Pagode? Pagode!

In den Texten zu “Groß-Peking” (1892) tauch(t)en immer wieder ‘Pagoden’ auf. Aus dem Kontext wird schnell klar, dass hier weder Gebäude noch Münzen oder Gewichte gemeint sind. Es geht vielmehr um Figuren, deren Köpfe und Hände beweglich sind.

Die Suche nach ‘Pagode’ in einschlägige allgemeinen Enzyklopädien und Wörterbüchern liefert zum Teil überraschende Ergebnisse. So fehlt die gesuchte Bedeutung bei Zedler und Krünitz. In Zelders Universal-Lexicon werden unter ‘Pagode’ zwar Bauwerke in Indien und China und Götzenbilder angeführt, die so genannten ‘Wackelpagoden’ fehlen.[1] In Krünitz’  Enzyklopädie[2] kommen unter ‘Pagode’ neben dem Bauwerk und den darin befindlichen Figuren zwar auch Münzen und Gewichte vor, die hier gesuchte Bedeutung fehlt.

Wackelpagode
Wackelpagode (Meißen, um 1900).
Quelle: Stadtgeschichtliches Museum Leipzig. Inventarnummer: L/3/2005: Wackelpagode. Meißen (Porzellanmanufaktur). 1900 (um).
(CC BY-NC-SA 3.0 DE)

Gustav Flügel[3] beschreibt in seinem umfangreichen Beitrag ‘Pagode’ ((Johann Samuel Ersch/Johann Gottfried Gruber: Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste. Pacholenus – Palermo-Seide (= Sect. 3, Theil 9; Leipzig: Gleditsch 1837)  S. 264-267.)) für die von Ersch und Gruber herausgegebene Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste zunächst Bauten in Indien und China und bemerkt abschließend:

Die Figuren endlich, die man bei uns Pagoden nennt, und die gewöhnlich aus Porzellan nach dem Muster chinesischer Formen gebildet sind, erhielten unstreitig jenen Namen aus Verwechslung des Tempels mit dem Götzen, der sich in dem Tempel befindet und darin verehrt wird, sodaß hier recht eigentlich das continens pro contento gesetzt wird. Man weiß, daß sie trotz ihrer häßlichen Gestalten bei uns als Zierathen verwendet, und je fratzenhafter, desto theurer bezahlt werden.[4]

Im Wörterbuch der Gebrüder Grimm heißt es kurz:

pagode, f. m. das franz. pagode (aus sanskrit. bhagavati), indischer, chinesischer götzentempel, das darin verehrte götzenbild, sodann eine einem solchen bilde ähnliche figur, besonders mit wackelndem kopfe: […].[5]

In der 14. Auflage des Brockhaus heißt es:

Pagōde, […]. Die in den P. der brahman. Inder in großer Zahl vorhandenen Götterstatuen sind meist von gebrannter Erde und oft sehr groß. Nach diesen Götterbildern hat man auch kleine, ungestaltete, zum Teil aus China stammende Figuren mit beweglichem Kopf und Händen, mit denen man zur Zeit des Rokokogeschmacks Schränke, Kamine u. s. w. verzierte, P. genannt.[6]

Meyer‘s Großes Konversations-Lexikon hilft weiter. In der vierten Auflage heißt es:

Pagoden heißen ferner auch die kleinen bunten, gewöhnlich nach chinesischen Mustern gebildeten Figuren von Gips mit beweglichen Händen und Köpfen, die man als Nachahmungen jener Götzen zur Rokokozeit als Verzierung auf Kamingesimsen, Schränken etc. aufzustellen pflegte. Der neuere Geschmack hat die Pagoden in kleinern Verhältnissen aus Porzellan nachgebildet und in die Nippsachen eingereiht. – Im übertragenen Sinn braucht man die Bezeichnung P. von Menschen, welche, ohne selbständiges Urteil zu haben, zu allem ja sagen.[7]

Und genau darum geht es: Die Pagoden, die in  “Groß-Peking” (1892)  gemeint sind, sind Personen des öffentlichen Lebens, die zu allem ‘Ja’ sagen.  In der sechsten Auflage[8] fehlt im Artikel ‘Pagode’ der letzte Satz des Artikels aus der vierten Auflage …

