Sprichwörtliches: Buck dich, Jägglin

Am 31. August 1822 erschien im Stuttgarter “Armen-Freund”, einer vergessenen Publikation, in der übrigens das erste gedruckte Gedicht von Mörike publiziert wurde, im Rahmen einer ohne Verfasserangabe veröffentlichten Artikelserie “Beschreibung aller ehemaligen Klöster, Kirchen und Kapellen in Ulm” als Nr. 40 ein kurzer Abschnitt zur Antoniuskapelle vor dem Donautor1

Als die Kapelle im J. 1533 abgebrochen wurde, theilte man die daselbst befindlichen hölzernen Bilder und das Gestühl unter den Armen als Brennholz aus; aus dieser oder einer anderen Kapelle, die damals abgebrochen wurde, erhielt ein armer Weber, Namens Hans Fischer, ein hölzernes St. Jakobsbild, als er es in den Ofen zum Einbrennen schieben wollte, stieß er an etwas an, darauf sprach er: tuckte Jäkle, du must in Ofen; diese Redensart tuckte Jäkle wurde ein Sprichwort in Ulm, zu denen gesagt, welche sich bücken mußten, um irgendwohin zu kommen.

Vermutlich aus dieser Vorlage kannte Gustav Veesenmeyer die Geschichte, der 1869 bei seinem Auszug aus Felix Fabris “Sionpilgerin” ebenfalls die Historie der Ulmer vorreformatorischen Kapellen aufarbeitete.2 Der Ausspruch des Webers ist mit einer Spur Dialekt angereichert worden: “Duck de Jäkele, du mußt ‘nein”. Veesenmeyer sah darin einen Beleg, wie sehr um 1530 der Heiligenglaube bereits zerstört gewesen sei.

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Quelle: http://archivalia.hypotheses.org/54368

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Wie können die Historischen Grundwissenschaften in die akademische Lehre integriert werden?

Studienmanager Andreas Frings macht sich Gedanken.

Ich möchte daher auch meine Meinung zur Diskussion stellen. Als in Aachen noch Geld für meinen Lehrauftrag da war, habe ich wiederholt quellenkundliche Veranstaltungen durchgeführt, in denen ich versucht habe, Hilfswissenschaften vorzustellen. Ich habe mehrfach den klassischen Kanon in ergänzter Form (z.B. Handschriftenforschung, digitale Unterlagen) mit Kurzreferaten in einer Stunde vorstellen lassen. Dabei habe ich viel Wert darauf gelegt, dass nur die “Essentials” dargestellt wurden und angegeben wurde, welche Internet- und Literaturquellen sich zum Nachschlagen eignen.

Bei Ahasver von Brandt finden sich im “Werkzeug des Historikers” behandelt: Historische Geographie mit Kartographie (wird nur wenig in der Lehre berücksichtigt), Chronologie (kommt in mediävistischen Proseminaren vor), Genealogie, Allgemeine Quellenkunde, Paläographie, Diplomatik (ebenfalls im mediävistischen Proseminar besprochen), Aktenkunde (wird in Proseminaren zu frühneuzeitlichen Themen von quellenaffinen DozentInnen gelehrt), Heraldik, Sphragistik, Numismatik.

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Quelle: http://archivalia.hypotheses.org/54347

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Jahresrückblick Kulturgut 2015

Im Jahr 2015 wurden in diesem Weblog nur drei Beiträge publiziert:

Spitzenstücke aus der Schweinfurter Bibliothek Otto Schäfer verscherbelt (7. Januar 2015)

Nur wenig gerettet – Jahresrückblick Kulturgut 2014 (12. Januar 2015)

Die Tegernseer Schlossbibliothek, keine Geschichtsquelle? (20. Februar 2015)

Häufiger wurden Meldungen auf unserer Facebook-Seite Rettet die Stralsunder Archivbibliothek verbreitet und noch häufiger in Archivalia (mit Kategorie Kulturgut), das im Dezember 2015 in das Blogportal Hypotheses umgezogen ist. Ich versuche die wichtigsten Themen aus den gut 120 Blogeinträgen in Archivalia 2015 zusammenzustellen.

