Neuerscheinung: 10 Jahre Denkmalpreis: Schlösser, Gründerzeit-Villen, Altstadt-Bürgerhäuser, Mühlen und Bergbauernhöfe/Publikation der Bezirksheimatpflege

36fach ausgezeichnete Denkmal – Leidenschaft:
Schlösser und Gründerzeit-Villen, Altstadt-Bürgerhäuser, Mühlen und Bergbauernhöfe

Neue Publikation der Bezirksheimatpflege präsentiert mit “10 Jahre Denkmalpreis des Bezirks Schwaben” alle prämierten Objekte und bisherigen Träger des Denkmalpreises aus ganz Schwaben. Insgesamt 36 mit großem privatem Engagement restaurierte historische Bauwerke sind in aufschlussreichen Vorher – Nachher Fotografien portraitiert.

Augsburg (pm). Ein schief verzogenes Haus, ausgetretene Dielen, undichte Fenster, gebrochene Bodenplatten, kein rechter Winkel, hohe oder niedrige Räume – alte Häuser haben ihre Eigenheiten, sind in Würde gealterte Individualisten. Ihr Fortbestehen ist nur mit einer denkmalgerechten, sprich maßgefertigten Sanierung zu sichern. Dies ist ein anspruchsvolles Unterfangen und nicht jedermanns Sache. Umso mehr freut sich die Denkmalpflege über jene beherzten Bürger, die ungeachtet mannigfaltiger Hürden “ihr Projekt” in Angriff nehmen und meistern. Ganz gleich, ob man Besitzer eines herrschaftlichen Schlosses, einer repräsentativen Gründerzeit-Villa, eines Bürgerhauses in der Altstadt ist oder ob man die idyllisch gelegene Mühle oder den versteckten Bergbauernhof für sich entdeckt: Die sich oft über Jahre hinziehende denkmalpflegerische Sanierung schafft für die Bauherren eine intensive Beziehung zu Ihrem Objekt und ist ihnen “bei allem Stress eine leidenschaftliche Herzensangelegenheit”, freut sich Bezirksheimatpfleger Dr. Peter Fassl.

Seit 2002 vergibt der Bezirk Schwaben jährlich einen Denkmalpreis. Ausgezeichnet werden Sanierungen, die sich durch die fachliche Qualität der Maßnahme, das finanzielle Engagement des Eigentümers, die Kreativität bei der Durchführung und die Bedeutung des Denkmals hervorheben; er ist mit 10.000 Euro dotiert; die beiden jährlichen Sonderpreise sind mit jeweils 5.000 Euro dotiert.

Eine aktuelle Publikation der Bezirksheimatpflege präsentiert nun mit “10 Jahre Denkmalpreis des Bezirks Schwaben” alle prämierten Objekte und bisherigen Träger des Denkmalpreises aus ganz Schwaben. Insgesamt 36 mit großem privatem Engagement restaurierte historische Bauwerke sind in aufschlussreichen Vorher – Nachher Fotografien portraitiert: Neben ihrer detaillierten Hausgeschichte und Hausbeschreibung werden die Gebäude auch in die Geschichte des Ortes, in dem sie stehen, eingebettet und die Sanierungsmaßnahmen erläutert.

 
 

Verantwortung für die schwäbische Denkmallandschaft – Bezirk verdoppelt Zuschuss für private Denkmaleigentümer

Die meisten Denkmäler werden zunächst “im Kopf” zerstört, sagt der Herausgeber der Publikation, Bezirksheimatpfleger Dr. Peter Fassl. “Vom Denkmal her zu planen, heißt sich bescheiden. Natürlich sind Änderungen möglich, aber die wesentlichen Strukturen müssen erkennbar bleiben. Man kann ein Denkmal erhalten, reparieren, instand setzen, ergänzen, aufgeben, abbrechen, aber nicht neu schaffen”.

