Grundfragen des Wissenschaftsbloggens – Interview mit Klaus Graf

8016200072_36046a718f_bIm Dezember 2015 hat de.hypotheses.org mit der Migration des Blog-Flaggschiffs “Archivalia” prominenten Zuwachs bekommen. Seit 2003 ist Archivalia als Gemeinschaftsblog aktiv und gilt damit als “Mutter aller deutschsprachigen geisteswissenschaftlichen Blogs”((1)). Archivalia zeichnet sich durch eine bunte Themenvielfalt aus, wie ein Blick auf die rund 50 Kategorien im Blog zeigt: Es geht um Geschichte allgemein, digitale Geschichte, Archiv- und Bibliothekswesen, Digitalisierung, Schutz von Kulturgütern, Urheber- und Archivrecht, Datenschutz und vor allem und immer wieder um Open Access. Gerade als “Sturmgeschütz für Open Access”((2)) hat sich Archivalia auch international einen Namen gemacht.

Technisch war die Migration des Blogs von twoday.net eine Herausforderung, nicht zuletzt, weil es galt, rund 30.000 Beiträge vollständig mit Bildern und Kommentaren sowie mit funktionierenden internen und externen Verlinkungen in die neue WordPress-Umgebung zu bekommen.

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Quelle: https://redaktionsblog.hypotheses.org/3005

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Perspektiven auf das wissenschaftliche Bloggen – Zusammenfassung zur Blogparade #wbhyp

5410491109_8c3ef64836_oDa wurde so einiges geschrieben! Sei es auf Blogs von de.hypotheses oder auf Blogs außerhalb der Plattform. In jedem Fall gab es unter dem Hashtag #wbhyp in den letzten Wochen viel zu lesen.

Am 19. Januar 2015 riefen die Redaktion und das Community Management zur Blogparade über das wissenschaftliche Bloggen auf, um “sich über einige Entwicklungen auszutauschen und verschiedene Beobachtungen zu diskutieren“. In den darauffolgenden Wochen wurde aus vielen Perspektiven über das wissenschaftliche Bloggen gebloggt, vom Erfahrungsbericht über kreative Texte bis hin zu Hinwisen oder einer spektakulären Veröffentlichung.

 

Hier sind die 35 Artikel in chronologischer Reihenfolge:

Mareike König, Wissenschaftsbloggen – quo vadis? Vier Aufrufe und zwei Lösungen #wbhyp, in: Redaktionsblog, 19.01.2015. http://redaktionsblog.hypotheses.org/2674

Mit vier Aufrufen (gegen zu starre Definitionen, Relativierung der Anerkennung von Wissenschaftsblogs, Ausnutzung des freien Genres, Wissenschaftsbloggen lohnt sich trotzdem) und zwei Lösungen (Einsatz von Open-Peer-Review-Verfahren und Bloggen um des Bloggens willen) macht die Redaktionsleiterin pointiert den Anfang.

Christof Schöch, Anerkennung fürs Bloggen? Eine Geschichte über die Eigendynamik des Digitalen, in: DhdBlog, 19.01.2015. http://dhd-blog.org/?p=4611

In diesem Artikel beschreibt der Autor, Mitglied des Redaktionsteams von de.hypotheses.org, eine Erfolgsgeschichte des Bloggen, wie aus einem Vortrag erst ein Blogartikel und dann ein Zeitschriftenartikel wurde.

Anne Baillot, Auf einer Skala von 1 bis 10, so naja (#wbhyp), in: Digital Intellectuals, 19.01.2014. http://digitalintellectuals.hypotheses.org/2448

Eine gewisse Skepsis am wissenschaftlichen Bloggen und ein Hauch Resignation scheinen durch, Anne Baillot rät ihren Doktoranden beispielsweise vom regelmäßigen Bloggen ab. Ihre Freude am Bloggen ist jedoch nach wie vor ungebrochen: “Ich mag das nämlich.”

Ioana Herbert, Beitrag zur Blogparade 2015 #wbhyp, in: Mit trockenen Farben, 20.01.2015. http://vivien.hypotheses.org/486

Ioana Herbert sieht ihr Blog als wissenschaftliches Tagebuch, wobei sie vorzugsweise einen Mittelweg einschlagen möchte, zwischen größeren Beiträgen mit Ergebnisse und kleinen Artikeln, die kleine Schritte dokumentieren. Ihre Vision ist es, “konsequent aus der Werkstatt” zu berichten.

Sabine Scherz, Mein Beitrag zur Blogparade #wbhyp, in: Computerspiel und Ästhetik, 20.01.2015. http://games.hypotheses.org/1883

Mit ihrem Text, bestehend aus lauter Verben, trägt Sabine Scherz auf eine andere, kreative, Art zur Blogparade bei.

Felicitas Noeske, „Quo vadis?“ Eine fremdgestellte Frage, zwei Aufrufe und keine Lösungen #wbhyp, in: bibliotheca.gym, 20.01.2015. http://histgymbib.hypotheses.org/638

Felicitas Noeske unterstreicht die Bedeutung von gymnasialen Bibliotheken und möchte diesem Themenbereich mit Bloggen mehr Gehör verschaffen: “Ich bin indes der festen Überzeugung, dass Bloggen zum Thema Gymnasialbibliothek und -archiv sich dennoch lohnt, und zwar wissenschaftlich und publizistisch für ein noch zu interessierendes Publikum.”

