Archivbericht: Archiv für Christlich-Demokratische Politik

Wie vor drei Wochen versprochen kommt nun endlich der Nachbericht über meinen Archivaufenthalt im Hauptsitz der Konrad-Adenauer-Stiftung bei St. Augustin (Bonn). Neben dem Archiv befindet sich in dem Gebäude noch eine für Zeithistoriker aufschlußreiche Bibliothek, der wissenschaftliche Dienst und die Betreuung für die Begabtenförderung. Insgesamt arbeiten in St. Augustin an die 200 Mitarbeiter für die CDU-nahe Stiftung, die als “Think Tank und Beratungsagentur wissenschaftliche Grundlagen und aktuelle Analysen vorausschauend für politisches Handeln [erarbeitet]“. Allerdings gibt es laut Bonner General-Anzeiger Umzugsgerüchte. Das Ziel heißt Berlin. Man darf in Zukunft also gespannt sein. Wobei mir als Wahlberliner die Reise ins Rheinland viel Freude bereitet hat. Eine Anfahrtsbeschreibung findet sich auf der Seite. Außerdem empfehle ich für einen längeren Aufenthalt den Bürgerhof in dem beschaulichen Örtchen Hangelar. Dieser liegt nur drei Trambahnstationen von der Konrad-Adenauer-Stiftung entfernt und man kann in der Regel einen guten Deal mit den Besitzern aushandeln.

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Das Archiv selbst wurde 1976 auf Initiative von Bruno Heck (dem langjährigen Vorsitzenden der KAS), Heinrich Krone und Helmut Kohl gegründet. Es wurde gleichzeitig mit der Einweihung des Neubaus (den ihr auf meinem letzten Blogeintrag bestaunen durftet) in Betrieb genommen und hat die Aufgabe: “Die geschichtliche Entwicklung der Christlichen Demokratie zu dokumentieren und zu erforschen”. Die Dokumentation wird durch die Abteilungen Schriftgut, Medienarchiv und Pressearchiv gewährleistet. Während die wissenschaftliche Forschung in dem hauseigenen Fachjournal “Historisch-Politische Mitteilungen. Archiv für Christlich-Demokratische Politik” und der Reihe “Forschungen und Quellen zur Zeitgeschichte” veröffentlicht wird. Außerdem gibt die KAS das politische Magazin “Die Politische Meinung” heraus. Das Blatt bietet Hintergrundanalyse und ist eine Meinungsplattform für Politiker der CDU. Zudem kann es durchaus als Quelle über die verschiedenen politischen Anschauungen innerhalb der CDU betrachtet werden. Die beiden Zeitschriften sind – wie auch einige Quellen, aber dazu später mehr – mittlerweile online einsehbar.

Aber nun zu den eigentlichen Schätzen für uns Historiker: die Quellen. Wie oben bereits erwähnt gibt es drei bzw. vier Kategorien. Das Schriftgut, die Medien und die Pressedokumentation bilden das Rückrad des Archivs. Als letzten Punkt würde ich ebenfalls das reichhaltige Onlineangebot hinzuziehen. Ein ausführliches Dokumentationsprofil findet ihr in dieser PDF.

Schriftgut

Das Herzstück bildet natürlich das Schrift- und Sammlungsgut der CDU. In den Beständen befinden sich die Akten der Bundespartei, der CDU/CSU-Fraktion, der regionalen Gliederungen und Vereinigungen (z.B. Junione Union, Frauen Union oder die einzelnen Landes- und Kommunalverbände). Die Bestände der Ost-CDU wurden ebenfalls übernommen und sind größtenteils einsehbar. Außerdem kommen zahlreiche Deposita und Nachlässe von mehr oder weniger wichtigen CDU Politikern hinzu. Zu nennen wären der Nachlass des Bundeskanzlers Kurt Georg Kiesinger, der Bruno Hecks (erster Generalsekretär der CDU und Gründer der KAS) oder von Alfred-Müller Armack sowie Kurt Biedenkopf. Eine Bestandsübersicht und Suchmaske (die allerdings ohne tiefere Kenntnis der Quellenbestände relativ unübersichtlich ist) finden sich hier. Ein Großteil der Quellen ist nur durch eine 30 Jahresfrist gesperrt. Die Akten der Bundespartei und der regionalen Gliederungen machen den größten Teil der Sammlung aus und sind für die 1960er und 1970er Jahre sehr gut erschlossen. Nur bei den Nachlässen muss man für viele Personen Anträge stellen, die aber in der Regel relativ schnell bearbeitet werden.