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Quelle: https://kulturgut.hypotheses.org/491

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Biographien zu Freiburger Persönlichkeiten um 1500

Rosemarie Merkel/Hans Schadek: Ulrich Zasius ‘Geschichtbuch’ der Stadt Freiburg im Breisgau. Eine Sammlung exemplarischer Einzelfälle zur städtischen Politik, Rechts- und Verwaltungspraxis im Spätmittelalter. Hrsg. von Hans Schadek. Bd. 2: Biographien (= Veröffentlichungen aus dem Archiv der Stadt Freiburg im Breisgau 40/2). Freiburg im Breisgau: Stadtarchiv 2015. 504 S., 25 Abb. 30 Euro (Bd.

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Quelle: http://archivalia.hypotheses.org/54053

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Grundfragen des Wissenschaftsbloggens

Mareike König hat im Redaktionsblog ein Interview mit mir geführt, das unter CC-BY steht.

8016200072_36046a718f_bIm Dezember 2015 hat de.hypotheses.org mit der Migration des Blog-Flaggschiffs “Archivalia” prominenten Zuwachs bekommen. Seit 2003 ist Archivalia als Gemeinschaftsblog aktiv und gilt damit als “Mutter aller deutschsprachigen geisteswissenschaftlichen Blogs”1. Archivalia zeichnet sich durch eine bunte Themenvielfalt aus, wie ein Blick auf die rund 50 Kategorien im Blog zeigt: Es geht um Geschichte allgemein, digitale Geschichte, Archiv- und Bibliothekswesen, Digitalisierung, Schutz von Kulturgütern, Urheber- und Archivrecht, Datenschutz und vor allem und immer wieder um Open Access. Gerade als “Sturmgeschütz für Open Access”2 hat sich Archivalia auch international einen Namen gemacht.

Technisch war die Migration des Blogs von twoday.

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Quelle: http://archivalia.hypotheses.org/53894

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Unerkannte Lyrik Clemens Brentanos im “Hürnen Siegfried” des Guido Görres (1843)


Wie die Falken in den Höhen spähend
Fluges Kreise drehend,
Auf den Augen, in den Seen
Beute schauen
Sieht der Weise
Drehend an dem Zauberringe
Durch die grauen
Zeiten Kreiße
Spähend
Ferne Dinge.

Mit diesem Gedicht des romantischen Dichters Clemens Brentanos (GND) endet der von mir in Joseph Görres über den Denkmalschutz und die Zerstörung der Wormser Johanniskirche am Dom (1808) herangezogene Aufsatz von Hartwig Schultz: »Rosengarten überm Rhein«. Zwei unbekannte Gedichte Clemens Brentanos. In: Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts 1995, S. 22–34. Eine Brentano-Bibliographie von 20091 weist zu dem Gedicht außer der vermeintlichen Editio princeps keine weitere Literatur nach. Als ich wissen wollte, ob es im Netz etwas dazu gibt, stieß ich via Google auf des Guido Görres Schrift “Der hürnen Siegfried und der Kampf mit dem Drachen” (Schaffhausen 1843)2. In ihr befindet sich nicht nur das Falken-Gedicht, sondern auch – leicht geändert – das zweite von Schultz abgedruckte und 1825/28 datierte Gedicht “Überm Rosengarten”, das an das zur aventiurehaften Dietrichepik zählende mittelalterliche Versepos “Rosengarten zu Worms” anknüpft3. In der Weimarer Arnim-Ausgabe von 2014 plädierte Renate Moering für eine frühere Entstehung unter dem Eindruck des Worms-Besuchs 18064.

