Zensierte Zwitter. Über zensierte Ausgaben und Übersetzungen historischer Quellentexte

Wer sich mit der Geschichte uneindeutiger Körper beschäftigt, wird schnell mit Zensur-Phänomenen konfrontiert. Das betrifft insbesondere auch Textausgaben und Übersetzungen historischer Quellen, die zwischen der Mitte des 19. und Mitte des 20. Jahrhunderts erschienen sind. Als Einstieg drei Beispiele:

1. Der Chronist Matthäus Paris (gest. 1259) berichtet in seiner Chronica maior von „Androgynen“ in Lincoln: Eine „unheilverkündende und unerhörte“ Begebenheit habe sich dort im Jahre 1246 zugetragen. Eine adelige Frau, verheiratet und Mutter mehrerer Kinder, habe eine andere adelige Frau geschwängert, und zwar „in einer neuen und wundersamen Weise“. Um dieses Wunder zu erklären, verweist der Chronist auf die gelehrte Auslegung des Schöpfungsberichts: Dort heiße es, dass Gott den Menschen als Mann und Frau geschaffen habe (Gen. 1, 27), die Glosse (gemeint ist ein Werk von Petrus Cantor) aber bemerke zu dieser Stelle, dass es auch androgyne Menschen gebe, die zeugen und empfangen könnten. Letztlich sind es also Berichte über das Wundervolk der Hermaphroditen, wie sie seit der Antike und bis weit in die Neuzeit tradiert wurden, auf die der Chronist sich hier beruft. 

Das wäre nicht weiter erstaunlich – viel interessanter ist, wie im 19. Jahrhundert mit diesem Text umgegangen wurde.

Aufgrund ihrer Bedeutung v.a. für die englische Geschichte wurde die Chronik schon im 19. Jahrhundert ins Englische und (teilweise) ins Deutsche übersetzt, keine Selbstverständlichkeit für eine mittelalterliche Chronik. Die deutsche Übersetzung von 1896 erwähnt die „Androgynen“ nicht, was nicht viel bedeuten muss, da es sich um eine Auswahlübersetzung handelt. Die englische Übersetzung von 1853 hingegen ist eine vollständige Übersetzung - verzichtet ausgerechnet auf die oben zitierte Episode, und beruft sich (Bd. 2, S. 166, online hier) auf ihre angebliche Unübersetzbarkeit: "The contents of this chapter being untranslatable, we give the Latin text, which is as follows: "Sub ejusdem anni curriculo, …"

2. Die Konstanzer Chronik (14./15. Jh.) berichtet zum Jahr 1388 von einem Mensch, der doppelte Geschlechtsorgane hatte, in zeitgenössischen Begriffen also ebenfalls ein „Hermaphrodit“. Anders als der gelehrte, auf Latein schreibende Matthew Paris verwendet der Konstanzer Chronist aber nicht diesen gelehrten Begriff; „hat ain zagel, hat ein fud“, schreibt er schlicht und deutlich, um die doppelten Geschlechtsorgane (Penis und Vulva) zu benennen. Eines aber hat er mit Mathew Paris gemeinsam – in den Druckausgaben wurde die Passage zensiert. Die erste Ausgabe der Konstanzer Chronik (durch Mone, hier online), obwohl sonst vollständig, ließ die Passage kommentarlos weg, die zweite (Ruppert) ersetzte sie immer noch durch eine Fußnote mit einer knappen (inhaltlich durchaus zutreffenden) Paraphrase.

3. Ein Kapitel des Paedagogos des Clemens von Alexandrien (gest. um 215), in dem es um Zwitter geht (mehr dazu hier), wird in der weit verbreiteten englischen Übersetzung (Schaff; hier online) stark gekürzt, ohne dass dies im Vorwort erwähnt würde. Erst eine Fußnote zur Kapitelüberschrift erläutert: "For obvious reasons, we have given the greater part of this chapter in the Latin version. [...]." Aus „offensichtlichen“ Gründen „muss“ der griechische Text des Originals auf Latein anstatt auf Englisch wiedergegeben werden – welche offensichtlichen Gründe dies sind, wird nicht gesagt. Immerhin wird die Zensur, bei aller sprachlichen Verschleierung, hier als solche erkennbar. In der deutschen Clemens-Übersetzung in der „Bibliothek der Kirchenväter“ (hier) ist nicht einmal das der Fall - hier wird ein noch kleinerer Teil des Paedagogos-Kapitels übersetzt – und der Rest fehlt ganz, ohne jeden Hinweis darauf, dass hier etwas fehlte!

Mit solchen zensierenden Eingriffen, Nicht-Übersetzungen, Verschleierungen rechnet man bei Textausgaben des 19. und 20. Jahrhunderts bei erotischen und allgemein sexuellen Themen, vor allem, wenn es um homosexuelle Akte und Beziehungen geht – zum Beispiel die berüchtigte Martial-Ausgabe der Loeb Classical Library: Bis zur Neuausgabe 1993 bot sie „einschlägige“ Verse anstatt in englischer in italienischer Übersetzung, die übrigens auch nicht vom Übersetzer selbst stammte, sondern einer Übertragung des 18. Jahrhunderts entnommen war. (Näheres kann man in der klugen Rezension Howells in der Classical Review, siehe hier, nachlesen.)

Die hier zitierten Zensur-Beispiele fallen aber auf dem ersten Blick nicht in dieses Muster: Der „Hermaphrodit von Lincoln“ begeht zwar Ehebruch, aber Matthew Paris berichtet denkbar knapp darüber und in irgendeiner Weise anstössig zu sein. Der Mensch mit doppelten Genitalien, der in der Konstanzer Chronik erwähnt wird, führt ein geordnetes Eheleben: Aufgewachsen als Katharina, nannte er sich später Hans, heiratete eine Frau, und das Konstanzer Gericht bestätigt die Gültigkeit ebendieser Ehe; alles recht langweilig. Erst recht ist Clemens von Alexandrien ziemlich unverdächtig: Die imkriminierten Passagen leugnen die Existenz von „echten“ Hermaphroditen und diskutieren dann angebliche „hermaphroditische“ Tiere wie die Hyäne und den Hasen, um die entsprechenden Speiseverbote des Alten Testamentes (und des sog. Barnabasbriefes) zu deuten. Dogmatisch nicht ganz jedermanns Tasse Tee, aber moralisch jedenfalls unverdächtigt.

Nicht die Darstellung sexueller Handlungen, erst recht nicht moralische Wertungen, sondern allein die Erwähnung von „Hermaphroditen“ ist es offenbar, die bei Herausgebern und Übersetzern des 19./20. Jahrhunderts als problematisch gesehen wurde. Gerade weil antike und mittelalterliche Texte für die meisten Leser wenn überhaupt, dann nur in Übersetzungen zugänglich sind, dürften die oben zitierten Beispiele nicht ohne Wirkung sein. Teilweise gibt es neuere Übersetzungen (z.B. von Clemens), aber gerade dank Google books und Co. erleben die alten, oft gemeinfreien Übersetzungen derzeit eine regelrechte Renaissance. Umso wichtiger ist es, dass man damit zu rechnen lernt, dass Hinweise auf Menschen zwischen den Geschlechtern in diesen Ausgaben gezielt eliminiert wurden.

Quelle: http://intersex.hypotheses.org/60

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Blog: Kryptographiegeschichte der Antike, des Mittelalters und der Neuzeit

http://scienceblogs.de/klausis-krypto-kolumne Klausis Krypto Kolumne ist ein Blog über Geheimcodes und Verschlüsselung. Hier geht es um das Voynich-Manuskript, die Enigma, die Kryptos-Skulptur und vieles mehr. Ungelöste Geheimschriften kommen hier genauso zur Sprache wie erfolgreiche Codeknacker und spektakuläre Verschlüsselungsmaschinen. Kurz: In Klausis Krypto Kolumne geht es um die Verschlüsselungstechnik der letzten 3000 Jahre. © Text: Klaus Schmeh […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2015/02/5654/

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Das Leben des Gaius Tranquillus Suetonius (Sueton)

Es wurde keine Biographie über Sueton (bürgerlich: Gaius Tranquillus Suetonius) verfasst, seine Lebensdaten lassen sich nur „aus seinen eigenen Werken sowie aus einigen Briefen des jüngeren Plinius erschließen.“1 Laut einer 1953 gefundenen Inschrift ist Sueton zwischen 70 und 75 n. Chr. in Hippo Regius geboren, welches im heutigen Algerien liegt. Er starb um 140 n. Chr.

Sueton hatte durch seinen ritterlichen Familienstand und die guten Verbindungen seines Großvaters und Vaters stets engen Kontakt zum politischen Machtzentrum des römischen Reiches. Dazu kam, dass er mit seiner Familie in Rom wohnte, also unmittelbar im Zentrum des Geschehens des römischen Reiches. Im Jahre 121 n.

[...]

Quelle: http://jbshistoryblog.de/2015/01/das-leben-des-gaius-tranquillus-suetonius-sueton/

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Legende und Geschichte – die römische Königszeit, Teil 4

Von Stefan Sasse
Dies ist der dritte Teil der Artikelserie. Im ersten Teil besprachen wir die ersten beiden mythischen Könige Roms, Romulus und Numa. Im zweiten Teil besprachen wir die folgenden beiden Könige, Hostilius und Marcius. Im dritten Teil widmeten wir uns den zwei nächsten Königen, Tullius und Priscus. In diesem abschließenden Teil betrachten wir den letzten König von Rom, Tarquinius Superbus. 

Tarquinius Superbus
Die Geschichte des Aufstiegs von Tarquinius Superbus ist bereits der eines Bösewichts würdig. Er war der Sohn oder Enkel (es gibt widerstreitende Überlieferungen) des fünften Königs von Rom, Lucius Tarquinius Priscus, und mit einer Frau namens Tullia verheiratet, die in bester römischer Tradition, die nur zwei weibliche Extremfiguren kennt - entweder die tugendhafte, vorbildliche Ehefrau oder die intrigante, ambitionierte und böse Schwiegermutter -, ihren Ehemann zum Putsch gegen König Nummer sechs, Servius, anstachelte. Tarquinius, von Haus aus eitel und leicht von solchen Schandtaten zu überzeugen (daher auch sein Name "Superbus", was sich als arrogant oder eitel übersetzen lässt), machte sich auch gleich daran und marschierte mit einer Bande bewaffneter Unterstützer in den Senat, wo er sich breitbeinig auf den Königsthron setzte (ein Hauch von Machismo gibt der Geschichte hier die notwendige Würze) und die Senatoren aufforderte, ihm zu huldigen, weil Servius ohnehin ein schlechter König sei.
Die Begründung, die Tarquinius Superbus hierfür gibt, ist, abgesehen von den obligatorischen ad-hominem-Attacken (Servius ist ein Sklave, der von einer Frau auf den Thron gesetzt wurde) von geradezu lächerlicher Ironie: Servius habe die unteren Klassen Roms den oberen vorgezogen und deren Reichtum öffentlich sichtbar gemacht, so dass die unteren Klassen unzufrieden wurden. Wenn man bedenkt, dass gerade diese Probleme die Republik zu Fall bringen würden ist das schon eine interessante Vorwegnahnme. Tarquinius etablierte sich danach als Bösewicht, indem er den heraneilenden Servius (der die exakt gleichen Vorwürfe in Richtung Tarquinius schleudert) die Treppen des Senatsgebäudes hinunterwerfen und den Verletzten danach niederstechen lässt. Seine Frau, ebenfalls im Public-Relations-Sektor tätig, trieb danach ihren eigenen Streitwagen über die Leiche, so dass die komplett bespritzt mit dem Blut des Königs zuhause ankam. Tarquinius weigerte sich später, den toten König beerdigen zu lassen.

Tarquinius Thronergreifung, Comic aus den 1850er Jahren
Diese Geschichte der Thronergreifung alleine ist schon viel zu gut, um wahr zu sein. Sie enthält alle Elemente, die die Römer in ihren Geschichten liebten: intrigante Frauen, Gewalt und den Konflikt vom virtus gegen die niederen Instinkte. Tarquinius und seine Frau Tullia werden als geradezu karikaturhaft böse dargestellt, was die Bühne für eine passende Regierungszeit ebnet. Diese beginnt auch gleich mit einigen Schauprozessen gegen feindlich gesinnte Senatoren. Deren Plätze füllte er danach nicht wieder auf, was den Senat effektiv verkrüppelte und zu einem reinen Akklamationsorgan machte. Dieser Zug bewies erneut seine Tyrannei: wären die Senatoren schuldig gewesen, spräche schließlich nichts gegen Nachernennungen. 

