Es liegt wohl im Wesen unserer gemeinsamen,freilich durch zahlreiche Kontroversen und Ambiguitäten gekennzeichneten, westlichen Kulturgeschichte der Moderne, dass Kunst- und Alltagsgegenständen immer auch eine auratische Eigenschaft eingeschrieben ist. Kritik an der Wirkung solcher Artefakte oder auch Erlebnisse lässt sich meistens schnell auf vermeintlich rationalere Bedingungen des Entstehungsprozesses von Ästhetiken verkürzen – in einem zweiten Schritt werden dann auch die Bedingungen einer Rezeption beleuchtet. Performanz kann dabei als ein großer Gegenbegriff zur auratischen Ausstrahlung eines Artefaktes gesehen werden.
Es wundert vor dem Hintergrund einer solchen Tradition nicht, dass Sebastião Salgados Fotographiezyklus “Genesis” (siehe Ausstellung) eine große Begeisterung in München erfährt. Gut, ich muss gestehen, dass ich hier zunächst nur im Singular sprechen darf: Ich habe ein großes Gefallen an der Ausstellung von Salgados Fotographien über die Ursprünglichkeit unserer gegenwärtigen Welt empfunden, weil seine Fotographien eine auratische Ästhetik besitzen.
Das Münchner Kunstfoyer der Versicherungskammer Bayern Kulturstiftung besticht so durch eine Ausstellung über Salgados jüngstes Werk, deren Aufbau überlegt ist. Salgados Fotographien zeigen Bilder, deren Präsenz im ikonographischen Gedächtnis unserer Gesellschaft zu spüren sind und doch Unerwartetes offenbaren: Die Schönheit der „Natur“ und die „Urspünglichkeit“ mancher vermeintlich autochthoner Gesellschaften von Menschen gibt es – trotz aller Diskurse um ein Für und Wider – tatsächlich. So mein Eindruck beim Verlassen der Ausstellungsräume.
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