René Worms und Émile Durkheim oder Die Organisation der Soziologie um die Jahrhundertwende

Nicht frei von Stolz schrieb der französische Soziologe Émile Durkheim am 13. Juni 1900 über seine Zeitschrift Année sociologique an seinen Mitarbeiter Célestin Bouglé: „Songez en effet que c’est le premier groupe de ce genre qui s’organise, où il y ait une division du travail et une coopération véritables. Si donc nous pouvons durer, c’est d’un bon exemple.“1 Ganz ohne Zweifel diente die Betonung des Innovationscharakters auch als eine Art Selbstbestätigung für das Wirken Durkheims als Herausgeber: Denn die Année sociologique durchlitt eine schwere Krise, Durkheim war mit der Leitung der Zeitschrift schlicht überlastet und doch nicht bereit, sie einzustellen.

Der kollektive Charakter und die Arbeitsteilung, die jenen Innovationscharakter der Année sociologique kennzeichneten, erforderte eine stetige Organisationsleistung durch Durkheim: Und tatsächlich ist dieses Element neben wissenschaftlichen Fragen in der Korrespondenz zwischen ihm und seinen Mitarbeitern omnipräsent. Diesen bisher unterbeleuchteten Aspekt als Ausgangspunkt nehmend erscheint Durkheim nicht nur als ein eminent wichtiger Soziologe, sondern zugleich als ein wissenschaftlicher Organisator.2

Im Folgenden möchte ich mich der Figur des Organisators nähern, indem ich mich einerseits Émile Durkheim sowie andererseits seinem Konkurrenten René Worms zuwende. Durch den Vergleich einiger Aspekte der Koordinationspraxis beider Soziologen soll der Typus des wissenschaftlichen Organisators an Kontur gewinnen: Existierten unterschiedliche Auffassungen von der Tätigkeit als Organisator?

[...]

Quelle: https://19jhdhip.hypotheses.org/2981

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René Worms und Émile Durkheim oder Die Organisation der Soziologie um die Jahrhundertwende

Nicht frei von Stolz schrieb der französische Soziologe Émile Durkheim am 13. Juni 1900 über seine Zeitschrift Année sociologique an seinen Mitarbeiter Célestin Bouglé: „Songez en effet que c’est le premier groupe de ce genre qui s’organise, où il y ait une division du travail et une coopération véritables. Si donc nous pouvons durer, c’est d’un bon exemple.“1 Ganz ohne Zweifel diente die Betonung des Innovationscharakters auch als eine Art Selbstbestätigung für das Wirken Durkheims als Herausgeber: Denn die Année sociologique durchlitt eine schwere Krise, Durkheim war mit der Leitung der Zeitschrift schlicht überlastet und doch nicht bereit, sie einzustellen.

Der kollektive Charakter und die Arbeitsteilung, die jenen Innovationscharakter der Année sociologique kennzeichneten, erforderte eine stetige Organisationsleistung durch Durkheim: Und tatsächlich ist dieses Element neben wissenschaftlichen Fragen in der Korrespondenz zwischen ihm und seinen Mitarbeitern omnipräsent. Diesen bisher unterbeleuchteten Aspekt als Ausgangspunkt nehmend erscheint Durkheim nicht nur als ein eminent wichtiger Soziologe, sondern zugleich als ein wissenschaftlicher Organisator.2

Im Folgenden möchte ich mich der Figur des Organisators nähern, indem ich mich einerseits Émile Durkheim sowie andererseits seinem Konkurrenten René Worms zuwende. Durch den Vergleich einiger Aspekte der Koordinationspraxis beider Soziologen soll der Typus des wissenschaftlichen Organisators an Kontur gewinnen: Existierten unterschiedliche Auffassungen von der Tätigkeit als Organisator?

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Quelle: https://19jhdhip.hypotheses.org/2981

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