Sektion 5: Abstract des Vortrags von Anna Katharina Fahrenkamp M.A. über die Zusammenarbeit im “Kölnflocken”-Projekt

Anna Katharina Fahrenkamp M.A. beleuchtet die „Kooperation im ‚Kölnflocken‘-Projekt“, in dem die Fragmente der geborgenen Archivalien des Historischen Archivs der Stadt Köln gesichert, restauriert und digitalisiert werden.

Seit dem Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln am 03. März 2009, bei dem etwa 90 Prozent der Bestände verschüttet wurden, werden neue Wege der Zusammenarbeit im archivischen und restauratorischen Kontext beschritten, um das betroffene Archivgut bestmöglich zu erschließen und zu erhalten. Seit dem Unglück besteht eine Kooperationspartnerschaft zwischen dem Historischen Archiv der Stadt Köln und dem Landschaftverband Rheinland, die in dem Vortrag in ihrer Vielfalt erläutert wird. So stellt der LVR in seinem Archiv in Pulheim-Brauweiler etwa 500 Meter Magazinfläche für die geborgenen Kölner Schriftstücke zur Verfügung, durchnässte Archivalien wurden im LVR-LandesMuseum in Bonn vakuumgefriergetrocknet. Auch in der Bergungserfassung zur Identifizierung der geborgenen Archivalien werden im Rahmen der Kooperation Mitarbeitende vom Landschaftsverband Rheinland abgeordnet. Der Vortrag behandelt im Wesentlichen das im Jahr 2011 entstandene Projekt, in dem die geborgenen Fragmente konservatorisch behandelt werden. Aufgrund der Beschädigungen ist der vollständige Informationsgehalt der Objekte nicht mehr gewährleistet und die Zuordnung zu einem Bestand als schwierig anzusehen. Die zum Teil stark verschmutzten und fragilen Fragmente, die aus allen Sammlungsepochen des Archivs stammen, werden von einem Expertenteam bearbeitet. Ziel ist es, die Papiere für eine Digitalisierung vorzubereiten, um sie in einem nächsten Schritt virtuell puzzeln zu können. Die computerunterstützte Rekonstruktion erfolgt anhand prägnanter Merkmale wie Risskanten, Papierfarben, Text- und Linienverläufen. Abschließend wird skizziert, wie das virtuell zusammengefundene Dokument als Vorlage für die physische Rekonstruktion bzw. für die Restaurierung dienen kann. Neuartige Verfahren und maschinenunterstützte Arbeitsprozesse werden entwickelt und erprobt, um künftig aus Fragmenten wieder Dokumente entstehen zu lassen.

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Kurzbiographie von Anna Katharina Fahrenkamp M.A.

  • Handwerkliche Ausbildung zur Buchbinderin im Bereich Einzel- und Sonderfertigung im Niedersächsischen Staatsarchiv Wolfenbüttel
  • Studium „Präventive Konservierung“ in der Fachrichtung Buch und Papier an der HAWK Hildesheim. Abschluss: Bachelor of Arts, 2009
  • Studium „Konservierung und Restaurierung“ in der Studienrichtung Schriftgut, Buch und Graphik an der HAWK Hildesheim. Abschluss: Master of Arts, 2011
  • Während des Studiums verschiedene Praktika in der freien Wirtschaft (Zentrum für Bucherhaltung Leipzig), im Museum (Deutsches Historisches Museum, Berlin) und in einer Bibliothek (Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek, Göttingen) in den Bereichen der Bestandserhaltung und Restaurierung
  • Seit 2011 Betreuung des Projektes zur Reinigung und Glättung der Fragmente des Historischen Archivs der Stadt Köln beim Landschaftsverband Rheinland, Archivberatungs- und Fortbildungszentrum
  • Mitarbeit im Projekt zur digitalen Rekonstruktion Kölner Fragmente (DRKF)
  • Seit 2014 Dozententätigkeit an der Archivschule Marburg im Bereich der Bestandserhaltung

Quelle: http://lvrafz.hypotheses.org/1466

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Sektion 3: Abstract zum Referat von Dipl.-Archivar David Kraus über die Zentralisierung von Sportbeständen

Dipl.-Archivar David Kraus spricht in seinem Referat „Überlieferungsbildung in der Fläche. Zur zentralen Archivierung von Überlieferungen aus saarländischen Sportverbänden und Sportvereinen“ über den Aufbau eines zentralen Saarländischen Sportarchivs.

Im Saarland ist es 2001 gelungen, der Überlieferung des archivisch bislang vernachlässigten Gesellschaftsbereichs Sport eine sichere Heimstätte zu geben. Als Kooperationspartner haben der Landessportverband für das Saarland als Dachorganisation des saarländischen Sports und das Land Saarland zueinander gefunden und gemeinsam das Saarländische Sportarchiv im Landesarchiv des Saarlandes eingerichtet, ohne eine dafür notwendige archivtechnische Infrastruktur neu schaffen zu müssen. Quasi als Zentralarchiv des Saarsports bemüht sich das Saarländische Sportarchiv um die Archivierung überlieferungswürdiger Unterlagen von Sportverbänden, Sportvereinen, bedeutenden Sportlern, wichtigen Funktionären und Sammlern und stellt sie einem breiten Interessentenkreis unter Wahrung archivrechtlicher Belange zur Nutzung bereit. Um Redundanzen zu vermeiden und die verschiedenen Sportüberlieferungen aufeinander abzustimmen, werden bei der Überlieferungsbildung alle relevanten Registraturbildner berücksichtigt, selbst die staatlichen Sportreferate werden miteinbezogen.