Die 36 hier vorgestellten denkmalpflegerischen Sanierungen, die sich über ganz Schwaben verteilen, haben Vorbildcharakter und damit selbst die Geschichte der Denkmalpflege weitergeschrieben”, stellt er weiter fest. “Die Denkmaleigentümer haben durch den Erhalt einen Dienst an der Allgemeinheit geleistet, für den wir dankbar sein können”, freut sich besonders Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert, “denn Denkmale und der Erhalt gewachsener Dorf- und Altstadtstrukturen sind uns ein wichtiges Anliegen. Letztlich definieren gerade diese als unverwechselbare Landmarken unsere schwäbische Heimat. Der Bezirk Schwaben ist sich seiner Verantwortung für die schwäbische Denkmallandschaft bewusst. Er hat heuer seinen Denkmaletat um 250.000 Euro erhöht. Damit können künftig die privaten Denkmaleigentümer mit einer Verdoppelung der Bezuschussung durch den Bezirk Schwaben von bisher 5 Prozent auf 10 Prozent der Maßnahme bauen”, machte Jürgen Reichert den jüngsten Bezirksbeschluss anlässlich der Verleihung des im Mai vergebenen Denkmalpreises 2013 öffentlich. Die Höhe der jährlichen Förderung beträgt derzeit 950.000 Euro.

 
 

Würdigung der ausgezeichneten privaten Denkmaleigentümer

Im Kulturausschuss des Bezirks Schwaben und bei den jährlichen Preisverleihungen wurden die Objekte in den vergangenen zehn Jahren vom Bezirksheimatpfleger in Text und Bild vorgestellt. Das oft außerordentliche finanzielle Engagement der privaten Denkmaleigentümer wurde dabei stets in hohem Maße gewürdigt. Ein wesentliches Kriterium der Denkmalpflege ist der kreative Umgang bei Gestaltung, Technik, Nutzung und Material. Alle 36 Objekte weisen dazu ausgezeichnete Ergebnissen vor. Dieses und weiteres Arbeitsmaterial bildeten die Grundlage für die Publikation, die auch den historischen und städtebaulichen Kontext herausarbeitet und die Maßnahmen detailliert darstellt. Hierzu waren vertiefende Archiv- und Literaturrecherchen sowie Forschungen in den Bauakten notwendig.

 
 

Denkmale benötigen Erfahrung

“Jeder weiß, dass ein Hausbau schwierig und kräftezehrend ist – es wäre eigenartig, wenn es bei der Sanierung eines Denkmals anders wäre”, so Fassl. “Beides ist bei guter Vorbereitung kalkulierbar und machbar. Selbst die unvorhersehbaren Probleme sind bei genauer Analyse und Voruntersuchung selten. Die im Buch vorgestellten Denkmalprojekte, deren Finanzierung im Kulturausschuss des Bezirks Schwaben dargestellt wurde, belegen dies” erläutert er die Zusammenarbeit.

 
 

Denkmalpflege ist Teamarbeit

Fachinstitutionen wie das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege, die Heimatpfleger und die Denkmalschutzbehörden bringen eine reiche Erfahrung ein und sollten nicht als Verhinderer, sondern als kundige Berater wahrgenommen und gefordert werden. Denkmalpflege gelingt mit einem kompetenten, engagierten und denkmalerfahrenen Team. “Beim Bauherren laufen alle Fäden zusammen, weswegen sie im Laufe der Maßnahme zu Denkmalexperten heranwachsen”, lobt der Bezirksheimatpfleger voller Anerkennung: “Alle Bauherren haben mit hohem Einsatz und mit Leidenschaft ihr Denkmal saniert.”

 
 

Denkmäler benötigen Kreativität

Ihr Erhalt als Wohngebäude gelingt nur mit einer Anpassung an die heutigen sozialen, technischen und kulturellen Bedürfnisse – von den Sanitäranlagen bis zur EDV-Infrastruktur. Die Ansprüche an den Architekten sind nicht gering. Faszinierend sind die Lösungen. Einige Beispiele: Um ein malerisch auf der Kaufbeurer Stadtmauer aufsitzendes Fachwerkstadelgebäude zu erhalten und zu nutzen, wurde ein Stahl-Glas-Gebäude eingestellt (2002). Die Ummantelung einer leerstehenden Lagerhalle, die auf zwei Seiten aus der alten Kemptner Stadtmauer bestand (2006), ertüchtigte das Gebäude als Bürohaus und zeigt das wunderschöne Bruchsteinmauerwerk im Inneren. Ganz “einfach” gelöst wurde die geringe Stubenhöhe eines Blockbaues (Ried 2009) durch Anheben im Erdgeschoss und Obergeschoss und das Einfügen neuer Balkenlagen. Einen bemerkenswerten Atelierraum, der vom Bruchsteinmauerwerk der früher dunklen Stallhöhle lebt, entstand wiederum durch einen 30 cm tiefen Aushub (Gailenberg 2008). Die Sanierung der Mühle in Liebenthann (2011) benötigte zur statischen Sicherung des auf torfigem Grund stehenden Gebäudes erst das Einbringen von 78 Betonpfählen und das Unterfangen des Mauerwerks mit einer Betonplatte. Bei der Umnutzung einer Jugendstilvilla in ein Bürogebäude ermöglichte die professionelle Vorbereitung die Durchführung der Maßnahme in nur vier Monaten (Dillingen 2011). Und zum Jan’schen Haus in Wallerstein (2012) pilgern Heimat- und Denkmalpfleger angesichts der bewundernswerten Perfektion, wie mit wiederverwendeten historischen Materialien ein stimmiges Gesamtkunstwerk entstand.

