto Eco gibt es eine schöne Arbeit, deren Titel in der deutschen Übersetzung lautet: Wie man eine wissenschaftliche Abschlußarbeit schreibt. Neben mir liegt die deutsche Ausgabe von 1997, erschienen bei UTB (Bd. 1512). Dort wendet er sich auch der Frage zu, wie man vorgehen könnte, wenn man wenig Zeit hat. Als erste Variante nennt er die Vergabe der Arbeit an eine andere Person und als 2. das Abschreiben. Allerdings nennt er Bedingungen. So dürfe man nicht aus einem gedruckten Buch abschreiben, "weil ein auch nur einigermaßen informierter Dozent von ihrer Existenz weiß" (S. 11). Man könne aber versuchen, eine ungedruckte Arbeit aus einer anderen Universität abschreiben, müsse dann aber sicherstellen, dass der Dozent dorthin keine Beziehungen habe (etwa dort früher gelehrt habe). Er beendet diesen Absatz mit dem Hinweis: "Auch das Abschreiben einer Arbeit setzt also Forschungsarbeit voraus, die Intelligenz verlangt." (S. 11)

Übrigens ist das Buch auch sonst lohnenswert, etwa wenn er den Zeitaufwand definiert: "Nicht mehr als drei Jahre und nicht weniger als sechs Monate." (S. 27). Bei der Beschreibung derjenigen, die mehrere Jahrzehnte an ihren Arbeit sitzen (auf S. 28), musste ich an ein paar unserer Doktoranden denken. Letztes Jahr hatte ich als Zweitgutachter eine 800 Seiten lange Arbeit zu bewerten, für die der Autor ebenfalls weit über 10 Jahre gebraucht hat. Wirklich lesbar war sie nicht. Hätte doch der Autor einmal bei Eco nachgesehen.

Nebenbei: Es gibt gute Gründe, die gegen eine Dissertation sprechen, SPON hat sie mal aufgelistet.

Quelle: http://digireg.twoday.net/stories/16555662/

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Anthony Grafton über das Schreiben von Büchern und die selbstverschuldete Isolierung…

Anthony Grafton verdanken wir u.a. ein schönes Büchlein über die Geschichte der Fußnote (dessen deutscher Titel allerdings ziemlich blöd ist). Er hat sich jetzt in der NZZ über das Schreiben, das Internet und die Isolierung der Geisteswissenschaftler geäußert. Vielleicht sollten sich das meine Kolleginnen und Kollegen in Hannover einmal ansehen, die sich nur naserümpfend über die NTH äußern.

Quelle: http://digireg.twoday.net/stories/16540035/

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Von wegen, Medienkompetenz

Ich weiß, es gibt gerade andere Probleme, aber ich schlage mich hier mit Essays herum und muss mal etwas "Dampf ablassen". Zwar habe ich kein Plagiat entdecken können (alle wußten aber, dass ich mit Turnitin teste ...), jedoch bin ich überrascht, dass bei mindestens einem Drittel der Arbeiten jegliche bzw. etwas (!) fortgeschrittene Kenntnis einer Textverarbeitung fehlt. Der krasseste Fall: Fußnoten werden in den Text gesetzt, d.h. der Kandidat hat sie wie wir früher bei einer Schreibmaschine an das vermeintliche Ende einer Seite gesetzt. Nutzung einer Rechtschreibprüfung hat sich auch noch nicht herum gesprochen. Formatvorlagen kennen einige auch immer noch nicht. Eine Kollegin meinte vor zwei Wochen in einer Rundmail, dass ja wohl Studierende mit Word arbeiten könnten. Na ja, ich bin da skeptisch und würde ohnehin eher zu OpenOffice.org oder LibreOffice raten. 

Quelle: http://digireg.twoday.net/stories/14874433/

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Landeskundliche Daten

Das HGIS-Portal der Uni Mainz bietet in Fülle von Informationen insbesondere zur Geschichte des 19. Jahrhunderts. Etwas versteckt, aber als erste Information zu deutschen Staaten, Provinzen und Regierungsbezirken sowie "Staatenwelten" (dahinter verbirgt sich nicht nur der Deutsche Bund oder das Deutsche Reich sondern auch die diversen Zollvereine) eine gute Informationsmöglichkeit.

Quelle: http://digireg.twoday.net/stories/14873960/

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Kritik an den deutschen Geisteswissenschaften

In der FAZ kritisiert der Historiker Caspar Hirschi das deutsche System in den Geisteswissenschaften. Wie geradezu absurd das aktuelle System ist, wird noch deutlicher, wenn man es mit den Anforderungen der Studienreform verbindet. Hier hätten massiv feste Stellen geschaffen werden müssen, die auch, aber nicht nur forschungsorientiert sind. Das Gegenteil ist erfolgt. Und wie die Professoren, deren Hauptaugenmerk, auch gefordert durch die Hochschulen und die Wissenschaftsorganisationen, noch Zeit haben, sich einer qualitativ anspruchsvollen Lehre zuzuwenden, wenn sie mit dem Beantragen, Verwalten und Organisieren von Drittmitelaufträgen beschäftigt sind, wird noch nicht einmal gefragt.

Quelle: http://digireg.twoday.net/stories/14870040/

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Wir überschätzen uns

und unsere alltäglichen Erfahrungen. Wenn wir über die Verdichtung des Alltags und die zunehmende Hektik klagen, dann geht es uns nicht anders als den Menschen vor 100 Jahren im Kaiserreich. Joachim Radkau hat dazu vor einigen Jahren ein schönes Buch geschrieben. Virtuelle Beziehungen zwischen Menschen gab es längst vor dem Internet, Briefe wurden damals geschrieben, das Prinzip war aber nicht anders. Und mediale Überforderung gab es auch schon vor Facebook. Das zeigt ein Artikel von Tomasz Kurianowicz in der heutigen FAZ.

Hier wird auch eine Form von Medienkompetenz beschrieben, die darin besteht, Medien sehr selektiv zu nutzen und sich auf konkrete Aspekte zu konzentrieren. Vielleicht einen Tag keine Mails lesen, nicht im Facebook-Account nachsehen, nicht zu twittern, sondern nur einer Frage systematisch nachzugehen, wobei dann die benutzten Medien völlig gleich sind. Digitale Medien erfordern ein besonders hohes Maß an Konzentration, nur leider wird bislang nicht hinreichend vermittelt, wie die erreicht werden kann.

Quelle: http://digireg.twoday.net/stories/14663575/

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