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Quelle: http://archivalia.hypotheses.org/53861

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Bernhard Sittich, der Herold “Romreich” (um 1500) und seine Amtsvorgänger

Der oberste königliche Herold1 führte in Deutschland im 15. und frühen 16. Jahrhundert den Amtsnamen “Romreich”. Am besten unterrichten über die Reihe dieser Amtsträger die Arbeiten von Nils Bock: Die Herolde im römisch-deutschen Reich (2015) und “Herolde im Reich des späten Mittelalters. Forschungsstand und Perspektiven” in der Francia 20102 Leider ist Bock eher desinteressiert an der Prosopographie der Herolde, was sich auch an dem schlechten Register der deutschen Herolde in der Monographie3 zeigt. Ich möchte Ergänzungen zum letzten Herold Romreich vorlegen, dem einzigen, über den man – nach derzeitigem Kenntnisstand – einige persönliche Details erfährt.

Der erste Herold Romreich ist bezeugt, als im Vorfeld der Schlacht bei Tannenberg 1410 das Heer des Deutschen Ordens den Wappenkönig Romreich ins gegnerische Lager entsandte4. 1413 ernannte Sigismund seinen Herold Paulus “Romrich” zum König aller Herolde im römischen Reich5. Es ist nicht ersichtlich, wie Bock6 auf die Idee kommt, diesem Paul den vorherigen Amtsnamen Ungarland beizulegen.

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Quelle: http://archivalia.hypotheses.org/53568

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Der Manuskripte-Katalog des Augsburger Antiquars Wilhelm Birett 1833

Was hat der mittelhochdeutsche Roman ‘Friedrich von Schwaben’ mit der seligen Ursula Haider und dem Geislinger Buchbinder Johannes Richenbach zu tun? Neben Google & Co. ist das eigene Gedächtnis mitunter ein guter Wegweiser beim Herstellen von Verknüpfungen.

Einmal mehr wandelte ich in Siegfried Ringlers Fußstapfen bei der Beschäftigung mit dem literarischen Nachlass der Villinger Äbtissin Ursula Haider (GND) und ihres Konvents aus dem Spätmittelalter. Über Haider handelte jüngst – wenig aufregend – Marie Luise Ehrenschwendtner: Jerusalem behind Walls: Enclosure, Substitute Pilgrimage, and Imagined Space in the Poor Clares’ Convent at Villingen. In: Mediaeval Journal 3, 2 ( 2013), S. 1-38. Sie geht in den Fußnoten 51 und 101 auf den Katalog des Augsburger Buchhändlers Wilhelm Birett (1793-1837; GND) 1833 ein, der eine große Anzahl höchst interessanter Handschriften aufführt und von Arno Mentzel-Reuters bei der MGH als PDF und von der UB Frankfurt ins Netz gestellt wurde.



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Quelle: http://archivalia.hypotheses.org/53273

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Jahresrückblick Archivalia 2015

Die größte Änderung in der Geschichte dieses seit 2003 bestehenden Blogs vollzog sich vor gut einem Monat: Archivalia zog von Twoday zu Hypotheses um. Ich muss auch hier Sascha Foerster für seinen tollen Einsatz danken. Schon im Mai 2015 lasen wir von ihm:

Funfact des Tages: in der 60MB großen Exportdatei von @Archivalia_kg steht 21x “Idiot”, 2x “Arschloch” und 3x “Penner”.
Aber 0mal von KG!

— Sascha Foerster (@Sascha_Foerster) 12. Mai 2015

Die neue Heimat, die mich freundlich aufgenommen hat, ermöglicht nun auch eine bequeme Übersicht zur Beitragsfrequenz. Ich muss lediglich die Monatszahlen addieren, um die Gesamtzahl der 2015 veröffentlichten Einträge zu errechnen: 2859 (also durchschnittlich knapp 8 pro Tag).

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Quelle: http://archivalia.hypotheses.org/53170

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