Tarquinius wandte seine Aufmerksamkeit dann nach außen, nach Latium, das er vollständig unter römische Kontrolle bringen wollte. Mit einer Reihe von geschickten Bündnissen und Verrat fiel Stadt um Stadt unter seine Kontrolle und vereinte ihre Truppen mit Rom. Seine Taktiken waren alles andere als fein: er versteckte etwa bei einer Konferenz mit latinischen Anführern Waffen in deren Hütten, die danach gefunden wurden - und die Latiner wegen Verrats getötet. Die Überlebenden und Nachfolger verstanden den Hinweis und folgten ihm. Eine andere renitente Stadt fiel, als sein Sohn, einen Bruch mit dem Vater vortäuschend, die Kontrolle übernahm und die örtliche Nobilität hinrichtete. Die Erfolge des Tarquinius waren daher auch von einer Aura des Ruchlosen und Ehrlosen umgeben. Ein ordentlicher Römer gewann schließlich in der männlichen, offenen Feldschlacht. Tarquinius konnte jedoch auch auf  eine Reihe genuiner Erfolge zurückblicken. Einige Ausbauten Roms, so etwa der Bau des großen Jupiter-Tempels und der Bau der Cloaka Maxima gehen auf sein Konto.

Michaelangelos Darstellung der Sibyll
Tarquinius gehört außerdem zum Rahmenprogramm einer der merkwürdigeren Sagen der römischen Frühzeit, der Legende der sibyllenischen Bücher. Sibyll war eine Art Orakel, die Tarquinius neun Bücher mit Prophezeiungen zu einem gewaltigen Preis anbot. Tarquinius lehnte ab, woraufhin Sibyll drei der Bücher verbrannte  und die restlichen sechs zum gleichen Preis erneut anbot. Tarquinius war schon unsicher, lehnte aber erneut ab, woraufhin Sibyll drei weitere verbrannte. Die restlichen drei kaufte Tarquinius nun. Die Römer konsultierten diese Bücher, die von speziellen Aristokraten bewacht wurden, bis zum Brand des Jupitertempels 85 v. Chr., woraufhin sie eine neue Sammlung sibyllischer Prophezeiungen aus dem ganzen Mittelmeerraum zusammenkauften, die sie bis zum Aufstieg des Christentums vor wichtigen Entscheidungen konsultierten. Hätte Tarquinius nur alle neun Bücher gekauft! 

Der Fall des Tarquinius kam, wie auch sein Aufstieg, durch eine Frau. Bei der Belagerung einer reichen Stadt namens Rutuli, die Tarquinius nur der Beute wegen belagerte, langweilten sich die adeligen Jungspunde mit Offiziersrang so sehr, dass sie begannen, gegenseitig die Treue ihrer Ehefrauen zu prüfen. Die einzige Frau, die der Prüfung standhielt, war Collatia - erneut sehen wir die typisch römische Figur der tugendhaften Ehefrau -, was die Leidenschaft von Tarquinius' Sohn Sextus erregte, der sie erpresste und zum Sex zwang. Collatia aber machte die Affäre danach öffentlich und beging dann Selbstmord. Als Reaktion auf diese Ehrverletzung der Nobilität schwor Collatius zusammen mit seinen Freunden Lucius Junius Brutus und Publius Valerius, die Tarquinier aus Rom zu vertreiben. Die ruinöse Baupolitik des Königs, der die Kassen Roms geleert hatte und angesichts des Misserfolgs der Belagerung von Rutini auch keine Aussicht auf Besserung hatte, tat sein Übriges. 

Lucius Junius Brutus
Da Brutus zur Leibgarde Tarquinius' gehörte, besaß er das Recht, die Ständeversammlung (comitia) einzuberufen, was er tat - und als Bühne für eine vernichtende Anklagerede gegen den König nutzte. Tarquinius, seine Frau Tullia und sein Sohn (der kurz darauf ermordet wurde) flüchteten aus der Stadt, und Brutus und Collatius wurden zu den ersten beiden Konsuln Roms gewählt. Natürlich wäre dies keine römische Geschichte ohne einen ordentlichen Verrat, und so zwang Brutus kurz darauf Collatius zum Rücktritt, um einen genehmeren Kollegen zu bekommen. Tarquinius indessen verbündete sich mit Roms altem Feind Veji und marschierte auf Rom, wurde aber von Brutus' Armee zurückgeschlagen. In der blutigen Schlacht fand Brutus den Tod; er hatte zuvor jedoch auch eine innenpolitische Verschwörung entdeckt und die Loyalisten Tarquinius' ohne viel Federlesens exekutieren lassen, darunter auch zwei eigene Söhne. Ohne Verbündete in der Stadt, die nun fest in den Händen der Republikaner war, wandte sich Tarquinius an den König von Clusium, Porsena. Der marschierte mit einer großen Armee auf Rom, das eine blutige Verteidigungsschlacht schlug, die ebenfalls in die römische Legende einging: angeblich gelang es Porsena fast, eine Brücke über den Tiber unter Kontrolle zu bekommen, bevor die Römer sie zerstören konnten. Ein tapferer Aristokrat namens Horatius hielt die feindliche Armee im Alleingang lange genug auf, dass die Brücke hinter ihm zerstört werden konnte und schwamm danach in Sicherheit. 

Solche angeblichen Heldentaten hin oder her, Rom wurde danach von Porsenas Armee belagert. Es ist unklar, ob Porsena Rom eroberte und kurzzeitig besetzte oder ob die Römer die Belagerung überstanden; so oder so zog Porsena aber bald ab und überließ Tarquinius dessen letztem Versuch, Rom zurückzuerobern. Dieses Mal stellte sich der Armee Tarquinius (im Bündnis mit der latinischen Stadt Tusculum) der erste Diktator Roms entgegen, Albus Postumius Albus, der in der Schlacht ebenfalls den Tod fand. Die Römer siegten knapp, und Tarquinius verschwand endgültig im Exil. Rom war eine Republik. 

Tyrannenmord
Zu den Gründungskernen der Republik gehörte die ungeheure Feindseligkeit gegenüber allem, was nach Tyrannei und Königtum roch. Zahlreiche Politiker der Republik fanden den Tod (oder ein abruptes Karriereende), weil man ihnen Aspirationen nach dem Königstitel unterstellte. Das letzte Opfer dieser Königs-Paranoia war Julius Cäsar, der allerdings in der Angelegenheit kaum als unschuldig gelten darf. Die ungeheure Bosheit des Tarquinius (die vermutlich deutlich übertrieben ist) diente den Römern dabei immer als bequeme Rechtfertigung dieser Ablehnung des Königstitels. Jeder, der die Alleinherrschaft anstrebte, musste sich mit Tarquinius vergleichen lassen - ein PR Albtraum. Letztlich aber diente auch die Geschichte von Tarquinius vor allem als ein pädagogisches Werk: wie die Könige vor ihm war Tarquinius immer dazu gut, bestimmte Lektionen über das, was die Römer als ihr Selbstverständnis betrachteten - virtus - zu erläutern. 

Die Könige waren keine historischen Figuren, sondern mystische Verzerrungen realer, historischer Persönlichkeiten. Vermutlich gab es auch mehr als sieben von ihnen. Ihre Geschichte aber wurde erst zu einer Zeit aufgeschrieben, als die ältesten Einwohner der Stadt allenfalls Großeltern hatten, die bei Tarquinius' Vertreibung dabeigewesen waren. Es verwundert daher nicht, dass die Geschichten zwar hervorragend die Lektionen hergeben, die die Römer gerne weitergeben wollten, aber vermutlich wenig auf historische Genauigkeit geben. Für uns sind sie daher eher ein Fenster ins Innenleben der römischen Seele als in das ihrer Vorgeschichte. 

Bildnachweise: 
Tarquinius Münze - Guillaume Rouille (Public Domain)
Comic - John Leech (Public Domain)
Sibyll - Michelangelo (Public Domain)
Brutus Büste  - Jastrow (Public Domain)
Tyrannenmord - Karl von Piloty (Public Domain)

Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2014/11/legende-und-geschichte-die-romische.html

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Legende und Geschichte – die römische Königszeit, Teil 3

Von Stefan Sasse

Dies ist der dritte Teil der Artikelserie. Im ersten Teil besprachen wir die ersten beiden mythischen Könige Roms, Romulus und Numa. Im zweiten Teil besprachen wir die folgenden beiden Könige, Hostilius und Marcius. In dieser Folge widmen wir uns den zwei nächsten Königen, Tullius und Priscus.

Lucius Tarquinius Priscus
Der vierte König Roms, Ancus Marcius, hatte zwei Söhne. Da sich in der römischen Gesellschaft jener Tage das Erbschaftsprinzip noch nicht durchgesetzt hatte, leitete sich daraus auch kein Herrschaftsanspruch ab. Da beide Söhne bei Marcius' Tod nicht in der Stadt waren, hatte es der fünfte König, der etruskische Adelige Lucius Tarquinius Priscus, leicht, den Senat von der Eignung seiner eigenen Wahl zu überzeugen. Tarquinius Priscus war aus Etruria gekommen, wo er wegen seiner griechischen Wurzeln von einer politischen Laufbahn ausgeschlossen war. Bei seiner Ankunft in Rom hatte ein Adler ihm die Mütze weggenommen und wieder auf den Kopf gesetzt, ein Zeichen künftiger Größe, das Ancus Marcius dazu gebracht hatte, ihn zum Vormund seiner Kinder zu ernennen. Tarquinius vergrößerte den Senat (unter anderem um die Familie der Octavii, aus denen Augustus hervorgehen würde), führte Krieg gegen die Latiner und Sabiner, in deren Rahmen er die Zahl der equites verdoppelte, und brachte die Kriege mit Landgewinn für Rom zum Abschluss. In Rom selbst baute er den Circus Maximus, begann den Bau des Jupitertempels auf dem Kapitol und errichtete die Cloaka Maxima, um das Problem der Abwässer und Versumpfung in den Griff zu bekommen. Auf seine Herrschaft gehen außerdem viele römische Symbole zurück, etwa das Purpur als Königsfarbe oder der herrschaftliche, von vier Pferden gezogene Streitwagen. 


Es scheint, als ob wir mit Lucius Tarquinius Priscus langsam das Gelände der Mythen und Sagen verlassen und in belastbareres Territorium vorstoßen. Rom war in seiner Gründerzeit immer noch politisch von den Etruskern abhängig, so dass ein etruskischer Adeliger als römischer König durchaus Sinn macht. Tarquinius Priscus erwirbt auch gleich die notwendigen legitimatorischen Zeichen, die römische Herrscher sich später noch oft zusprechen würden: eine Prophezeiung (der Adler mit der Mütze), die den Herrscher als göttergewollt betrachtet, und militärischer Erfolg. Tarquinius Priscus besiegte Sabiner und Latiner und eroberte diverse Städte, was den Griff Roms auf das Umland festigte, und kehrte im Triumphzug nach Rom zurück, eine Praxis, die auch später die höchste Ehrung der Stadt sein und in der Kaiserzeit ausschließlich den Kaisern vorbehalten sein würde. Auf diese Art und Weise hatte er die Referenzen beisammen, die einen großen Römer in den Augen der Zeitgenossen ausmachten. Es fällt auf, die mundän diese Tätigkeiten sind. Die Sabiner und Latiner werden nicht entscheidend geschlagen, und einige Städte werden erobert - ein Erfolg, gewiss, aber nicht mehr legendär wie frühere Könige.

Cirus Maximus in einem Modell
Interessanter sind da seine politischen Reformen. Die Vergrößerung des Senats brachte eine Welle neuer, ihm getreuer Gefolgsleute in Roms Legislative, eine Taktik, die auch spätere Generationen gerne anwenden werden. Er verdoppelte außerdem die Ränge der equites, was eine deutliche Vergrößerung der Armee mit sich brachte, deren Ränge sich in jener Zeit noch aus den Besitzenden rekrutierten. Gleichzeitig verschaffte es Roms Mittelschicht eine breitere Basis, was für das spätere Wachstum der Stadt bedeutsam sein dürfte. Interessant sind auch seine baulichen Maßnahmen: der Circus Maximus, eines der Wahrzeichen der Stadt, wird auf ihn zurückgeführt und erlaubt das aristrokratische Vergnügen der Wagenrennen. Livius vermerkt in seinen Darstellungen, dass Patrizier und Senatoren sich im Circus eigene, erhöhte Logen bauten, was den legitimatorischen Charakter des Bauwerks unterstreicht, indem es Besuchern deutlich die Rangunterschiede zeigt. Gleiches gilt für den Bau des Jupitertempels, mit dem sich Tarquinius Priscus als legitimer König zeigt, der den Göttern huldigt. 

