Bernhard Sittich, der Herold “Romreich” (um 1500) und seine Amtsvorgänger

Der oberste königliche Herold1 führte in Deutschland im 15. und frühen 16. Jahrhundert den Amtsnamen “Romreich”. Am besten unterrichten über die Reihe dieser Amtsträger die Arbeiten von Nils Bock: Die Herolde im römisch-deutschen Reich (2015) und “Herolde im Reich des späten Mittelalters. Forschungsstand und Perspektiven” in der Francia 20102 Leider ist Bock eher desinteressiert an der Prosopographie der Herolde, was sich auch an dem schlechten Register der deutschen Herolde in der Monographie3 zeigt. Ich möchte Ergänzungen zum letzten Herold Romreich vorlegen, dem einzigen, über den man – nach derzeitigem Kenntnisstand – einige persönliche Details erfährt.

Der erste Herold Romreich ist bezeugt, als im Vorfeld der Schlacht bei Tannenberg 1410 das Heer des Deutschen Ordens den Wappenkönig Romreich ins gegnerische Lager entsandte4. 1413 ernannte Sigismund seinen Herold Paulus “Romrich” zum König aller Herolde im römischen Reich5. Es ist nicht ersichtlich, wie Bock6 auf die Idee kommt, diesem Paul den vorherigen Amtsnamen Ungarland beizulegen.

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Quelle: http://archivalia.hypotheses.org/53568

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Der Manuskripte-Katalog des Augsburger Antiquars Wilhelm Birett 1833

Was hat der mittelhochdeutsche Roman ‘Friedrich von Schwaben’ mit der seligen Ursula Haider und dem Geislinger Buchbinder Johannes Richenbach zu tun? Neben Google & Co. ist das eigene Gedächtnis mitunter ein guter Wegweiser beim Herstellen von Verknüpfungen.

Einmal mehr wandelte ich in Siegfried Ringlers Fußstapfen bei der Beschäftigung mit dem literarischen Nachlass der Villinger Äbtissin Ursula Haider (GND) und ihres Konvents aus dem Spätmittelalter. Über Haider handelte jüngst – wenig aufregend – Marie Luise Ehrenschwendtner: Jerusalem behind Walls: Enclosure, Substitute Pilgrimage, and Imagined Space in the Poor Clares’ Convent at Villingen. In: Mediaeval Journal 3, 2 ( 2013), S. 1-38. Sie geht in den Fußnoten 51 und 101 auf den Katalog des Augsburger Buchhändlers Wilhelm Birett (1793-1837; GND) 1833 ein, der eine große Anzahl höchst interessanter Handschriften aufführt und von Arno Mentzel-Reuters bei der MGH als PDF und von der UB Frankfurt ins Netz gestellt wurde.



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Quelle: http://archivalia.hypotheses.org/53273

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Jahresrückblick Archivalia 2015

Die größte Änderung in der Geschichte dieses seit 2003 bestehenden Blogs vollzog sich vor gut einem Monat: Archivalia zog von Twoday zu Hypotheses um. Ich muss auch hier Sascha Foerster für seinen tollen Einsatz danken. Schon im Mai 2015 lasen wir von ihm:

Funfact des Tages: in der 60MB großen Exportdatei von @Archivalia_kg steht 21x “Idiot”, 2x “Arschloch” und 3x “Penner”.
Aber 0mal von KG!

— Sascha Foerster (@Sascha_Foerster) 12. Mai 2015

Die neue Heimat, die mich freundlich aufgenommen hat, ermöglicht nun auch eine bequeme Übersicht zur Beitragsfrequenz. Ich muss lediglich die Monatszahlen addieren, um die Gesamtzahl der 2015 veröffentlichten Einträge zu errechnen: 2859 (also durchschnittlich knapp 8 pro Tag).

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Quelle: http://archivalia.hypotheses.org/53170

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Weiter Streit um Anne Franks Tagebuch

“Der französische Blogger Olivier Ertzscheid (unser Resümee über seinen Streit mit dem Anne-Frank-Fonds) hat das Tagebuch jetzt im Niederländischen online gestellt. Die Agentur AFP (hier im FAZ.Net) erläutert: “Nach Ansicht des Fonds, der von Annes Vater Otto Frank gegründet wurde, handelt es sich bei dem Tagebuch um ein posthum veröffentlichtes Werk, bei dem eine 50-jährige Schutzfrist vom Zeitpunkt der Veröffentlichung an gelte. Da der vollständige Text erst 1986 veröffentlicht worden sei, sei er noch bis 2037 urheberrechtlich geschützt.” (Perlentaucher) [Siehe auch Heise.]

Ich rätsele noch, was das für eine nationale Rechtsnorm sein soll. Wer kann helfen?

Europarechtlich einheitlich ist die Editio princeps von gemeinfreien Werken geregelt, bei der zuvor unveröffentlichte Werke, die gemeinfrei geworden sind oder niemals geschützt waren, 25 Jahre lang geschützt sind (siehe Artikel 45o niederländisches Urheberrecht und § 71 UrhG in Deutschland).