Medien

Die Medienabteilung habe ich leider nicht aktiv genutzt. Sie besteht aus einer Film-, Foto- und Audiosammlung. Vor allem die Wahlkampfwerbespots sind wohl für viele Forscher (insbesondere Studenten) eine wichtige Quelle. Eine kleine Auswahl lässt sich sogar über die Homepage einsehen. Eine Digitalisierung der unterschiedlichen Filme ist im Gange. Allerdings hat mir einer der Mitarbeiter, Hans-Jürgen Klegraf, einen sehr guten Tipp gegeben. Das Archiv besitzt eine der größten öffentlich-zugänglichen Plakatsammlung in Deutschland, die auch noch komplett frei zugänglich ins Internet gestellt wurde. Die Sammlung beinhaltet neben Plaketen der CDU/CSU auch solche anderer Parteien. Ein einmaliger Service, zumal durch die CC Linzenz alle Bilder der CDU kostenlos

Pressedokumentation

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Lizenz CC: KAS/ACDP 10-001:1852 CC-BY-SA 3.0 DE

Zu guter Letzt wäre noch die sehr ausführliche Pressesammlung zu nennen. An ihr merkt man deutlich, dass die KAS Mitte der 1970er Jahre mehr Mitarbeiter zur Verfügung hatte, weil zu diesem Zeitpunkt die Dicke der Aktenordner gewaltig zunimmt. In der Pressedokumentation werden über 40 bundesweite und regionale Zeitungen sowie die Pressemitteilungen der DPA und der unionseigenen Pressestellen nach Stichworten erfasst und ausgewertet. Faktisch heißt das: Berge an Ordnern mit Zeitungsschnipseln zu bestimmten Themen und glaubt mir, es gibt fast alles. Ein weiterer Markenkern dieses Archivteils ist die Dokumentation aller Veröffentlichungen der Konrad-Adenauer-Stiftung und ihrer wissenschaftlichen Institute. Allerdings befinden sich einige Exemplare dieser grauen Literatur nicht im Archiv, sondern in der Bibliothek. Deshalb lohnt sich ein Blick in deren Bestände über den internen Opac. Die Sammlung als Ganzes bietet die Möglichkeit gezielt nach Schwerpunkten zu suchen, ohne eine eigene langwierige Presserecherche zu beginnen. Der Auswahlzeitraum reicht bis in die Weimarer Republik zurück. Der Hauptaugenmerkt liegt jedoch deutlich auf der Bundesrepublik bis zum letzten Bundestagswahlkampf 2009.

Onlineangebot

Das Onlineangebot des Archivs ist zwar keine eigene Kategorie, es besitzt aber für den Historiker einige überraschend gute Quellen im PDF Format (und damit auch per Suchfunktion bearbeitbar). Somit braucht man für eine Vorrecherche oder für eine Hausarbeit im Grunde gar nicht nach St. Augustin fahren (sollte man natürlich schon allein wegen dem schönen Bau trotzdem). Als erste Anlaufstelle ist die “Geschichte der CDU” zu nennen. Was sich nach einer populärwissenschaftlichen Überblicksseite anhört, entpuppt sich als toller Quellenfundus. Vor allem für die Bundespartei lassen sich wichtige Dokumente finden: Berichte der Bundesgeschäftsstelle, wichtige Beschlüsse, Koalitionsverträge, Mitgliederstudien (mit reichhaltigen Statistiken) und Organigramme. Das Kernstück sind aber eindeutig die Protokolle der Bundesvorstände und der Bundesparteitage sowie die Grundsatzprogramme. Abgerundet wird das Onlinepaket durch ausgewählte Reden und den Informationsdienst “Union in Deutschland” (UiD/DUD). Im Großen und Ganzen ist das Angebot wirklich gelungen und ermöglicht durch die Protokolle des Bundesvorstand (bis 1973) auch erste Einblicke in die Führungszirkel der Partei.

