Die Beschäftigung mit Resonanz ist wieder neu in den Fokus des sozialwissenschaftlichen Interesses gerückt: Waren Arbeiten zu Resonanz, Sonanz und Insonanz im 18. und 19. Jahrhundert noch ein fester Bestandteil physiologischer und naturphilosophischer Studien, so wurden sie im Zuge einer zunehmend kognitiven Ausrichtung humanwissenschaftlicher Forschungszweige im 20sten Jahrhundert vehement gemieden. Mit einem neuen Interesse an den emotionalen, affektiven und leiblichen Grundlagen des menschlichen Lebens zeigt sich auch ein neues theoretisches und insbesondere empirisches Interesse an Resonanz bzw. den sich manifestierenden Resonanzphänomenen. Resonanz als „Weltbezug“, „Affektabstimmung‘, „Spiegelneuron“, „Resonanzkörper“, „Resonanzmedium“, als „intrapsychische Kommunikationsaktivität“ oder – in (multi)medialen Feldern –als „digitale Dynamik“ sind nur eine Auswahl der Begriffe, die sich derzeit -zum Beispiel – in den Disziplinen Soziologie, Psychologie, Neurobiologie, Phänomenologie, Kulturwissenschaften, Gesundheitswissenschaften, Pädagogik oder Linguistik formieren.
Die vielen Hinweise auf das wachsende Interesse an Resonanz oder ihrer Phänomene zeigen bei näherer Betrachtung, dass es sich häufig um unverbundene Einzelforschungen handelt, die voneinander selten Notiz nehmen. Mit dem vorliegenden Buchvorhaben sollen daher zum Einen theoretische Ansätze aufgezeigt werden, um den aktuellen Stand der Resonanzforschung gebündelt darzulegen (Teil I); Zum Anderen soll – dies als ein Fokus – Raum gegeben werden für eine method(olog)isch differenzierte Darstellung empirischer Forschungsansätze und -ergebnisse (Teil II), die dem weiten Fächerkreis sozialwissenschaftlicher Forschungs- und Praxisfelder entstammen.
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Quelle: https://dhd-blog.org/?p=11924