Michael Piotrowski, Books vs. Blogs, in: NLP for Historical Texts, 21.01.2015. http://nlphist.hypotheses.org/153

Die Aussage, Bücherinhalt sei gut, aber er sei besser in einer Serie von Blogposts aufgehoben, hat Michael Piotrowski erstaunt. Die direkte Publikation hat ihre Reize, doch der Autor beschreibt auch die (noch) fehlende akademische Anerkennung von Blogs im (vor allem deutschen) Wissenschaftssystem. Gerade der Mangel unbefristeter Stellen im deutschen Wissenschaftssystem erfordert die Konzentration auf anerkannte Publikationen. Bücher und Blogs haben jeweils ihre Stärken und Schwächen, sodass sie sich gegenseitig ergänzen, zumindest momentan noch.

Monika Lehner, Ein Schritt vor und zwei (oder drei) Schritte zurück | #wbhyp, in: mind the gap(s), 22.01.2015. http://mindthegaps.hypotheses.org/2006

Monika Lehner fragt, ob das freie Genre des Bloggens wirklich so frei ist oder ob es sich durch das Streben nach Anerkennung nicht doch starren Kriterien unterwirft. Für sie ist bleibt das “bloggen eine Randaktivität […], die man sich leisten wollen (und können) muss”. Dialog, Austausch und Sichtbarkeit sind Gründe, weshalb sie das Bloggen nicht aufgegeben hat, wobei ihr Fazit ist, dass ihre Blogaktivitäten weniger mit ihrer aktuellen Forschung zu tun haben.

Michael Kaiser, Der strategische Wert des Blogportals de.hypotheses.org #wbhyp, in: dk-blog, 22.01.2015. http://dkblog.hypotheses.org/600

Michael Kaiser hebt die Existenz des Blogportals positiv hervor und ist überzeugt, dass dieses nicht nur die Community stärkt, sondern auch dabei hilft, die „nötige Akzeptanz in der Fachwelt“ zu schaffen.

Michael Hölscher, “Vorwärts! Und Mut!” | Beitrag zur Blogparade 2015 #wbhyp, in: Grammata, 23.01.2015. http://grammata.hypotheses.org/1171

Über den Mut zum Bloggen und die Unsicherheiten, die diese Kommunikationspraktik mit sich bringt. Vor allem dann, wenn die eigene Fachcommunity kaum oder nur wenig auf Blogs präsent ist.

Georg Lehner, “Der Sinn, der sich aussprechen läßt, ist nicht der ewige Sinn …” | #wbhyp, in: de rebus sinicis, 23.01.2015. http://wenhua.hypotheses.org/1531

Warum bloggen? Das Blog als Schaufenster (ein “Schaufenster mit ISSN”) ermöglicht das selbstständige Entscheiden über dessen Inhalt. Als anregend werden die Regelmäßigkeit sowie das Bemühen, ein im deutschen Sprachraum wenig bekanntes Thema für eine breite Leserschaft aufzubereiten, genannt.

Angelika Schoder, Wissenschaftliches Bloggen mit Monty Python / #wbhyp, in: MusErMeKu, 24.01.2013. http://musermeku.hypotheses.org/2609

Die Autorin stellt fest, dass vor allem Blogartikel mit populärwissenschaftlichen Inhalten auf großes Interesse stoßen. Das Wissenschaftsblog adressiert sich sowohl an eine interessierte Öffentlichkeit als auch an eine Fachcommunity, wobei erstere nicht neben den Fachkollegen geduldet wird, sondern auch die Hauptleserschaft darstellen können, sodass das Blog dadurch eine große (auch berufliche) Chance darstellen kann.

Charlotte Jahnz, Wissenschaftlich bloggende Studierende #wbhyp, in: OpenBlog, 24.01.2015. http://openblog.hypotheses.org/135

Das Bloggen hilft den eigenen Schreibstil zu verbessern, (universitäres) Hierarchiedenken zu mindern und ist der am einfachsten zugängliche Publikationsort für Studierende. Zudem lohnt sich wissenschaftliches Bloggen auch für diejenigen, die nicht in der Wissenschaft bleiben wollen, da die Digital Humanities einen “Lerneffekt” bieten, der (auch) für außeruniversitäre Berufe wichtig ist.

Martin Bauch, Karoline Döring, Björn Gebert, Wissenschaftsblogs in der Mediävistik: Anerkennungsprobleme? Kaum noch. (Beitrag zu #wbhyp), in: Mittelalter, 25.01.2015. http://mittelalter.hypotheses.org/5181

Durchweg positiv bewertet die Redaktion des Mittelalterblogs das wissenschaftliche Bloggen. “Nicht schlecht, wahrlich nicht schlecht”, sieht sie die Anerkennung von Wissenschaftsblogs in der Mediävisitik. Ihrer Erfahrung nach bloggen Fachvertreter mit unterschiedlichen akademischen Hintergründen und Positionen und tragen so zur Anerkennung bei. Zudem geht sie davon aus, dass Anerkennung erst nach erbrachter Leistung stattfindet und dass Leserinnen und Leser die Qualität der Texte selbst einschätzen können. Ihre Arbeit als Redaktion sehen sie als spannende und fruchtbare “Arbeit MIT den Autorinnen und Autoren an ihrem Text”.

Alexan­dra Pfef­fer, Der Frosch im Brunnen – Beitrag zur Blogparade #wbhyp, in: Akteure des Kunstexpertentums, 25.01.2015. http://artlaw.hypotheses.org/13

Die Freude am Schreiben und die Hoffnung nach einem fachlichen Austausch sind Grund für das Blog. Zudem stellt das eigene Blog eine Art Publikationszwang dar und erlaubt weniger Müßiggang. Alexandra Pfeffers Vision: die wissenschaftliche Zunft von morgen schon heute für das wissenschaftliche Bloggen zu begeistern.

