Virtuelles Sit-In

Daniel Becker

Online-Demonstrationen oder virtuelle Sit-ins sind eine Form des electronic civil disobedience, die in Computernetzwerken wie dem Internet praktiziert werden. In Anlehnung an die Sit-ins/Sitzstreiks der amerikanische Bürgerrechtsbewegung der 1960er Jahre stellen sie eine Form des gewaltlosen Protestes dar, bei dem ein Ort oder ein Gebäude durch massenhaftes Sitzen blockiert und für eine andere Nutzung unzugänglich gemacht wird. Im Unterschied zur (Haus-)Besetzung ist diese Blockade aber nur temporär angelegt und dient primär der Aufmerksamkeit und nicht der dauerhaften Inbesitznahme. Als virtuelle Sit-ins werden in der Regel koordinierte Attacken vieler Computersystem auf ein anderes bezeichnet, die mit dem Ziel durchgeführt werden, die Struktur des angegriffenen Systems zu überlasten und deren Dienst nicht mehr verfügbar zu machen; sogenannte DDoS-Attacken (Distributed Denial of Service). Im Allgemeinen ist der virtuelle Sit-in nur ein Werkzeug für Netzaktivisten, er war aber ein wesentlicher Bestandteil des Toywar (1999/2000), zwischen dem Künstlerkollektiv etoy und dem Unternehmen eToys.

Dem Toywar ging ein Streit zwischen dem amerikanischen New-Economy Unternehmen eToys und dem besagten Künstlerkollektiv um die Domain www.etoy.com voraus.

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Quelle: http://nomoi.hypotheses.org/761

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Wenn die Erzählung stoppt: Erinnerung und Gegenwärtigkeit in Filmen zur Leningrader Blockade


Das Unaussprechliche sichtbar machen: „900 Days“ und „Blockade“

Die Blockade von Leningrad durch deutsche und finnische Truppen in den Jahren 1941 bis 1944 forderte schätzungsweise 1,1 Millionen Opfer aus der russischen Zivilbevölkerung. Sie gilt als eines der größten Kriegsverbrechen des Zweiten Weltkriegs. Im Rahmen der vom Institut für Slavistik der LMU organisierten internationalen Tagung “Narrating the Siege. The Blockade of Leningrad and its Transmedial Narratives” (18. bis 20. Juni 2015) wurden im Vortragssaal der Münchner Stadtbibliothek die Filme „900 Days“ von Jessica Gorter (2011) und „Blockade“ von Sergej Loznica (2005) gezeigt. Die mehrfach ausgezeichneten Dokumentarfilme bringen auf einzigartige und sehr unterschiedliche Weise die Blockade von Leningrad ins Bewusstsein.

Die Unterschiede in der Darstellung der Blockade beziehen sich vor allem auf die konzeptionelle Grundlage, mit der das Verhältnis von „Gegenwärtigkeit“ und „Erinnerung“ in beiden Filmen verhandelt wird.

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Quelle: https://erinnerung.hypotheses.org/422

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