Der Stellenwert des Diariums

Unter dem Stichwort „Wissen und Berichten“ fand in der vergangenen Woche ein Tagung an der RWTH in Aachen statt. Dabei ging es um europäische Gesandtenberichte der Frühen Neuzeit in praxeologischer Perspektive. Unter der Leitung von Thomas Dorfner, Thomas Kirchner und Christine Roll diskutierte eine Runde aus WissenschaftlerInnen über verschiedene Aspekte, die von den Medien des Berichtens über die Gesellschaft der Gesandten und die Bedeutung der Berichte für die Gesandten selbst bis hin zu Fragen der Rezeption und Publikation der Berichte reichten. Einige Beiträge kreisten um Relationen von Gesandten am Zarenhof im 18. Jahrhundert und bildete einen thematischen Schwerpunkt, der durch eine Quellenedition initiiert wurde, die unter der Leitung von Franziska Schedewie in den vergangenen Jahren erarbeitet und in Bälde auf perspectivia.net freigeschaltet werden wird.

Zum Dreißigjährigen Krieg gab es auch Vorträge. Der Beitrag von Dorothée Goetze zu kaiserlichen Gesandtenberichten im Umfeld des Westfälischen Friedens mußte leider entfallen; ich selbst habe zur Berichtspraxis von Johann van der Veecken, des kurkölnischen Agenten in Den Haag, vorgetragen. Vor allem aber hat Lena Oetzel über die Tätigkeit der kursächsischen Gesandten auf dem Friedenskongreß referiert.

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Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/886

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Die Glaubwürdigkeit der Nachrichten

Was soll man noch glauben? Von den verschiedenen Kriegsschauplätzen kamen Schreckensnachrichten, die stets aufs Neue das drohende Desaster an die Wand malten. Es war nicht einfach, aus der Fülle der einlaufenden Avisen – wie man damals oft Nachrichten nannte – das herauszufiltern, was sich als glaubwürdig und wahr erweisen sollte. Dabei gab es auch im 17. Jahrhundert so etwas wie eine Nachrichtenflut. Wer jemals Korrespondenzserien aus dieser Zeit im Archiv durchgesehen hat, wird wissen, was ich meine: Mitunter sind einem einzelnen Brief mehrere Kopien anderer Schreiben beigefügt, so daß eine einzelne Sendung zu einem regelrechten Briefpaket wurde. Wenn man dann noch mehrere derartige Briefpakete mit demselben Eingangsdatum vorfindet, läßt sich ermessen, daß der Empfänger viel zu lesen hatte – und entscheiden mußte, welche von all den übersandten Nachrichten er denn ernst nehmen sollte.

Der vorliegende Fall greift ein Beispiel aus dem März 1634 heraus. Damals berichtete der kurkölnische Agent Johann van der Veecken Neuigkeiten an Kurfürst Ferdinand von Köln, die nichts Gutes verhießen.

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Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/866

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Johann van der Veecken, ein kurkölnischer Agent in Den Haag

Heute ein kurzer Hinweis in eigener Sache. Schon des öfteren habe ich über Themen berichtet, die einen Bezug zu Johann van der Veecken hatten. Das kam nicht von ungefähr, denn in den vergangenen Monaten habe ich mich intensiver mit ihm beschäftigt. Das Ergebnis ist jetzt im Druck nachzulesen:
„Nachrichten aus Den Haag. Johann van der Veecken als kurkölnischer Agent zur Zeit des Dreißigjährigen Kriegs“, in: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein 217 (2014), S. 63-147.

Damit habe ich etwas abgearbeitet, was schon seit langen Jahren bei mir auf dem Schreibtisch lag – jedenfalls in den unteren Sedimentschichten. Denn bereits beim Schreiben der Dissertation war ich auf Veeckens Berichte gestoßen. Und sehr schnell ist mir seine Bedeutung klargeworden: ein Agent, ein Diplomat niederen Ranges also, der in Den Haag die Angelegenheiten des Kurfürsten von Köln wahrnimmt und gleichzeitig für die Informationsbeschaffung zuständig ist.

