Englische Reiseimpressionen, II

Die Reise Arundels begann am 7. April 1636 in Greenwich und führte ihn von Margate auf den Kontinent. Die Reisegesellschaft landete auf generalstaatischem Gebiet. In Den Haag traf Arundel den Prinzen von Oranien, die Generalstaaten, einige andere Diplomaten sowie die Witwe des exilierten Kurpfälzers, aus englischer Sicht immer noch die „Queen of Bohemia“ (S. 1). Bereits nach einigen Tagen brach die Reisegruppe auf, um ins Reich zu gelangen. Doch genau in diesem Moment geriet der englische Ambassadeur ins Kriegsgebiet – und Arundel und sein Gefolge erlebten in diesen Tagen hautnah, was es hieß, sich inmitten des Kriegstheaters zu befinden.

Der Weg führte an der Schenkenschanz vorbei, einer strategisch wichtigen Rheininsel, die erst im vergangenen Jahr von spanischen Truppen erobert worden war (siehe dazu auch diesen Blogpost; alles weitere hier nach den S. 1-4 des Reisediariums).

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Quelle: https://dkblog.hypotheses.org/673

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Die Kapuziner in der Schenkenschanz (1635)

Im Jahr 1635 gelang den spanischen Truppen am Niederrhein noch einmal ein großer Coup: Völlig überraschend nahmen rund 500 Soldaten der geldrischen Garnison am 28. Juli 1635 die Schenkenschanz ein. Diese Landspitze, die durch die Aufspaltung des Rheins in die Waal und den Nederrijn entstanden war, hatte eine immense strategische Bedeutung, zumal in dieser Gegend die Grenze zwischen dem Herzogtum Kleve und den Generalstaaten verlief. Letztere hatten diesen Ort schon früh im Achtzigjährigen Krieg besetzt und zu einer starken Festung ausgebaut – sie galt als das Tor zu den Niederlanden. Auf den Erfolg der Spanier, der eine unmittelbare Bedrohung darstellte, leiteten die Generalstaaten umgehend Maßnahmen zur Wiedergewinnung dieser zentralen Position ein: Bereits wenige Tage später begann die Belagerung der Schenkenschanz.

Ungeachtet dieser fortwährenden kriegerischen Auseinandersetzungen setzten die Spanier auch bald schon ein konfessionspolitisches Zeichen. Denn im Herbst 1635 wurden die ersten Kapuzinerpatres in die Schenkenschanz entsandt; es sollte offenbar der Grundstein für einen Konvent des Ordens gelegt werden, der im Schutz der Garnison seine gegenreformatorische Wirkung entfalten sollte. Man versprach sich einige Gestaltungsmöglichkeiten, denn um den Konvent entspann sich sofort eine Konkurrenz zwischen den rheinischen und den flämischen Kapuzinern.

Selten wird die Bedingtheit von militärischem Erfolg und dessen konfessionspolitischer Ausnutzung so sinnfällig wie hier. Dabei kann man sich fragen, ob die Einrichtung eines Konvents zumal in dieser frühen Phase nicht vor allem einen symbolischen Charakter hatte. An ein echtes gegenreformatorisches Wirken war in dieser Situation gar nicht zu denken. Das lag aber nicht nur an der Belagerung durch die niederländischen Truppen; auch die nach wie vor starken generalstaatischen Garnisonen in den Städten des Herzogtums Kleve verdeutlichten, wie militärisch unentschieden die Lage nach wie vor war. So wurde mit der Kapuzinerresidenz vor allem ein Zeichen gesetzt gegen die „widrige Religion“ – und dies ließ sich auch als unmittelbare Antwort verstehen auf die evangelische Kirche, die erst im Jahr 1634 im Bereich der Schenkenschanz gebaut worden war.

Natürlich ist mir klar, daß diese Episode nicht zum Dreißigjährigen Krieg gehört, sondern zum Konflikt zwischen der spanischen Krone und den Generalstaaten. Doch spielte sich dieser Krieg zeitgleich auch auf Reichsboden ab, und gerade der Niederrhein war die Region, in der sich die Heere beider Konflikte auf engstem Raum begegneten. Als Hinweis auf den Themenkomplex von Konfessionalisierung und Krieg ist die Gründung dieses Kapuzinerklosters allemal wichtig genug.

Die Geschichte der Kapuziner in der Schenkenschanz war ausgesprochen kurz. Die Belagerung dauerte noch bis Ende April 1636, dann fiel die Feste wieder an die Generalstaaten – und das war auch das Ende des Konvents. Einschlägige Informationen dazu finden sich im Nordrheinischen Klosterbuch. Lexikon der Stifte und Klöster bis 1815, Teil 2: Düsseldorf bis Kleve (hrsg. von Manfred Groten, Georg Mölich, Gisela Muschiol, Joachim Oepen), das in Kürze erscheinen wird. (An der Stelle gilt mein Dank dem Autor Manuel Hagemann und dem wiss. Fachredakteur Wolfgang Rosen dafür, daß ich freundlicherweise den einschlägigen Artikel vorab einsehen konnte.)

Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/82

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