 

  1. Zedler Universal-Lexicon Bd. 26, Spalte 237 f.
  2. Oekonomische Encyklopädie oder allgemeines System der Staats- Stadt- Haus- und Landwirthschaft von D. J. G. Krünitz. (1773-1858).
  3. Zur Biographie: Johann W. Fück: “Flügel, Gustav Leberecht” in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 260-261 [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/ppn116631465.html.
  4. Johann Samuel Ersch/Johann Gottfried Gruber: Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste. Pacholenus – Palermo-Seide (= Sect. 3, Theil 9; Leipzig: Gleditsch 1837)  S. 267.
  5. Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Bd. 13 (1889), Sp. 1408 s.v. pagode.
  6. Brockhaus’ Konversationslexikon  (14. Auflage; Leipzig, Berlin und Wien: F. A. Brockhaus 1894-1896, Bd. 12, S. 809 s.v. ‘Pagode’.
  7. Meyers Konversationslexikon. Vierte Auflage (Leipzig und Wien 1885-1892), Bd. 12 s. v. Pagode.
  8. Meyers Großes Konversationslexikon. Ein Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens. Sechste, gänzlich neubearbeitete und vermehrte Auflage. (Leipzig und Wien 1905-1909) Bd. 6, Sp. 307 s.v. Pagōde.

Quelle: http://mindthegaps.hypotheses.org/1745

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“Groß-Peking” (1892): Ein Handbuch für Reisende

Für ihr Gschnas am 29. 2. 1892 gab die Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens das Motto “Groß-Peking” aus – das Künstlerhaus verwandelte sich in ‘chinesische’ Festräume, als Rahmen, um die Verhältnisse in Wien heiter und satirisch zu kommentieren. Neben einer Medaille zum Fest gab es auch ein ‘Handbuch’ für Reisende unter dem Titel Seine Umgebung und Gross-Peking. Ein Handbuch für Reisende am 29. Februar 1892. Hrsg. von dem Verein für interessirten Fremdenverkehr. Das Bändchen entspricht in der Aufmachung den Baedeker-Reiseführern des späten neunzehnten Jahrhunderts: roter Leinenband mit charakteristischen Prägelinien, der Titel des Bandes in Goldschnitt. Der Titel macht deutlich, dass damit die so beliebten Reiseführer persifliert werden sollen – denn es heißt eben nicht ‘Gross-Peking und seine Umgebung’ (wie es die Baedeker-Leserinnen und -Leser erwartet hätten), auch wenn das mancher Berichterstatter einfach umdreht, wie in der Tageszeitung Die Presse, die am Tag nach dem Fest Auszüge aus diesem Reisehandbuch für alle “[j]ene unserer Leser, welche heute Nachts nicht den Massenausflug der wiener nach Groß-Peking mitgemacht haben [...]”[1]

Ein fiktiver Baedeker

Der direkte Vergleich mit zeitnah erschienen Baedeker-Bänden wie Berlin und Umgebungen. Handbuch für Reisende (7. Aufl. 1891) oder Palästina und Syrien. Handbuch für Reisende (3. verb. und erw. Aufl., 1891) zeigt, wie geschickt das gut eingeführte Format der Reiseführer hier persifliert wurde

  • Einbandgestaltung und Layout
  • Untertitel:
    • Gross-Peking: “Mit vielen Tarokkarten für die Reise, Zugrundrissen, Zukunfts- und anderen Plänen”
    • Palästina und Syrien (3. Aufl.): “Mit [...] Karten, [...] Plänen und vielen Grundrissen”,
  • Das Sternchen * zur Kennzeichnung besonderer Sehenswürdigkeiten:
    • Gross-Peking: “Beachtenswerthes ist mit einem * bezeichnet; ebenso narülich, was besonders gut oder schlecht ist, um die Reisenden von Vorneherein vor jeder Täuschung und jedem Schaden zu bewahren.” (S. 8)
    • Palästina und Syrien (3. Aufl.): “Vorzugsweise Beachtenswertes ist durch Sternchen (*) hervorgehoben.” (S. VI)
  • Kapitelüberschriften