Kristin Oswald, Mit Wissenschaftsblogs durch verschiedene Welten reisen, in: Krosworldia, 26.01.2015. http://kristinoswald.hypotheses.org/1545

Die Erwartungen an wissenschaftliches Bloggen sollten nicht zu hoch sein, aber “es kann Lücken füllen”. Kristin Oswald bedauert den fehlenden fachübergreifenden Austausch und möchte mit ihrem Blog solche Grenzen überwinden, um die “thematischen Überschneidungen und strukturellen Gemeinsamkeiten von Kultur, Geisteswissenschaften und Fachmarketing” herauszustellen.

Lisa Bolz, Bloggende Doktoranden. Eine Bilanz zu Fragen und Antworten #wbhyp, in: Digital Humanities am DHI Paris, 26.01.2015. http://dhdhi.hypotheses.org/2343

Vorbehalte wissenschaftlichem Bloggen gegenüber bestehen vor allem unter Doktorandinnen und Doktoranden, da die Dissertation eine eigeneständige Arbeit darstellen soll. Dennoch sprechen einige Gründe für das Bloggen: das Strukturieren eigener Gedanken, Üben des Schreibens, öffentliche Präsentation von Ideen und Sichtbarkeit sind nur einige Beispiele. Erfahrungsberichte und Ratschläge sollen das Thema weniger suspekt erscheinen lassen.

Holger Berwinkel, Forschungsgeschichte der Aktenkunde I: Wegbereiter im frühen 20. Jh. #wbhyp, in: Aktenkunde, 27.01.2015. http://aktenkunde.hypotheses.org/306

In seinem Blog kann Holger Berwinkel Material aus einem Buchprojekt verwerten und Darstellungsgrenzen im Buch überwinden. Drei Aspekte sind für ihn wichtig: Im Blog kann 1. “eine Wissenschaftsgeschichte einer Spezialdisziplin überhaupt erscheinen”, 2. “kann sie das angestrebte Publikum am besten erreichen”, 3. “kann die fortgeführt und ergänzt werden”. Er ist von den Vorteilen, die das Medium Blog mit sich bringt, überzeugt: “Wo Blogs weiße Flecken füllen, die das Papier auf seinem Rückzug hinterlässt, werden sie rezipiert werden.”

K. Schneider, Historyblogging, in: Zeit.Räume, 27.01.2015. http://zeitraeume.hypotheses.org/86

Das Gemeinschaftsblog von Studierenden wird von einer Vision geprägt: Bloggen zu etablieren. Nicht, um bereits etablierte Publikationsformen zu ersetzen, sondern um sie zu ergänzen. Der Autor hoffe auf eine Historikergeneration, “für die das digitale Publizieren etwas ganz Normales wird”.

Damián Morán Dauchez, C’est le sens de la vie! / #wbhyp, in: MusErMeKu, 28.01.2015. http://musermeku.hypotheses.org/2623

Die “konservative Einstellung und elitäre Haltung, die in akademischen Kreisen herrscht”, steht dem wissenschaftlichen Bloggen (noch) entgegen, so Damián Morán Dauchez. Kritisiert wird damit die Tatsache, dass Forschung auf bestimmte Themenbereiche und bestimmte Wissenschaftsorte (Seminare, Tagungen, etc.) beschränkt bleibt, wobei Kulturvermittlung gerade für die Geistes- und Kulturwissenschaften wichtig sei.

Ioana Herbert, Zum Thema “Zeit”. Einblick ins Atelier und zweiter Beitrag zu #wbhyp, in: Mit trockenen Farben, 30.01.2013. http://vivien.hypotheses.org/491

Ein Blick in die Praxis: Die Autorin beschreibt ihre Unsicherheit, die Menge Material zu sichten und Aufgaben für die Dissertation abzuarbeiten. Damit einher geht die Erfahrung, dass das Bloggen hinten ansteht, sodass zeitweilige Überforderung eine verzögerte Publikation weiterer Blogbeiträge zur Folge hat. Sie ist aber zuversichtlich: “Es gibt Themen oder Zeiten während der Arbeit an der Dissertation, wo man zusätzliche, selbst auferlegte Aufgaben einfach nicht mehr erfüllen kann. Wer sie aber hinter sich bringt, blickt zuversichtlicher in die Zukunft des Bloggens.”

Christian Günther, Intellektuellen Stau durch bloggen umfahren? #wbhyp, in: Die ‘Winzengruppe’, 02.02.2015. http://winzen.hypotheses.org/161

Die Sozialen Medien nutzt der Autor, um nach Ratschlägen für seine wissenschaftliche Arbeit zu fragen, außerhalb des Seminarkontextes seiner Universität. Sein Blog dient ihm dabei als Experiment, bei dem er seinen Schreib- und Präsentationsstil ausbauen kann. Die Dynamik und der Vernetzungsgedanken des Bloggens sieht er als besondere Vorteile, weil er diese im universitären Alltag nicht sieht.

Michael Schmalenstroer, Wissenschaftsblogs – keine Arme, trotzdem Kekse, in: Schmalenstroer.net, 04.02.2015. http://schmalenstroer.net/blog/2015/02/wissenschaftsblogs-keine-arme-trotzdem-kekse/

Da die Aussichten auf eine feste Anstellung im deutschen Universitätsbetrieb sehr schlecht sind, verlassen viele Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler früher oder später die Universität. Ein Wissenschaftsblog ermöglicht in einem solchen Fall die weitere Beschäftigung mit dem eigenen Forschungsthema.

Mareike König, Eine Brücke zwischen Journal und Blog: Interview mit Marko Demantowsky über “Public History Weekly” #wbhyp, in: Digital Humanities am DHI Paris, 05.02.2015. http://dhdhi.hypotheses.org/2358

Anlässlich der Blogparade hat Mareike König Marko Demantowsky zu “Public History Weekly” interviewt, einem Hybrid zwischen Blog und Journal, einer Initiative mit zunehmendem Erfolg. Auch bei diesem Format ist das Kommentieren möglich, eine Tätigkeit, die das “Elixier des digitalen und sozialen Publizierens” darstellt, aber leider noch nicht in gewünschtem Maße genutzt wird.

