“Kurtzer und warhafftiger Bericht […] was auff dem schönen Eyland Formosa […] fürgefallen ” (1662/3)

Nach dem Bildprogramm sei nun der Text des Flugblatts Kurtzer und warhafftiger Bericht dess Jenigen / was auff dem schönen Eyland Formosa, wie auch dem darbey ligenden Eylandt Tyawan, und der Vöstung Seelandia am 5. Julij 1662. [sic!] fürgefallen[1] in den Mittelpunkt gerückt, der dem niederländischen Original[2] gegenüber gestellt werden soll.

Kurtzer vnd warhafftiger Bericht deß Jenigen / was auff dem schönen Eyland ·Formosa·[3], wie auch auff dem darbey ligenden Eylandt ·Tyavvan·, vnd der Vöstung Seelandia am 5. Julij 1662 [sic!] fürgefallen / als gemeldte Vöstung an die ·Chinesen· vbergangen. ·Korten  Bondigh Verhael, van ‘t gene op het schoone Eylandt FORMOSA misgaders [sic!] op het by-gelegen Eylandt TYAWAN en ‘t Fort ZEELANDIA, op den 5 Iuly 1661.

[...]

Quelle: https://mindthegaps.hypotheses.org/2129

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Pagode? Pagode!

In den Texten zu “Groß-Peking” (1892) tauch(t)en immer wieder ‘Pagoden’ auf. Aus dem Kontext wird schnell klar, dass hier weder Gebäude noch Münzen oder Gewichte gemeint sind. Es geht vielmehr um Figuren, deren Köpfe und Hände beweglich sind.

Die Suche nach ‘Pagode’ in einschlägige allgemeinen Enzyklopädien und Wörterbüchern liefert zum Teil überraschende Ergebnisse. So fehlt die gesuchte Bedeutung bei Zedler und Krünitz. In Zelders Universal-Lexicon werden unter ‘Pagode’ zwar Bauwerke in Indien und China und Götzenbilder angeführt, die so genannten ‘Wackelpagoden’ fehlen.[1] In Krünitz’  Enzyklopädie[2] kommen unter ‘Pagode’ neben dem Bauwerk und den darin befindlichen Figuren zwar auch Münzen und Gewichte vor, die hier gesuchte Bedeutung fehlt.

Wackelpagode
Wackelpagode (Meißen, um 1900).
Quelle: Stadtgeschichtliches Museum Leipzig. Inventarnummer: L/3/2005: Wackelpagode. Meißen (Porzellanmanufaktur). 1900 (um).
(CC BY-NC-SA 3.0 DE)

Gustav Flügel[3] beschreibt in seinem umfangreichen Beitrag ‘Pagode’ ((Johann Samuel Ersch/Johann Gottfried Gruber: Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste. Pacholenus – Palermo-Seide (= Sect. 3, Theil 9; Leipzig: Gleditsch 1837)  S. 264-267.)) für die von Ersch und Gruber herausgegebene Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste zunächst Bauten in Indien und China und bemerkt abschließend:

Die Figuren endlich, die man bei uns Pagoden nennt, und die gewöhnlich aus Porzellan nach dem Muster chinesischer Formen gebildet sind, erhielten unstreitig jenen Namen aus Verwechslung des Tempels mit dem Götzen, der sich in dem Tempel befindet und darin verehrt wird, sodaß hier recht eigentlich das continens pro contento gesetzt wird. Man weiß, daß sie trotz ihrer häßlichen Gestalten bei uns als Zierathen verwendet, und je fratzenhafter, desto theurer bezahlt werden.[4]

Im Wörterbuch der Gebrüder Grimm heißt es kurz:

pagode, f. m. das franz. pagode (aus sanskrit. bhagavati), indischer, chinesischer götzentempel, das darin verehrte götzenbild, sodann eine einem solchen bilde ähnliche figur, besonders mit wackelndem kopfe: […].[5]

In der 14. Auflage des Brockhaus heißt es:

Pagōde, […]. Die in den P. der brahman. Inder in großer Zahl vorhandenen Götterstatuen sind meist von gebrannter Erde und oft sehr groß. Nach diesen Götterbildern hat man auch kleine, ungestaltete, zum Teil aus China stammende Figuren mit beweglichem Kopf und Händen, mit denen man zur Zeit des Rokokogeschmacks Schränke, Kamine u. s. w. verzierte, P. genannt.[6]

Meyer‘s Großes Konversations-Lexikon hilft weiter. In der vierten Auflage heißt es:

Pagoden heißen ferner auch die kleinen bunten, gewöhnlich nach chinesischen Mustern gebildeten Figuren von Gips mit beweglichen Händen und Köpfen, die man als Nachahmungen jener Götzen zur Rokokozeit als Verzierung auf Kamingesimsen, Schränken etc. aufzustellen pflegte. Der neuere Geschmack hat die Pagoden in kleinern Verhältnissen aus Porzellan nachgebildet und in die Nippsachen eingereiht. – Im übertragenen Sinn braucht man die Bezeichnung P. von Menschen, welche, ohne selbständiges Urteil zu haben, zu allem ja sagen.[7]

Und genau darum geht es: Die Pagoden, die in  “Groß-Peking” (1892)  gemeint sind, sind Personen des öffentlichen Lebens, die zu allem ‘Ja’ sagen.  In der sechsten Auflage[8] fehlt im Artikel ‘Pagode’ der letzte Satz des Artikels aus der vierten Auflage …

 

  1. Zedler Universal-Lexicon Bd. 26, Spalte 237 f.
  2. Oekonomische Encyklopädie oder allgemeines System der Staats- Stadt- Haus- und Landwirthschaft von D. J. G. Krünitz. (1773-1858).
  3. Zur Biographie: Johann W. Fück: “Flügel, Gustav Leberecht” in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 260-261 [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/ppn116631465.html.
  4. Johann Samuel Ersch/Johann Gottfried Gruber: Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste. Pacholenus – Palermo-Seide (= Sect. 3, Theil 9; Leipzig: Gleditsch 1837)  S. 267.
  5. Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Bd. 13 (1889), Sp. 1408 s.v. pagode.
  6. Brockhaus’ Konversationslexikon  (14. Auflage; Leipzig, Berlin und Wien: F. A. Brockhaus 1894-1896, Bd. 12, S. 809 s.v. ‘Pagode’.
  7. Meyers Konversationslexikon. Vierte Auflage (Leipzig und Wien 1885-1892), Bd. 12 s. v. Pagode.
  8. Meyers Großes Konversationslexikon. Ein Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens. Sechste, gänzlich neubearbeitete und vermehrte Auflage. (Leipzig und Wien 1905-1909) Bd. 6, Sp. 307 s.v. Pagōde.

Quelle: http://mindthegaps.hypotheses.org/1745

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