Das ausführliche Inhaltsverzeichnis von Seine Umgebung und Gross-Peking geht bis Seite 159 “Diverses”, tatsächlich umfasst der Band (inklusive der Anhänge und der am Schluss angefügten Bildtafeln) 96 Seiten, dazu drei Karten und Pläne (s.u.), die wohl als ausklappbare Falttafeln beigebunden waren. [2]
Der Text endet mit Seite 86, “Tramway-Signale”, danach folgen Abbildungen (eine Skizze des ‘chinesischen’ Künstlerhauses, mehrere Witzzeichnungen und zum Abschluss die Gedenk-Medaille). Die im Inhaltsverzeichnis ab 86 gelisteten Kapitel “Fahrpläne und Tramway-Signale”, “Announcen”, “Theater-Repertoire”, “Münz-Tabellen”, “Zeitumrechnungstabellen für die öffentlichen Uhren”, “Grundrisse”, “Landkarten”, “Flusskarten” und “Diverses” sind reine Fiktion

‘Chinesisches’ im Handbuch Seine Umgebung und Gross-Peking

Im Stil der Baedeker-Handbücher werden ‘Besonderheiten’ beschrieben, wobei alltägliches ‘chinesisch’ verpackt wird:

In der Mitte dieses Locales [eines Kaffeehauses, Anm. d. Verf.], [...] sitzt in einem eigenen Verschlage eine Priesterin, welche oft sehr geschmückt und im Antlitz weiss und roth bemalt ist. Sie führt den Namen “Cass-i-rin” und wird von den Männern sehr verehrt[3]

Die “Cass-i-rin” ist die Kassier(er)in, bei der man die konsumierten Speisen und Getränke bezahlte. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war die Sitzkassierin die einzige sichtbare Frau in Kaffeehäusern[4] Die (mitunter auch fehlerhafte) Trennung der Silben durch Bindestrich war ein häufig eingesetztes Stilmittel, um Texte ‘chinesisch’ erscheinen zu lassen: man ahmte damit den so genannten Monosyllabismus des Chinesischen nach. Auch im Handbuch findet sich dafür zahlreiche Beispiele, so “A-SCHEN-Mark[t]” (S. 44)[5] oder “FA-SCHING” (S. 48), “Ki-lo” (S. 44) etc. Die ‘chinesische’ Schreibweise findet sich auch bei Personennamen, vor allem bei Künstlerinnen und Künstern, wie z. B.: “W-ol-te-r” (S. 52)[6], “Le-wins-k-y” (D.i. Josef Lewinsky (1835-1907), zur Biographie: Edith Marktl: „Lewinsky, Josef“. In: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 416 f. [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd116972130.html; “Lewinsky, Josef (1835-1907), Schauspieler, Regisseur und Schriftsteller” in Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950, Bd. 5 (1970), S. 172.)), “An-to-ni-e Schl-lä-g-er”[7] (S. 53), “Re-na-rd”[8] (S. 54), “Va-nd-y-c-k”[9], der als “Fremder, ein Nachkomme eines berühmten Malers, der so schöne Götterfrauen auf Leinwand gezaubert hat” (S. 54) bezeichnet wird, oder die Publikumslieblinge “San-drock”[10] und “Te-we-le” (S. 55), “Pal-May”[11] und “Gi-ra-rdi”[12] (S. 56).

Mitunter finden sich auch kreativere Schöpfungen wie “Thal der Sonne” (S. 52) für Adolf von Sonnenthal (1834-1909), einen der bedeutendsten Schauspieler seiner Zeit[13].
Interessanter als diese kleinen, leicht zu lösenden ‘Chinesereien’ ist der “WIEN-HO-Strom” (44 et passim), also die Wien oder der Wienfluss, der in den 1890er Jahren reguliert und zum größten Teil eingewlöbt wurde und heute bei der Urania in den Donaukanal mündet.  “HO-Strom” ist eine Tautologie, denn das chinesische   河 bedeutet “Fluss” (wie etwa in Huáng Hé 黄河 “Gelber Fluss”).  Im Abschnitt “Das Theater” erfährt man nebenher etwas über die Flüsse:

