Das Berliner Zeughaus in der NS-Zeit und die Konferenz “Museen im Nationalsozialismus”

Deutsches Historisches Museum
Die Richard-Schöne-Gesellschaft für Museumsgeschichte e.V. und die Stiftung Deutsches Historisches Museum veranstalten gemeinsam vom 13. bis 15. Juni 2013 ein Symposium zum Thema „Museen im Nationalsozialismus“. Veranstaltungsort ist das Berliner Zeughaus, das 1939 als Heeresmuseum der Wehrmacht unterstellt wurde und heute Sitz des Deutschen Historischen Museums ist. Im Rahmen der Tagung wird auch die nationalsozialistische Vergangenheit des Zeughauses thematisiert.

Als dem Generaldirektor des Deutschen Historischen Museums am 15. September 1990 das Zeughaus und dessen Sammlung übertragen wurde, erhielt das Museum, das bis dahin nur temporäre Ausstellungsräume genutzt hatte und dessen Sammlung sich zu diesem Zeitpunkt noch im Aufbau befand, mit einem Mal sowohl ein Museumsgebäude als auch einen umfangreichen Dokumenten- und Objektbestand. Gleichzeitig erhielt das junge Museum, das erst am 28. Oktober 1987 gegründet worden war, damit aber auch eine historische Vergangenheit. Der Nationalsozialismus ist Teil dieser Vergangenheit, denn insbesondere in der Vorkriegszeit des Zweiten Weltkrieges wurde das Zeughaus Unter den Linden dazu genutzt, die deutsche Bevölkerung durch Ausstellungen ideologisch im Sinne des NS-Regimes zu beeinflussen.

Das Berliner Zeughaus in der NS-Zeit

Mit der Ernennung des Offiziers Konteradmiral Hermann Lorey zum Direktor des Berliner Zeughauses im Jahr 1934 wurde die Basis für die militärische Ausrichtung des Museums in der Zeit des Nationalsozialismus gelegt. Die Konzeption einer umfangreichen Ausstellung zum Ersten Weltkrieg war nun erklärtes Hauptziel der Institution. Zu diesem Zweck konzentrierte man sich auf den Erwerb möglichst vieler Dokumente, Bilder, Plakate, Waffen, Ausrüstungsteile, Uniformen und Modelle zum Ersten Weltkrieg. Diese wurden u.a. von deutschen Botschaften und Gesandtschaften vermittelt oder aus anderen Ausstellungen übernommen.[1] Auch Gemälde und Zeichnungen von Gefechten, Soldatenportraits, Bilder von Kriegsgefangenen und Frontszenen sollten in der geplanten Ausstellung des Zeughauses gezeigt werden, hierzu erwarb das Museum zahlreiche Bilder aus Sammlungen oder direkt von Künstlern.[2]

In der so entstandenen Weltkriegsabteilung des Zeughauses, an deren Konzeption die Forschungsanstalt für Kriegs- und Heeresgeschichte Potsdam und das Heeresarchiv mitgewirkt hatten, wurde angestrebt, das gesamte Kriegsgeschehen mit allen Aspekten darzustellen. Dies sollte die Themenbereiche Front und Heimatfront, Diplomatie, Taktik und Strategie, Waffentechnik sowie Verkehrs- und Sanitätswesen umfassen.[3]

Die über Jahre geplante Ausstellung zum Ersten Weltkrieg wurde im August 1936 eröffnet. Auf Anordnung der nationalsozialistischen Regierung wurden zudem Besucherführungen angeboten, die das Volk ideologisch auf den nahenden Krieg einstimmen sollten.[4] Am 23. März 1940 wurde schließlich das Zeughaus von der Wehrmacht übernommen; aufgrund einer Anordnung vom 21. Juni 1939.[5] Der Leiter der Heeresmuseen im Reich, General der Infanterie Roese, betonte in diesem Zusammenhang, dass auch das Zeughaus nun ganz im Auftrag der „völkischen Erziehungsarbeit“ stehen sollte.[6]

“Museen im Nationalsozialismus”

Die internationale Tagung „Museen im Nationalsozialismus“, die von der Richard-Schöne-Gesellschaft für Museumgeschichte e.V. gemeinsam mit dem Deutsche Historische Museum ausgerichtet wird, soll die verstärkte wissenschaftliche wie öffentliche Auseinandersetzung mit der Institution Museum in der Zeit des Nationalsozialismus anregen. Durch die Zusammenführung von Einzelfall-Untersuchungen aus Europa und den USA soll einerseits das Museum als Ort historischer, kunsthistorischer und kultureller Selbstvergewisserung auf den Prüfstand gestellt werden, andererseits soll die Museumsforschung zum Nationalsozialismus methodisch und inhaltlich auf eine neue Ebene gerückt werden, wie es seitens der Veranstalter heißt.

Auch die Vergangenheit des Berliner Zeughauses in der Zeit des Nationalsozialismus wird im Rahmen der Tagung thematisiert. In seinem Vortrag “Die Weltkriege im Museum” am 15. Juni spricht Thomas Weißbrich, Sammlungsleiter Militaria am Deutschen Historischen Museum, über das Berliner Zeughaus in der Zeit von 1933 bis 1945.

Programm „Museen im Nationalsozialismus“ – 13.-15.06.2013, Berlin

[1] Heinrich Müller: Das Berliner Zeughaus. Vom Arsenal zum Museum. (Hg.) Deutsches Historisches Museum. Berlin 1994, S. 218 – Dazu: Akte des Berliner Zeughauses, Rep.Z.813; Sowie: Inventarbuch 34, 438-766 und 35, 177-181.

[2] Ebd. S. 218 – Dazu: Inventarbuch des Zeughauses 34, 17-131; 190-214 und 334-352; Auch: Akte des Berliner Zeughauses, Rep.Z.616 und Rep.Z.814.

[3] Ebd. S. 219 – Dazu: Werner Hahlweg: Die Weltkriegsabteilung im Staatlichen Zeughaus; In: Museumskunde, 4/1937, S. 135.

[4] Müller: S. 220.

[5] Ebd. S. 224 – Dazu: Akte des Berliner Zeughauses, Rep.Z.258; Auch: Uniformen-Markt, 1940, S. 50.

[6] Müller: S. 224 – Dazu: Schreiben von General Roese an das Oberkommando der Wehrmacht, 10.12.1938. Müller zitiert nach: Eugen Lisewski: Deutsche Heeres- und Garnisonmuseen bis 1945. Leipzig 1990, S. 35f.

Foto: Deutsches Historisches Museum, Berlin (Angelika Schoder, 2009)

Quelle: http://musermeku.hypotheses.org/102

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