Der Bau der Cloaka Maxima schließlich ist für Rom von kaum zu überschätzender Bedeutung, da er das Problem von Seuchen reduziert und große Gebiete für den Bau von Gebäuden befreit, so dass auch das Gebiet zwischen den sieben Hügeln Roms bewohnbar wurde. Die Bedeutung des Königs liegt daher in einer Konsolidierung Roms, weniger in seiner Erweiterung. In Tarquinius Priscus' angeblicher Herrschaft wurden die Grundlagen gelegt, die es später zu einer Metropole und zur Herrscherin des Mittelmeers machten. Wie immer ist die tatsächliche Existenz sehr fraglich: Priscus regierte angeblich 38 Jahre lang, bevor er in einer Revolte ermordet wurde, und die vielen Bauvorhaben sind für einen Mann trotz dieser Länge beachtlich. Nichtsdestotrotz erreichen wir ein Stadium der römischen Geschichte, das glaubhafter erscheint als das vorhergehende. 

Servius Tullius
Die angesprochene Revolte war laut Livius eine Intrige der Söhne Ancus Marcius', um Tarquinius Priscus zu ermorden und selbst die Herrschaft zu übernehmen. Tarquinius Frau Tanaquil aber behauptete, der König sei nur verwundet und nutzte die Zeit, um Servius Tullius als Regenten zu proklamieren. Danach wurde der Tod Priscus' bestätigt und Tullius als neuer König ausgerufen. Weder Marcius' Söhne noch die Priscus' wurden so neue Könige - das Erbschaftsprinzip wurde ein letztes Mal abgewendet. Es bleibt unklar, ob Roms letzter König - Tarquinius Superbus - ein Sohn oder Enkel Tarquinius Priscus' war. So oder so würde zuerst Servius Tullius für, wir ahnen es, eine Periode von rund 40 Jahren herrschen.

Bereits sein Herrschaftsantritt ist von Unklarheiten überschattet: war er der erste König, der direkt vom Volk ausgerufen und vom Senat nicht bestätigt wurde, oder wurde er vom Senat gewählt, ohne dass das Volk gefragt wurde? So oder so war seine Wahl die erste ihrer Art. Wie so häufig umgibt auch ihn eine Prophezeiung: laut Livius erschien ein Feuerring um Tullius' Kopf, der zu seiner Königswahl führte. Niemand anderes als Kaiser Claudius erklärte dies später für Unsinn und erklärte ihn zu einem etruskischen Söldner. Servius' Herrschaft beginnt, wie könnte es anders sein, mit Krieg gegen Veiji und die Etrusker, was zu diesem Zeitpunkt als eine Art Mannbarkeitsprobe für römische Herrscher angesehen werden kann. Wie bereits bei Tarquinius Priscus ist das Resultat dieser Konflikte wenig relevant; bedeutsam ist, dass die militärischen Siege Tullius die notwendige Legitimität in den Augen der Römer verschafften. 

SPQR-Standarte
Bedeutsam aber sind die so genannten Servianischen Reformen, die Roms Entwicklung zu einer Republik zementierten. Unter Tullius erhielten wesentlich größere Teile der Bevölkerung das Wahlrecht, als dies bisher der Fall gewesen war. Das Wahlrecht wurde außerdem formalisiert (indem die Bevölkerung entsprechend ihres Vermögens und ihrer Steuerleistung in Klassen eingeteilt wurde, deren Stimmen unterschiedlich viel Gewicht besaßen, die so genannten Zenturien) und gleichzeitig das Gerichtswesen auf eine deutlich rechtsstaatlichere Grundlage gestellt, als dies bisher der Fall gewesen war - Grundlage des späteren Siegeszugs römischen Rechts. Unter Tullius wurden zudem die verbliebenen, bisher unerschlossenen drei der sieben römischen Hügel (besiedelt und die Stadt damit deutlich vergrößert (was gleichzeitig auch die Gruppe der Wahlberechtigten, die durch die Reformen bereits vergrößert worden war, noch einmal explodieren ließ). Für das einfache Volk und die Armen, die er mit einigen Sozialprogrammen bedachte, wurde Servius Tullius damit zu einem großen Helden und zum wohl beliebtesten Politiker seiner Zeit. Tullius machte sich damit allerdings viele Feinde. Tarquinius Superbus hatte eine seiner Töchter geheiratet, mit der konspirierte und Tullius auf den Stufen des Senats ermorderte, um selbst die Herrschaft anzutreten.

Auch die Herrschaft des Servius Tullius passt etwas zu gut in den römischen Gründungsmythos, um wahr zu sein, aber die Details seiner Herrschaft selbst lassen den Schluss zu, dass sie vergleichsweise akkurat sind. Die weitere Besiedlung Roms auf einen speziellen Herrscher festzuschreiben macht wenig Sinn, dürfte aber erst mit der städtischen Infrastruktur Tarquinius Priscus' wirklich möglich geworden sein. Gleichzeitig sind die Servianischen Reformen geradezu das Anlegen einer Straße zur Republik, auf die die späteren Gründer um Brutus nur zurückgreifen mussten. Die Republik konnte sich somit effektiv mit dem Willen des letzten "guten" König Roms legitimieren, was einfach zu günstig ist, um blanker Zufall zu sein. Die Aufteilung des römischen Elektorats durch Tullius würde für eine sehr lange Zeit die konstitutionelle Grundlage Roms bilden, ebenso das von ihm eingeführte Zensuswahlrecht und die "rule of law", die auf ihn zurückgeht. Letztere ist von gewaltiger Bedeutung und ohne die durch die Legende des Numa von der Schwurtreue der Römer auch nicht vorstellbar; die Königslegenden greifen hier also direkt ineinander über. Ohne dass die Römer die Gesetze kodifizieren und einhalten ist das Funktionieren einer Republik nicht vorstellbar, würde sie unter dem Ansturm skrupelloser, ambitionierter Männer zerbrechen - wie es denn auch im 1. Jahrhundert vor Christus geschah.

Neuzeitliche Darstellung einer Senatssitzung (Cicero vs. Catalina)
Es ist auch interessant, dass nun bereits zwei römische Könige ermordet wurden. Die Umstände verweisen dabei jedes Mal auf ambitionierte Männer, die selbst an die Macht kommen wollen, und dabei auch noch Verwandte oder enge Berater des jeweils letzten Königs. Die Machtmechanismen der späteren Republik aber waren so gestaltet, dass gerade solche Szenarien verhindert werden: der Cursus Honorum, also die Ämterabfolge (Ädile, Prästoren, Tribune, Konsuln und so weiter), die mit ihren Mindestabständen (meist zehn Jahre) und Mindestaltern kometenhafte Aufstiege verhinderte, die Wahlen, die Nepotismus erschwerten, weil die direkte Abstammung weniger zählte als der Ruf des jeweiligen Aristokraten, die kurze Amtsdauer und das Kollegialitätsprinzip - alle diese Mechanismen scheinen geradezu mit der Blaupause der römischen Könige im Kopf gestaltet worden zu sein. Oder aber natürlich, die römischen Königslegenden wurden genauso geschrieben, dass sie ein abschreckendes Beispiel darstellten, um Kritiker an der etwas schwerfälligen republikanischen Regierungswechselei schnell abfertigen zu können. Hier zeigt sich die legitimatorische Wirkmacht der historischen Legenden.

So oder so dienen die ersten sechs römischen Könige allesamt als Sagen, anhand derer zum einen die Entwicklung Roms als auch die klassischen römischen Tugenden - Treue, Tapferkeit, (politische) Ambition, Führungsstärke, Entschlossenheit - illustriert werden konnten. Die Könige sind überlebensgroße Figuren, oftmals durch göttliche Fügung limitiert und mit langen Regierungszeiten gesegnet, die aber gleichzeitig stets durch andere ambitionierte Männer unter Druck geraten. Was also passiert, wenn diese Männer kein Ventil für ihre Ambitionen finden, und wenn der König selbst nicht ein weiser, fähiger Mann, sondern stattdessen ein hochmütiger Tyrann ist? Nun, dann wird es wohl Zeit, eine Republik zu gründen, nicht wahr?

Bildhinweise: 
Tarquinius Priscus - Guillaume Rouille (Public Domain)
Modell Roms - Pradigue (CC-BY-SA 3.0)
Servius Tullius - Guillaume Rouille (Public Domain)
SPQR-Standarte - Bascavia10 (CC-BY-SA 3.0)
Senatssitzung - Cesare Maccari (Public Domain)

Buchhinweise:

Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2014/09/legende-und-geschichte-die-romische.html

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Frühe Nachrichten über China: Seide, die vom Baum gekämmt wird …

Kostbare Seidenstoffe waren in Europa seit langem bekannt und begehrt, Herkunft und Gewinnung der Seide aber blieben ein gut gehütetes Geheimnis, [1] was zu zum Teil abenteuerlichen Erklärungsversuchen führte.

Im Wörterbuch der Gebrüder Grimm heißt es unter “Seide“: “das gespinnst des seidenwurms, als noch unverarbeitetes naturerzeugnis: die seyden, sericum, bombyx Maaler 371c”. Der Beitrag verweist auf den Eintrag “Seide”  in Die teütsch Spraach[2] von Josua Maaler (1529-1599)) aus dem Jahr 1561.

Weiter heißt es im Wörterbuch der Gebrüder Grimm:

[...] ahd. Seres sizzent hina verro ôstert in eben India, die stroufent aba iro boumen eina wolla, dia wir heiʒên sîdâ, dia spinnet man ze garne, daʒ karn farewet man misselîcho, unde machôt darûz fellôla. Notker 1, 97, 7 Piper [...]

Also: “Die Seres wohnen im fernen Osten neben Indien.[3] Sie streifen von ihren Bäumen eine Wolle, die wir ‘sîdâ’ nennen, die spinnt man zu Garn, das Garn färbt man unterschiedlich, und macht daraus  ‘fellôla’.”
Diese Passage findet sich in der althochdeutschen Übersetzung und Kommentierung von De consolatione philosophiae des Anicius Manlius Severinus Boethius (um 480-524 oder 525) , die der St. Galler Mönch Notker der Deutsche (um 950-1022)[4] anfertigte.

Die Stelle im Codex Sangallensis 825[5], konkret die Zeilen 3-6:

St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 825, p. 84 – Boethius, De consolatione philosophiae (http://www.e-codices.unifr.ch/de/list/one/csg/0825)

St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 825, p. 84 – Boethius, De consolatione philosophiae (http://www.e-codices.unifr.ch/de/list/one/csg/0825)

Demnach wächst die Seide in langen Fäden auf Bäumen und wird  ‘ausgekämmt’.  Das Bild von der Seide, die auf Bäumen wächst, findet sich unter anderem bei Plinius und Herodot. Ob dabei tatsächlichSeide gemeint ist, ist zweifelhaft, denn die Beschreibungen deuten eher auf Baumwolle (Gossypium arboreum) hin …

Bei Plinius, Naturalis historia 6, 23 heißt es:

[...]primi sunt hominum qui noscantur Seres, lanicio silvarum nobiles, perfusam aqua depectentes frondium canitiem, unde geminus feminis nostris labos redordiendi fila rursusque texendi: tam multiplici opere, tam longinquo orbe petitur ut in publico matrona traluceat. [...]

Bostock übersetzt diese Passage:

The first people that are known of here are the Seres, so famous for the wool that is found in their forests. After steeping it in water, they comb off a white down that adheres to the leaves; and then to the females of our part of the world they give the twofold task of unravelling their textures, and of weav- ing the threads afresh. So manifold is the labour, and so distant are the regions which are thus ransacked to supply a dress through which our ladies may in public display their charms. [6]

Der Übersetzer merkt an, dass Plinius Seidenraupen (eigentlich die Larven des Seidenspinners) und deren Kokons in Buch 11, Kapitel 27 im Abschnitt über die “Koische Seide”[7]. Plinius bezeichnet die Larven des Seidenspinners  als “bombyx”[8] und beschreibt die Entstehung der Kokons nicht als ein Sich-Einspinnen, sondern als Nester, die durch Filz- und Walkprozess entstehen.