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Quelle: https://archivalia.hypotheses.org/53159

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Irminen-Bilder

Wenig bekannt ist die angeblich am 24. Dezember verstorbene St. Irmina von Trier, zweite Äbtissin des Klosters Oeren (GND), über deren Kult grundlegend Martina Knichel 2001 (PDF) gehandelt hat, der ich das Folgende aus gegebenem Anlass als kleines Angebinde widmen möchte, nämlich einen kleinen Strauß Abbildungen aus dem Netz, die Irmina zeigen oder sich auf sie beziehen. Ich kann und will aber nicht mit dem Artikel von Georges Kiesel über Irmina im Lexikon der christlichen Ikonographie 7 (1968), Sp. 7-8 konkurrieren, der vergleichsweise viele Abbildungen Irminas nachwies.

Die fromme Legende machte Irmina zu einer Tochter König Dagoberts, üblicherweise Dagobert I., aber auch Dagobert II.

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Quelle: http://archivalia.hypotheses.org/52910

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Karl Gottfried Scharolds Annentafel und “Der Jüngling von Doch”

Im ersten Band des “Archiv des Historischen Vereins für den Untermainkreis” stellte 1833 der Würzburger Legationsrat und Redakteur der Zeitschrift, Karl Gottfried Scharold (1769-1847)1, ein bemerkenswertes Zeugnis des Kults der St. Anna am Ausgang des Mittelalters vor.2 In seinem Besitz befand sich eine Holztafel mit Pergamentblättern, die eine von ihm abgedruckte Mirakelerzählung enthielten:

“Das Original, von welchem die obige Legende nebst angehängten Gebeten abgedruckt ward, ist auf zwei Pergamentblättern geschrieben, die auf zwei hölzernen Tafeln, jede von 2 Schuh 4 Zoll 4 Linien Höhe und 1 Schuh 9 1/2 Zoll Breite, aufgeklebt und mit einer Holzleiste eingefaßt sind, so daß sie mit den Holztafeln fast gleiche Höhe und Breite haben. Durch zwei eiserne mit Gewerben versehene Bänder sind beide Bretter so mit einander verbunden, daß sie nach Belieben aufgeschlagen oder zusammengelegt und, mit einem vorn angebrachten eisernen Reiber verschlossen, im Innern die Handschrift enthalten. Auf der Vorderseite der obern der zusammengelegten Tafeln ist in Oel die in der Legende erwähnte ‘Sant Annaselbdritt,’ abgemalt, welche, auf einer Bank ruhend, mit der rechten Hand ihre daneben stehende Tochter Maria am linken Arm erfasset, und links auf ihrem Schooße das nackte Jesuskind sitzen hat.” (S. 169).

Ob die Tafel, über deren Verbleib mir derzeit nichts bekannt ist, tatsächlich, wie Scharold wenig später vermutete,3, mit der 1502 konfirmierten Annen-Bruderschaft der Würzburger Marienkapelle in Verbindung stand, muss offen bleiben.

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Quelle: https://archivalia.hypotheses.org/52737

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Der Rothenburger Ratsherr Johann Rauchpar (1581-1651) als historischer Sammler

Von Johann Rauchpar (GND 100244580) wusste man bisher vor allem, dass er eine Genealogie der Grafen von Oettingen verfasst hat, die 1775 von Jakob Paul Lang in Wallerstein aus der Handschrift in den Druck gegeben wurde (Google Books; zeitgenössische Rezension). Die Einleitung gibt eine knappe Biographie Rauchpars und zitiert aus einem Lang aus Rothenburg übermittelten Werk Rauchpars über seine eigene Familie. Besser informiert zeigt sich Paul Schatternmann: “Johann Rauchbar (Rauchpar), geb. 17. Juli 1581 als Sohn des Würzburgischen Schultheißen zu Tiefenstockheim, erste Ehe 11. Juni 1611 mit Sibylla Schöppler, Tochter des Oetting. Rats und Lehenspropstes Martin Schöppler, zweite Ehe 27. April 1619 mit Judith Bezold, Tochter des Reichsrichters Leonhard Bezold. Rauchbar war Schwiegervater des Oetting. Generalsuperintendenten Georg Herrnschmidt (gest.

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Quelle: https://archivalia.hypotheses.org/52409

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F. W. E. Roth und die Vita Annonis minor (Darmstadt, ULB, Hs. 945)

1887 veröffentlichte der nassauische Privatgelehrte FWE Roth: Eine ungedruckte Vita Erzbischofs Anno II. von Köln. In: Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde 12 (1887), S. 209-217 (online DigiZeitschriften). Er machte damit auf eine bedeutende romanische Handschrift der heutigen Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt aufmerksam, die aufgrund ihres eindrucksvollen Bildnisses des Kölner Erzbischofs Anno1, umgeben von seinen Kloster- und Stiftsgründungen, schon wiederholt in Ausstellungen zu sehen war und ganz zu Recht einen Artikel in der Wikipedia besitzt (das Lemma Vita Annonis Minor bezieht sich auf den Haupttext). Die ca. 1180/81 datierte Handschrift wurde wohl im Kloster Siegburg geschrieben und hat wohl im 1183 erfolgreich beendeten Prozess über die Heiligsprechung Annos als Beweismaterial vorgelegen2. Die kürzere Anno-Vita war eine “Werbeschrift” für “Sankt” Anno, die Annos Leben noch heiligmäßiger erscheinen lassen sollte als die ältere Vita aus dem beginnenden 12. Jahrhundert, Kultpropaganda also.



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Quelle: http://archivalia.hypotheses.org/52342

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