Gross-Peking zählt sechs gebaute, einundzwanzig ungebaute und ehn heruntergerissene Theater, welche letztere zumeist auf dem riesigen Erdwerke zwischen dem Yangtsekiang, dem grossen Fluss und dem Wien-ho, dem gelben mitunter, auch grauen und schwarzen Fluss sich erheben.[14]

Hier wird die Donau als “Yangtsekiang” [Yángzǐjiāng 揚子江][15] bezeichnet, als “großer Fluss”, und der “Wien-ho” als “gelber” [Fluss]. Die Gleichsetzung der Donau mit dem Cháng Jiāng, dem mit etwa 6380 Kilometern längsten Fluss Chinas erscheint verständlich.Die Gleichsetzung des Wienflusses mit dem Huáng Hé erscheint auf den ersten Blick sehr weit hergeholt: der Huáng Hé ist der zweitlängste Fluss Chinas, der Wienfluss ist wenig mehr als 30 Kilometer lang.  Eine (sehr weit hergeholte) Ähnlichkeit sind die Überschwemmungen, deren Dimensionen allerdings nur schwer vergleichbar sind.

Zu den Theatern heißt es weiter:

Die Theater werden auf zweierlei Art erbaut: entweder durch den Tutschajuen, den Rath der öffentlichen Censoren, oder durch öffentliche Zeichnung von Antheilscheinen [...][16]

Der dūcháyuàn 督察院  war eine der wichtigsten Behörden der Zentralverwaltung im kaiserzeitlichen China, deren Aufgaben mit der üblichen Übersetzung “Zensorat” nur unzureichend charakterisiert werden[17].  Die Formulierung “Tutschajuen, [...] Rath der öffentlichen Censoren” ist wohl aus dem Artikel “China” der vierten Auflage von Meyers Konversationslexikon entnommen:

An die Zentralverwaltung berichtet der “Rat der öffentlichen Zensoren” (Tutschajuen). Diese höchst merkwürdige Institution zählt etwa 60 Mitglieder unter 2 Präsidenten (der eine von chinesischer, der andere von tatarischer Abkunft). [...][18]

Die Nester von Salanganen (Collocaliini), genauer die derWeißnestsalanganen (Aerodramus fuciphagus), sind die Vogelnester in der  yànwō 燕窩 [wörtlich "Schwalbennest"], der Schwalbennestersuppe, einer der teuersten Speisen der chinesischen Küche. Nun waren die essbaren Nester seit dem 17. Jahrhundert in Europa bekannt[19] – aber ob dem Wiener Publikum des späten 19. Jahrhunderts das geläufig war?

Karten und Pläne

Wie es sich für ein Reisehandbuch gehört, enthält auch Seine Umgebung und Gross-Peking neben Illustrationen zum Text auch Karten und Pläne:

  • “General-Regulirungs-Plan von Gross-Peking und dessen Verkehrs-Anlagen”
  • “Neuester Plan von Groß-Peking mit der projectirten neuen Stadtbahn nach dem System ‘Spirale’ nebst Angabe der Haupt-Bahnhöfe”
  • “Local-Plan von Gross-Peking”

Der “Local-Plan von Gross-Peking” ist ein Grundriss des Künstlerhauses, in dem die wichtigsten Attraktionen für das Gschnas lokalisiert sind.

Der “General-Regulierungs-Plan” legt über einen Plan der Stadt Wien ein Muster von roten Rechtecken, die eine ‘neue’ Verwaltungsgliederung markieren sollen.
Der “Neueste Plan [...] mit der projectirten neuen Stadtplan” legt über einen Plan der Stadt Wien eine dicke Spirallinie, die ihren Anfang auf dem Stephansplatz im ersten Wiener Gemeindebezirk hat. Dort sollte der Stephansdom durch den “Central-Bahnhof” ersetzt werden. Die spiralförmig nach außen laufende Stadbahnlinie berührte alle wichtigen Gebäude der Stadt.