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Quelle: https://dkblog.hypotheses.org/662

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Briefe für Monsieur Junius

Am Ende hatte es doch noch geklappt: Nach monatelangen Verhandlungen ließ Kaiser Ferdinand II. Geleitbriefe für Gesandte ausfertigen, die den Pfalzgrafen Friedrich auf dem anstehenden Kurfürstentag zu Regensburg vertreten sollten. Was eigentlich eine Routineangelegenheit darstellte, war hier durchaus heikel. Denn der Pfalzgraf hatte mit seiner Ächtung im Jahr 1621 alle Titel und Ansprüche verloren und befand sich seitdem im Exil in Den Haag. Immer noch reklamierte er den böhmischen Königstitel für sich, und immer noch bemühte er sich um die Restitution all seiner Herrschaftstitel, die er seit dem für ihn desaströsen Ausgang des böhmischen Kriegs verloren hatte.

Dazu war es wichtig, überhaupt wieder auf die politische Bühne zurückzukommen, und ein Kurfürstentag, wie er für den Sommer 1630 in Regensburg ausgeschrieben war, stellte ein zentrales Ereignis dar, wollten hier doch die Kurfürsten mit dem Kaiser darüber beraten, wie ein allgemeiner Friede wiederherzustellen sei. Aber nicht nur die Kurfürsten waren zugegen, auch viele andere Reichsstände und auswärtige Potentaten schickten Gesandte; der Kurfürstentag war so etwas wie ein Ersatz für den Reichstag.

Und der Pfalzgraf hatte es nun tatsächlich geschafft: Er deputierte Johann Joachim von Rusdorf, den führenden Kopf der pfälzischen Exilregierung, nach Regensburg. Rusdorf war ein erfahrener Diplomat, und er kam nicht allein. Vielmehr schloß er sich Sir Robert Anstruther, dem Gesandten der englischen Krone, an. Auch dies war schon ein politisches Zeichen, denn die Pfälzer setzten sehr auf die politische Unterstützung des englischen Königs, und dies sollte auch auf dem Kurfürstentag sinnfällig werden.

Die Verhandlungen in Regensburg standen oft schon im Mittelpunkt des wissenschaftlichen Interesses, und hier verdanken wir Dieter Albrecht eine mustergültige Edition im Rahmen der Briefe und Akten. Dort findet sich nun der Hinweis, daß Rusdorf seine Berichte aus Regensburg an Ludwig Camerarius, Theobald Moritz und einen gewissen „Monsieur Junius“ („Mr. Junius“) schickte (S. 699 und 706). Ersterer hatte lange Jahre die pfälzische Exilpolitik geleitet, stand allerdings seit 1626 in schwedischen Diensten; Moritz war pfälzischer Sekretär und Rat. Doch wer war Junius? Albrecht setzt in seiner Edition den Namen in Ab- u.Abführung, distanziert sich also von ihm, den er nicht recht einzuordnen vermag, und fügt im Register dann doch erläuternd hinzu: „pfälzischer Rat“ (S. 776).

Ich möchte hier einen anderen Vorschlag machen, nachdem mir im Zuge meiner Arbeit um den kurkölnischen Gesandten Johann van der Veecken ebenfalls ein Junius untergekommen ist – und zwar an prominenter Stelle: Veecken stand auch in Kontakt mit ihm, denn er war der Sekretär des Prinzen Friedrich Heinrich von Oranien, der als Statthalter der Generalstaaten von zentraler politischer Bedeutung war. Wenn dieser Junius tatsächlich der Adressat der Rusdorfschen Berichte war, erscheinen die Korrespondenzen des pfälzischen Gesandten aus Regensburg in einem neuen Licht. Denn alle diese Briefe gingen nach Den Haag, adressierten aber jeweils verschiedene politische Kreise: Indem er an Moritz schrieb, bediente er einmal die eigenen Leute, also die Pfälzer; mit Camerarius bezog er nicht nur einen alten Bekannten mit ein, sondern den Repräsentanten der schwedischen Macht, und mit Junius wahrte er den Kontakt zum Statthalter Friedrich Heinrich, mithin also zu den Generalstaaten. (An die Engländer mußte er nicht schreiben, Anstruther war ja mit ihm in Regensburg.)

