Florian Silbereisen und der Modus der religiösen Verflachung

Wer beim Zapping durch das Samstagabendprogramm instinktiv schon nach einer Hundertstelsekunde Schlager- oder Volksmusikbeschallung umschaltet, der ist zwar nicht zu verurteilen, wohl aber entgeht ihm der Eintritt in ein Paralleluniversum, welches – den ersten Würgereiz überwunden – eine erstaunliche Faszination ausüben kann. Ein Teil dieser Faszination hat – vielleicht – mit Religion zu tun.

So ist es faszinierend, dass man es beim Schlager- und Volksmusik-Kosmos keineswegs mit einer Subkultur zu tun hat. Schlagerfans haben nichts gemein mit jenen verschworenen Gemeinschaften von Connaisseuren, die sich leise nickend (Jazz) oder laut headbangend (Metal) in einer gesellschaftlichen Nische eingerichtet haben. Vielmehr spricht Schlager die Massen an. Die zwischen Schlager und Volksmusik oszillierenden Samstagsabends-Schlachtschiffe der ARD, von Florian Silbereisen moderiert ohne dabei jemals den Eindruck des Moderaten aufkommen zu lassen, haben gerne 6 Millionen Zuschauer und 20 Prozent Marktanteil. Die darin auftretenden Personen (welche Silbereisen übrigens – offenbar um Vermeidung des unzutreffenden Begriffs „Künstler“ bemüht – durchgängig und kaum weniger euphemistisch „Stars“ nennt) werden häufig, in Ermangelung sonstiger Meriten, durch Verweis auf ihre schwindelerregenden Verkaufszahlen eingeführt, die alles in den Schatten stellen, was im Metal oder Jazz über den Ladentisch geht. Selbst die erfolgreichsten Pop-Interpreten dieser Tage, wie Adele, U2 oder Madonna verkaufen derzeit deutlich weniger als Andrea Berg, die Amigos oder Semino Rossi.

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Quelle: http://marginalie.hypotheses.org/306

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Erziehung als Trivialisierung von Zöglingen. Unterwerfungsrituale in der Schule – Ein Essay von Steven Sello

Wie kommt es dazu, dass Menschen Mitglieder von Organisationen werden, Arbeits- oder Militärdienst leisten, sich zu Verbänden wie Konzerne oder Behörden zusammenschließen und so komplexe Vorhaben koordinieren wie zum Beispiel die Errichtung einer Verkehrs- und Energieinfrastruktur? Diese Form gesellschaftlicher Zusammenschlüsse erfordert Personen, das heißt durch Sozialisation und…

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/9419

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75 Jahre Babyn Jar: Sowjetische und postsowjetische Kontroversen um einen Gedenkort in Kiew von 1945 bis heute

Babyn Jar (ukrainisch) bzw. Babij Jar (russisch) meint übersetzt in etwa „Altweiberschlucht“ und war ein am Stadtrand Kiews gelegener Ort brutalster deutscher Verbrechen während der Besatzung im Zweiten Weltkrieg. Er war und gilt vor allem als ein Ort deutscher Gewalt an der Kiewer jüdischen Bevölkerung, symbolisiert darüber hinaus aber auch allgemein die Entgrenzung nationalsozialistischer Gewalt gegenüber der jüdischen Bevölkerung im Jahr 1941 und danach. Er wurde und ist als solcher ein allgemeiner Erinnerungsort des Holocaust an den sowjetischen Juden in sowjetischer und post-sowjetischer Zeit geworden.1 Erst in den letzten 20-30 Jahren ist das bzw. sind die Verbrechen von Babyn Jar genauer dokumentiert und historisch interpretiert worden.2 Gerade aus heutiger Sicht scheint es aber angebracht, die in der Literatur zum Thema fehlende lokale und ukrainische Perspektive auf das Thema stärker einzubeziehen. Damit können deutlicher als in der bisher vorliegenden Literatur der Prozesscharakter der Erinnerung und Kontroversen bei der Schaffung und Veränderung des Erinnerungsortes Babyn Jar gezeigt werden. Das – und keine umfassende Darstellung des Erinnerungsortes Babyn Jar – ist das Ziel dieses Beitrages.



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Quelle: https://erinnerung.hypotheses.org/647

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Instabile Körper, instabile Texte: Straparolas Hermaphrodit

In den Piacevole notte (erstmals 1550 erschienen) findet sich eine Erzählung von der Verwandlung einer jungen Nonne namens Filomena in einen Hermaphroditen, der Mann und Frau zugleich war; wie ich hier geschrieben habe, lachen am Ende…

Quelle: http://intersex.hypotheses.org/2526

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Urheberrecht Musik in Zeiten der Diktatur: Malte Zill Stipendiat der römischen Musikabteilung

Ihr Dissertationsprojekt befasst sich mit den deutsch-italienischen Musikbeziehungen während der Nazizeit. Im Blickpunkt steht die Vorläuferinstitution der heutigen GEMA.