Charakteristika

Der Großteil der Texte bezieht sich auf aktuelle Themen der Lokalpolitik (Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, Straßenbahn und Stadtbahn, um das Post- und Telegraphenwesen) und des kulturellen Lebens der Stadt (Theater, Musiktheater, Musik) in heiteren Anekdoten mit zahlreichen Anspielungen auf allgemein bekannten Eigentümlichkeiten oder physiognomischen Merkmalen von Sängern und Sängerinnen und Schauspielerinnen und Schauspielern. Häufig wird einfach “Wiener” durch “Pekinger” ersetzt (etwa beim “Pekinger Walzer”.)

Bemerkenswert erscheint die Verpackung antisemitischer Untertöne, die sich gegen “Buddhisten” richten:

Farblose Journale nennt man officiös. In neuerer Zeit gibt es auch antibuddhistische Zeitungen, die sich grün und gelb ärgern, und buddhistische, die nach Bedarf schwarz-gelb, weiss-schwarz, grün-weiss-roth oder auch ganz roth sind. [...][20]

Gedichte und kurze Essays greifen gängige China-Stereotype (u.a. Zöpfe in allen Varianten, Pagoden und Wackel-Pagoden) auf und verbinden kleine Neckereien mit Allgemeinwissen und Halbwissen (wozu auch die China-Japan-Unschärfen zu zählen sind.)

Der/die Verfasser

Dem Titelblatt des Handbuchs ist zu entnehmen, dass  Franz Xaver Kilian von Gayrsperg (1854-1907) für den Inhalt verantwortlich war. Kilian von Gayrsperg, im Zivilberuf Inspektor bei der Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft, lange Jahre Kultur-Redakteur des Neuigkeits-Weltblatts[21], als Schriftsteller Mitglied der Gesellschaft der bildenden Künstler Österreichs, warverantwortlich für zahlreiche ihrer Gelegenheitsschriften.
in dem Band (S. 4.) werden weitere Mitarbeiter genannt zahlrieche weitere Mitarbeiter genannt:

  • Text

    • “J. Deininger”  = der Architekt Julius Deininger (1852-1924)[22] war bis 1902 Mitglied der Gesellschaft.
    • “Eduard Zetsche” = der Maler und Autor Eduard Zetsche (1844-1927)[23]
    • “Dr. Ilg” = der Kunsthistoriker Albert Ilg (1847-1896)[24]
    • “W. O. Noltsch” = der Maler Wenzel Noltsch (1835-1908)[25], seit 1869 Mitglied der Gesellschaft bildender Künstler Österreichs[26] und eine der zentralen Figuren bei der Ausrichtung der jährlichen Gschnas-Veranstaltungen.
    • “Laska von Oestéren” =  Láska van Oestéren, die Empfängerin von Rilkes Briefen an die “Baronesse von Oe.”
    • Marie Weyr” = die Schriftstellerin Marie Weyr (1864-1903), ältere Tochter des Schriftstellers Friedrich Uhl (1825-1906), und Ehefrau des Malers und Bildhauers Rudolf (von) Weyr (1847-1914), der ab 1872 Mitglied der Gesellschaft bildender Künstler Österreichs war.
  • Illustrationen:
    • “Ernst Juch” = der Maler und Karikaturist Ernst Juch (1838-1909)[27]
    • “Architekt Mayreder” = der Architekt Karl (Carl) Mayreder (1856-1935)[28]
    • “Theo Zasche” = der Maler und karikaturist Theodor Zasche (1862-1922)[29]

Juch und Zasche steuerten  Bildwitze bei, die den Text auflockern, und Karikaturen der im Text erwähnten Künstler in ‘chinesischen’ Gewändern. Dazu kommen ganzseitige Abbildungen, die bekannte Gebäude Wiens ‘chinesisch’ verwandeln: mit Teekannen als Dachfiguren und/oder mit Glöckchen und Wimpeln an Dächern und Fenstern.

Last but not least …

Beijing 北京 und seine Umgebung sind erst ab 1904 in Baedeker-Reiseführern präsent: In der 6. Auflage des Russland-Baedekers[30] gibt es zum ersten Mal ein Kapitel “Peking und seine Umgebung” (S. 494-508).

