In den letzten zwei Wochen durfte ich an zwei Tagungen teilnehmen. Zuerst an der infoclio-Veranstaltung ‘Geschichtswissenschaften und Verlage im digitalen Zeitalter’ und danach an der Veranstaltung der SAGW zum Thema ‘Neue Herausforderungen für den Forschungsplatz Schweiz’. Zur letzten eine Kritik in der NZZ.
An der ersten Veranstaltung wurde der Blickwinkel auf die Geschichtswissenschaft fokussiert, an der zweiten, etwas weiter, auf die Geisteswissenschaften. Was ist beiden Veranstaltungen gemeinsam? Es wurde viel über Digital Humanities (DH) gesprochen und niemand weiss so richtig wie es weitergehen soll, obwohl schon viele Projekte unter dem Label der DH durchgeführt werden.
An der zweiten erläuterte Corinne Pernet die Schwierigkeiten aus Sicht einer Nutzerin: Hat man sich mühsam in eine Universitätssystemlandschaft eingearbeitet, die aus zig verschiedenen Soft- und Hardwareisfrastruktur besteht, wird diese Arbeit bei einem Wechsel an eine andere Universität obsolet. Dort werden andere Tools verwendet, weil kein erhältliches System die bei ihr ‘einmaligen’ Bedingungen erfüllen kann – das Rad wird immer wieder kostspielig neu erfunden. Urs Hafner (NZZ) bringt es dabei auf den Punkt: “Der schweizerische Föderalismus [..] steht einer Lösung der drängenden Probleme im Weg, …” Da stelle ich meine Forderung, die ich schon im letzten Jahrtausend als Student formuliert habe (weil ich mich über inkompatible Software und nicht vorhandene Datenaustauschmöglichkeiten ärgerte), wieder zur Diskussion: “Die Universitäten der Schweiz gehören unter die Hand des Bundes!”
Aufschrei bei allen Involvierten weil die Macht bröckelt. Aber (nicht nur) aus Sicht der DH wäre es sinnvoll, denn Forschungsplatformen und -Infrastrukturen könnten (zumindest) national genutzt werden. Es würde bedeuten, dass das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI mit entsprechenden Kompetenzen ausgestattet wird, um die Aktivitäten bündeln zu können. Der SNF könnte die Forschenden einfacher unterstützen (laut Aussagen an der Veranstaltung des SNF zur 60-Jahr-Feier). Einheitliche Standards vereinfachen die Prozesse und die Administration.
Auch in der Wirtschaft (als Beispiel Verlage am ersten Event) herrscht Ratlosigkeit. Die Umsätze brechen weg und nun muss mit allen Mitteln gerettet werden, was mit (Rechts-)Staatshilfe möglich ist. Doch weder eine Verschärfung des Copyrights noch Subventionen werden schliesslich helfen – wenn die Nachfrage nicht mehr vorhanden ist, wird der Wirtschaftszweig eingehen. Innovative Lösungen sind gefragt!
Hier können aber auch die Forschenden (und Studenten) mitreden, wenn sie formulieren würden, was sie wirklich benötigen und wünschen. Zusammen mit den Verlagen könnte ein Konzept entwickelt werden, das beiden Seiten dient. In den DH muss ‘Forschungsinfrastruktur’ ein zentrales Thema sein und interdisziplinär weiterentwickelt werden.
Digital Humanities, was man darunter auch verstehen mag, bieten Chancen! Zu beachten ist, dass die digitale Welt global denkt und kleine Brötchen schnell aufgegessen werden…
Events ‘Digital Humanities’
At the SAGW-event in Berne, Prof. Corinne Pernet talked about her problems with IT-infrastucture: each university in Switzerland uses a different tool for e-learning, administration etc. The swiss federalis prevents solutions for the most burning issues (Urs Hafner, NZZ). In my opinion, our universities must be controled by the government. National research infrastructures and platforms as well as national standards could simplify processes and administration. The digital world thinks global!
Quelle: http://hsc.hypotheses.org/267