Die Vermittlerrolle des Bruders

Leonie Volmer

Familie Heinrich Echtermeyer
Familie Heinrich Echtermeyer

In der Arbeiterschicht führte die kriegsbedingte Abwesenheit der Männer nicht selten zu einschneidenden Veränderungen in der Familienstruktur, aus der die Frauen zumindest phasenweise gestärkt hervorgingen.[1] Anders war dies hingegen in den bäuerlichen Schichten. Die Frau war schon immer als feste Familienarbeitskraft miteingeplant, das verdiente Geld Familienlohn. Gravierende Änderungen in der Familienstruktur blieben aus, als die Männer in den Krieg zogen und die Frauen mit der Aufgabe, die Familie zu versorgen, zu Hause zurück blieben. Trotz allem fehlte eine Arbeitskraft. Heinrich Echtermeyer verließ sich darauf, dass sein Bruder Bernhard zumindest einen Teil seiner Rolle auf dem heimatlichen Hof in Halverde übernahm, wie aus seinen Briefen deutlich hervorgeht: „[Ich] Bitte Dich, hilf meiner Frau so gut zurecht wie Du kannst.“[2] Solche und ähnliche Wendungen finden sich in seinen Feldpostsendungen immer wieder.

Bernard und Maria Echtermeyer
Bernard und Maria Echtermeyer

Es ist auffallend, wie häufig Echtermeyer in diesen Briefen und Postkarten an seinen Bruder von seiner Frau schreibt.

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Quelle: http://feldpost.hypotheses.org/693

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Ein Soldat war nie nur ein Soldat


Der Ehemann im Ersten Weltkrieg

Jennifer Hake

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Da mit der Einberufung in den Ersten Weltkrieg „den Familien der Ernährer, Berater, Vater [und] hauptsächliche Träger des sittlichen Zusammenhalts entzogen“ wurde,[1] änderte sich vielfach auch das klassische Bild des Mannes. Dessen Aufgabe war es von nun an, für das Vaterland zu kämpfen. Während die Aufgaben und Verantwortlichkeiten der Soldaten im Vergleich zu ihren früheren Leben stark abnahmen, nahmen die der Frauen mehr und mehr zu. Birte Kundrus, die über die Kriegerfrauen des Ersten und Zweiten Weltkrieges geforscht hat, schreibt „aufgrund der Übernahme von Mannesarbeit und ihres eigenständigen Handelns“[2] wie beispielsweise das Tätigen von Geschäften gar von einer „Vermännlichung“. Aus den Briefen des Soldaten August Jasper geht hervor, dass er seine Frau Bernhardine mit ihren neuen Aufgaben nie ganz allein ließ. Er war nicht nur Soldat, sondern versuchte auch aus der Ferne weiterhin ein fürsorglicher Vater und liebender Ehemann zu sein, in dem er seiner Familie in seinen Briefen mit Rat und Tat bei Seite stand. So gab er seiner Frau beispielsweise Ratschläge, wie sie das Geschäft führen, was sie kaufen sollte oder benötigte: „Ich glaube aber die vierte Sorte tut es jetzt genug. Denn das andere ist jedenfalls doch zu teuer.

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Quelle: https://feldpost.hypotheses.org/691

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„Das musst du am besten wissen“


Die unfreiwillige Veränderung der Frauenrolle unter dem Druck des Ersten Weltkrieges

Kristina Waltering

„Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges und dem plötzlichen Aufbruch von Ehemännern, Söhnen oder Vätern in den Krieg“, so der Historiker und Feldpostbriefexperte Peter Knoch, „wurde vielen Frauen ein existentieller Rollenwechsel abverlangt“.[1] Waren viele Frauen noch vor Kriegsbeginn nicht erwerbstätig,[2] mussten sie nun einen erheblichen Teil des Arbeitskräfteausfalls kompensieren, der durch den Kriegsdienst der Männer hervorgerufen wurde.[3] Zudem fanden sich nicht wenige in der „Ernährerfunktion“ wieder, waren nun anstatt des Mannes für das Wohlergehen der Familie verantwortlich.[4]

Dies trifft auch auf Bernhardine Jasper zu. Wie aus den Briefen ihres Mannes August Jasper hervorgeht, führt „Dina“ das Malergeschäft während seiner Abwesenheit alleine weiter, kümmert sich um die Ernte aus dem eigenen Nutzgarten und versucht mit weiteren kleinen Nebenverdiensten die Familie zu ernähren. Knoch ist der Ansicht, dass Frauen, die mit einem Mal auf sich allein gestellt waren, eine „erzwungene Emanzipation“ erlebten – eine Veränderung ihrer Frauenrolle, die vielen widerstrebte und oft nicht bewusst war.[5] Trifft das auf Dina Jasper zu? Obwohl die Briefsammlung August Jaspers nur seine Perspektive aufzeigt, ermöglicht sie doch einen Einblick in das Leben von Dina und zeigt, wie sie mit der neuen Situation umgeht.

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Quelle: https://feldpost.hypotheses.org/400

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