Boom und Krise – Neunte Sitzung am 12.12.16

Schnellen Schrittes nähern wir uns dem Ende unserer Reise durch die Geschichte der deutschen Sozialpolitik. In unserer letzten Sitzung vor der Weihnachtspause ließen wir das zerrüttete Nachkriegsdeutschland hinter uns, machten einen Satz über Wiederaufbau, Teilung und Wirtschaftswunder hinweg und hielten an bei der nächsten großen Herausforderung für den Sozialstaat nach Kriegsende: der Krise der 70er-Jahre mit Zerfall des internationalen Währungssystems und Ölpreis-Schock, mit Industriekrise, Staatsschulden und Konsolidierung von Sockelarbeitslosigkeit.

Benita Stalmann brachte uns zum Einstieg mit einer Vorstellung der Monografie „Nach dem Boom. Perspektiven auf die Zeitgeschichte seit 1970“[1] von Anselm Doering-Manteuffel und Lutz Raphael die Strukturbruchthese der beiden Autoren näher, die in den 70er-Jahren einen Umbruch der Industriegesellschaft verorten. Anders als wir in unseren bisherigen Überlegungen und auch gegenläufig zur klassischen Dekadisierung setzen Raphael und Doering-Manteuffel hier allerdings keine Zäsur, sondern betrachten den „Strukturbruch“ als ein Nebeneinander von Prozessen und Problemlagen, die sich von der Mitte der 60er-Jahre bis ins Jahr 2000 erstrecken.

Anhand eines Aufsatzes[2] von Winfried Süß stellten wir uns der Frage, inwieweit die Krise(n) der 70er-Jahre auch in der Sozialpolitik Wandel hervorgerufen hat. Süß erhebt diesbezüglich die These, dass in diesem Bereich Kontinuitäten überwögen. Er erläutert dies anhand seiner Argumentationsstruktur, indem er zunächst den Kontext des „Booms“ und die darauffolgenden Krisen darstellt, um dann aufzuzeigen, wie sich die Präsenz des Wandels auf der Diskursebene (hoch) und in der sozialpolitischen Praxis (niedrig) unterschied und wie diese Inkongruenz entstand.

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Quelle: http://gafprojekt.hypotheses.org/351

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