 
 

Das Denkmal wieder in Wert setzen: Weniger ist Mehr

Bei allen Denkmalprojekten steht das Bemühen im Mittelpunkt, die erhaltenen Elemente wieder erkennbar zu machen. Dies geschieht durch säubern, ausbessern und reparieren, festigen und vor allem immer wieder durch Rückbauen. Bei Putzfassaden und den Farbfassungen der Wände haben sich nach dem Geschmack der Zeit immer wieder Veränderungen ergeben. Die Befunduntersuchung durch den Kirchenmaler ermöglicht einen Blick in das “Bauarchiv” der verputzten Wände, das nach Möglichkeit zu erhalten ist. Ergänzungen und Rekonstruktionen nach Befund wie bei den Pfarrhöfen in Oberauerbach (2006) und Großkitzighofen (2006), dem Eggelhof in Achsheim (2005) oder dem Kathanhaus in Augsburg (2004) lassen verdeckte Kunstwerke wieder wahrnehmbar werden. Ziel ist nicht eine Erneuerung des Denkmals, sondern der Erhalt des Bestehenden und das Herausarbeiten der ursprünglichen Qualitäten, die überformt oder verdeckt wurden.

 
 

Zeitschichten präsentieren

Ein altes Gebäude hat wie eine historische Stadt durch seine Nutzungen, die Eigentümer, den technischen Fortschritt und die zeitbedingten ästhetischen Vorstellungen unterschiedliche erkennbare Zeitschichten aufzuweisen. Es ist natürlich, dass diese Geschichte weitergeschrieben wird. “Das Neue vom Alten durch einen Zwischenraum, eine “Fuge” abzuheben, ohne dabei den Gesamteindruck eines Raumes patchworkartig zu zerteilen, ist die Kunst”, erklärt Dr. Fassl. Bei den Maßnahmen in Kempten (2006), den Nördlinger Wohnhäusern Hintere Gerbergasse 19 (2002) und Polizeigasse 5 (2007) sowie bei den Bauernhäusern in Sonderdorf (2012) und Unterthingau (2012) wurde dies besonders akzentuiert.

 
 

Die Bedeutung für die Allgemeinheit:

Versucht man sich ein Bild von einer Stadt, einer Landschaft, einer Region zu machen, sind es immer die Bauwerke, welche die wesentlichen Akzente setzen, in Erinnerung bleiben und Orientierung geben. “Der Mensch sieht die Burgruine auf dem Berg, den vertrauten Kirchturm im Tal und weiß: Ich bin zu Hause. Die scheinbar nutzlose Ruine hat einen Nutzen. Sie ist Zeichen für Heimat. Ein solches Zeichen war sie gestern, ist sie heute und wird sie morgen auch noch sein. Identität über Zeiten und über Generationen hinweg zu sichern, ist höchst zeitgemäß, wo allenthalben von Corporate Identity die Rede geht”, schreibt in seinem Buchbeitrag Prof. Dr. Egon Johannes Greipl, ehemaliger Generalkonservator des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege.

Weitere Informationen erteilt Bezirksheimatpfleger Dr. Peter Fassl, Telefon 0821 3101-310; heimatpflege_AT_bezirk-schwaben

 
 

Publikation

Peter Fassl, Barbara Kanelakis (Hg)
10 Jahre Denkmalpreis des Bezirks Schwaben Schriftenreihe der Bezirksheimatpflege Schwaben zur Geschichte und Kultur Band 5
208 Seiten, 275 Farbabbildungen, 19,80 Euro ISBN 978-3-9812181-8-3 LIKIAS Verlag Friedberg 2014

Inhalt (als PDF): Liste aller Preisträger-Orte

 
 

Für eine Besprechung leite ich sehr gerne ein Presseexemplar an Sie weiter.

