“From Kaiser Wilhelm to Chancellor Merkel. The German Question on the European Stage” – Antrittsvorlesung von Andreas Rödder am DHI London

Befindet sich Deutschland in Europa – wieder – in einer halbhegemonialen Stellung? Andreas Rödder, Professor für Moderne Geschichte an der Universität Mainz, hat seine Antrittsvorlesung am Deutschen Historischen Institut London einem brisanten Thema gewidmet. Als Gerda Henkel Visiting Professor wird er ein Jahr lang in London forschen – auch an der renommierten London School of Economics. Dank der freundlichen Unterstützung durch L.I.S.A. präsentieren wir auf Weber 2.0 die Videodokumentation der Vorlesung.

Rödder arbeitet in “From Kaiser Wilhelm to Chancellor Merkel. The German Question on the European Stage” die außen- und später europapolitischen Prämissen der deutschen Regierungen auf. Der Parcours reicht von den kolonialen Ansprüchen des Kaiserreichs, über Gustav Stresemanns Weltpolitik mit Gespür für die Wahrnehmung anderer Staaten bis zu einer dramatischen Erzählung über die Interdependenzen von Währungsunion und deutscher Wiedervereinigung. Rödder resümiert dazu:

“Die Wiedervereinigung ist nicht die Ursache der Währungsunion. Allerdings hat die Wiedereinigung (…) die Währungsunion beschleunigt und zugleich an die Vorstellung Frankreichs gerückt (…).” (FAZ 14.2.2013, S. 7)

Insgesamt sei es gerade die aktuelle Situation, in der über die ökonomische Stabilität Deutschlands das “deutsche Dilemma” erneut sichtbar geworden ist. Es ist in den Augen Rödders ein ökonomisch-strukturelles, das unabhängig von EU und Europäischer Währungsunion existiere. Insgesamt plädiert er für einen Kurs, in dem Deutschland neben der Sicherung der Stabilität eine “politische Führungsrolle samt ihrer Unbequemlichkeiten akzeptiert”. Ganz im Sinne Stresemanns sollen darin internationale Integration und die Perspektiven der anderen zu ihrem Recht kommen. Solidarität und Solidität auszutarieren, so der Mainzer Historiker, sei die “wahre strategische Herausforderung der deutschen Politik in Europa”.

Die anschließende Diskussion ist ebenfalls aufgezeichnet worden:

Das Deutsche Historische Institut London, das International History Department of the London School of Economics and Political Science und die Gerda Henkel Stiftung haben die Gastprofessur an Andreas Rödder für Forschungen zu “Germany in Europe 1890–2000″ verliehen.

Bisherige Inhaber und in Inhaberinnen der Gerda Henkel-Visiting Professorship am DHI London waren Prof. Dr. Ute Daniel (Braunschweig), Prof. Dr. Christoph Cornelißen (Frankfurt am Main) und Prof. Dr. Johannes Paulmann (Mainz).

Quelle: http://mws.hypotheses.org/2008

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