Bei Herodot liest man, dass in Indien Bäume wild wachsen, die eine Wolle produzieren, die in Schönheit und Güte die von Schafen übertrifft, und dass die Inder Kleidung von diesen Bäumen tragen (Herodot, Historien III, 106).

Die Meinung, dass Seide auf Bäumen wächst, findet sich noch bei Isidor von Sevilla in den kurzen Bemerkungen zu den “Seres”:

Seres a proprio oppido nomen sortiti sunt, gens ad Orientem sita, apud quos de arboribus lana contexitur. [9]

Im Codex Sangallensis 621, S. 40,, einer im 9. Jahrhundert entstandenen St. Galler Abschrift der Historiarum adversum paganos libri VII des Paulus Orosius notiert im 11. Jahrhundert Ekkehart IV.[10] in einer Glosse zu “[...]  qua oceanus Sericus tenditur [...]”[11]:

Ubi et Seres gentes qui serica uellera arboribus natura quadam suis inpendentia mittunt. [...].

Heidi Eisenhut[12] verweist als Quelle für diese Informationen auf Stellen bei Plinius und Isidor von Sevilla, sieht aber die oben erwähnte Stelle im Boethius-Kommentar als wahrscheinlichere Quelle.

  1. Zu den ältesten Funden und zu ersten Nachrichten s. Anastasia Pekridou-Gorecki “Seide.” Der Neue Pauly. Herausgegeben von: Hubert Cancik, Helmuth Schneider (Antike), Manfred Landfester (Rezeptions- und Wissenschaftsgeschichte). Brill Online, 2014. Reference. Universitaet Wien. 09 July 2014  http://referenceworks.brillonline.com/entries/der-neue-pauly/seide-e1107010. First appeared online: 2006.
  2. Josua Maaler: Die teütsch Spraach : alle Wörter, Namen und Arten zuo reden in hochteütscher Spraach, dem ABC nach ordenlich gestellt unnd mit guotem Latein gantz fleissig unnd eigentlich vertolmetscht, dergleychen bisshär nie gesähen / Dictionarium germanicolatinum novum : hoc est, Linguae Teutonicae, superioris praesertim, thesaurus / durch Josua Maaler, Burger zuo Zürich = a Iosua Pictorio Tigurino confectus & in lucem nunc primum editus (Tiguri : excudebat Christophorus Froschouerus 1561). Digitalisat: e-rara.ch.
  3. Eduard von Tscharner übersetzt: “Die Seres wohnen fern von hier nach Osten in der Ebene Indien.” [Ed. von Tscharner: "China in der deutschen Dichtung des Mittelalters und der Renaissance" In: Sinica, JG. IX (1934) 8, Fußnote  e.]. Zur Übersetzung von ‘in eben’ vgl. Heinrich August Schrötensack: Grammatik der neuhochdeutschen Sprache [Nachdruck der Ausgabe Erlangen 1856] (Documente linguistica, Reihe VI: Grammatiken des 19. Jahrhunderts; Hildesheim/New York: Olms 1976) 336.
  4. Notker III., genannt Notker Labeo, Notker Teutonicus oder Notker der Deutsche. Zur Biographie: Anna Grotans: „Notker Labeo“, in: Neue Deutsche Biographie 19 (1998), S. 362-364 [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd118588869.html.
  5. St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 825, p. 84 (http://www.e-codices.unifr.ch/de/list/one/csg/0825).
  6. [Pliny the Elder,  Naturalis Historia. Translated, with copious notes and illustrations, by the late John Bostock and H. T. Riley. (Bohn's Classical Library, London: H.G. Bohn 1855) Book 6, ch. 20.].
  7. D.i. die Seide der Raupe des Pistazienspinners (Pachypasa otus), die von der Insel Kos stammte und in Rom begehrt war, bevor die Seide aus China verfügbar wurde. S. Rolf Hurschmann: “Coae Vestes.”  Der Neue Pauly. Herausgegeben von: Hubert Cancik, Helmuth Schneider (Antike), Manfred Landfester (Rezeptions- und Wissenschaftsgeschichte). Brill Online, 2014. Reference. Universitaet Wien. 09 July 2014 http://referenceworks.brillonline.com/entries/der-neue-pauly/coae-vestes-e302400. First appeared online: 2006.
  8. Bombyx mori = Seidenspinner oder Maulbeerspinner.
  9. Isidorus Hispalensis: Etymologiarum libri XX, 9, II, 40.
  10. Zur Biographie: Franz Brunhölzl: „Ekkehart IV.“, in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 433-434 [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd118529722.html.
  11. Heidi Eisenhut: Die Glossen Ekkeharts IV. von St. Gallen im Codex Sangallensis 621 (Diss. Zürich 2006). (Monasterium Sancti Galli 4, St. Gallen 2009)  (Betaversion), 1,2,47.
  12. Heidi Eisenhut: Die Glossen Ekkeharts IV. von St. Gallen im Codex Sangallensis 621 (Diss. Zürich 2006). (Monasterium Sancti Galli 4, St. Gallen 2009)  (Betaversion), 040a7-11.

Quelle: http://mindthegaps.hypotheses.org/1608

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Legende und Geschichte – die römische Königszeit, Teil 2

Von Stefan Sasse

Dies ist der zweite Teil der Artikelserie. Im ersten Teil besprachen wir die ersten beiden mythischen Könige Roms, Romulus und Numa.

Münze mit dem Abbild Tullus Hostilius
Der dritte König Roms war ein Mann names Tullus Hostilius. Er war ein Enkel des Romulus (mütterlicherseits) und von Natur aus wie Numa ein friedlicher Mann, der jedoch diese Natur nicht ausleben konnte. Stattdessen wurde er zu einem der kriegerischsten Anführer Roms. In mehreren Kriegen stellte er sich Roms Erzfeinden: Alba Longa und Veji. Im Krieg gegen Alba Longa schloss er einen Pakt mit dessen Feldherrn, einem Mann namens Mettius Fufetius, anstatt einer gewaltigen Schlacht ein Duell den Krieg entscheiden zu lassen. Jede Seite sollte Drillinge antreten lassen. Auf römischer Seite kämpften die Horatier, auf albanischer Seite die Curatier. Diese töteten recht schnell zwei ihrer römischen Gegner, ehe der dritte Horatier durch eine angetäuschte Flucht die Curatier einen nach dem anderen stellen und erschlagen konnte. Der Krieg gegen Veji und dessen Nachbarn Fidenae involvierte Alba Longa erneut: Mettius, so die Sage, habe die beiden Städte aufgestachelt, gegen Rom zu Felde zu ziehen, mit dem er zu diesem Zeitpunkt wegen der Niederlage der Curatier verbündet war. In der Schlacht hielt er sich zurück und ließ die Römer im Stich, die nichts desto trotz siegten, Mettius gefangennahmen und hinrichteten, Alba Longa einebneten und seine Einwohner mitsamt römischem Bürgerrecht in Rom ansiedelten. Tullius führte noch weitere Kriege, doch seine letzte bleibende Tat war die Errichtung der Curia Hostilia, dem späteren Senatssitz. 

Wie auch bei den anderen Königen steht Tullus Hostilius eher für Teile des römischen Gründungsmythos, als dass man ihn als eine reale Person sehen könnte. Nachdem die Geschichte um Numa die Römer als friedliche Bauern etabliert hatte, deren Weisheit weithin gerühmt war, musste nun die in der Zeit der Republik, als die Legenden um die Könige entstanden, unzweifelhaft vorhandene Kriegslust der Römer vorkommen. Da die Römer sich stets als die Angegriffenen in Szene zu setzen wussten, liegt es nahe, den kriegerischen Sündenfall auch hier äußeren Kräften zuzuschreiben. So ist es dem eigentlich friedlichen Tullus Hostilius nicht vergönnt, Numas Erbe zu verwalten. Er muss in einer feindlichen Umwelt zu den Waffen greifen und sein geliebtes Rom verteidigen - ein Narrativ, von dem die Römer auch nicht lassen konnten als sie in Mesopotamien, Schottland, an der Elbe oder in Nordafrika ihr Imperium verteidigten. 

Kampf gegen Veji und Fidernae
Da man nun bereits am Kämpfen und Krieg führen war (aufgezwungen von außen), brauchte es auch einen anständigen Gegner. Dieser musste einerseits böse genug sein, um die Römer auf den Kriegspfad zu zwingen, und mächtig genug, um den Sieg bedeutsam erscheinen zu lassen. andererseits aber auch später zum Guten bekehrt werden können, denn die damaligen Nachbarn Roms bildeten zur Zeit der späteren Legendenbildung ja bereits den Kern der römischen Bürgerschaft. Es lag daher nahe, Alba Longa und Veji zu Feinden zu erklären. Alba Longa war ohnehin die erste Stadt, gegründet vom mythischen Urvater Äneas, die zu übertrumpfen den Römern ein Herzensanliegen gewesen sein muss, die jedoch gleichzeitig nicht einfach ausgelöscht werden konnte. Ein "böser Berater" in Form des Feldherrn Mettius Fufetius von dem man die Albaner befreien konnte kam da gerade Recht. Veji, auf der anderen Seite, sollte Rom noch viele weitere Male als Erzfeind beschäftigen. Seine Etablierung zur Königszeit kann als Möglichkeit nachträglicher Legitimation gesehen werden. 

Im Kampf der Horatier gegen die Curatier sehen wir eine weitere römische Tugend, die man sich gerne zuschrieb: die unbedingte Tapferkeit im Kampf. Man beachte die mystische Grundkonstellation: jede Seite hatte als beste Kämpfer jeweils Drillinge zur Verfügung, die man in einer Art Götterurteil aufeinander hetzen konnte. Interessant ist, dass sich trotz allen römischen Heldenmuts die Entscheidung effektiv nur durch eine Kriegslist herbeiführen lässt: der Horatier täuscht eine eigentlich wenig ehrenhafte Flucht an, ehe er die verletzten Curatier einzeln niedermacht. Das Ergebnis heiligte den Römern schon immer die Mittel. 

Schwur der Horatier
Daher ist natürlich auch ihr schmerzliches Gefühl des Verrats gegenüber Mettius heuchlerisch. Wäre Mettius ein Römer gewesen, so wäre seine Geschichte eine Heldengeschichte: clever gewinnt er Bundesgenossen, die einen Krieg gegen den verhassten Erzfeind schlagen, ohne dass man die eigenen Eide brechen muss, die einem aufgezwungen wurden - denn nichts anderes taten die Römer nach dem Sieg des Horatiers gegen Alba Longa. Nur, das Ergebnis passte nicht, und so wurde Mettius zwischen zwei Streitwagen gespannt und für seine Niederlage in Stücke gerissen. Der Verrat selbst spielte hier keine so große Rolle - die Römer würden ihren unterlegenen Gegnern später auch ohne vorherige Intrigen ein ähnliches Schicksal zudenken. Verrat hin oder her, die tapferen und ruhmreichen Römer schlagen Veji und Fidenae natürlich auch ohne Unterstützung. Eine zweifache Übermacht schreckt einen Enkel Romulus nicht. Im Gegensatz zu Alba Longa bleiben beide Städte unberührt - man braucht sie ja später noch als Herausforderung, auf dass eine neue Generation an Römern sich an ihnen bewähren kann. 

Zuletzt ist Tullus Hostilius auch für den Bau des Senatsgebäudes verantwortlich. Es ist interessant, dass die Römer es ihm und nicht dem ihre politischen Bräuche gründenden Numa zuschrieben. Auf diese Art und Weise wurde die Republik in die kriegerische Tradition der frühen Römer gestellt. 

Münze mit Abbild Ancus Marcius
Tullus Hostilius' Nachfolger im Amt war Ancus Marcius, ein Sohn eines engen Freundes des zweiten Königs Numa. Seine erste Amtshandlung als Pontifex Maximus war, die Einhaltung der von Numa institutionalisierten Sitten und Riten sicherzustellen. Wie auch sein Vorgänger führte er zahlreiche Kriege, vor allem gegen die Latiner, deren ursprüngliche Siedlungsgebiete er praktisch vollständig vernichtete. Die geschlagenen Latiner selbst wurden in Rom auf dem Aventin angesiedelt. In die von den Römern entvölkerten Landstriche nachziehende Latiner wurden ihrerseits wieder bekämpft. Er besiegte außerdem die reiche latinische Stadt Medullia und kehrte mit reicher Beute heim. Auch als Städtebauer tat er sich hervor: er baute neue Befestigungen, das erste große Gefängnis und, vor allem, den Hafen von Ostia.