Fazit

Die Arbeit im Archiv war nicht nur wissenschaftlich für meine Promotionsarbeit seh fördertlich, vielmehr konnte ich einige Kontakte knüpfen und hatte Spaß bei der Recherche. Der Grund hierfür war die gute Zusammenarbeit und die freundliche Hilfe der KAS Mitarbeiter unter der Leitung von Herrn Kühne. An dieser Stelle noch einmal einen herzlichen Dank. Ich komme wieder, keine Frage. Die Bestellung der Quellen ging zügig vonstatten und die Arbeitsplätze waren ausreichend geräumig. Einziges Manko sind die 40 cent pro Kopie (bei Quellen, in der Bibliothek und in der Pressedokumentation sind es nur 10 cent). Ein Service der für größere Mengen doch zu teuer ist. Außerdem wäre es sinnvoll für die Gäste einen WLAN Zugang anzubieten und nicht die teure Telekom Hotspot-Variant. Wobei, im Archiv braucht man eigentlich das Internet nicht wirklich. Der Lesestoff geht schließlich nicht so schnell zur Neige. Für Frage rund um das Archiv, Anfahrt oder Hotels kontaktiert mich ruhig.

Quelle: http://konservativ.hypotheses.org/41

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Fußball als Inszenierung der Geschlechterdifferenz – Von Bettina Staudenmeyer

Sport ist eine der letzten körperzentrierten Praxen in modernen Gesellschaften und damit ein wichtiger Ort geschlechtlicher Inszenierung. Insbesondere die Struktur des Leistungssports weist eine bis heute kaum in Frage gestellte Geschlechtersegregation auf. Männer und Frauen werden wie selbstverständlich in verschiedenen … Weiterlesen

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/4625

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Pommersche Gravamina, Teil III – Profitmaximierung

In der Flugschrift der pommerschen Kriegs-Gravamina von 1630 wird das ganze Panoptikum der Schrecken ausgebreitet, die sich infolge der Einquartierung ergaben. Neben den Exzessen, die die Söldner verübten, werden aber auch Mechanismen deutlich, wie das Militär in diesem Krieg Gewinn machte. Daß Männer sich dafür entschieden, in den Krieg zu ziehen, hatte viel weniger etwas mit Patriotismus oder dem Kampf für die eigene Konfession zu tun; viel mehr spielte das Streben nach Gewinn eine Rolle. Das gilt für den einfachen Söldner genauso wie für den Adligen, der als Offizier diente. Wie ließen sich aber in einem Feldzug Profite erzielen, die den Weg in den Krieg attraktiv erscheinen ließen?

Mehr Geld konnten die Militärs bekommen, indem sie sich einfach über die Kontributionsordonanz hinwegsetzten. So war festgelegt, daß die Gage, die dem Oberst zustand, auch den Anteil enthält, der für die Hauptleute festgeschrieben war (S. 4, Nr. 5). Allerdings hat kein Oberst, Oberstleutnant oder Oberstwachtmeister jemals von seiner Gage einen Hauptmann bezahlt – für diesen mußten eigens Mittel aufgebracht werden, und der Oberst behielt den Hauptmannsanteil für sich. Ähnliches war bei der Bezahlung für den Stab vorgesehen, der aus dem Quantum für die Kompagnie genommen werden sollte. Doch auch dies funktionierte nicht, die Mittel für den Stab mußten extra bezahlt werden (ebd.). Und schließlich wurden die Kompagnien, „wann sie schon nit complet seyn / dannoch vor complet“ bezahlt. Auch wenn die Artillerie gar nicht vorhanden war, mußten für Artillerie Kriegssteuern aufgebracht werden (ebd.).