Martin Otto Braun, Vom Glück der Fragmente #wbhyp, in: EsoHist, 08.02.2015. http://esohist.hypotheses.org/34

Bloggen bedeutet auch “Mut zur Lücke”, weil die Blogartikel Fragmente darstellen, die um weitere Fragmente ergänzt werden. Beschworene Allwissenheit kann nicht den Weg aus dem Elfenbeinturm bedeuten, vielmehr beschreibt der der Autor den offenen Austausch als das eigentlich Wichtige des Bloggens.

Jürgen Hermes, Bloggen gegen Dunning-Kruger #wbhyp, in: TEXperimenTales, 08.02.2015. http://texperimentales.hypotheses.org/1267

Jürgen Hermes bloggt, wenn er sich aufregt oder wenn er mit seinen Posts etwas zur aktuellen Diskussion beitragen kann. Mitreden zu können, bedeutet womöglich manchmal sich zu überschätzen. Beim Bloggen werden die Gedanken jedoch noch einmal reflektiert, sodass diese Kommunikationsform dem Dunning-Kruger-Effekt entgegenwirkt.

Jan Heinemann, Aus der Sicht eines Skeptikers | #WBHYP, in: Zeit.Räume, 09.02.2015. http://zeitraeume.hypotheses.org/134

Ein trauriger Blick auf die Entwicklungen im universitären Wissenschaftsbetrieb und die Veränderungen in den Arbeitsweisen prägt dieser Blogbeitrag. Die Flucht in die Blogosphäre sollte nicht davon abhalten, an der eigenen Institution die Wunschvorstellungen laut auszusprechen. Der oder die Bloggenden müsse sich zudem ins Bewusstsein rufen, welche Reichweite seine Beiträge hätten, da eine nachträgliche Filterung durch die Leserin und den Leser nicht immer erfolgen könne. Dieser Artikel hat im Übrigen für reichlich Diskussion gesorgt.

Klaus Graf, Fiktion und Geschichte: Die angebliche Chronik Wenzel Grubers, Greisenklage, Johann Hollands Turnierreime und eine Zweitüberlieferung von Jakob Püterichs Ehrenbrief in der Trenbach-Chronik (1590), in: Frühneuzeit-Blog der RWTH, 10.02.2015. http://frueheneuzeit.hypotheses.org/1847

Klaus Graf hat auf eine etwas andere Art an der Blogparade teilgenommen. Anstatt über das wissenschaftliche Bloggen zu schreiben, hat er einen bedeutenden Handschriftenfund veröffentlicht und damit gezeigt, dass Wissenschaftsblogs ein legitimes Publikationsformat für wichtiges Material bietet, das locker einen Zeitschriftenaufsatz bedeutet hätte. Hier im Redaktionsblog hat er Folgendes kommentiert: “Es ist das erste Mal in der Geschichte der Geisteswissenschaften, dass eine so wichtige Entdeckung nicht in einer Fachzeitschrift, sondern in einem Blog wissenschaftlich dokumentiert wurde.”

Sascha Foerster, Der Wissenschaftsblog ist tot. Es lebe der Wissenschaftsblog. #wbhyp, in: [gab_log] Geisteswissenschaft als Beruf, 11.02.2015. http://gab.hypotheses.org/1679

Irgendwer muss mit dem Wissenschaftsbloggen beginnen. Dass diese Vorreiterposition nicht immer einfach ist und einige Frustrationstoleranz erfordert, beschreibt Sascha Foerster in seinem Beitrag. Ein etwas anderer Aufruf an Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler.

Torsten Hiltmann, Wissenschaftsblogs – die schöne neue Welt? Beitrag von Heraldica Nova zur Blogparade #wbhyp, in: Heraldica Nova, 11.02.2015. http://heraldica.hypotheses.org/2765

Wie es hinter den Kulissen eines erfolgreichen Gemeinschaftsblog aussieht, beschreibt Torsten Hiltmann in seinem Beitrag. Zwar macht ein Blog Arbeit, “und zwar mehr als man denkt”, doch der Aufwand lohnt sich: Argumente wie die flachen Kommunikationsstrukturen, die Vernetzung, die Entsakralisierung des geschriebenen Wortes, die unlimitierte Kapazität, die potentielle Echtzeitkommunikation und der Aufbau einer spezialisierten Teilöffentlichkeit sprechen für sich.

Daniel Meßner, Dissertationsprokrastinationsprojekt, #wbhyp, in: Coding History, 12.02.2015. http://codinghistory.com/blogparade-wbhyp/

Vernetzung, Visitenkarte, Selbstausbeutung, Veröffentlichen, Dissertationsprokrastinationsprojekt, Podcasting und Diskussion verbindet der Autor mit wissenschaftlichem Bloggen. Wer jedoch einen direkten “return of investment” erwartet, wird wohl wahrscheinlich enttäuscht werden.

Owena Reinke, Wissenschaftsblogs – Echte Alternative oder bloße Zeitverschwendung?, in: spubbles, 19.02.2015. https://spubbles.wordpress.com/2015/02/19/wissenschaftsblogs-echte-alternative-oder-blose-zeitverschwendung/

Verschiedene Beiträge der Blogparade werden in Beziehung zueinander gesetzt und bewertet. Was kann Bloggen alles leisten? “Alles kann, nichts muss. Textlänge und Tonalität sind keinen Regeln unterworfen, Querverweise, Videos und Abbildungen – das ganze Semantic Web kann nahezu unbegrenzt zum Einsatz kommen. ”

Alexander Weiss, Quo vadis digital History? #wbhyp, in: Zeit.Räume, 16.02.2015. http://zeitraeume.hypotheses.org/189

Der Beitrag ist ein Aufruf an die Historiker, sich der neuen Methoden, die die Digital Humanities bereithalten, zu bedienen. Eine Chance ist das Bearbeiten quantitativer Fragestellung in der Geschichtswissenschaft. Aber vor allem ist Internet nicht mit Qualitätsverlust gleichzusetzen.

