Editionsprojekt: Leonard Leopold Maldoners “Brisgovia vetus et nova”

Ein Gastbeitrag von Dr. Boris Bigott

Seit Dezember 2012 läuft bei der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg ein Editionsprojekt der “Brisgovia vetus et nova” von Leonard Leopold Maldoner. Bearbeiter ist Boris Bigott, der das Vorhaben im Rahmen des Freiburger Landesgeschichtlichen Kolloquiums am 28.01.2014. unter folgendem Titel vorstellte:

 Die älteste Geschichtsschreibung des Breisgaus.
Leonard Leopold Maldoners “Brisgovia vetus et nova” (1754) – ein Editionsprojekt.

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Titelblatt der in St. Paul lagernden Handschrift von Leonard Leopold Maldoners ‘Brisgovia vetus et nova’

Ab den frühen vierziger Jahren des 18. Jahrhunderts arbeitete der Archivar Leonard Leopold Maldoner im Auftrag der vorderösterreichischen landständischen Regierung an seinem Geschichtswerk “Brisgovia vetus et nova”. Hierzu wurde ihm gestattet, die von ihm betreuten Archive zu nutzen: das Regiminal-Archiv, das Universitätsarchiv, das Freiburger Stadtarchiv, ferner auch die Archive der Freiburger Dominikaner, der Herrschaften Triberg und Rheinfelden sowie des Klosters St. Märgen und der Probstei zu Allerheiligen in Freiburg. Nachdem er 1749 als Archivar in die Dienste des Basler Fürstbischofs nach Porrentruy/Pruntrut gewechselt war, zog er auch die dortigen Archivalien heran. Im Jahr 1754 war das Manuskript fertiggestellt und sollte eigentlich gedruckt werden, zur Drucklegung kam es jedoch nicht. Die Handschrift gelangte ins Kloster St. Blasien, wo sie in Vergessenheit geriet. Anschließend kam sie nach der Auflösung des Schwarzwaldklosters 1806 mit den Sanblasianer Archivalien nach St. Paul im Lavanttal. Dort wurde die “Brisgovia” 1892 von Franz Xaver Kraus wiederentdeckt – eine auf seine Veranlassung hin hergestellte Abschrift liegt heute in der UB Freiburg.

In der “Brisgovia” gibt Maldoner auf insgesamt 1268 Blatt rund 1500 mittelalterliche und frühneuzeitliche Urkunden größtenteils in deutscher Paraphrase, teils auch im originalen Wortlaut wieder. Die Schrift ist gegliedert in einen kürzeren allgemeinen Teil, der als “Vorarbeiten” betitelt wurde, und einen wesentlich umfangreicheren Teil, die so genannten “Sammlungen”. Letzterer Teil umfasst alphabetisch geordnet 158 Ortsabschnitte zu Städten, Dörfern, Klöstern und Burgen, die fast allesamt in der vorderösterreichischen Provinz Breisgau des 18. Jahrhunderts lagen – beginnend mit Achkarren, endend mit Zell im Wiesental.

Der Nutzen einer Edition der “Brisgovia” wird vielschichtig sein. Zum Einen fanden aktuelle Ereignisse und Vorgänge aus der Zeit ihrer Entstehung ihren Niederschlag in dem Werk: etwa die politische Umgestaltung des Habsburgerreichs im Zuge der Reformen Maria Theresias, die rechtlichen Auseinandersetzungen zwischen den Habsburgern und den Markgrafen von Baden um verschiedene Herrschaftspositionen am Oberrhein, aber auch Berichte Maldoners selbst, die er als Zeitzeuge verfasste und in die Handschrift einfügte. Zum Anderen ist ein Einblick in die Quellenlage im 18. Jahrhundert zu erwarten: Maldoner arbeitete vor den einschneidenden politischen Umwälzungen am Ende des Jahrhunderts, die auch im Archivwesen große Veränderungen und Verluste mit sich brachten. Es steht zu erwarten, dass Maldoner zahlreiche Urkunden überliefert, die dann später verloren gingen. Zudem zog er Urkunden für seine Darstellung heran, die zeitlich bis in seine Gegenwart reichen. Da die gängigen Urkundeneditionen am Oberrhein das ausgehende Mittelalter und die frühe Neuzeit meist nicht abdecken, wird eine Edition der “Brisgovia” eine Hilfe zur Erschließung dieser Zeiträume darstellen.

Literaturauswahl:

### Nachtrag (JW) ###

UPDATE: Blogpost in Archivalia zum Thema. Dort auch der Hinweis auf http://beacon.findbuch.de/seealso/pnd-aks?format=sources&id=1012285510 zum Autor.

Quelle: http://oberrhein.hypotheses.org/258

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