 
 

Beispiel für eine denkmalgerechte Sanierung: Sonderpreis 2010, Kempten

Sonderpreis 2010 Kempten vor der Sanierung:

Sonderpreis 2010 Kempten vor Sanierung-Foto-Hagspiel

Vor seiner Sanierung befand sich das um 1723/24 errichtete Haus in einem desolaten Zustand. Die zwei Eingänge deuten darauf hin, dass es einmal als Herberge diente. In seiner jüngeren Geschichte verfiel das alte, unter seinem alten Putz unscheinbar wirkende Gebäude mit der Zeit. Die Abbruchgenehmigung war bereits erteilt.
Foto Hermann Hagspiel, honorarfrei

 
 

Sonderpreis 2010 Kempten nach der Sanierung:

Sonderpreis 2010 Kempten nach Sanierung-Foto-Rupp

Das Gebäude mit dem für Kempten ungewöhnlichen Sichtfachwerk ist um 1723/24 errichtet worden und steht am Rande der Stiftsstadt. 2006 wurde es schließlich in die Denkmalliste aufgenommen. Der Architekt und spätere Bauherr erfuhr von diesem Denkmal erst durch einen Zeitungsartikel, konnte das Haus erwerben und führte von 2006 bis 2008 die Sanierung durch.
Foto Hermann Rupp, honorarfrei

 
 

Mit freundlichen Grüßen

Ulrike Knoefeldt-Trost
Presse- und Medienarbeit
Bezirk Schwaben
Hafnerberg 10
86152 Augsburg
Telefon 0821/2592762,
Fax 0821/2592765.

Telefon Pressestelle 0821/3101-241
ulrike.knoefeldt-trost_AT_bezirk-schwaben.de
www.bezirk-schwaben.de

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E-Mail Forum “Geschichte Bayerns”

Redaktion:
Redaktion_AT_geschichte-bayerns.de
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Quelle: http://histbav.hypotheses.org/2552

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Alte Religion, alte Rechte. Die “katholische Gemeindereformation” in den 1530er Jahren – eine Hypothese

Im Jahr 1532 stehen in Geislingen, einer Gemeinde im Landgebiet der Reichsstadt Ulm, Wahlen an. Die Bürger sollen neue Richter und einen Bürgermeister wählen. Doch die Mehrheitsverhältnisse bereiten Schwierigkeiten. Der Ulmer Rat fürchtet, dass erneut nur altgläubige Kandidaten Erfolg haben, die dann weiterhin das evangelische “Wort Gottes” behindern könnten. In der Folge entspinnt sich ein jahrelanger Konflikt um alte Rechte und alten Glauben. Ein Großteil der Geislinger Bürger wehrt sich mit den politischen Mitteln der Gemeindeverfassung und verteidigt diese in einem Atemzug mit den atlgläubigen religiösen Praktiken gegen die Ulmer Obrigkeit. Ulm hat Ende 1530 die Einführung der Reformation befürwortet. Jetzt soll die evangelische Ordnung auch auf dem Land durchgesetzt werden. Manche Gemeinden nehmen die evangelischen Kulturformen und Wissensordnungen schnell an, andere sträuben sich. Mancherorts formiert sich altgläubiger Widerstand – so interpretieren die Protestanten die Präsenz und die durchaus innovative Aktualisierung alter religiöser Praktiken. Zur Durchsetzung der evangelischen Kultur kommt es besonders auf die Haltung der lokalen Regierungen an. Der Ulmer Rat will deshalb in den Gemeinden seines Landterritoriums durchsetzungsfähige, obrigkeitstreue und evangelische Vögte, Pfleger, Pfarrer, Richter und Bürgermeister. Das ist leichter gesagt als getan. In Geislingen werden auf der Grundlage der Gemeindeverfassung von 1396 die Vögte als lokale Exekutivbeamte [...]

Quelle: http://catholiccultures.hypotheses.org/1641

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Die Margareta Ebner-Handschrift aus Maria Medingen

Margareta Ebner (1291-1351) lebte als Dominikanerin im schwäbischen Kloster Maria Medingen (amtlich: Kloster-Mödingen, Gde. Mödingen, Lkr. Dillingen) und war eine Vertreterin der Frauenmystik des 14. Jahrhunderts. Ihre mystischen Erfahrungen zeichnete sie ab 1344 auf Anregung des Priesters Heinrich von Nördlingen auf. Im Kloster Maria Medingen wird eine um 1353 entstandene Handschrift aufbewahrt, die die älteste Überlieferung von Ebners Texten enthält. Diese Handschrift wurde vor kurzem durch das Münchener Digitalisierungszentrum gescannt und wird seit heute im Rahmen der Bayerischen Landesbibliothek Online präsentiert. Eine ausführliche Beschreibung [...]