Helen Knauf, Wissenschaftliche Blogs: 3x Analyse und 1x Gefühl, in: Kinder, 20.02.2015. http://kinder.hypotheses.org/553

Die Adressaten (Fachcommunity und interessierte Öffentlichkeit), Austausch, die Klärung eigener Gedanken und vor allem die Freude am Schreiben machen für Helen Knauf den Kern des wissenschaftlichen Bloggens aus.

Lucas Garske, Am Ende investieren wir Freude, in: Erbloggtes, 25.02.2015. https://erbloggtes.wordpress.com/2015/02/25/am-ende-investieren-wir-freude/

Leidenschaft an der Forschung ist das Schlagwort, weswegen Forschende die mitunter schlechten Bedingungen des Wissenschaftsbetriebs akzeptieren. Lucas Garske fordert ein Umdenken,wobei das Bloggen zwar Vorteile bietet, aber auch eine Herausforderung darstellt: “Mit der Zunahme der Popularität wissenschaftlichen Bloggens geht auch ein gesteigerter Wettbewerb um Aufmerksamkeit einher, der Wissenschaftler*innen vor neue, zusätzliche Herausforderungen stellt – und ihnen – sollten sie es nicht bloß als Hobby, sondern auch als Teil ihrer professionellen Tätigkeit betreiben wollen – zusätzliche, unbezahlte Arbeit abverlangt.”

 

#wbhyp visualisiert

Einmal eine etwas andere Perspektive auf die Blogparade, anhand der unter dem hashtag #wbhyp gesendeten Tweets.

 

#wbhyp - Visualisierung

 

Über die Blogparade hinausgehend

Im Zeitraum der Blogparade wurden weitere Texte verfasst, die zwar nicht explizit für die Blogparade geschrieben wurden, inhaltlich jedoch sehr gut passen. Auch wurde beispielsweise bei Twitter viel diskutiert. Eine Auswahl gibt es hier:

Ceskaplacka, On-line publikování v jakýchsi zákrutech, in: Česká placka, 25.01.2015. https://ceskaplacka.wordpress.com/2015/01/21/on-line-publikovani-v-jakychsi-zakrutech/

Wir würden gerne eine kurze Zusammenfassung geben, aber so gut ist unser Tschechisch dann doch nicht …

Tanja Praske, Warum ist Content-Marketing für die Kultur wichtig? #cmcb15, in: KULTUR – MUSEO – TALK, 26.01.2013. http://www.tanjapraske.de/2015/01/26/warum-ist-content-marketing-fuer-die-kultur-wichtig-cmcb15/

Eigentlich geht es in dem Blogartikel gar nicht primär um das wissenschaftliche Bloggen, aber in den Kommentaren wurden zu #wbhyp diskutiert. In ihrem Kommentar im Redaktionsblog schreibt Tanja Praske: “Auch im Unternehmensbereich stellt sich die Frage, wie ein Blog zu positionieren ist. Von mir angesprochene Punkte können abstrahiert auf #wbhyp übertragen werden: Reputationsaufbau, Autonomie von Systemen, Branding, das Blog als Arbeitsmappe.”

Markus Trapp, Digitales Publizieren in wissenschaftlichen Blogs, in: ciberaBlog, 26.01.2015. http://blog.cibera.de/2015/01/26/digitales-publizieren-in-wissenschaftlichen-blogs/

Auch außerhalb der Blogplattform wurde auf die Blogparade hingewiesen.

Herbert Hertramph, Bloggen für die Wissenschaft, in: Herbert Hertramph, 03.02.2015. http://ifpp-01.ifp.uni-ulm.de/herbert-hertramph/2015/02/bloggen-fuer-die-wissenschaft/

Twitter und Facebook machen das Bloggen nicht überflüssig.

Richard Gutjahr, Der will doch nur bloggen, in: Gutjahr, 05.02.2015. http://www.gutjahr.biz/2015/02/der-will-nur-bloggen/

Bloggende haben mir Vorurteilen und womöglich auch mit Spötteleien und abschätzenden Blicken zu kämpfen. Hier beschreibt ein Journalist seine Erfahrungen – vielleicht trifft das ein oder andere auch auf bloggende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu?

Torsten Hiltmann, Wissenschaftsblogs – die schöne neue Welt? Beitrag von Heraldica Nova zur Blogparade #wbhyp, in: Heraldica Nova, 11.02.2015. http://heraldica.hypotheses.org/2765

Dieser Beitrag war nicht nur explizit ein Beitrag für die Blogparade, sondern ein eigener Aufruf an sich. Unter dem Hashtag #citedblogpost fragte Torsten Hiltmann nach in wissenschaftlicher Literatur zitierten Blogbeiträgen. Einige Rückmeldungen gab es bereits, doch der Hashtag ist nach wie vor gültig, falls jemand eine Referenz kennt.

Florian Freistetter, Blogger vs. Journalisten: Ein völlig sinnloser Streit!, in: ScienceBlogs, 17.02.2015. http://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2015/02/17/blogger-vs-journalisten-ein-voellig-sinnloser-streit/

Ob Wissenschaftsblogs journalistische Blogs ersetzen, ist eine völlig überflüssige Debatte. Das Medium ist nicht an eine bestimmte Schreibart geknüpft, sondern stellt die Technik zur Verfügung. Ob dann wissenschaftlich oder journalistisch gebloggt wird, hängt von den Autoren ab.

