Gebietsbezogene Entscheidungen

Beleg aus Nurn im Landkreis Kronach (Oberfranken)

Die Antworten der Gewährspersonen lassen bisweilen keine eindeutige Zuordnung zu einem Genus zu. Der oben abgebildete Beleg Ohabe aus Nurn im Landkreis Kronach beantwortet die Frage nach der Sense, mit der Getreide gemäht wird. Ohabe kann sowohl als Maskulinum Anhauer als auch als Femininum Anhaue interpretiert werden. Gibt es in den geographisch umliegenden Belegen zu einem Stichwort eine klare Tendenz zu einem Genus, werden Zweifelsfälle wie Ohabe im Sinne des Gebietes entschieden. Sollte dies nicht möglich sein, wird kein Genus angegeben und die – in der Regel maskuline Endung – in Klammern gesetzt.

Siehe Beispiel Anhaue(r) bzw. Anhauer (NKB 03:08 „die Sense, mit der Getreide geschnitten wird“) in der folgenden Tabelle und Karte:

Stichwort Grammatik Original Ort GPKommentar
Anhaue(r) S NomSg Åhaue Weißenstadt e zum a hin
Anhaue(r) S NomSg Onhaue Harsdorf
Anhaue(r) S NomSg Ohhaue Bärnreuth mit Gitter, Stoff, Stäben
Anhaue(r) S NomSg Ohabe Nurn
Anhauer Sm NomSg Ohawä Reichenbach Anhauer
Anhauer Sm NomSg De Ōhaber Haßlach bei Teuschnitz ist Anhauer, weil mit ihm das Getreide abgemäht wird, aber so, daß es am noch stehenden lehnt und dann abgerafft wird!
Anhauer Sm NomSg Ōhābe Pressig ist Anhauer

Karte: Getreidesense – Anhaue(r) – Wächler  (Graphik: Milena Gropp/Sofie Schuh)



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Quelle: http://fraenkisch.hypotheses.org/197

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kreischen – kreißen – kreißten

kreischen – kreißen – kreißten

Eine Wortfamilie und ihre Geographie in Franken

von Alfred Klepsch

Die Wortfamilie kreißen besteht in der neuhochdeutschen Standardsprache aus zwei Verben, nämlich kreißen „Geburtswehen haben“ und kreischen „schrill schreien“. Kreischen ist von kreißen als sk-Bildung abgeleitet (Kluge-Seebold s.v. kreischen[1]). Kreißen kommt im Niederländischen als krijten „kreischen, schreien, weinen“ vor und ist im Nhd. kaum noch geläufig, sieht man von dem Kompositum Kreißsaal ab. Das DWB verzeichnet kreiszen (5, 2164), das nur noch im Niederdeutschen und Niederländischen „starkförmig“ vorkomme, kreischen (5, 2153), das seit der mhd. Sprachstufe schwach flektiert werde und kreisten „stöhnen“ (5, 2161) Kreisten komme in neuerer Zeit nur noch in westmitteldeutschen Mundarten vor, bis in die frühneuhochdeutsche Zeit jedoch als schwaches Verb insbesondere in mundartnahen Texten aus Franken (Hugo v. Trimberg, Hans Sachs) nachzuweisen ist.

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Quelle: https://fraenkisch.hypotheses.org/139

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„Das Bier ist matt.“


Auswertung der Frage 5 des Fragebogens LVIII aus dem Jahr 1976

Die ersten Erhebungen der Dialekte in Franken unternahm die Kommission für Mundartforschung der Bayerischen Akademie der Wissenschaften im Jahr 1913. Ihr folgte eine Reihe weiterer Dia­lekterhebungen. Die umfänglichste fand von 1961 bis 2001 statt. In diesem Zeitraum erreichten über 48.000 ausgefüllte Fragebö­gen die Forschungsstelle des Fränkischen Wörterbuchs (WBF).[1] Diese Erhebungsserie wird derzeit elektronisch erfasst und mit dem Ziel ausgewertet, ein Online-Wörter­buch zu erarbeiten.

Ausgehend von der Frage „Welche Leistungen kann ein Online-Wörterbuch anbieten, die über die Beschreibung eines Einzellem­mas hinaus gehen?“ hat man im Online-Wörterbuch „elexiko“ neue Typen von Wortartikeln entwickelt. In den sogenannten „Wortgruppenartikeln“ werden zu einem bestimmten Wort „sinnverwandte Wörter zusammen[ge]fass[t], […] die Stichwörter eines Themenfeldes betrachte[t] und Wortfelder“ erstellt (Klosa 2015:34).

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Quelle: http://fraenkisch.hypotheses.org/15

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