Ancus Marcius repräsentiert mehr oder weniger die Konsolidierungsphase Roms. Die Kriege gegen die Latiner dienten wie zu Romulus Zeiten der Vergrößerung der Bevölkerung, die einfach im eigenen Territorium angesiedelt wurde (und das Bürgerrecht erhielt). Das römische Bürgerrecht dient hier bereits als eine Art Zuckerbrot, das begleitend zum Gebrauch der militärischen Peitsche benutzt wird.

Gleichzeitig aber sind die anderen in Ancus Marcius fallenden Vorgänge interessant. Seine weiteren Stadtbefestigungen vergrößerten und konsolidierten das römische Siedlungs- und Wirtschaftsgebiet. So schloss er den Hügel Janiculum an Rom an, der westlich des Tibers lag und trotz seiner Größe nicht zu den ursprünglichen "Sieben Hügeln" von Rom zählt. Hierzu wurde eine Brücke gebaut, die die römische Dominanz beider Tiber-Ufer besiegelte. Neue Stadtbefestigungen und ein öffentliches Gefängnis zementierten diesen Status Quo auch gegen Feinde der öffentlichen Ordnung.

Marktplatz in Ostia (GNU 1.2 FoekeNoppert)
Auch erschloss sich Rom in dieser Zeit eine Quelle zu neuem Wohlstand. Während es immer noch stets willkommen war, den Reichtum anderer Städte zu plündern, sorgte der Anschluss an die italienischen Handelsrouten über die neue Tiberbrücke sowie der Bau des Hafens von Ostia an der Mittelmeerküste dafür, dass Rom aktiver am Handel der antiken Welt teilnehmen konnte - eine unabdingbare Bedingung für weiteres Wachstum und das Entwickeln einer ernsthaften Zivilisation, die über einen reinen plündernden rogue state in der Region hinausgehen sollte. Moralisch wird das Ganze für die Römer durch die Rückbesinnung auf den weisen Numa und seine religiösen Bräuche legitimiert. 
In der Tradition römischer Geschichtsschreibung waren die römischen Könige bis zu diesem Zeitpunkt ware Übermenschen. Von praktisch untadeliger Lebensführung herrschten sie über ein kleines Reich, das sie ohne Rückschläge größer und größer machten. Gleichzeitig gingen sämtliche Charakteristika des republikanischen Rom von ihnen aus und wurden von ihnen erfunden. Insgesamt ist diese Abfolge von narrativ so passend aufeinander aufbauenden Ereignissen eher unglaubwürdig. Es fällt auch auf, wie viele spätere römische Kontrahenten hier bereits ihre Aufwartung machen: Veji, der Erzfeind späterer Tage, dem die Römer ihren eigenen trojanischen Kriegsmythos aufzupropfen versuchten (inklusive einer zehnjährigen Belagerung der Stadt), die Latiner und Sabiner, mit denen zahlreiche Kriege um ihre Rolle im römischen Staatswesen führen würde, und viele andere. 

George Washington
Auch entspricht der Fortschritt viel zu sehr einer linearen Entwicklung, als dass er realistisch wäre. Von einem Haufen mordernder Schläger unter ihrem Erobererkönig zum weisen, pazifistischen Bauernvolk und dann zum (aus römischer Sicht) perfekten Amalgam zwischen beiden, ehe unter dem vierten König dann wie als Belohnung die wahre Zivilisation losgeht und Wohlstand unter die Römer kommt - das alles ist in höchstem Maße allegorisch zu verstehen und nicht als eine reale Geschichte. Dasselbe gilt für die verwendeten Zahlen und Symbole. Drillinge, die gegeneinander antreten, mächtige Zeichen, Gegner, die die Größe Roms anerkennen und von seiner Vernichtung Abstand nehmen - all das entspricht nicht der Realität, ganz gleich, welch große Männer diese Könige auch gewesen sein wollen.

Es ist allerdings interessant zu sehen, dass die Römer offensichtlich Bedarf an Erklärungen und Legitimation ihrer Herkunftsgeschichte zu entwickeln begannen, Jahrhunderte, nachdem diese mythischen Ereignisse angeblich stattgefunden haben sollen. Die Personalisierung erlaubte es außerdem, eine Heldenvehrung in der römischen Zivilreligion zu erlauben, die durchaus mit der Mythologisierung der amerikanischen Gründerväter vergleichbar ist. Spätere Politiker griffen immer wieder auf das in diesen Geschichten etablierte Symbolsammelsurium zurück, von der römischen Tapferkeit über die verwendeten Prophezeiungen hin zu der Bedeutung des Schwurs für den politischen Alltag. Der gemeinsame Herkunftsmythos in der Königszeit wob den Stoff, der die römische Gesellschaft zusammenhielt, mystifizierte und überhöhte ihn.

Buchhinweise:

Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2014/07/legende-und-geschichte-die-romische.html

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Legende und Geschichte – die römische Königszeit, Teil 1


Von Stefan Sasse

Romulus und Remus werden von der Wölfin gesäugt
Je weiter wir in der Geschichte zurückgehen, desto weniger können wir auf das zurückgreifen, was Historiker die "Multiperspektivität von Quellen" nennen. Das heißt, wir haben weniger Quellen - Schriftstücke, Statuen, Bilder - die aus verschiedenen Perspektiven geschrieben wurden. Besonders auffällig ist dies bei der römischen Geschichte, für die wir in weiten Strecken auf römische Quellen angewiesen sind. Was auf den ersten Blick logisch erscheinen mag stellt den Historiker jedoch schnell vor Probleme. In einem Zeitalter ohne freie Meinungsäußerung und publizierte Öffentlichkeit sind viele Geschichtsschreibungen entweder reine Geschichten zur Unterhaltung oder Propagandastücke. Oder beides. Die Sagen und Legenden von ohnedem wörtlich zu nehmen ist daher ein sicherer Weg, der Selbstdarstellung der Römer auf den Leim zu gehen oder ihre Absichten misszuverstehen. 

So ist eine unserer besten Quellen zur frühen römischen Geschichte Livius, der in seiner Reihe "Ab Urbe Condita" die römische Geschichte niederschrieb. Nur lebte Livius 59 v. Chr. bis 17 n. Chr. und konnte seinerseits nur auf Geschichten und Legenden zurückgreifen und diese wiedergeben. Zudem musste er aufpassen, nicht den Kaiser zu verärgern, der ein scharfes Auge für Public Relations hatte. Seine Berichte sind daher mit großer Vorsicht zu genießen. Auch Polybios' Darstellungen der Punischen Kriege sind nicht gerade unparteiisch - er war immerhin ein enger Freund Scipio Africanus des Jüngeren, der Karthago dem Erdboden gleichmachte. Doch selbst die Römer wussten über ihre Frühzeit praktisch nichts. Sie verlor sich bereits für sie in Legenden, deren Wahrheitsgehalt sie anzweifelten (kaum ein gebildeter Römer glaubte wirklich, eine Wölfin habe Romulus und Remus gesäugt). 

Entdeckung von Romulus und Remus
In den Legenden, die sie von der römischen Königszeit übertragen haben, können wir jedoch einige interessante Erkenntnisse vergraben finden. Im Folgenden soll daher der Versuch unternommen werden, die Legenden beiseite zu schieben und hinter den sagenhaften römischen Königen zu erkennen, warum diese Geschichten erzählt wurden und welche Wahrheit sich dahinter verbergen könnte. Die Legenden selbst sollen im Folgenden in Kürze wiedergegeben werden, bevor sie einer ausführlicheren Dekonstruktion unterzogen werden.

Der erste römische König war der Stammvater Roms: Romulus, einer von zwei Zwillingen, die ihre Herkunft auf Aeneas zurückführen konnten (einen Troja-Flüchtling) und deren Vater angeblich Mars persönlich war, der ihre Mutter vergewaltigt hatte. Die Kinder wurden auf dem Tiber ausgesetzt, überlebten aber und wurden von einer Wölfin gesäugt, ehe ein Hirte sie aufzog. Sie erfuhren später von ihrer Herkunft, befreiten einen von bösen Mächten gefangen gehaltenen König Alba Longas und durften zum Dank Land am Tiber besiedeln, wo sie eine Stadt gründeten. In einem Streit über die Stadtmauern erschlug Romulus im Zorn seinen Bruder Remus. Romulus füllte seine neue, kleine Stadt mit dem Abschaum der näheren Umgebung, indem er jedem einen neuen Anfang versprach. Unter diesen Elementen befanden sich wenig Frauen, und die umgebenden Gemeinschaften wollten ihre Töchter nicht mit den Römern verheiraten. 

Raub der Sabinerinnen
Romulus griff daraufhin zu einer List, indem er zu einem gewaltigen Fest einlud. Auf diesem Fest entführten die Römer die Frauen des benachbarten Sabinerstamms und machten sich mit ihnen davon. Der folgende Krieg zwischen Römern und Sabinern wurde dadurch beendet, dass sich die Sabinerinnen zwischen die Kämpfenden warfen und baten, bei den Römern bleiben zu dürfen, weil sie nicht wollten, dass ihre Verwandten starben (Brüder und Väter bei den Sabinern, Männer und Kinder bei den Römern). Sabiner und Römer vereinten sich daraufhin zu einer Doppelherrschaft von Romulus und Sabinerkönig Titus Tatius, die Romulus nach Titus' Tod jedoch an sich riss. Romulus regierte für insgesamt 38 Jahre, die voller Krieg und Kampf gegen die umliegenden Stämme waren, bei denen sich die Römer holten, was sie brauchten, ehe er von den Göttern auf einer Heerschau auf dem Marsfeld entrückt wurde. 

Romulus zeigt deutlich, dass die Römer bestrebt waren, eine heroische "Origin Story" auf die Beine zu stellen. So stammen sie nicht nur von den Trojanern ab, einer gewaltigen und mystifizierten Kultur (über Aenas, den Gründer Alba Longas) sondern auch von Mars persönlich, dem Kriegsgott, der die reinste mögliche Person als Mutter auswählte: eine Vestalin. Die unbefleckte Empfängnis ist also ebenfalls im Paket der römischen Gründungsgeschichte enthalten. Dazu kommt noch ein Hauch von ödipeischem Schicksal, natürlich ohne den Inzest, und Kampf gegen übermächtige Gewalten. Der Aufstieg Roms liegt also im Willen der Götter (Mars' Zeugungsakt), der Geschichte (Abkunft von Aeneas) und dem Charakter der Römer (bodenständige Kämpfer) begründet. Zumindest ist es das, was die Römer glauben wollten und als Gründungsgeschichte kolportierten.

Romulus kehrt siegreich aus dem Krieg zurück
Doch auch Romulus' tatsächliche Regierungszeit ist interessant. Sie ist zum einen mit 38 Jahren extrem lang. Diese Länge ist aus der Notwendigkeit gespeist, die Zeit von 753 v. Chr. und dem offiziellen Gründungsdatum der Republik (das mit Sicherheit auch falsch ist) von 510 v. Chr. mit nur sieben Königen zu füllen. Wir werden dem Phänomen bei den anderen Königen wieder begegnen. Romulus nun herrschte als ein Kriegerkönig. Seine Herrschaft ist wenig vergleichbar mit der mittelalterlicher Könige. So finden wir weder ein Lehenssystem noch eine Bindung seines Volks durch Schwüre. Stattdessen war es seine kriegerische Fähigkeit, die über allem stand, und die Römer führten viele unprovozierte Kriege.

Die Ehrlichkeit in diesem Teil des Gründungsmythos ist überraschend. Nicht nur sind Romulus und Remus uneheliche Kinder (wenngleich mit göttlichem Vater). Rom selbst ist auch eine Stadt des Abschaums der Region, die ihr Überleben nur durch einen Bruch des Gastrechts und Massenvergewaltigungen sichert. Dass die Römer eine solche Herkunftsgeschichte nicht als ehrabschneidend betrachteten, sondern sie stattdessen mit Stolz erzählten, spricht Bände über ihr Selbstverständnis. Doch ein Staat war Rom noch nicht. Vielmehr muss man es sich als ein großes Militärcamp vorstellen, das seinen Nachbarn ein ziemlich großer Dorn im Auge war und mit dem nicht verhandeln konnte, weil es offensichtlich keine Konventionen einhielt. Besonders kultiviert waren die Römer auch nicht. Das stieß ihren Nachkommen sauer auf, aber da Romulus nicht alle guten Taten vollbracht haben konnte, brauchte es einen weiteren mystischen Urvater: Numa Ompilius.