René Schulz, Dr. Helmut Rönz: LVR-Blog und Bloggen in der Wissenschaft, in: 1914 – Mitten in Europa. Das Rheinland und der Erste Weltkrieg, 20.02.2015. http://1914lvr.hypotheses.org/1643

Vernetzung und Verknüpfung sind für den Erfolg eines Blogs maßgeblich, “damit Wissen und wissenschaftliche Arbeit verbreitet und popularisiert würden”. Mit ihrer offenen Struktur tragen Blogs zu einer “demokratischen Wissenschaft” bei.

Alexander Liebrecht, Blogparade zum Thema Wissenschaftsbloggen, in: Events und Aktionen für Blogger, 25.02.2015. http://internetblogger.biz/blogparade-zum-thema-wissenschaftsbloggen/

Kurz vor Schluss wurde noch einmal auf unsere Blogparade hingewiesen.

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Abbildung: 20110202-DSC_5358 von Annie, Lizenz CC BY-NC-SA 2.0

Quelle: http://redaktionsblog.hypotheses.org/2758

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Wissenschaftsbloggen – quo vadis? Vier Aufrufe und zwei Lösungen #wbhyp

697690232_416f368319_mWissenschaftsblogs geben Auskunft darüber, welches Verständnis von Wissenschaft die Bloggenden haben und wie sie sich im Wissenschaftsbetrieb verorten((1)). Denn durch Blogs entstehen neue wissenschaftliche Publikations- und Kommunikationspraktiken, die bisherige Formate und Standards von Wissenschaftlichkeit und damit unsere Forschungskultur insgesamt in Frage stellen. Wenn das Medium die Botschaft ist, wie es der Medientheoretiker Marshall McLuhan formulierte, dann zeigen bloggende Forscherinnen und Forscher, wie sie sich Wissenschaft vorstellen oder wünschen: offen, vernetzt, horizontal, direkt, schnell, vielseitig… und mit der akzeptierten Möglichkeit, sich zu irren.

Zentral für die Bloggenden ist die Frage des return of investment bei dieser selbstbestimmten Aneignung eines Publikationsorts, denn Bloggen, Blogs lesen und in Blogs kommentieren kostet Zeit((2)). Und die ist bei allen knapp. Vieles steht und fällt dabei mit der Anerkennung dieser (neuen) Praktik als “wissenschaftlich”. Wie weit sollen bestehende Konzepte von Wissenschaftlichkeit ausgedehnt werden? Können Blogposts oder Tweets Teil der anerkannten Wissenschaftsproduktion sein? Brauchen wir dafür eine Qualitätssicherung?((3)) Wenn ja: Wie könnte sie aussehen? Und tut sich die Wissenschaftsblogosphäre überhaupt einen Gefallen, wenn sie auf diese Fragen Antworten gibt und das Schreiben in Blogs Regeln auferlegt, wo es doch in vielerlei Hinsicht gerade eine Befreiung von normierten Textformaten und deren langsamen und bisweilen arbiträren Publikationsverfahren darstellt?

Meine eigene Vision vom Wissenschaftsbloggen wird hier in Form von Aufrufen an die geisteswissenschaftliche Blogcommunity verdeutlicht, die gleichzeitig mögliche Themenfelder für die Blogparade #wbhyp abstecken. Sie beruht auf den Beobachtungen und Thesen, dass:

1) Blogbeiträge – zumindest in naher Zukunft - nicht allgemein als wissenschaftliche Leistung anerkannt werden,
2) sich ein Kampf um diese Anerkennung nicht lohnt, wenn damit einher geht, dass man die Besonderheiten des Genres abschleifen muss,
3) folglich eine Besinnung darauf notwendig ist, was Bloggen eigentlich ausmacht, auf das Neue und Besondere daran, was andere Formate nicht hergeben, und
4) es (immer wieder neu) herauszufinden gilt, warum sich Bloggen trotzdem lohnt.

Aufruf 1: Gegen Definitionen: die Vielfalt ist eine Stärke der Blogs

Ein Blick auf bestehende Wissenschaftsblogs - nicht nur auf unserer Plattform - zeigt die große Vielfalt und Uneindeutigkeit der Blogpraktiken, die ich für eine Stärke halte, die aber in unserer Wissenschaftskultur als Schwäche ausgelegt wird: Stichwort “Basar” (=Blog) gegen “Kathedrale” (=Zeitschrift)((4)).  Denn Blogs sind in den allermeisten Fällen Selbstpublikationen ohne vorgeschaltete Qualitätskontrolle. Ihre Vielfalt spiegelt daher die Unterschiedlichkeit der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und deren jeweilige Vorstellung von „Wissenschaft“ wider. Sie zeigt, dass sich die wissenschaftliche Schreibpraxis nicht auf genormte Peer-Review-Artikel reduzieren lässt.

Die Wissenschaftscommunity tut sich mit einengenden Definitionen und Versuchen, das Wissenschaftsbloggen zu normieren und anderen Publikationsformaten anzupassen, keinen Gefallen, wenn die Besonderheiten des Bloggens, deren Schwerpunkte jeder für sich selbst legen mag, abgeschliffen werden. Statt zu betonen, was Blogs alles „auch“ können, sollten wir uns darauf konzentrieren, was (bisher) ausschließlich Blogs können bzw. in Blogs gemacht wird.

