Wer entscheidet über das Zeremoniell ?

Im letzten Beitrag war davon die Rede, dass Kurfürsten und Kaiser 1612 über die gewünschte Krönung der Kaiserin verhandelten und dass sich am Ende der Kaiser mit seiner Auffassung durchsetzte, die Kaiserin am Tag nach seiner Krönung in einer eigenen Zeremonie zu krönen. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass die Kaiserin bei der Krönung nicht nur „Objekt“ einer symbolgeladenen zeremoniellen Handlung war, sondern Vorstellungen von der zeremoniellen Ausgestaltung äußerte. Das hat Harriet Rudolph für 1612 formuliert1, das zeigt aber auch eine Quelle aus dem Jahr 1653, die hier vorgestellt werden soll.

Der genaue Ablauf des sakral relevanten Teils einer Kaiserinnenkrönung war – wie beim Kaiser selbst – in einem Ordo festgelegt. Solche Regelwerke sind seit dem Mittelalter in verschiedenen Fassungen überliefert2. Seit dem Ende des 16. Jahrhunderts diente der in das 1595/96 neu bearbeitete „Pontifikale Romanum“ aufgenommene Krönungsordo als Basis für den Ablauf von Weihe und Krönung. Wie Beschreibungen deutlich zeigen3, bildete der dort enthaltene Ordo für die Kaiserin die Grundlage für das seit 1612 beachtete Regularium.

[...]

Quelle: http://kaiserin.hypotheses.org/84

Weiterlesen

Der königlich-bayerische Hubertusritterorden & sein Zeremonienkleid

Obwohl hier in Bayern der Orden des Hl. Georg als Hausritterorden der Wittelsbacher wohl die meiste Bekanntheit genießt, ist es eigentlich ein anderer, der als oberster Hausorden der Dynastie gilt: Der königlich-bayerische Hausritterorden vom Heiligen Hubertus.

Am 3. November wird der Gedenktag des Hl. Hubertus von Lüttich (*655-†727) gefeiert. Viele hundert Jahre nach der Erhebung der Reliquien des Bischofs gründete Gerhard II. von Jülich-Berg im Jahre 1444 den Orden des Heiligen Hubertus, um an seinen Sieg in der Schlacht bei Linnich an eben jenem Hubertustag zu erinnern. Doch wie kam der Orden nun nach Bayern?



[...]

Quelle: http://hofkultur.hypotheses.org/41

Weiterlesen

Kotau – die chinesische Ehrbezeugung

In Kreuzworträtseln wird regelmäßig nach Ausdruck für eine “chinesische Ehrbezeugung” gefragt. Gemeint ist damit der so genannte Kotau. Der Begriff leitet sich vom Chinesischen ketou 磕頭 (“mit dem Kopf auf den Boden schlagen”) ab. Dieser Ausdruck kam in der Song-Zeit (960-1279) in Gebrauch. Davor war seit der Han-Zeit (206 v.-220 n. Chr.) der Ausdruck koutou 叩頭 dafür gebräuchlich.[1]

In dem von A. C. Burnell und Henry Yule im späten 19. Jahrhundert zusammengestellten Hobson-Jobson. A Glossary of Colloquial Anglo-Indian Terms and Phrases liest man dazu:

“the salutation used in China before the Emperor, his representatives, or his symbols, made by prostrations repeated a fixed number of times, the forehead touching the ground at each prostration. It is also used as the most respectful form of salutation from children to parents, and from servants to masters on formal occasions, &c.”[2]

Wilkinson weist darauf hin, dass diese Form der Ehrbezeugung im traditionellen China ursprünglich nicht so unterwürfig gewesen wäre, wie es vor allem die ab der Wende zum 19. Jahrhundert entstandenen britischen Berichte über China häufig vermittelt hätten. Das Zeremoniell wurde zu einer Zeit eingeführt, als man in China beim Sitzen noch auf dem Fußboden kniete.[3]

Noch in der Qing-Zeit (1644-1911) war der Kotau fixer Bestandteil bei kaiserlichen Audienzen – damals in der Form sangui jiukou 三跪九叩, d. h. “dreimal verbeugen und neunmal mit der Stirn den Boden berühren.” Diese Ehrbezeugung lief wie folgt ab: die zur Audienz Vorgelassenen hatten niederzuknien und zunächst dreimal mit der Stirn den Boden zu berühren. Anschließend mußten sie sich erheben. Das Ganze wurde dann noch zwei mal wiederholt und anschließend wurde den in Audienz Empfangenen gestattet, sich zurückzuziehen.[4]

 

  1. Vgl. dazu Endymion Wilkinson: Chinese History. A Manual. Revised and enlarged (Cambridge, Mass., 2000) 106.
  2. Stichwort “Kotow, Kowtow”; vgl. dazu die Online-Version in den Digital Dictionaries of South Asia der University of Chicago. Vgl. auch Encyclopaedia Britannica, 11. Aufl., Bd. 15 (1911) 922: “Kowtow, or Kotou, the Chinese ceremonial act of prostration as a sign of homage, submission, or worship. The word is formed from ko, knock, and tou, head. To the emperor, the ‘kowtow’ is performed by kneeling three times, each act, accompanied by touching the ground with the forehead.”
  3. Wilkinson: Chinese History, 106. Zur “westlichen” Sicht auf diese Form der Ehrbezeugung und die dadurch ab dem späten 18. Jahrhundert entstandenen Spannungen in chinesisch-”westlichen” vgl. James L. Hevia: “‘The ultimate gesture of deference and debasement’: Kowtowing in China. In: Michael J. Braddick (Hg.): “The Politics of Gesture: Historical Perspectives” Past and Present, Supplement 4 (2009) 212-234.
  4. Vgl. Wilkinson: Chinese History, 106 f.

Quelle: http://wenhua.hypotheses.org/707

Weiterlesen