Porträt Numas
Der zweite römische König Numa Pompilia war ein Sabiner und lebte mit seiner Frau in aller Ruhe auf einem bescheidenen Landgut im Sabinerland. Sein Ruf war tadellos, denn nach Romulus' Entrückung beriefen ihn die Römer auf den Thron, eine Ehre und Pflicht, die er nicht wollte und ablehnte. Erst auf Drängen seiner Familie nahm er schließlich an. Als König schaffte er die Leibgarde ab, da nichts so sehr schützt wie die Liebe des eigenen Volkes, und legte den Streit zwischen den verschiedenen Einwanderergruppen in Rom bei, indem er die bisherigen Stammesstrukturen auflöste und an ihre Stelle Stadtbezirke (paci) und Gilden setzte. Er förderte das Gewerbe, besonders aber die Landwirtschaft (bisher konnte Rom sich nicht ernähren und stellte nichts her, was die Plünderei zum einzigen regelmäßigen Erwerb machte). Die so gewalttätigen Römer wurden unter seiner Herrschaft pazifiziert. Nicht nur legten sie die Schwerter zugunsten der Pflugscharen beiseite. Sie wurden auch gottesfürchtig: Numa schuf die Priesterklasse, legte den Vestallinen das Keuschheitsgelübde auf und errichtete zahllose Tempel. Auch die Einteilung des Jahres in 12 Monate (die erst Cäsar verändern würde) geht auf ihn zurück. Während seiner Regierungszeit von sage und schreibe 46 Jahren wurde Rom nicht ein einziges Mal angegriffen - die Nachbarn hielten sich aus Respekt vor Numa zurück und riefen ihn umgekehrt häufig als Schiedsrichter bei ihren eigenen Streitigkeiten an. Als er starb, war die ganze Region in Trauer.

Mit Numa beginnt, was sich später als dauerhafte Tradition römischer Intellektueller erweisen sollte: die Glorifizierung der Vergangenheit. Die Gestalten sind titanisch, von reiner Gesinnung und überbordender Weisheit. Sie sind Verkörperungen des virtus, der unübersetzbaren römischen Tugend. So weist Numas Geschichte einige Züge auf, die die Römer in ihren Herrschern sehen wollten: das Pflichtbewusstsein und das Zögern der Annahme der Herrschaft. Nie sollte die Macht um ihrer selbst willen erstrebt werden, sondern stets als Ausdruck des Pflichtgefühls gegenüber dem Staat verstanden werden. So sind die römischen Könige auch nicht miteinander verwandt; sie werden als "beste Männer" berufen. Zahlreiche republikanische Politiker würden später vorgeben, diesem Ideal zu folgen, und selbst die Kaiser inszenierten sich zu Zeiten als selbstlose Diener des Staates. Seinen neuzeitlichen Ausdruck findet es dann etwa in Friedrich dem Großen, der ebenfalls gerne die Illusion aufrecht erhielt, bescheidener Staatsdiener Nummer 1 zu sein.

Ein Augur erklärt Numa zum König
Mindestens ebenso wichtig wie dieser Verhaltenskodex aber war die Berufung der Römer auf die Götter und das Einhalten von Schwüren, auf das Numa sie verpflichtete. Die Römer selbst sahen dies als den Akt ihrer Domestizierung: von den gewissenlosen Halsabschneidern der Romulus-Ära wurden sie nun, wenigstens im Umgang mit Ihresgleichen, zu Ehrenmännern. Die Ehre eines Römers hieß, seinen Schwüren Folge zu leisten. Da die Annahme der Grundlage des späteren römischen Rechtssystems - die Zwölf Tafeln - ebenfalls von religiöser Mystik begleitet war, kann dieses Fakt gar nicht hoch genug bewertet werden. Ohne die römische Ehrfurcht vor dem geleisteten Schwur wäre ihr Rechtssystem kaum möglich gewesen, hätte der Grundpfeiler ihrer Zivilisation keinen Bestand. Kein Wunder, dass sie ihn auf einen schier heiligen König zurückführten, der ihnen diese Segnungen überbrachte.

Der letzte Aspekt Numas - die Pazifizierung der Römer und ihre Umwandlung in eine Gesellschaft von Bauern - hatte offensichtlich keinen Bestand. Bereits unter Numas Nachfolger, Tullus Hostilius, werden die Römer wieder fleißig Kriege führen. Wichtig ist diese Episode vor allem für den zunehmenden Zivilisationsgrad der jungen Gemeinde: nicht nur wandelt sie sich langsam in den "melting pot", der sie auch später sein würde und in dem die zahlreichen italischen Volksstämme "Römer" wurden. Die Landwirtschaft behielt in der römischen Mentalität immer einen besonderen Stellenwert: der Patrizier von Rang besaß eine Farm in Italien, von der er seinen Lebensunterhalt bezog. Der Stand eines Bürgers bemaß sich am Landbesitz. Und der Ruf nach einer Rückkehr zu den Wurzeln (sprichwörtlich) war in der römischen politischen Kultur nie fehl am Platz. Wann immer es in der Hauptstadt turbulent und dekadent zuging, wandte man sich sehnsüchtig an die Agrargesellschaft "von einst", die so wohl nie bestanden hatte, aber ein steter Fixpunkt im öffentlichen Bewusstsein war.

Sie findet sich etwa auch bei Tacitus wieder, der ein komplettes Buch "Über die Landwirtschaft" verfasst hat, das sich weniger in konkreten Techniken ergötzt (obwohl auch diese natürlich eine Rolle spielen), sondern vielmehr die Bedeutung der Landwirtschaft für das römische Seelenleben unterstreichen. Die Soldaten der frühen römischen Legionen waren allesamt Bauern, die nach dem Feldzug auf ihre Scholle zurückkehrten. Nach der Heeresreform des Marius war das Ende der Dienstzeit eines Soldaten mit einem Stückchen Land verbunden, und die Veteranen verlangten natürlich nach Land in Italien - das gar nicht zur Verfügung stand, weil die Patrizier es in erträgliche Latifundien verwandelt hatten. Eine der größten Krisen der Republik, der Aufstieg und Fall der Gebrüder Gracchus, wurde über die populistische Forderung einer Aufteilung des Landes unter die Armen vom Zaun gebrochen. Es verwundert daher nicht, dass spätere Generationen diese Fixierung auf die Landwirtschaft in der Mystik der römischen Frühgeschichte suchen würden - auch wenn dies der Erfindung eines weisen Friedensfürsten bedurfte, der den Namen Numa Pompeius trug.

Buchhinweise:
Klaus Bringmann - Römische Geschichte - Von den Anfängen bis zur Spätantike
Alfred Heuss - Römische Geschichte
Simon Baker - Rom - Aufstieg und Untergang einer Weltmacht
Martin Jehne - Die römische Republik - Von der Gründung bis Caesar
Guy de la Bedoyere - Die Römer für Dummies

Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2014/06/legende-und-geschichte-die-romische.html

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Eine Einführung in die Begriffsgeschichte der Demut

Zweifellos. Der Begriff Demut hat seine Ursprünge in der alttestamentlich-jüdischen, der griechisch-römischen sowie in der urchristlichen Tradition.

In der griechisch-römischen Tradition  standen die Begriffe humilis oder ταπεινóς im sozialen und politischen Kontext: „sozial Hochgestellte“ standen über den „sozial Niedriggestellte[n]“1, das heißt den Unterschichten (humiliores) der Plebejer war die herrschende Oberschicht der Patriziern übergeordnet. Die Demütigen waren somit die Beherrschten und Niedergedrückten, die in bescheidenen Verhältnissen lebten. Gemäß dem damaligen Denken führte eine „niedrige Stellung“ aber auch „zu niedriger Gesinnung“ (Wengst 1987, S. 17). So muss der niedrig Gestellte niedere Arbeiten ausführen, die seinen Körper, sein Denken sowie seine Seele „unnütz“2 machen. Auch wird der Charakter der Demütigen in der zeitgenössischen Geschichtsschreibung negativ beschrieben.

Aus der Demut konnte man im griechisch-römischen Verständnis nur durch den sozialen Aufstieg entfliehen. Ein sozialer Abstieg in die Demut bedeutete aber für Plutarch, einen Angehörigen der römischen Oberschicht, nicht seine ursprüngliche Gesinnung zu verlieren und einen demütigen und verwerflichen Charakter anzunehmen3 . So ist die lobenswerte Tugend der Tüchtigkeit (virtus) „nicht an äußere Vorgaben gebunden“4 und kann selbst unter widrigen Umständen wie Armut und Niedrigkeit (humilitas) gelebt werden.

Obwohl eine Haltung der Selbstlosigkeit im Sinne des Altruismus der damaligen Ordnung der Ständegesellschaft widersprach, wird die Tugend der Bescheidenheit in der antiken Literatur mitunter auch positiv beschrieben: So kann jemand von seiner Gier nach Reichtum und Ruhm abkehren und zur Bescheidenheit gelangen. Oder aber er wird, wie Plutarch deutlich macht, von Gott korrigiert und zur Bescheidenheit zurückgeführt.5

Kontrastierend zur griechisch-römischen Tradition wird in den jüdischen Schriften häufig Partei ergriffen für die Gedemütigten und die zu Unrecht erniedrigten. Dabei wird auch der Missstand angeprangert, dass die herrschende Oberschicht häufig nicht das tut was recht ist, sondern die Unterschicht mit Gewalt unterdrückt und sich auf ihre Kosten bereichert. Gott stellt sich selbst auf die Seite der Gedemütigten und Entrechteten und die Erniedrigten sollen bei ihm ihre Zuflucht suchen und die Hoffnung erhalten, dass Gott der Unterdrückung ein Ende setzen wird.6 In diesem Licht erscheinen auch die Prophezeiungen über den kommenden Messias, der für Gerechtigkeit sorgen wird.

Im jüdischen Verständnis konnte eine erlebte Demütigung und ein Leben in bescheidenen (demütigen) Verhältnissen zu einer Tugend der Demut führen, die in einer Solidargemeinschaft praktiziert wird, in der man auf die Demütigung anderer verzichtet.7 So wird in den Qumran-Texten die Demut als „willige Einordnung in die Gruppe unter Zurücksetzung individueller Interessen“ bezeichnet, das heißt es besteht eine „Loyalität gegenüber der Gemeinschaft“ 8 , weshalb Demut nicht erniedrigend und erdrückend von oben herab erfolgen kann.

Das Verständnis der Demut in der urchristlichen Tradition ist wiederum stark vom jüdischen Verständnis geprägt, aber es zeigen sich auch griechisch-hellenistische Einflüsse.9 So ist zu konstatieren, dass auch in den christlichen Schriften die Demütigung durch die unterschiedlichen sozialen Stellungen und dem Unterschied von Arm und Reich bekannt ist.10 Am deutlichsten wird das Verständnis von Demut an der Person des Jesus, der nach den christlichen Schriften, als Sohn Gottes auf die Erde ins das Niedrige gekommen ist und als Mensch den Geringsten solidarisch geworden ist. Im Evangelium des Matthäus (11, 28-30) spricht Jesus davon, dass alle Mühseligen und Beladenen zu ihm kommen sollen, denn er bietet ihnen einen Ort der Ruhe an, weil er demütig ist und solidarisch und daher den Beladenen und Gedemütigten zugehörig. Auch Jesus lebt die Solidargemeinschaft vor, in der die Demut nicht den eigenen Vorteil sucht, sondern den des Nächsten.11 So könne Jesus, der im Zusammenhang mit seiner Auferstehung erklärt, dass ihm „alle Macht im Himmel und auf Erden gegeben ist“12 als demütiger Herrscher „seine Herrschaft […] in einer solidarischen Praxis der von ihm Beherrschten“13 vollziehen.

Während Paulus dieses Verständnis der Demut in seinen Schriften aufgreift und erläutert, finden sich bereits im 1. Clemensbrief Anzeichen für den Wandel des Verständnisses der Demut im christlichen Verständnis. So wird in 1. Clemensbrief 63,1 die Demut als eine Einordung in eine hierarische Ordnung verstanden bzw. als gehorsame Untertänigkeit und ein sich fügen unter die Gemeindeleitung, was sich vom Verständnis nicht mit der Lehre von Jesus und Paulus verträgt, sondern sich eher in die Tradition griechisch-römischen Denkens einordnen lässt (14. Dieses im 1. Clemensbrief dargelegte Verständnis der Demut als Untertänigkeit hat sich laut Wengst aber im weiteren Verlauf der Kirchengeschichte am stärksten ausgebildet.

