Die Glaubwürdigkeit der Nachrichten

Was soll man noch glauben? Von den verschiedenen Kriegsschauplätzen kamen Schreckensnachrichten, die stets aufs Neue das drohende Desaster an die Wand malten. Es war nicht einfach, aus der Fülle der einlaufenden Avisen – wie man damals oft Nachrichten nannte – das herauszufiltern, was sich als glaubwürdig und wahr erweisen sollte. Dabei gab es auch im 17. Jahrhundert so etwas wie eine Nachrichtenflut. Wer jemals Korrespondenzserien aus dieser Zeit im Archiv durchgesehen hat, wird wissen, was ich meine: Mitunter sind einem einzelnen Brief mehrere Kopien anderer Schreiben beigefügt, so daß eine einzelne Sendung zu einem regelrechten Briefpaket wurde. Wenn man dann noch mehrere derartige Briefpakete mit demselben Eingangsdatum vorfindet, läßt sich ermessen, daß der Empfänger viel zu lesen hatte – und entscheiden mußte, welche von all den übersandten Nachrichten er denn ernst nehmen sollte.

Der vorliegende Fall greift ein Beispiel aus dem März 1634 heraus. Damals berichtete der kurkölnische Agent Johann van der Veecken Neuigkeiten an Kurfürst Ferdinand von Köln, die nichts Gutes verhießen.

[...]

Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/866

Weiterlesen

Einquartierungen im Gebiet von Fulda (1623)

Tilly ließ nicht mit sich reden: Die Einquartierung mußte sein. In dem Tenor schrieb er im November an den Fürstabt von Fulda, der sich darüber beschwert hatte, daß einige fuldische Dörfer doch „zur Contribution adsignirt worden“ seien(Generalleutnant Tilly an den Fürstabt Johann Bernhard von Fulda, Hersfeld 8.11.1623, Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen A 10, Bd. 2 Manuskripte II, Bd. 93: Fürstabtei Fulda fol. 183-183, 186‘ Ausf.). Die Klage des Fürstabts war nicht unbegründet, denn der Generalleutnant sprach in seiner Antwort selbst von seinem „steiffen vorsaz“, das Stift Fulda nicht mit Militär der Katholischen Liga zu belegen. Der ursprüngliche Plan konnte jedoch nicht umgesetzt werden. Tilly stellte fest, daß die bislang ausgeschriebenen Gebiete zur Kontribution nicht ausreichten; also war man gezwungen, „in der nähe noch etliche dorffschafften zur assistenz ahnzuwenden“.

Der Vorgang an sich war nicht spektakulär, die gesamte Organisation des Kriegswesens beruhte ja darauf, die Unterhaltung der Truppen aus dem Land zu bestreiten. Deswegen ging es in einem Feldzug immer auch darum, gute Quartiere für die eigenen Regimenter zu erwerben. Aber auch unter Verbündeten kam es deswegen zum Streit; der Konflikt zwischen der Armee der Liga und der kaiserlichen unter Wallenstein in den 1620er Jahren spielte sich vielfach vor diesem Hintergrund ab. Die Einquartierung im Gebiet der Fürstabtei Fulda berührte hingegen noch ein anderes Problem.

Denn der Fürstabt von Fulda war Mitglied der Katholischen Liga. Dieser Bund verstand sich nun als Defensivorganisation, deren vornehmstes Ziel es war, den Krieg von den Gebieten der Ligastände fernzuhalten. Konkret hieß das, daß auch Einquartierungen auf ligistischen Territorien zu vermeiden waren. Wofür sollte man Truppen unterhalten, wenn diese auf eigenem Gebiet unterhalten werden mußten und dort weitere Kosten und womöglich immense Schäden verursachten? Dieses Kalkül war Tilly natürlich sehr wohl bewußt und wurde ihm von den Ligaständen auch immer wieder neu vorgehalten.

Dabei ging es Tilly hier gar nicht um Fulda; er hatte seine Truppen im hessischen Raum einlogiert, um den Landgrafen von Hessen-Kassel in Schach zu halten, einen calvinistischen Reichsfürsten, der aus kaiserlich-ligistischer Perspektive ein Unruhestifter war. Entsprechend war Tillys Hauptquartier in dieser Phase des Kriegs in Hersfeld, ein Stift, das zu Anfang des Jahrhunderts säkularisiert worden und an Hessen-Kassel gefallen war. Gleichwohl konnte der ligistische Generalleutnant Fulda nicht verschonen.

Doch er bemühte sich, daß diese Einquartierung so glimpflich wie möglich ablief. Es wurden nicht reguläre Truppen einquartiert, vielmehr ging es Tilly darum, seinen „Hofstaat“ unterzubringen: Auch der Feldherr der Liga hatte ein eigenes Gefolge, das versorgt werden mußte. Vor allem waren es Mitglieder der Militärverwaltung und einige weitere Offiziere samt ihrer Dienerschaft. Mochte auch deren Unterhaltung nicht ganz billig sein, war es eben doch nicht die wilde Soldateska, mit der man sonst klarkommen mußte. Und Tilly hatte noch einen Trost bereit: Er sagte dem Fürstabt zu, „vff andere begebenheiten“ das Stift „in ein vnd anderen nach möglichen dingen zuuerschonen“. Ob er selbst daran glaubte?

Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/405

Weiterlesen