Aufruf 2: Vergesst die wissenschaftliche Anerkennung von Blogs!

de.hypotheses ist als Blogportal angetreten, Antworten auf die gängigen Vorurteile und Bedenken gegenüber dem Wissenschaftsbloggen zu liefern, nämlich Fragen der Sichtbarkeit/Auffindbarkeit, Qualität, Archivierung und Zitierbarkeit von Blogs: Das Portal ist ein zentraler Einstieg, nur themenzentrierte Blogs von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern werden aufgenommen, die Blogs werden archiviert. Mit der Plattform und den damit verbundenen Services wie Schulungen, technischer Support sowie Beratung und Aufklärung über Open Access, Creative-Commons-Lizenzen, das Ausfüllen eines Impressums, den Anforderungen für eine ISSN sowie erklärenden Beiträgen im Bloghaus und im Redaktionsblog - wie z.B. die Serie “Blog&Recht” von Klaus Graf in Archivalia - haben Redaktion und Community Management viel dafür getan, um eine anerkannte Umgebung für das Wissenschaftsbloggen zu bilden und Bloggen in der wissenschaftlichen  Praxis zu etablieren und zu professionalisieren.

Das soll aber nicht heißen, dass auch die Inhalte der Blogs, das also, was jede oder jeder Einzelne aus ihrem oder seinem Blog macht, vereinheitlicht oder professionalisiert werden sollen (was auch immer das heißen mag). Denn selbst wenn man vereinheitlichen würde: Solange Blogs ein Ort der Selbstpublikation bleiben, wird sich an der fehlenden Anerkennung als wissenschaftliche Publikation, gleichgestellt mit Beiträgen in Zeitschriften mit Herausgebergremien oder Peer-Review-Verfahren, nichts ändern, so ungerecht das im Einzelnen sein mag.

Aufruf 3: Wissenschaftsblogs sind andere Formate: nutzt sie aus!

Blogs, so wie sie hier verstanden werden, sind keine Zeitschriften, keine Sammelbände und keine Monographien und sie sollen es aus meiner Sicht auch nicht sein. Sie stellen ein eigenes Format dar, das seine Berechtigung im Wissenschaftsprozess hat, als Praktik des Austauschs und der wissenschaftlichen Kommunikation, angesiedelt zwischen einem lockeren mündlichen Gespräch und der rigideren Form eines wissenschaftlichen Aufsatzes für ein Journal. Ein "missing link"((5)) .

Einblicke in die laufende Forschung geben zu können, sowie die Möglichkeit, einzelne kleinere Aspekte zu zeigen, ungewöhnliche Themen aufzugreifen, die man in Zeitschriften nicht unterbringen kann oder will((6)), andere Medienformate einzusetzen (Bilder, Hyperlinks, Podcasts, Videos etc. so viele man möchte ohne die Beschränkung, die man in Print-Medien erfährt), geistreiche, übermütige Essays in Ich-Form zu schreiben, vielleicht mit Smileys und Strikes ;-), lange Beiträge neben kurzen, in einem Monat viel, im nächsten wenig zu publizieren, schnell publizieren zu können, in Kommentaren in einen Dialog zu treten…, machen das Besondere, die Freiheit, den Spaß am Wissenschaftsbloggen aus.

In der Praxis lässt sich aber eine Annäherung der Formate beobachten: Mailinglisten posten ihre Ankündigungen in Blogs, BlogJournals wie Public History Weekly entstehen etc. Sicherlich haben ankündigungslastige Themen-, Instituts- und Tagungsblogs als Service-Dienstleistung und thematische Sammlungen ihre Berechtigung. Viele Forschende dürften über sie mit dem Wort und Phänomen “Blog” überhaupt das erste Mal in Berührung kommen. Doch mit Bloggen im ursprünglichen Sinn hat das wenig zu tun. Ich wünsche mir daher mehr forschungszentrierte Themenblogs, in denen das Forschungsthema und das eigene wissenschaftliche Tun reflektiert werden. Das muss nicht immer in regelrechten Forschungsbeiträgen geschehen. Aber weniger Ankündigungen, mehr Reflexion, mehr Kreativität, mehr Witz, mehr Zweifel, mehr Sackgassen wären schön. Mehr Kommentare außerdem. Fromme Wünsche?

Aufruf 4: Herausfinden, warum es sich trotzdem lohnt

Es gibt gute Gründe, jenseits der formalen Anerkennung von Blogposts als wissenschaftlicher Output, zu bloggen. Denn ein Blog erfüllt nicht nur dann einen return of investment, wenn die Publikationen für Berufungs- und andere Verfahren anerkannt werden und Einladungen zu Tagungen, Beiträgen oder Stellenangebote folgen. Leider werden die „weichen“ Gründe für das Bloggen, wie das Klären von Gedanken, das Schreiben üben, das Vorwärtskommen im dialogischen Wissenschaftsprozess, das Sich-Vernetzen etc. erst durch eigene Erfahrung einsichtig. Das Erfahrungswissen anderer ist in Diskussionen oftmals wenig überzeugend, da das Totschlagargument „Zeitmangel“ übermächtig ist. Ich würde mir wünschen, dass Beiträge der Blogparade die guten Gründe für das Wissenschaftsbloggen, die es ja sehr zahlreich gibt, aus unterschiedlichen Perspektiven zusammenfassen.

Kuratierverfahren, wie sie de.hypotheses und andere über die Auswahl von Beiträgen für die Startseite oder den Slider vollziehen, sind wichtig. Sie sorgen für Sichtbarkeit und helfen dem Einzelnen beim Filtern, machen aber aus einem Blogbeitrag keine Peer-Review-Veröffentlichung und damit zu einer jener wissenschaftlichen Leistungen, die etwa bei Einstellungsverfahren zählen. Eine Möglichkeit um diese Anerkennung zu schaffen ist der Einsatz von Open-Peer-Review-Verfahren. Damit können einzelne Blogbeiträge ausgewählt, zu Artikeln ausgearbeitet und „veredelt“ werden. Die überarbeiteten Fassungen werden online sowie in Print veröffentlicht. OpenEdition möchte ein solches Verfahren gemeinsam mit Perspectivia.net ausprobieren. Voraussetzung ist die Bereitschaft der Community, bei solchen Verfahren mitzumachen.