War dies noch eine plumpe Trickserei bei der Abrechnung der Kontributionen, eröffnete die Eintreibung dieser Kriegskontributionen weitere Möglichkeiten. Laut Gravamen Nr. 7 kam es vor, daß ganze Trupps von Soldaten, „ja wol gantze Compagnien“ ausgeschickt wurden, die „einen geringen Rest / von 1. 2. oder 3. Thalern“ an Kriegssteuern eintreiben sollten (S. 4). Man kann sich leicht vorstellen, daß bei solchen Aktionen die tatsächlichen Ausstände nur den Vorwand boten, um deutlich höhere Werte einzukassieren. Daß diese Verfahren auch nicht ohne Zwang und Gewalt abliefen, machen andere Gravamina deutlich: Dann konnte die Eintreibung der Kontributionen oftmals in reine Plünderungen ausarten, so daß die Salvaguardien, die womöglich von der eigenen Armee ausgestellt worden waren, erst recht nur noch ein Stück Papier waren.

Es ging also nicht immer nur um die großen Kriegsunternehmer, die ganze Regimenter und Armeen für einen Kriegsherrn vorfinanzierten und unterhielten. Auch schon für die unteren Offiziersränge bis hin zu den einfachen Söldnern boten sich hinreichend Gelegenheiten, Profite zu generieren und den Krieg zu einem guten Geschäft zu machen. Daß er vielfach zu derartigen Praktiken gezwungen wurde, weil die regulären Soldzahlungen oftmals monatelang nicht erfolgten, steht auf einem anderen Blatt.

Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/153

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Und es regnete: aus Anlass der Bücherverbrennung vor 80 Jahren

Im Rahmen der universitätweiten Gedenkwoche aus Anlass der Bücherverbrennung vor 80 Jahren befassen sich alle (oder zumindest viele) Seminarsitzungen des Instituts für deutsche Literatur der Humboldt-Universität zu Berlin diese Woche in irgendeiner Weise mit der Bücherverbrennung bzw. mit der damit zusammhängenden Erinnerungsarbeit.

Wir haben also heute einen kleinen Abstecher über die Wikipedia-Artikel zur Bücherverbrennung vom 10. Mai 1933 in Berlin gemacht. Mein einziges klares Ziel war dabei, die deutsche Fassung mit den anderen Sprachversionen zu vergleichen. Was darüber hinausgehen konnte, wusste ich nicht so recht.

Ich hatte ich mir vorgestellt, dass wir einen solchen Artikel in all den im Seminar vertretenen Sprachen vorfinden würden: englisch, italienisch, spanisch, französisch. Nun stellte sich heraus, dass es keine spanische Version gibt, dass die französische Version eine Übersetzung der deutschen Fassung ist (mit einigen Übersetzungsfehlern und ohne die Passagen über Magnus Hirschfeld) und dass die italienische Version ebenfalls eine Übersetzung ist, diesmal der englischen Version, die wiederum unter dem Titel “Nazi book burning” Farbe bekennt und dennoch einen Absatz zu Bücherverbrennungen während der “Denazification” enthält. Dass die Erinnerungsarbeit sich in all diesen kulturellen Zusammenhängen anders entwickelte, damit war wohl zu rechnen. Umso erstaunlicher schien mir die Tatsache, dass es neben der deutschsprachigen und der englischsprachigen Doxa keine Alternative zu geben scheint.

Nach einer Dreiviertel Stunde äußerten die Studenten den Wunsch, die Artikel zu ergänzen. Selbst dem langen, offensichtlich bereits stabilen deutschen Artikel fehlten Quellenangaben, nach denen recherchiert wurde. Es wurden in den weniger umfangreichen Artikeln Informationen aus dem deutschen Artikel eingebaut. Im allgemeinen Artikel über Bücherverbrennungen, den die spanische Wikipedia vorliegen hatte sowie in demjenigen der türkischen Wikipedia – ein äußerst karger Eintrag – wurden neue Absätze zur Bücherverbrennung vom 10. Mai 1933 in Berlin eingebaut.