An der Stelle wird wieder einmal deutlich, wie sinnvoll online verfügbare Quelleneditionen sind. Anstatt hier weitläufig für das Blog zu schreiben, wäre es viel einfacher, eine Online-Ressource direkt zu ergänzen – und sei es nur ganz einfach und billig in einem Kommentarfeld zu einem PDF.

Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/557

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Kriegsgreuel in Bayern

Nachdem Gustav Adolf Mitte April 1632 den Übergang über den Lech bei Rain erzwungen hatte, war einfach kein Halten mehr. Kurfürst Maximilian flüchtete mit einigen Truppen in die Landesfestung Ingolstadt, das Land stand den Schweden offen. Doch auch wenn die Ligaarmee geschlagen war, bedeutete dies nicht, daß sich die Landbevölkerung gegenüber den Eindringlingen zurückhielt. Die Bauern wehrten sich, so gut sie konnten. Und darüber hinaus nahmen sie grausame Rache an den schwedischen Söldnern, von denen sie umgekehrt ebensowenig Schonung erwarten konnten. Wieder einmal eskalierte die Gewalt, wie schon so oft in diesen Kriegsläuften.

Eigentlich war dies kein Grund, sich darüber zu wundern, man hatte oft genug davon gehört, vielleicht sogar selbst Erfahrungen gemacht. Gleichwohl haben die Berichte, die man damals aus dem Süden des Reiches bekam, ihre Wirkung nicht verfehlt. Dies läßt sich jedenfalls an den Korrespondenzen des kurkölnischen Agent Johann van der Veecken ablesen (für das Folgende: Veecken an Kurfürst Ferdinand von Köln, Den Haag 28.5.1632, LA NRW, Abt. Rheinland, Kurköln VII 51/2 fol. 73‘ Ausf.). In seinen Briefen an Kurfürst Ferdinand wird allerdings auch der Zwiespalt deutlich, in dem er sich befand. In Den Haag nahm er in der Bevölkerung eine deutliche pro-schwedische Haltung wahr, und im Frühjahr 1632 fieberte man eindeutig mit Gustav Adolf mit: „De rebus Germaniae hic magna pro rege Swetiae apud plebem spes est“ – was Veecken als Katholik und Agent des Kurfürsten von Köln sicherlich nicht immer mit Gleichmut hat aufnehmen können.

Die Nachrichten aus Bayern berichteten von den ungeheuren Verwüstungen, die die Schweden anrichteten. Fast 400 Dörfern seien bereits in Schutt und Asche gelegt. Der Agent lieferte auch gleich eine Erklärung für die Zerstörungswut der Invasoren: Die bayerischen Soldaten hätten die schwedischen Söldner verstümmelt und ihnen Ohren und Nasen abgeschnitten („ob mutilatos a milite Bauarico milites Swecos et auribus nasisque truncatos“). Veecken war sich schon im Klaren darüber, daß Übertreibungen in Berichten über Kriegsereignisse an der Tagesordnung waren – gerade wenn es um Kriegsgreuel ging. Entsprechend schob er ganz vorsichtig nach: „an verum nescio“. Doch die Kautele war in diesem Fall gar nicht nötig. Die Berichte, die in Den Haag ankamen, übertrieben kaum. Und sie wurden bestätigt durch Zeugnisse der Gegenseite. Auch wenn er seine Erlebnisse erst einige Jahre später veröffentlichte, entspricht der Befund dem Bild, das der Schotte Robert Monro über seine Kriegserfahrungen zeichnete.

Monro befand sich 1632 in der schwedischen Armee, die damals in Bayern operierte. Der Schotte referierte durchaus im Detail von einzelnen Ereignissen, die er offenbar selbst erlebt hatte. Bei ihm ist auch von den Verstümmelungen die Rede, die die schwedischen Söldner erlitten, wenn sie in die Hände des Feindes fielen. Im Gegenzug brannten die Schweden viele Dörfer nieder [Monro, His expedition with the worthy Scots regiment (called Mac-Keyes-regiment) levied in August 1626 : P. 1.2. , London 1637, hier II, 122].