Quelle: http://ordensgeschichte.hypotheses.org/4761

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Egg an der Günz – Geburtsort von Johannes Eck

Bis heute kommt der Ortsname des beschaulichen Egg an der Günz im bayerischen Landkreis Unterallgäu in jeder Reformationsgeschichte vor. In dem bis heute kleinen und bäuerlich geprägten Dörfchen wurde am 13. November 1486 Johannes Maier geboren. Sein Vater war Bauer, möglicherweiße der Ortsvorsteher. Der kleine Bauernsohn war ein gescheiter Kerl und wurde deshalb zu seinem Onkel gegeben, einem Pfarrer in Rottenburg am Neckar. Mit 12 begann er das Studium und sollte schon bald von sich Reden machen, wurde Professor für Theolgie an der Universität Ingolstadt und verkehrte unter anderem eng mit Jakob Fugger. Auch seinen Namen hatte er geändert: nun nannte er sich Johannes Eckius oder Johann von Eck – eine Referenz an seinen schwäbischen Geburtsort. Das war damals gängige Praxis in Gelehrtenkreisen. Johannes Cochläus etwa, ein weiterer wichtiger theologischer Gegner Luthers, machte sich die gräzisierte Form seiner Heimatpfarrei Wendelstein zum Namen.

Johannes Eck wurde seit Anfang 1518 zu einem der profiliertesten Luthergegner. Er war der einzige Altgläubige, der Luther – 1519 in Leizpig – direkt bei einer Disputation konfrontierte, wobei er die frühe Spaltung der Lager aber eher noch verstärkte. Eck war, viel stärker als die ihm im sozialen Feld der frühen Reformation nahe stehenden Hieronymus Emser und Johannes Cochläus, ein ‘global player’. 1520 reiste der Schwabe nach Rom, um – erfolgreich – den Ketzerprozess und die Bannandrohung gegen Luther durch den Papst zu forcieren. Mit dem 1525 erstmals gedruckten “Enchiridion” – einer kontroversistischen Zusammenfassung alt-christlicher Lehrpositionen – gelang Eck einer der katholischen Bestseller des 16. Jahrhunderts. Da Eck meist auf Latein publizierte, kam die kulturprägende und -spiegelnde Rolle im Flugschriftenstreit im deutschsprachigen Teil des Alten Reichs jedoch eher Emser und Cochläus zu. Jedoch im süddeutsch-schweizerischen Raum erlangte Johannes Eck, gemeinsam in der ‘Troika’ mit dem Straßburger Franziskaner Thomas Murner und dem Konstanzer Generalvikar und späteren Bischof von Wien, Johannes Fabri, eine tragende Rolle im soziokulturellen ‘Alltagsgeschäft’. Denn Eck beteiligte sich intensiv bei den Schweizer Disputationen in der zweiten Hälfte der 1520er Jahre persönlich, durch Einflussnahme im Hintergrund und durch eigene Schriften.

Eck blieb bis zu seinem Tod am 10. Februar 1543 an der bayerischen Universität Ingolstadt. Er wurde beschrieben als leutselig, dem Bier, gutem Essen und in jungen Jahren durchaus auch schönen Frauen zugetan. Von für seine Zeit großer körperlicher Erscheinung und raumgreifendem Auftreten, scheint er nicht nur von bedeutender Intelligenz gewesen zu sein, sondern auch impulsiv mitunter sogar cholerisch. Bis heute sind in Egg an der Günz viele Spuren von diesem so bedeutenden wie umstrittenen (Bauern-)Sohn des Dorfes erhalten. Ein zeitgenössisches Bild von Johannes Eck gibte es nur aus evangelischer Fehder.

 

Dr.-Eck-Platz
Gedenktafel am Kirchhof St. Bartholomäus, warscheinlich die Taufkirche von Eck (stark umgebaut 1873) Innenraum von St. Bartholomäus, Getaltung 19. Jahrhundert Bild von Johannes Eck unter der Orgel (19. Jhd.)

 

Quelle: http://catholiccultures.hypotheses.org/88

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