Immer wieder wurde die deutsche Fassung als Orientierungspunkt herangezogen. Ich musste  mich selbst ob der Genauigkeit dieses Artikels wundern. Und wie dort den so bekannten, symbolträchtigen Vorstellungen und Bildern entgegengearbeitet wird, etwa durch die Präzision der Schilderung der Vorbereitungen. Und durch die wiederholte Angabe, dass es regnete und regnete, in Berlin und in den anderen Städten auch, und das Feuer nicht starten wollte.

Zur Arbeit an den genannten Einträgen werden studentische Beiträge folgen.

 

Quelle: http://wppluslw.hypotheses.org/265

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Zitierbarkeit von Wikipedia

Ein Beitrag von Stefanie Kurasch, Anahita Keyhita und Caroline Forscht

Die Frage, ob Wikipedia (in wissenschaftlichen Kontexten) zitierfähig ist, wird in der deutschen Wikipedia auf verschiedenen Ebenen beantwortet und diskutiert.

Im Autorenportal, das als Konsens der Community angenommen werden kann, taucht die Frage unter den Richtlinien für Wikipedia-Autoren_innen im Zusammenhang mit den Belegen der dargestellten Sachverhalte auf. Als zuverlässige Quellen werden Wikipedia-Artikel dort für Wikipedia-interne Arbeit prinzipiell ausgeschlossen. Als eingeschränkt zulässige Quellen gelten sie, insofern sie einem abgeschlossenen Autorenkreis entstammen oder hinreichend „externe Belege verfügbar sind, die unserem Quellenverständnis genügen“.

Ob Wikipedia für externes wissenschaftliches Arbeiten zitierfähig sei, beantwortet und verneint die Wikipedia-Community in den allgemeinen FAQ. Dort heißt es: “Da die Wikipedia ein Nachschlagewerk ist, sollte übrigens in einer wissenschaftlichen Arbeit nicht aus ihr zitiert werden.“

Einen weiteren Standpunkt der Wikipedia-Community zur Frage der Zitierfähigkeit der Wikipedia artikulieren die Wikipedia-Artikel Zitierfähigkeit und Zitieren von Internetquellen. Hier wird auf die externe Diskussion über die Zitierbarkeit von Wikipedia verwiesen. Folgende Problempunkte werden dabei markiert: Keine Garantie für den Inhalt, Variabilität der Maßgaben zum wissenschaftlichen Arbeiten, dauerhafte Verfügbarkeit und Wandelbarkeit der Inhalte.

Zusätzlich dazu gibt es interne Diskussionen zur Zitierfähigkeit von Wikipedia. Die Positionen schwanken zwischen Ablehnung   und Einschränkung der Zitierfähigkeit der Wikipedia. In diesen Diskussionen geht es nicht nur um die interne Zitierfähigkeit von Wikipedia, sondern auch um ihre Verwendung in Schule und Studium. Wesentliche Kriterien für eine Verneinung oder Beschränkung der Zitierfähigkeit der Wikipedia sind dabei einerseits das Selbstverständnis der Wikipedia als Enzyklopädie und damit Tertiärquelle, die i.d.R. – abhängig von den fach-und disziplinspezifischen Standards zum wissenschaftlichen Arbeiten – nicht zitiert werden, und die unterschiedliche Qualität der Artikel andererseits. Die Diskussionen verweisen (teilweise durch Verlinkung) auf die gleichen und ähnliche Problempunkte, wie der Artikel zum Zitieren von Internetquellen.

Unsere Rückfrage an einen Wikipedianer zur Zitierfähigkeit von Wikipedia führte zu ähnlichen Antworten: einerseits strebe die Wikipedia als Tertiärquelle keine wissenschaftliche Zitierfähigkeit an, andererseits könnten gut recherchierte Artikel auch zitiert werden.