Die Staatlich genehmigte Gesellschaft zur Verwertung musikalischer Aufführungs-rechte (STAGMA) war bei ihrer Gründung auf Druck der NS-Diktatur im September 1933 die erste alleinige urheberrechtliche Verwertungsgesellschaft in Deutschland. Dieser Monopolstellung verdankt noch heute die Nachfolgegesellschaft GEMA ihre Relevanz für den Lebensunterhalt der in ihr zusammengeschlossenen Komponisten, Textdichter und Verleger. Mein Dissertationsvorhaben fragt nach dem Einfluss des deutschen Hegemoniestrebens auf die Struktur des europäischen Urheberrechts und nach ihrem Anteil an der finanziellen Isolation jüdischer Komponisten durch die Hitler-Diktatur – zwei Fragestellungen die sich nicht voneinander trennen lassen.

Auf der einen Seite ist die Benachteiligung „nichtarischer“ Künstler ohne internationale Kontextualisierung kaum entscheidend bewertbar: Jüdische Komponisten konnten in erster Linie durch Aufführungen im Ausland Tantiemen erwirtschaften, da deren Werke in Deutschland – von wenigen Ausnahmen wie den Konzerten des „Jüdischen Kulturbunds“ abgesehen – nicht mehr gespielt werden konnten. Um diese Gebühren einzuziehen musste die STAGMA umfassende Beziehungen mit ausländischen Gesellschaften unterhalten. Entsprechend nahm das Hitler-Regime am 21.

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Quelle: http://musicaroma.hypotheses.org/690

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Der Studienort Celle

(Ein Beitrag von Adolf Meyer) In den ersten Nachkriegsjahren in Celle studieren zu dürfen, war ein relativ glücklicher Umstand: Die Stadt hatte durch Kriegseinwirkungen kaum gelitten. Die Straßen der Altstadt mit den zahlreichen Fachwerkhäusern erzeugten von vornherein ein Gefühl der … Weiterlesen

Quelle: http://reichwein.hypotheses.org/1347

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Unterkunft und Unterricht – Von einem historischen Versuch, eine Minderheit aufzunehmen

13.04.2016 Franziska Klein

Menschen migrieren. Sie haben das immer getan. Ob geographisch von einem Ort, Land oder gar Kontinent zu einem anderen, ob sozial von der Schicht ihrer Eltern nach oben oder unten, ob religiös von einem Glauben zum anderen. Häufig geht ein Wechsel mit weiteren einher, sie bedingen sich gegenseitig und ziehen große Veränderungen nach sich. Nur selten, vielleicht auch nie, geschieht dies aus einem einzigen Grund.



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Quelle: http://grk1919.hypotheses.org/148

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Unterkunft und Unterricht – Von einem historischen Versuch, eine Minderheit aufzunehmen

13.04.2016 Franziska Klein

Menschen migrieren. Sie haben das immer getan. Ob geographisch von einem Ort, Land oder gar Kontinent zu einem anderen, ob sozial von der Schicht ihrer Eltern nach oben oder unten, ob religiös von einem Glauben zum anderen. Häufig geht ein Wechsel mit weiteren einher, sie bedingen sich gegenseitig und ziehen große Veränderungen nach sich. Nur selten, vielleicht auch nie, geschieht dies aus einem einzigen Grund.



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Quelle: http://grk1919.hypotheses.org/148

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Zurück zu den Anfängen des ČSČK

Kurz nach der Gründung der Ersten Tschechoslowakischen Republik im Oktober 1918 arbeitete Alice Masaryková, Tochter des Staatspräsidenten T.G. Masaryk, als Abgeordnete für die Slowakei in der ersten Nationalversammlung. Dort thematisierte sie mehrfach soziale Probleme, wie beispielsweise Krankheiten sowie Probleme mit Invaliden, Witwen, Waisenkindern, Häftlingen und Flüchtlingen. Im Januar 1919 gründete sich auf ihre Initiative hin die nationale Rotkreuzgesellschaft Československý Červený kříž (ČSČK). Alice Masaryková war von Januar 1919 bis November 1938 die erste Vorsitzende der Organisation, weswegen sie bis heute als wichtigste Gründungsfigur gilt.

Zu Beginn hatte das ČSČK einen zentralen Direktor (ústřední ředitel), in diesem Fall den Kapitän der tschechoslowakischen Legion JUDr. Josef Linhart, dem die jeweiligen Divisionsdirektoren (ředitele divizí) untergeordnet waren.

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Quelle: http://sozorgan.hypotheses.org/81

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