Gleichwohl bliebe das gros der Blogposts ohne Anerkennung durch den Wissenschaftsbetrieb. Doch wäre das so schlimm? Ich meine nein, aus den genannten Gründen, und weil es uns mit de.hypotheses gelungen ist, eine “Community of practice((7)) aufzubauen, die neben der Erkenntnis, dass man nicht alleine ist, als Beleg dafür stehen kann, dass der wissenschaftliche Austausch in Blogs seine Berechtigung hat.

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Beitrag zur Blogparade: Wissenschaftsbloggen: zurück in die Zukunft - ein Aufruf zur Blogparade #wbhyp

Abbildung: Kite by Mario, CC BY-NC 2.0.

  1. Die ersten beiden Absätze sind in Teilen ein Eigenplagiat meines sich im Druck befindlichen Aufsatzes: Herausforderung für unsere Wissenschaftskultur: Weblogs in den Geisteswissenschaften, in: Wolfgang Schmale, Digital Humanities - Zukunftsperspektiven, Beiheft zu den HMRG, 2015.
  2. Vgl. z.B. Monika Lehner, 走為上策 *, in: mind the gap(s), 17.12.2014, http://mindthegaps.hypotheses.org/1945.
  3. Vgl. Klaus Graf, Qualität wird überschätzt, in: Digitale Geschichtswissenschaft, 30.9.2014, http://digigw.hypotheses.org/1063.
  4. Vgl. Eric S. Raymond, The Cathedral and the Bazaar: musings on Linux and open source by an accidental revolutionary, Cambridge 2001; siehe dazu den Eintrag in Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Kathedrale_und_der_Basar
  5. Vgl. Arthur Charpentier, Blogging in Academia, A Personal Experience, in: Social Science Research Network, 18.2.2014, http://ssrn.com/abstract=2398377 oder http://dx.doi.org/10.2139/ssrn.2398377.
  6. Vgl. Maxi Maria Platz, in: 1 Jahr MinusEinsEbene auf de.hypotheses, in: MinusEinsEbene, 10.10.2013, http://minuseinsebene.hypotheses.org/849; Monika Lehner, Wissenschaftliches Bloggen im SWOT-Check, in: Mind the gap(s), 13.11.2014, http://mindthegaps.hypotheses.org/1869.
  7. Vgl. Etienne Wenger, Communities of Practice, Cambridge 1998.

Quelle: http://redaktionsblog.hypotheses.org/2674

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Wissenschaftsbloggen: zurück in die Zukunft – ein Aufruf zur Blogparade #wbhyp

4650891118_e75067fbff_zSchon wieder eine Nabelschau rund ums Wissenschaftsbloggen, mag manche/r denken, ein Insistieren auf wissenschaftliche Anerkennung einer Praktik, für die die meisten geistes- und sozialwissenschaftlichen Forschenden und Einrichtungen - zumindest im deutschsprachigen Raum - nach wie vor ein nur langsam wachsendes Verständnis aufbringen. Nein, es soll hier kein selbstreferentielles gegenseitiges Schulterklopfen erfolgen und auch nicht eine Serie an ultimativen Ratschlägen gepostet werden mit dem Untertitel “So geht Wissenschaftsbloggen”. Aber es ist Zeit, so meint die Redaktion von de.hypotheses, sich über einige Entwicklungen auszutauschen und verschiedene Beobachtungen zu diskutieren, allein schon deshalb, weil de.hypotheses demnächst drei (!) Jahre alt wird.

Wir starten mit einer Serie von Blogposts aus der Redaktion und dem Community Management von de.hypotheses sowie von Gastbeiträgen zum Wissenschaftsbloggen. Dabei soll der Blick auf unterschiedliche Disziplinen sowie sprachliche und kulturelle Praktiken gerichtet werden. Gleichzeitig wollen wir die Community einladen, sich an der Blogparade zu beteiligen und Meinungen zu Gegenwart und Zukunft des Wissenschaftsbloggens zu posten. Mögliche Themen sind:

  • Persönliche Bilanzen zum Wissenschaftsbloggen
  • Meinungen rund um die Frage der Anerkennung von Wissenschaftsblogs
  • Qualitätssicherung bei Wissenschaftsblogs: ja, nein und wenn ja - wie?
  • Beiträge über den Kern des wissenschaftlichen Bloggens - gibt es den?
  • Freiheit versus Anpassung beim Bloggen, Selbstzensur
  • Das Phantasma “Wissenschaftsblog”: was erwarte ich vom Bloggen, was ist realistisch?
  • Was sollte anders werden, besser werden, was fehlt beim Wissenschaftsbloggen?
  • ...

Wir würden uns freuen, wenn die verschiedenen Beiträge zur Blogparade sich aufeinander beziehen und Gedanken anderer im eigenen Blog aufgreifen und diskutieren, um auf diese Weise die Vernetzung der Bloggenden zu stärken.

Informationen zur Blogparade

Jede und jeder kann mitmachen, ob mit oder ohne Blog bei de.hypotheses. Gastbeiträge können im Openblog von de.hypotheses gepostet werden: http://openblog.hypotheses.org/

Beiträge bitte bis zum 1. März 2015 unter dem Hashtag #wbhyp und hier als Kommentar posten.

Weitere generelle Hinweise und Tipps zur Teilnahme im Beitrag “Was ist eine Blogparade?”

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Abbildung: Speakers! von Friedemann Wulff-Woesten, Lizenz CC BY-NC-SA 2.0

Quelle: http://redaktionsblog.hypotheses.org/2693

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