Die englische Sprachversion liefert dezidiertere Statements zur Zitierfähigkeit von Wikipedia. Dort gilt Wikipedia als nicht verlässliche Quelle, dabei wird auf den Status als Tertiärquelle und die Gefahr zirkulärer Belegstrukturen verwiesen. Inhaltlich sind die Argumente weitgehend konform.

Quelle: http://wppluslw.hypotheses.org/79

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On the road towards a Digital Research Infrastructure for archaeologists

Digital data infrastructures for the arts and humanities are currently being developed within the framework of various projects in Germany and Europe. Among these projects, DARIAH (Digital Research Infrastructure for the Arts and Humanities) is one of the largest projects. And it is designed as a long-term project.[1] DARIAH focuses primarily on philology and history. But the project is open to other disciplines. So DARIAH is also conceptualizing a data infrastructure for archeology. The cooperation with other infrastructure projects (such as IANUS at the German Archaeological Institute – DAI) is a key component in the architecture of the digital data infrastructure for archaeologists.[2] Furthermore it should be taken into account the collaboration with the project CLARIN (Common Language Resources and Technology Infrastructure).[3] This data infrastructure project is geared to linguistic needs. Within the network of the different data infrastructure projects, DARIAH could be aimed to harmonize the national activities on the EU level. International data networks of archeology are desirable in related regions such as the North and Baltic Sea coast to go beyond existing administrative boundaries of research.

But what are the specific needs of archaeologists to a digital research data infrastructure? Is it even possible to implement a centralized research data infrastructure (that is accepted by the researchers) in the very heterogeneous landscape of archaeological sciences in Germany? Therefore, it seems very important right from the start of the project to involve as many partners as possible in the conception of the infrastructure. The structure of federal states in Germany did not enable the foundation of a national archaeological data service, such as in the Netherlands or the UK.[4] The political conditions are contrary to centralized efforts. Thus, a decentralized architecture of the data infrastructure represents a solution to the existing problem. The cooperative project with equal partners should bring together both: the research at the universities as well as at the national archives of administration. It makes mutually accessible the respective databases for all partners. Forthermore the DARIAH service will provide a redundant long-term binary data storage with sovereign rights of data privacy and security requirements.

[1] http://de.dariah.eu/partner

[2] http://www.ianus-fdz.de/projects/zentr-dig-arch/news

[3] http://www.clarin.eu/external/

[4] http://csanet.org/newsletter/fall12/nlf1202.html

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Quelle: http://archdigi.hypotheses.org/235

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Twitteraktion “Mein Lieblingsstück” für das Stadtarchiv Köln und die KMB

Am 12. Mai 2013 zum Internationalen Museumstag rufe ich zu der kleinen Twitteraktion “Mein Lieblingsstück” auf. Ziel ist es, die derzeitige Lage der drei, von einem Neubau-Plnungsstopp betroffenen Institutionen (Stadtarchiv, Kunst- und Museumbibliothek und Rheinisches Bildarchiv) bekannt zu machen und die seit fast einem Monat laufende Petition zu verbreiten.

Es müssen dabei nur 2 Tweets verschickt werden, die mit den hashtags #IMT13 und #IMD13 versehen sind.

1) Der erste Tweet enthält ein schönes Stück aus den Online-Bestände der 3 Einrichtungen. Man könnte z. B. ein Lieblingsstück aus der Kunst- und Museumsbibliothek posten. Hier findet man einiges: http://www.kulturelles-erbe-koeln.de/.

2) Der zweite Tweet verweist auf die Petition und ruft zum Mitzeichnen auf: https://www.openpetition.de/petition/online/fuer-die-aufhebung-des-planungsstopps-fuer-den-neubau-des-historischen-archivs-der-stadt-koeln

Quelle: http://archive20.hypotheses.org/643

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Der Soldat: Schutz oder Übel? Eine Etymologie

“miles dicitur a malo arcendo. ergo hodierni non sunt milites, quia omne malum adferunt.” – Eigentlich erwartet man von den Soldaten, daß sie für den Schutz der Bevölkerung sorgen und Unheil abwehren. Doch in diesen Zeiten ist alles anders, denn nun es ist das Militär, das allem Übel Tür und Tor öffnet. Daher kann man eigentlich nicht mehr von Soldaten sprechen, weil ihr Handeln dem Verständnis des Wortes widerspricht.