In der Forschung wird durchaus darauf verwiesen, daß diese Verwüstungen durchaus dem Kalkül des schwedischen Königs entsprachen. Gustav Adolf verfolgte hier eine Kriegführung der verbrannten Erde, die Maximilian von Bayern seine Ressourcen entziehen sollte (siehe Albrecht, Maximilian, S. 827). Weder Monro noch Veecken gingen auf diesen Aspekt ein. Beim Agenten wundert dies noch am wenigsten, er hatte sich in diesen Wochen um andere Probleme zu kümmern, die die Kriegsereignisse in seiner direkten Umgebung betrafen. Die Ereignisse im Reich und zumal in Bayern waren für ihn nur ein fernes Wetterleuchten.

Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/529

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Eine Siegesfeier in Den Haag

Der kurkölnische Agent Johann van der Veecken hatte sich im Jahr 1631 einige Zeit von seinen Amtsgeschäften zurückziehen müssen und war nach Spa gereist, um dort eine Trinkkur zu machen. Doch bei der Rückkehr wartete eine Überraschung auf ihn: Gerade als er wieder nach Den Haag zurückgekommen war – es war mittlerweile Mitte Oktober geworden –, traf er prompt auf den Gesandten der schwedischen Krone, der „facibus et ignibus triumphalibus“ den Sieg zelebrierte, den sein König über die Kaiserlichen errungen hatte.

Veecken war lange genug im Geschäft, um abschätzen zu können, wie man mit Neuigkeiten umzugehen hatte. Der Krieg im Reich war zwar weit entfernt, und viele einlaufende Nachrichten erwiesen sich oftmals als übertrieben oder einfach falsch. Aber in dem Fall bestand kein Zweifel, daß der schwedische König und der mit ihm verbündete Kurfürst von Sachsen am 17. September bei Breitenfeld eine große Schlacht gewonnen hatten. Das Heer der Kaiserlichen sei vernichtet, Tilly gefallen. Der schwedische Gesandte ließ keinen Zweifel an der Zuverlässigkeit dieser Informationen. Und Veecken tat das, wofür er als Agent engagiert war: Er berichtete dies Kurfürst Ferdinand von Köln, seinem Auftraggeber.

Die Berichte Veeckens fielen durchweg lakonisch aus; Emotionen brachen sich bei ihm nur selten Bahn. Auch dieses Beispiel vom 15. Oktober 1631 (LA NRW, Abt. Rheinland, Kurköln VII 51/1 fol. 95 Ausf.) machte keine Ausnahme. Und doch war spürbar, daß diese Nachricht an sich und offenbar auch die Siegesfeier des schwedischen Diplomaten in Den Haag einen gewissen Eindruck auf den Agenten hinterlassen hatten. Schon ein paar Tage später kamen zwar Berichte ein, daß Tilly doch nicht tot sei. Doch diese Korrektur änderte nichts an der militärischen Katastrophe. Genau dies brachte Veecken auch schon in diesem Brief vom 15. Oktober auf den Punkt: Nun müsse man befürchten, daß sich die ganze Situation im Reich von Grund auf verändern würde; dem Kaiser und den katholischen Reichsfürsten drohe nun die allerhöchste Gefahr („Vnde verendum ne magna rerum vicissitudo in Jmperio oriatur, et Jmperatori Principibusque Catholicis maximum immeneat periculum.“).

Mit dieser Einschätzung lag Veecken vollkommen richtig – und auch das historische Urteil heutzutage wird kaum anders ausfallen. Dies mag man heute als nicht wirklich überraschend abtun, denn wenige Schlachten endeten mit einem so eindeutigen Ergebnis wie die bei Breitenfeld. Doch eine solche Betrachtung erfolgt zu sehr aus der sicheren Perspektive des Historikers. Vor dem Hintergrund der damals so häufig kursierenden und so unentwirrbar erscheinenden Mißinformationen mußten die Diplomaten schon ein Gespür für die wirklich wichtigen Entwicklungen haben. Beim Agenten in Den Haag war dies augenscheinlich der Fall. Veecken schloß seinen Bericht für Kurfürst Ferdinand mit einem Stoßgebet. Er sollte es in den folgenden Wochen und Monaten noch häufiger tun; die Ereignisse im Reich gaben ihm jedenfalls Anlaß genug dafür.

Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/518

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Audienz bei einem Geächteten

Das Schicksal Friedrichs V. von der Pfalz berührt vordergründig nur die Anfangsphase des Dreißigjährigen Kriegs: zunächst als pfälzischer Kurfürst einer der wichtigsten Reichsfürsten, dann König von Böhmen, um kurz darauf geächtet und als „Winterkönig“ verspottet alles zu verlieren und ins Exil nach Den Haag zu gehen. Bei den Generalstaaten hatte er zwar Zuflucht gefunden, doch seine Machtgrundlagen waren verschwunden. Gleichwohl setzte er in den folgenden Jahren alles daran, um auf die politische Bühne des Reiches zurückzukehren, die pfälzischen Besitzungen und ebenso auch die böhmische Krone wiederzugewinnen. Immerhin gab es noch Kriegsunternehmer wie Mansfeld und Christian von Braunschweig, die vorgaben, für die Sache des Pfälzers zu streiten, und nach wie vor flossen Gelder aus Frankreich, England und den Niederlanden, um diese Feldzüge zu finanzieren.

Auf der kaiserlichen Seite sah die Sache anders aus. Für Ferdinand II. und dem mit ihm verbündeten Maximilian von Bayern mitsamt der Liga war Friedrich nur der „exilierte Pfalzgraf“. Mit einem Reichsächter konnte man keinen Umgang haben, als politischer Faktor war Friedrich rechtlich betrachtet ausgeschaltet. Und Maximilian, der Friedrichs pfälzische Kurwürde nach Bayern transferiert hatte, dachte gar nicht daran, den Exilierten durch diplomatische Kontakte aufzuwerten. Doch war nicht zu übersehen, daß man über die Machenschaften in Den Haag Bescheid wissen mußte. Was ging am Hof des exilierten Rex Bohemiae vor? Das wollte man schon gerne erfahren, doch durfte dies nicht über offizielle Kanäle erfolgen.

Es gab aber einen indirekten, eleganteren Weg. Ferdinand, als Bruder Maximilians von Bayern, unterhielt einen eigenen Agenten in Den Haag. Damit war kein Geheimdienstler gemeint, sondern ein diplomatischer Vertreter auf ganz niedriger Stufe – das war zum einen hinsichtlich des repräsentativen Aufwands billig und zum anderen politisch unverfänglich. Dieser Agent versorgte Ferdinand, der als Kurfürst von Köln unmittelbarer Nachbar der Generalstaaten war, permanent mit Nachrichten über die aktuellen Vorgänge in Den Haag und kümmerte sich auch um kurkölnische Belange bei den Generalstaaten. Er sollte nun auch auf den Pfalzgrafen ein Augenmerk haben.

Tatsächlich knüpfte dieser Agent namens Johann van der Veecken Kontakte zum Gefolge des Pfalzgrafen. Ja, mitunter berichtete er sogar von direkten Gesprächen mit Pfalzgraf Friedrich selbst. Berichte über diese Audienzen schickte er dann an Kurfürst Friedrich – der die wirklich brisanten Informationen über den exilierten Friedrich gleich exzerpierte und nach München weitersandte. Auf pfälzischer Seite wird man schon gewußt haben, welche Dimension diese Gespräche mit Veecken hatten; wer weiß, was man dort alles lanciert hatte, im sicheren Bewußtsein, daß diese über kurz oder lang doch bei Maximilian von Bayern landen würden.

Jedenfalls entwickelten sich hier auf ganz unverfängliche Weise Kontakte zwischen den mächtigen Fürsten im Reich und dem Geächteten im Haager Exil – Kontakte, die es eigentlich gar nicht geben durfte, die aber trotzdem für beide Seiten wichtig waren. Ich habe vor Jahren schon einmal dieses Themen im Umfeld der bayerischen Pfalzpolitik gestreift (im Katalog zum „Winterkönig“ von 2003), will mich demnächst aber noch einmal intensiver mit der Figur des kurkölnischen Agenten Veecken auseinandersetzen.

Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/514

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