Literaturtipp: Wengst, Klaus: Demut – Solidarität der Gedemütigten. München 1987.

Empfohlene Zitierweise: Blümel, Jonathan (2013): Eine Einführung in die Begriffsgeschichte der Demut. In: JBSHistoryBlog.de. URL: http://jbshistoryblog.de [Zugriff: DD:MM:YYYY]

  1. Siehe Wengst, Klaus: Demut – Solidarität der Gedemütigten. München 1987. S. 15.
  2. Siehe Wengst. München 1987. S. 18.
  3. Siehe Wengst. München 1987. S. 22-29.
  4. Siehe Wengst. München 1987. S. 30.
  5. Siehe Wengst. München 1987. S. 32f.
  6. Siehe Wengst. München 1987. S. 42.
  7. Vgl. Wengst. München 1987. S. 45.
  8. Siehe Wengst. München 1987. S. 66f.
  9. Siehe Wengst. München 1987. S. 69.
  10. Siehe Wengst. München 1987. S. 79-84.
  11. Vgl. Wengst. München 1987. S. 90.
  12. Siehe (Matthäus 28,18).
  13. Siehe Wengst. München 1987. S. 95.
  14. Siehe Wengst. München 1987. S. 97-102

Quelle: http://jbshistoryblog.de/2013/08/eine-einfuhrung-in-die-begriffsgeschichte-der-demut/

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Das hispanische Christentum und die Christianisierung der Stadt

Um ein etwas umfassenderes Bild von der „Christianisierung der Stadt“ zu erhalten, ist es notwendig, den Fokus auf ein repräsentatives Beispiel, nämlich das spätantike Hispanien mit seinen römischen Städten und der lokalen Christianisierung zu richten. Im Mittelpunkt der Betrachtung steht daher folgende Fragestellung:  Wo finden sich Hinweise für Bemühungen der Christen, die hispanischen Städte mit seinen paganen Gebäuden gezielt zu christianisieren?

Nach den Überlieferungen von Bischof Irenäus gab es in der römischen Provinz Hispanien um 182-188 n. Chr. und laut Tertullian um 200-206 n. Chr. bereits Christen in Hispanien. Von christlichen Gemeinden mit Diakonen, Presbytern und Bischöfen sowie Märtyrern in Hispanien berichtet um 300 n. Chr. Bischof Cyprian aus Karthago.1 Durch verschiedene bischöfliche Synoden bzw. Konzile erhält man weitere aufschlussreiche Einblicke in das hispanische Christentum2 – wie z.B. durch die Synode von Elvira um 302/303 n. Chr., bei der die Bischöfe vorwiegend über die Abgrenzung der Christen zur heidnischen Umwelt debattierten. Laut Kulikowski spiegeln die Kanonen dieser Synode deutlich die Vitalität der urbanen Institutionen zu Beginn des 4. Jhr. n. Chr. wider.3 In diesen Kanonen wird auch die Anbringung von Malereien, in denen kultisch Verehrtes abgebildet wird, in den Kulträumen verboten.4 Aus den Predigten des Bischofs Pacianus von Barcino (Barcelona) lassen sich weitere Erkenntnisse über die Integrationsprozesse der Christen im 4. Jhr. n. Chr. in ein städtisches Umfeld gewinnen.5

Weitere wichtige Quellen stellen die christlichen Inschriften6 dar, von denen die früheste Inschrift (RIT 943) um 393 n. Chr. aus Tarragona stammt. Ab der Mitte des 4. Jhr. n. Chr. traten neben den heidnischen Inschriftentexten vermehrt christliche Textformulare und Zeichen auf, die für die Zeit von der Mitte des 5. Jhr. n. Chr. bis 700 n. Chr. die Inschriften dominierten.7 Die heutzutage vorliegenden Inschriften aus Hispanien ab dem 5. Jhr. n. Chr. bezeugen häufig nicht nur die Existenz von Kirchengebäuden und überliefern Angaben zu Baustiftungen oder Errichtungen von christlichen Gebäuden, sondern übermitteln auch die Anzahl der Geistlichen wie z.B. Bischöfe oder Diakone. Die Grabinschriften überliefern, neben den persönlichen Angaben zu den Bestatteten, die Praxis, dass die öffentliche Dokumentation kirchlicher Ämter auf Grabinschriften in Hispanien üblich war. Sie bezeugen, genauso wie die Bauinschriften, die Berufstätigkeit von Bischöfen und Klerikern. Diese Art der Dokumentation wurde vor allem ab dem 5./6. Jhr. n. Chr. praktiziert. Die Bauinschriften belegen zudem die Zusammenarbeit von Bischöfen mit anderen lokalen Eliten der städtischen Verwaltung.8 Zusätzlich zu den Grabinschriften waren auch die Sarkophage mit Inschriften, und ab dem 4. Jhr. n. Chr., die Grabmosaiken, wichtige christliche Quellen. Ab dem 5. Jhr. n. Chr. wurden Gräber mit Marmorplatten abgedeckt, auf denen ebenfalls christliche Inschriftentexte und Verzierungen wie Monogramme und Kreuze abgebildet waren.9 Auch die in der konstantinischen Zeit geprägten Münzen mit christlichen Symbolen wie z.B. Christus-Monogrammen wurden in Hispanien gefunden.10 Jedoch lassen sich aus diesen Münzfunden, die Reichsprägungen waren und nicht in Hispanien geprägt wurden, keine Aussagen über den Grad der Christianisierung im spätantiken Hispanien treffen. Der Aussagegehalt der byzantinischen bzw. westgotischen Münzen aus dem 5. bis 7. Jhr. n. Chr., auf denen christliche Symbole zu finden sind, ist ebenfalls begrenzt und spiegelt lediglich die Hinwendung der westgotischen Könige zum christlichen Glauben ab 586 n. Chr. wider.11

Archäologische Funde vom hispanischen Christentum liegen heutzutage vor allem fragmentarisch vor. Bisher wurden in Hispanien aus der Zeit vom 4. bis zum 8. Jhr. n. Chr. „materielle[…] Hinterlassenschaften […] christlichen Charakters“12 wie z.B. der Bethesda-Kasten aus Tarragona oder eine Tischplatte bei Rubí gefunden13 und nur wenige sehr gut erhaltene christliche Kirchenbauten wie in „Barcelona, Valencia und Mérida […] sowie in Palencia“14. Bekannt sind laut Kulikowski und Bowes neun innerstädtisch und suburban gelegene Kirchenbauten aus dem 4./5. Jhr. n. Chr.. Durch die weiteren, andauernden Ausgrabungen werden zukünftig auch später zu datierende Kirchenbauten aus dem 6./7. Jhr. n. Chr., wie z.B. in Toledo und Córdoba, zu Tage gefördert. Viele weitere Funde von Resten ehemaliger städtischer Kirchen, Kultbauten, Taufanlagen und Kathedralen wie z.B. in Barcelona15 übermitteln ein ungefähres Bild von der Entwicklung und Integrierung christ-licher Bauten im städtischen Kontext, bei denen Bauten für christliche Kulte wie in Terrassa umgestaltet und Neubauten wie in Ilici errichtet wurden.16 Vermutlich gegen Ende des 6. Jhr. n. Chr. wurden in Tarragona und Mérida christliche Basiliken auf den Flächen paganer Bauten wie einem Amphitheater und einem Diana-Tempel (die seit dem 4. und 5. Jhr. n. Chr. nicht mehr genutzt wurden) errichtet.17 In den ländlichen Gegenden Hispaniens befanden sich villae mit christlichen Kulträumen bzw. Stätten wie z.B. Kapellen, Mausoleen, Schreine oder anderen Kulträumen, die mit Mosaiken aufwendig ausgestaltet waren und den Reichtum ihrer Besitzer – den aristokratischen Familien und Feudalherren – widerspiegelten.18 Manch literarischer Hinweis deutet darauf hin, dass vor allem im 6./7. Jhr. n. Chr. christliche Kulte in den ländlichen Gegenden praktiziert wurden, jedoch belegen archäologische Funde die Errichtung christlicher Bauten bzw. Umbauten paganer Bauten wie z.B. Can Modolell in der Nähe vom heutigen Mataró, bereits zum Ende des 4. Jhr. n. Chr..19

Die Christianisierung einer Stadt oder einer ländlichen Gegend bedeutete demnach, sowohl christliche Gebäude neu zu errichten als auch nicht mehr genutzte pagane Gebäude für christliche Kulte und Zwecke umzugestalten und zu nutzen. Allerdings bleibt zunächst offen, ob christliche Gebäude gezielt in der Stadt errichtet wurden, um pagane Gebäude (z.B. Tempel) und damit die in ihr stattfindenden antichristlichen Praktiken zu verdrängen oder ob die Errichtung christlicher Gebäude lediglich zum Selbstverständnis der christlichen Architektur gehörte, in der christliche Kulträume vorgesehen waren?

Deutlich wird aus den archäologischen Funden, dass sich parallel zu der schwindenden Nutzung der öffentlichen römischen Bauten innerhalb der Stadtmauern, das Christentum mit den christlichen Kulten im Laufe des 5. Jhr. n. Chr. in der suburbia etablierte, was einen zusätzlichen negativen Effekt auf die bisherige römische Stadtform haben sollte.20 Denn durch die ex muros gelegenen christlichen Kultbauten bzw. -stätten wurde das bisherige politische und religiöse Zentrum beim innerstädtischen Forum in die suburbia verlagert. Viele hispanische Städte verfügten, laut Mateos Cruz, schon im 4. Jhr. n. Chr. in der suburbia über eine christliche Nekropole, „die sich aufgrund der Bestattung eines lokalen Märtyrers entwickelt“21 hatte. So konnten die Märtyrerbestattungen als religiöse Anziehungspunkte nicht nur die Errichtung neuer Gräber, sondern auch die Christianisierung bestehender Grabstätten zur Folge haben, weil man glaubte, dass der Körper des Märtyrers sein Umfeld heiligen würde.22 Bei dem sogenannten Märtyrerkult wurden heilige Kultstätten martyria errichtet, die meistens in Verbindung zu dem „Leben und Leidensweg“23 des Märtyrers standen. Die in Hispanien errichteten martyria waren, ähnlich wie die memoria, architektonisch unterschiedlich ausgestaltete Mausoleen oder Kirchenbauten. Diese sind frühestens ab dem 4. Jhr. n. Chr. in der suburbia nachzuweisen und waren später auch innerstädtisch gelegen.24 Die Märtyrer charakterisierte das öffentliche Bezeugen des christlichen Glaubens und die Bereitschaft dafür zu leiden oder sogar zu sterben.25 Als Schutzpatrone stellten sie „einen Mittler zwischen den Menschen und Gott“26 dar, die für die Lebenden mit Fürbitten eintraten.27 Die Seelen der Verstorbenen entschwanden mit dem Begräbnis zwar, doch bliebe „der Heilige im Himmel […] an seinem Grab auf Erden gegenwärtig“28. Ab der Mitte des 4. Jhr. n. Chr. begannen die christlichen Gemeinden in den römischen Provinzen für die Märtyrer besondere Totengedächtnistage mit Eucharistiefeiern abzuhalten. Der Hintergrund des christlichen Totenkultes war die ab dem 3./4. Jhr. n. Chr. erfolgte Adaption wesentlicher Teile der römischen Totenfesttage und des Totenkultes mit der Totenverehrung.29 So nahmen die Hinterbliebenen des Toten ausschließlich Körper-bestattungen vor und feierten zeremoniell den Todestag als „Geburtstag des ewigen Lebens“30. Der Quellenbefund über die hispanischen Märtyrer umfasst literarische Überlieferungen wie z.B. Predigtschriften, liturgische Kalender und Gedichte, Sarkophage, Inschriften und Grabinschriften sowie martyrologische Inschriften aus Nordafrika und Gallien, die z.B. den Märtyrerkult des Vincent von Saragossa belegen.31 Mit der Errichtung von martyria und der Reliquientranslation ab dem 5. Jhr. n. Chr., bei der die Gebeine des Toten kultisch verehrt wurden, entstanden in Hispanien auch zahlreiche christliche Basiliken in den Nekropolen, in denen Märtyrer bestattet wurden.32 Ab dem Ende des 5. Jhr. n. Chr. wurden vermutlich in Hispanien innerhalb der Stadtmauern Kirchen, Bischofskomplexe und bei den Kirchen gelegene Gräberfelder errichtet.33 Dies ist einerseits mit der fehlenden Nutzung öffentlicher römischer Bauten zu erklären34, aber andererseits auch mit dem schwindenden Einfluss der römischen Herrschaft, denn vorher war es durch die römischen Gesetze für die Christen weder erlaubt, Bestattungen innerhalb der Stadtmauern zu vollziehen, noch Begräbnisstätten zu errichten.35