Als die größte Herausforderung im Archivierungsgeschäft mit dem Privatschriftgut des Sports stellen sich bisher jedoch die Uneinsichtigkeit der Archivierungs-Verständnisverweigerer und die Unbekümmertheit der eigenmächtigen Aktenentsorger in manchen Verbänden und Vereinen dar.

Der Vortrag gibt einen Einblick in den Aufbau, die Aufgaben und die Arbeitsweise dieses saarländischen Kooperationsprodukts des organisierten Sports und der staatlichen Archivverwaltung. Daneben stellt er den zahlreichen Vorteilen einer solchen Archivierungslösung auch Problemstellungen gegenüber.

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Kurzbiographie von Dipl.-Archivar David Kraus

  • 2000–2003: Ausbildung zum Diplom-Archivar (FH) in Baden-Württemberg
  • Seit Okt. 2003 Archivar im Landesarchiv Saarbrücken: hauptsächlich mit Aufbau und Führung des Saarländischen Sportarchivs betraut, daneben zahlreiche Betätigungsfelder für das Landesarchiv (u. a. Vertretung des Saarlandes im Fototechnischen Ausschuss der ARK)

Quelle: http://lvrafz.hypotheses.org/1433

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Sektion 1: Abstract zum Referat von Jacques van Rensch Mr. über niederländische Kooperationsprojekte mit Ehrenamtlichen

Jacques van Rensch Mr. (Regionaal Historisch Centrum Limburg, Maastricht) berichtet in seinem Referat „Genealogen in NL in Verbindung mit ‚Foto zoekt familie‘-Projekt des Koninklijk Institut voor de Tropen“ über die sowohl hilfreiche als auch aufwendige Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen

Seit fast zwei Jahrzehnten hat in den Niederlanden die Zusammenarbeit zwischen freiwilligen oder ehrenamtlichen Mitarbeitern und Archiven einen rasanten Aufschwung genommen. Das erste große Projekt auf nationaler Ebene war in den 1990er Jahren das beim damaligen Reichsarchivdienst in Angriff genommene Projekt „Genlias“, eine zentrale Datenbank, in der Informationen aus allen Urkunden des Personenstandsregisters gespeichert wurden. Das Projekt, das teilweise noch immer läuft (www.wiewaswie.nl), wäre ohne das Engagement von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die die Daten in die Datenbank übertragen, nicht denkbar gewesen.

In den letzten Jahren gibt es eine ganze Reihe von größeren und kleineren Projekten, an denen sich Freiwillige beteiligen. Meistens ist es nicht schwierig Freiwillige anzuwerben, z.B. über einen Bericht in der Lokalzeitung. Bekannt aus letzter Zeit sind das Projekt „Foto zoekt Familie“, ein Projekt des Koninklijk Instituut voor de Tropen und „Viele Hände machen leichte Arbeit“. Bei diesem Kooperationsprojekt werden durch „crowdsourcing“ Massenakten digitalisiert (z.B. Eintragungsregister für Wehrpflichtige, Kataster und Grundbuch oder Polizeimelderegister), die Freiwillige nachher zu Hause auswerten und in einer zentralen Datenbank speichern (www.velehanden.nl).

Ehrenamtliche nehmen dem Archiv viel Arbeit ab, aber man bekommt die Arbeit nicht umsonst. Es erfordert einen gewissen Personaleinsatz des Archivs, es müssen Büroräume und Computer bereitgestellt werden und es fallen Reisekosten an. Man sollte darauf achten, dass die Aufgaben der Ehrenamtlichen auf deren Interessen und Kenntnisse abgestimmt sind. Hinzu kommt, dass das Archiv auch verantwortlich für eine gewisse Qualitätssicherung ist. Es gibt auch Grenzen des Einsatzes: Bei klassischen Verzeichnungsarbeiten, z.B. bei Kirchenarchiven und Vereinsarchiven, sind die Erfahrungen mit ehrenamtlichen Mitarbeitern bis auf wenige Ausnahmen nicht so günstig.

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Kurzbiographie von Jacques van Rensch

  • Seit 2005 Reichsarchivar in der Provinz Limburg beim Regionaal Historisch Centrum Limburg
  • Jura-Studium an der Universität Nimwegen, Archivausbildung an der Reichsarchivschule
  • 1978–1992 Abteilungsleiter Stadtarchiv Maastricht und 1992–2005 Reichsarchiv Limburg: Verzeichnung von Archiven, archivrechtliche Fragen
  • Forschung: Rechtsgeschichte, Geschichte kirchlicher Institutionen und Adelsgeschichte

Quelle: http://lvrafz.hypotheses.org/1391

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