Der oben zitierte Satz stammt von Georg Mengershausen, einem Ratsherrn und Steuereinnehmer der Stadt Göttingen im 17. Jahrhundert. Er hat ein umfangreiches Tagebuch hinterlassen, in dem er weniger das eigene Leben als vielmehr die Ereignisse seiner Zeit, so wie sie ihm vorkamen, aufgeschrieben hat – ein faszinierendes Zeitzeugnis (StA Göttingen, AB III 5). Dem zweiten Band (von vieren insgesamt) hat er die eingangs zitierte Sentenz vorneweg gestellt, gleichsam ein Motto für das, was in diesen Jahren passierte. Dieser Band des Diariums setzt im April des Jahres 1631 ein und reicht bis zum Dezember desselben Jahres; in dieser Zeit kam es nicht nur zur Zerstörung Magdeburgs, sondern auch in Göttingen erlebte man hautnah, was die Präsenz von Militär für Beschwernisse mit sich brachte – eine Erfahrung allerdings, die den Erlebnishorizont der vergangenen Jahre erweiterte, als man schon einmal eine Besatzung von Soldaten der Ligaarmee in den Mauern der Stadt hatte.

Ob Mengershausen sich wirklich für die Etymologie des Wortes miles interessiert hat, bleibt fraglich. Ihm ging es wohl eher um die Pointe in diesem Sinnspruch, durch die letztlich das Verkehrte-Welt-Motiv variiert wird – statt zu beschützen, bringt das Militär nur Unheil. Eine Erkenntnis, die womöglich das Zeitgefühl und die Wahrnehmung der eigenen Lebenswirklichkeit widerspiegelt.

Offen bleibt, woher Mengershausen diese Sentenz und diese Etymologie kennt. Im Diarium ist zwar ein Hinweis gegeben, dessen Abkürzungen allerdings für mich kaum lesbar und daher auch nicht zu identifizieren waren. Weitere Nachweise sind nur äußerst spärlich. Ich habe eine Stelle im „Speculum vitae humanae“ (zuerst 1468) von Rodericus Sancius de Arevalo / Rodericus Zamorensis nachweisen können. Aber darauf bezieht sich Mengershausen offenbar nicht. Auch gibt es in Spinozas „Tractatus theologico-Politicus de officiis hominum circa ius naturae“, Lund 1685, eine Referenz, doch auf dieses spätere Werk kann sich der Göttinger natürlich nicht berufen haben. Die großartige Sammlung der “Proverbia sententiaeque Latinitatis medii ac recentioris aevi” von Hans Walther hat mir in dem Fall nicht weitergeholfen.

Wenn jemand aber eine Idee hat oder einen weiteren Nachweis kennt, wäre ich für einen Hinweis dankbar. Denn daß allein das „Speculum vitae humanae“ als Ursprung dieser Etymologie in Frage kommen soll, will mir nicht ganz einleuchten. Die Ableitung „miles a malo arcendo“ ist übrigens nicht haltbar, wobei die sprachgeschichtliche Wurzel des Wortes miles ohnehin nicht geklärt ist (vgl. Walde / Hofmann: Lateinisches etymologisches Wörterbuch, Heidelberg 1938, S. 87).

Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/165

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Bericht online: 17. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft der Ordensarchive in Deutschland (AGOA)

Zur 17. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft der Ordensarchive in Deutschland (AGOA), die vom 8. bis zum 10. April 2013 stattfand, trafen sich 80 Archivarinnen und Archivare in St. Ottilien. Ein Bericht von Helga Penz (Referat für die Kulturgüter der Orden, Wien) ist nun online: http://kulturgueter.kath-orden.at/termine-service/agoa-2013-st-ottilien   Die im Bericht zusammengefassten Beiträge: Werkstattberichte Susanne Kaup, Barmherzige Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul, München Wolfgang Schaffer, Schwestern vom Guten Hirten, Würzburg Sr. Irmhild Hesse, Schwestern der christlichen Liebe, Paderborn Sr. Waltraud Löckler und Sr. Beate Kleß, Dillinger Franziskanerinnen, Dillingen (Vortrag als [...]