Wie in anderen Teilen des Römischen Reiches, so wurden auch in Hispanien erstmals Anfang des 5. Jhr. n. Chr. Bischöfe in inner- oder außerstädtisch gelegenen Basiliken eingesetzt. Die größeren Kirchen in Hispanien hatten basilikale Strukturen, weil sie für Versammlungen ausgelegt waren. Gewisse Akzentuierungen in der „räumlichen Gliederung“ deuten auf die Orientierung an der „sich entwickelnden […] hispanischen Liturgie“ hin.36 So orientierten sich die Kirchenbauten des 4./5. Jhr. n. Chr. an „Mediterranean church-building trends“, während sich die Kirchen aus dem 6./7. Jhr. n. Chr. durch die Bestandteile der „so-called counter-apse, tripartite square sanctuaries or cruciform plans“37 von ihren Vorgängern unterschieden. Die Ausstattung der Kirchen war zum Großteil schlicht und nur in wenigen befanden sich Mosaiken, Fresken und Skulpturen. Viele dieser Kirchenbauten wurden für Begräbnisse und als martyria genutzt.38

Die Bischöfe waren in Angelegenheiten des öffentlichen Lebens wie in der Politik, in der Rechtsprechung und im Bauwesen der Städte aktiv.39 Schon im 4. Jhr. n. Chr. bildeten sich zwei bischöfliche Wirkungsbereiche in der hispanischen Stadt heraus: Der Bischofspalast und die Kathedrale verkörperten ein innerstädtisches Zentrum der „politisch-religiöse[n] Macht“, während die Nekropolen, Klöster und martyria das außerstädtische Zentrum der „religiös-populäre[n]“ Macht darstellten.40 Die Bischöfe gründeten weiterhin städtische christliche Gemeinden und waren für die Verbreitung der christlichen Lehre und Moral zuständig. Sie hatten keinen Einfluss in den ländlichen Gegenden, wo die Feudalherren als lokale Herrscher etabliert waren.41 Als Konfliktpotential zwischen den städtischen Christen unter der Leitung der Bischöfe und den von Bischöfen unabhängigen ländlich-elitären Christen erwiesen sich vor allem Geld-, Lehr- und Machtfragen.42

Zusammenfassend ergibt sich, vor allem für die Frage nach der zielgerichteten Christianisierung der Stadt, folgende Synthese: Von einem planmäßigem Verdrängen paganer Gebäude aus dem Stadtbild zugunsten christlicher Gebäude kann in Hispanien nicht die Rede sein, denn die öffentlichen römischen Gebäude wie z.B. Amphitheater, circi, Bäder und Thermen verloren in der Spätantike im natürlichen Sinne ihre Funktion und Bedeutsamkeit.43 Die Christianisierung der hispanischen Stadt, das heißt, die Entstehung christlicher Zentren mit christlichen Bauten und Gräbern, die durch ihre Bau-, Nutzungs- und Funktionsweise eine Art „Gegenpol“ zu den bisherigen politischen, sozialen, religiösen und kulturellen Bestandteilen der Stadt darstellten und sie transformierten, begegnet uns im Wesentlichen44 auf drei Bedeutungsebenen:

1. Bauliche Umwidmungen: römische (meist öffentliche) Gebäude oder Gräber wurden nach ihrer Aufgabe umgebaut und als christlicher Kultbau nutzbar gemacht. Es geht hierbei also um eine „Christianisierung durch Vernachlässigung“45

2. Die Neuerrichtung christlicher Bauten und Gräber auf bisher unbebauten Flächen.

3. Die Funktion und Nutzungsweise der christlichen Bauten, die definiert bzw. bestimmt wurde durch christliche Kulte wie dem Märtyrerkult, deren kontinuierliche Praktizierung durch das Wirken der Bischöfe gewährleistet wurde.

 

 

Empfohlene Zitierweise: Blümel, Jonathan (2013): Das hispanische Christentum und die Christianisierung der Stadt. In: JBSHistoryBlog.de. URL: http://jbshistoryblog.de [Zugriff: DD:MM:YYYY]

 

 

Bibliographie:

  1. Vgl. Mateos Cruz, P.: Die Anfänge der Christianisierung in den Städten Hispaniens, in: Panzram, S. (Ed.): Städte im Wandel. Bauliche Inszenierung und literarische Stilisierung lokaler Eliten auf der Iberischen Halbinsel. Münster 2007. S. 238 ; Irenaeus, Adv. Haer. 1,10 ; Tertullian, Adv. Iud. 7. ; Cypr. epist. 67 ; Arbeiter, A.: Die spätantike Stadt auf der Iberischen Halbinsel, in: Brands, G. / Severin, H.- G. (Eds.): Die spätantike Stadt und ihre Christianisierung. Symposion vom 14. bis 16. Februar 2000 in Halle/Saale. Wiesbaden 2003. S. 34 ; Kulikowski, M.: Rome’s Gothic wars: from the third century to Alaric. Cambridge 2007. S. 216.
  2. Vgl. Orlandis, J. / Ramos-Lissón, D.: Die Synoden auf der iberischen Halbinsel bis zum Einbruch des Islam (711). (Konziliengeschichte, Reihe: A, Darstellungen). Paderborn 1981.
  3. Vgl. Kulikowski 2004. S. 40-43, 218 ; Kulikowski, M.: Cities and Government in Late Antique Hispania: Recent Advances and Future Research, in: Bowes, K. / Kulikowski, M. (Eds.): Hispania in late Antiquity. Current perspectives. Brill 2005. S. 37.
  4. Vgl. Schlunk, H. / Hauschildt, T.: Hispania Antiqua – Die Denkmäler der frühchristlichen und westgotischen Zeit. Mainz 1978. S. 8.
  5. Vgl. Kulikowski 2004. S. 219-220.
  6. Vgl. Vives, J.: Inscriptiones cristianas de la Espana romana y visigoda. (Monumenta Hispaniae Sacra, Vol. II). Barcelona 1942.
  7. Vgl. Alföldy, G. (Ed.): Die Römischen Inschriften von Tarraco. 2 Bde.. (Madrider Forschungen; Bd. 10) Berlin 1975. S. 482-483.
  8. Vgl. Handley, M. A.: Death, Society and Culture: Inscriptions and Epitaphs in Gaul an Spain, AD 300-750. Oxford 2003. S. 56-64.
  9. Vgl. Schlunk  / Hauschildt 1978. S. 19-28.
  10. Vgl. Bruun, P. M. / Mattingly, H. / Sydenham, E. A.: The Roman imperial coinage. Vol. 7: Constantine and Licinius : A. D. 313-337. London 1966. S. 61.
  11. Vgl. Wohlfeil, R.: Spaniens Geschichte im Spiegel von Münzen und Banknoten. Hamburg 2010. S. 49-90 ; Vives, J.: Inscriptiones cristianas de la España romana y visigoda. (Monumenta Hispaniae Sacra, Vol. II). Barcelona 1942. S. 147-160.
  12. Siehe Arbeiter in: Brands / Severin 2003. S. 34.
  13. Vgl. Schlunk / Hauschildt 1978.  S. 21 u. 28.
  14. Siehe Arbeiter in: Brands / Severin 2003. S. 35f.
  15. Vgl. Bowes, K.: Une coterie espagnole pieuse: Christian Archaelogy and Christian Communities in Fourth- and Fifth Century Hispania, in: Bowes, K. / Kulikowski, M. (Eds.): Hispania in late Antiquity. Current perspectives. Brill. 2005. S.193-201.
  16. Vgl. Arbeiter in: Brands / Severin 2003. S. 35f.
  17. Vgl. Mateos Cruz in: Panzram 2007. S. 258.
  18. Vgl. Bowes, K.: Private Worship, Public Values and Religious Change in Late Antiquity. Cambridge 2008.  S. 180-181 ; Schlunk / Hausschildt 1978. S. 10ff.
  19. Vgl. Kulikowski 2004. S. 249-255.
  20. Ebenda S. 216.
  21. Siehe Mateos Cruz in: Panzram 2007. S. 253. Anm.: Die früheste christliche Inschrift Hispaniens (RIT 944) datiert ins Jahr 393 n. Chr., daher ist die Existenz von christlichen Nekropolen vor 393 n. Chr. noch nicht erwiesen.
  22. Vgl. Mateos Cruz in: Panzram 2007. S. 247. ; Handley 2003. S. 143.
  23. Siehe Mateos Cruz in: Panzram 2007. S. 247.
  24. Vgl. Mateos Cruz in: Panzram 2007. S. 248-250 ; Maldonaldo, P. C.: Angelorum participes: The Cult of the Saints in Late Antique Spain, in: Bowes, K.; Kulikowski, M. (Eds.): Hispania in late Antiquity. Current perspectives. Brill 2005. S. 195 u. 220.
  25. Vgl. Clark, G.: Christianity and Roman Society. Cambridge 2004. S. 39.
  26. Siehe Mateos Cruz in: Panzram 2007. S. 247.
  27. Vgl. Leipziger, U.: Die römischen Basiliken mit Umgang. Forschungsgeschichtliche Bestandsaufnahme, historische Einordnung und primäre Funktion. Nürnberg, Univ., Diss–Erlangen, 2006. S. 149.
  28. Siehe Brown, P.: Die Heiligenverehrung : ihre Entstehung und Funktion in der lateinischen Christenheit. Leipzig 1991. S. 16.
  29. Vgl. Leipziger 2006. S. 104.
  30. Siehe Leipziger 2006. S. 105.
  31. Vgl. Maldonado in: Bowes /Kulikowski 2005. S. 159 ; Handley 2003. S. 144-155.
  32. Vgl. Mateos Cruz in: Panzram 2007. S. 247 ; Maldonado in: Bowes / Kulikowski 2005. S. 165f.
  33. Vgl. Mateos Cruz in: Panzram 2007. S. 261 ; Kulikowski in: Bowes / Kulikowski 2005. S. 65.
  34. Vgl. Kulikowski in: Krause / Witschel 2006. S. 140.
  35. Vgl. Zwölftafelgesetz TABVLA X: „Hominem mortuum in urbe ne sepelito neve urito“, in: Flach, D.: Das Zwölftafelgesetz – Leges XII tabularum. (Texte zur Forschung, Bd. 83). Darmstadt 2004. S. 146.
  36. Siehe Arbeiter in: Brands / Severin 2003. S. 36.
  37. Siehe Bowes in: Bowes / Kulikowski 2005. S. 204.
  38. Vgl. Bowes in: Bowes / Kulikowski 2005. S. 194.
  39. Vgl. Brands, G.: Die spätantike Stadt und ihre Christianisierung in: Brands, G. / Severin, H.-G. (Eds.): Die spätantike Stadt und ihre Christianisierung. Symposion vom 14. bis 16. Februar 2000 in Halle/Saale. Wiesbaden 2003. S. 14 ; Kulikowski, M.: The Late Roman City in Spain, in: Krause, J.-U. / Witschel, C. (Eds.): Die Stadt in der Spätantike – Niedergang oder Wandel? Akten des internationalen Kolloquiums in München am 30. und 31. Mai 2003. (Historia Zeitschrift für Alte Geschichte, Heft 190). Stuttgart 2006. S. 141.
  40. Siehe Mateos Cruz in: Panzram 2007. S. 262.
  41. Vgl. Bowes 2008. S. 187ff..
  42. Vgl. Bowes 2008. S. 182-186.
  43. Vgl. Kulikowski 2004. S. 96-101 ; Brands in: Brands / Severin 2003. S. 14-15.
  44. Anm.: Es sind im Römischen Reich nur wenige Beispiele zu finden, bei denen heidnische Gebäude abgerissen wurden, um mit christlichen Gebäuden überbaut zu werden. Vgl. Brands in: Brands / Severin 2003. S. 14-15.
  45. Siehe Brands in: Brands / Severin 2003. S. 18.

Quelle: http://jbshistoryblog.de/2013/03/das-hispanische-christentum-und-die-christianisierung-der-stadt/

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