Teil 1: Ein ‘chinesisches’ Wien: “Groß-Peking” im Künstlerhaus (1892)
Teil 2: Die Medaille zum Fest
Teil 3: “Seine Umgebung und Groß-Peking. Ein Handbuch für Reisende am 29. Februar 1892″
Teil 4: Das Fest im Spiegel satirisch-humoristischer Periodika
Teil 5: Das Chinabild in “Groß-Peking”

  1. Local-Anzeiger der “Presse”Beilage zur Nr. 61 (1.3.1892) 1. Online: ANNO.
  2. Eingesehen wurden zwei der drei Exemplare im Bestand der Österreichischen Nationalbibliothek. Das Exemplar mit der Signatur 299992-A  enthält nur den “Local-Plan von Gross-Peking”, das Exemplar mit der Signatur 235140-A enthält die beiden Pläne “General-Regulirungs-Plan von Gross-Peking und dessen Verkehrs-Anlagen” und “Neuester Plan von Groß-Peking mit der projectirten neuen Stadtbahn nach dem System “Spirale” nebst Angabe der Haupt-Bahnhöfe”, nicht aber  den “Local-Plan”. Das Exemplar 746806-A (bisher nicht eingesehen) enthält laut Katalogeintrag alle drei Pläne.
  3. Seine Umgebung und Gross-Peking (1892) 15.
  4. Abb.: “Café Weghuber.  Interieur. Kassa mit Sitzkassierin und Blick in die Küche. (Wien, um 1900)” Österreichische nationalbibliothek, Inventar-Nr.  100.912E. <abgerufen am 26.8.2014>.
  5. “Aschenmarkt” war die gebräuchliche Bezeichnung für den Kärntnertormarkt, der unächst ab dem frühen 19. Jahrhundert im Volksmund, seit Anfang des 20. Jahrhunderts auch offiziell als “Naschmarkt” bezeichnet wurde. (Andreas Gugler: “Der Tisch der Wiener – ein kulturgeschichtlicher Exkurs”. In: Peter Csendes/Ferdinand Opll/Karl Vocelka (ed.): Wien: Die frühneuzeitliche Residenz (16. bis 18. Jahrhundert) (= Wien: Geschichte einer Stadt, Bd. 2; Wien: Böhlau 2003) 162-169, speziell 168 f..
  6. D.i. Elisabeth Charlotte Wolter (1834-1897). Zur Biographie: Alexander von Weilen: „Wolter, Charlotte“, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 44 (1898), S. 167-170 [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd11880782X.html?anchor=adb.
  7. D i. Antonie Schläger, eigentlich: Lautenschläger (1859-1910), zur Biographie: Clemens Höslinger: “Schläger Antonie (Toni)”. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950, Band 10 (1994) 166.
  8. D.i. Marie Therese Renard, eigentlich Marie Pölzl (1864-1939), zur Biographie: Clemens Höslinger: “Renard Marie.” In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950, Band 9 (1988) 77.
  9. D. i. Ernest van Dyck (1861-1923). Malou Haine: “Trente ans de voyages incessants (1883-1913). le cas du ténor wagnérien Ernest Van Dyck”. In: Christian Meyer  (ed.):  Le musicien et ses voyages. Pratiques, réseaux et représentations (= Musical life in Europe 1600-1900, Bd. 1; Berlin: BWV-Berliner Wissenschafts-VEralg  2003) 223-247.
  10. D.i. Adèle Caroline Sandrock (1863-1937), zur Biographie: Claudia Balk: „Sandrock, Adele“, in: Neue Deutsche Biographie Band 22 (2005), S. 429-430 [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd118605429.html.
  11. D.i. Ilka Pálmay (1859-1945).
  12. D. i. Alexander Girardi (1850-1918). Zur Biographie: Günther Hansen: „Girardi, Alexander“, in: Neue Deutsche Biographie Bd. 6 (1964), S. 409-410 [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd11869510X.html.
  13. Zur Biographie: Ralph-Günther Patocka: „Sonnenthal, Adolf von“, in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 580-581 [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd119343207.html.
  14. Seine Umgebung und Gross-Peking (1892) 50.
  15. Die Bezeichnung wird im chinesischen nur für den Unterlauf des  Cháng Jiāng 長江 [wörtlich "langer Fluss"] verwendet.
  16. Seine Umgebung und Gross-Peking (1892) 50.
  17. Zum dūchcháyuàn s. Charles O. Hucker: A dictionary of official titles in Imperial China (Stanford: Stanford University Press 1985) Nr. 7183: tū ch’á yüàn 督察院 (S. 536).
  18. Meyers Konversations-Lexikon. Vierte Auflage. Band 4. China – Distanz (Leipzig/Wien: Verlag des Bibliographischen Instituts 1885-1892) 13.