Quelle: http://ordensgeschichte.hypotheses.org/4209

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Die zehn moralischen Verpflichtungen

Im allgemeinen wird die Ausformulierung der im kaiserzeitlichen China geltenden grundlegenden Normen für zwischenmenschliche Beziehungen dem Konfuzius zugeschrieben. Die fünf gesellschaftlichen Beziehungen (wulun 五論) basieren auf strengen Hierarchien, beruhen aber auf Gegenseitigkeit, wodurch sich insgesamt “zehn moralische Verpflichtungen” (shiyi 十義) ergeben.

In seiner Übersetzung des Liji 禮記 (“Buch der Sitte”) formulierte es Richard Wilhelm:

“Fünf Wege gibt es auf Erden, die immer gangbar sind, und die darauf wandeln sind von dreierlei Art. Sie heißen Fürst und Diener, Vater und Sohn, Gatte und Gattin, älterer und jüngerer Bruder und der Verkehr der Freunde: diese fünf sind die immer gangbaren Wege auf Erden.”[1]

Zur Wechselseitigkeit dieser Beziehungen heißt es dort:

“Was verlangt das sittliche Verhalten des Menschen? Daß der Vater gütig sei und der Sohn ehrerbietig, der ältere Bruder nachsichtig und der jüngere sich unterordne, der Gatte treu sei und die Gattin gehorsam, das Alter freundlich und die Jugend fügsam, der Fürst milde und der Diener ergeben: diese zehn Verhaltensweisen sind die Menschenpflichten.”[2]

 Diese zehn moralischen Verpflichtungen in diesen fünf Beziehungen werden wie folgt zusammengefasst:

  • Wohlwollen des Herrschers und Loyalität des Staatsdieners zum Fürsten (junren chenzhong 君仁臣忠)
  • Väterliche Sanftmut und kindliche Pietät (fuci zixiao 父慈子孝)
  • Freundlichkeit und Respekt zwischen älterem und jüngerem Bruder (xiongyou digong 兄友弟恭)
  • Harmonische Beziehungen zwischen den Eheleuten (fuchang fusui 夫唱婦隨)
  • Großzügigkeit der Älteren und Unterordnung der Jüngeren (changhui youshun 長惠幼順)

Unter diesen “zehn moralischen Verpflichtungen” werden – abgesehen vom Verhältnis zwischen Fürst und Staatsdiener – in Darstellungen zur Kulturgeschichte Chinas wohl vor allem zwei Aspekte betont: Neben der kindlichen Pietät – die schließlich in den von Guo Jujing 郭居敬 zur Zeit der Yuan-Dynastie (1260-1368) verfassten “24 Beispielen der Kindespietät” (ershisi xiao 二十四孝) ihren literarischen Ausdruck fand [3] – ist es vor allem die untergeordnete Stellung der Frau im kaiserzeitlichen China, durch die die oben erwähnte “Harmonie” zwischen den Eheleuten “sichergestellt” werden sollte.

 

  1. Li Gi. Das Buch der Sitte des älteren und jüngeren Dai. Aufzeichnungen über Kultur und Religion des Alten China. Aus dem Chinesischen verdeutscht und erläutert von Richard Wilhelm (Jena 1930) 11.
  2. Zitiert nach Walter Böttger: Kultur im Alten China (Leipzig: Urania, 1977) 160.
  3. Vgl. Weimin Mo, Wenju Shen: “The Twenty-Four Paragons of Filial Piety: Their Didactic Role and Impact on Children’s Lives” Children’s Literature Association Quarterly 24,1 (1999) 15-23 und auch http://www.ruf.rice.edu/~asia/24ParagonsFilialPiety.html

Quelle: http://wenhua.hypotheses.org/439

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