    Od das dem Publikum geläufig war, sei dahingestellt. Manche der Texte stellen durchaus hohe Ansprüche an das Allgemeinwissen, so etwa wenn es in “Harakiri (Dem Erlkönig chinesisch nachempfunden)” (S. 74 f.) heißt:

    “[...] O liebes Kind, o halte mir,
    Viel schöne Dinge schenke ich Dir,
    Viel Regenwürmer und Salanganen
    Und Mandarinen und Bananen!” ((Seine Umgebung und Gross-Peking (1892) 74).

  19. vgl. Meyers Konversations-Lexikon 4. Auflage, Bd. 14, 209 f. s.v. “Salangane”, s. auch die dazu gehörende Abbildung.
  20. Seine Umgebung und Gross-Peking (1892) 27.
  21. S. “Franz Xaver Kilian-Gayrsperg †.” In: Neuigkeits-Welt-Blatt Nr. 172 (30.7.107) 4. [online: ANNO] Vgl. auch die Notiz in der Neuen Freien Presse Nr. 15420 (28.7.1907), 9 [online: ANNO]. Wenig aussagekräftig: “Kilian von Gayrsperg, Franz Xaver (1854-1907)” in Österreichisches Bibliographisches Lexikon Band 3 (1964) 330.
  22. Eintrag “Julius Deiniger” im Architektenlexikon Wien 1770-1945 <abgerufen am 26.8.2014>.
  23. Zur Biographie: Landesmuseum Niederösterreich, Personenlexikon,  “Eduard Zetsche (1844-1927)” <abgerufen am 26.8.2014>.
  24. Zur Biographie: Gerhard Winkler: „Ilg, Albert“, in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), 130 f. [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd119300370.html;
  25. “Edgar von Spiegl” = der Journalist Edgar Spiegl von Thurnsee (1839-1908), war 1885-1898 Herausgeber und Chefredakteur des Illustrirten Wiener Extrablatts, lange Jahre im Vorstand des Journalisten- und Schriftstellervereins “Concordia”, Präsident des  “Concordia Club” ((Zur Biographie: “Spiegl von Thurnsee, Edgar d. Ä., Journalist.” In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950, Bd. 14 (2007) 21 f.).
  26. Zur Biographie: “Noltsch, Wenzel Ottokar (1835-1908), Maler und Schriftsteller” In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950 Bd. 7 (1976) 146 f.).
  27. Vgl. Wladimir Aichelburg: Künstlerhaus, Mitgliederverzeichnis <abgerufen am 26.8.2014>.
  28. Zur Biographie: “Juch, Ernst (1838-1909), Zeichner, Maler und Bildhauer”. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950, Bd. 3 (1962) 140.
  29. Theoretisch könnte auch sein Bruder, der Archtiekt Julius Mayreder (1860-1911) gemeint sein – dies erscheint unwahrscheinlich, denn in diversen Texten über die Veranstaltung wird Karl Mayreder explizit genannt, es erscheint daher naheligend, dass er gemeint ist.
  30. Zur Biographie s. den Eintrag bei: Felix Czeike (Hrsg.): Historisches Lexikon Wien. Band 5 (1997) 687f., s. auch Wladimir Aichelburg: Das Künstlehraus, Mitglieder-Gesamtverzeichnis. <abgerufen am 26.8.2014>.
  31. Karl Baedeker: Russland; europäisches Russland, Eisenbahnen in Russ.-Asien, Teheran, Peking. 6. Auflage (Leipzig: Baedeker 1904). Digitalisat → Bibliotheca Sinica 2.0.

Quelle: http://mindthegaps.hypotheses.org/1691

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