China im Kartenbild: Exacta et accurata delineatio (1595)

Jan Huygen van Linschoten (1563-1611) hatte in seiner Zeit als Sekretär des João Vicente da Fonseca (um 1530-c.1530 -1587), des Erzbischofs von Goa, auch Zugang zu Kartenmaterial und Informationen über die portugiesischen Handelswege in Asien. Nach seiner Rückkehr nach Europa verkaufte er die Informationen dem Amsterdamer verleger Cornelis Claesz, der sie 1596 unter dem Titel  Itinerario: Voyage ofte schipvaert van Jan Huyghen van Linschoten naar Oost ofte Portugaels Indien … 1579-1592[1] veröffentlichte. Das Werk, das einen wesentlichen Beitrag zur kolonialen Expansion der Niederlande in Asien bildete,, war reich illustriert.

Eine der Karten, die für Jan Huygen van Linschotens Itinerario  angefertigt wurde, war ein Blatt, das Südostasien, einen Teil Chinas, Japan und Korea zeigt – und bald auch separat verkauft wurde.

Diese Exacta et accurata delineatio[2] zeigt – wie der Titel sagt – die Küsten Chinas und Südostasiens, Teile des Malaischen Archipels sowie Japan Korea.

Die geostete Karte zeigt von China die Provinzen

  • “Nanqvii” (Nanjing 南京)
  • “Cheqviam” (Zhejiang 浙江)
  • “Foqviem” (Fujian 福建)
  • “Cantam” (Guangdong 廣東)
  • “Qvancii” (Guangxi 廣西)
  • “Qvichev” (Guizhou 貴州)
  • “Ivnna” (Yunnan 雲南)
  • “Svchvan” (Sichuan 四川)
  • “Honao” (Henan 河南)

Die Küstenlinien im Süden sind detailliert ausgestaltet, je weiter nördlich man kommt, umso unklarer wird das Bild. Im Landesinneren sind nur wenige Punkte namentlich bezeichnet (meist mit portugiesischen Namen) und nur bei ganz wenigen finden sich zusätzliche Anmerkungen, wie z.B. bei der Stadt Guangzhou 廣州, wo es heißt: “Cantaõ. Jesuitar[um] Ecclesiæ” oder bei der Stadt Nanjing, wo Varianten angegeben werden: “Nanquin ali: Nanchin”.

Im Bereich der Provinz “Qvichv” sind ein Elefant und ein Kamel eingefügt, in “Ivnna” ein Rhinozeros und in “Qvancii” eine Giraffe.

Bemerkenswert erscheint, dass Macao [Aomen 澳門] auf der ‘falschen’ Seite der Mündung des Zhujiang 珠江 (der in der Karte als “Rio de Cantaon” bezeichet wird) eingezeichnet ist – und das auf einer Karte, die auf portugiesischen Quellen beruht.

Der Novus Atlas Sinensis des Martino Martini SJ (1614-1661)  brachte um die Mitte des siebzehnten Jahrhunderts erstmals ein genaueres (Karten-)Bild von China nach Europa. Das Werk, das als Meilenstein gilt, zeigt das China der späten Ming-/frühen Qing-Zeit. Die Karten in diesem Atlas prägten  die Vorstellungen der Europäer von dem Reich am anderen Ende der eurasischen Landmasse.[3]

 Blaeu/Martini/Goius Novvs Atlas, Das ist, Weltbeschreibung: [Amsterdam], [1655]

Blaeu, Willem Janszoon; Blaeu, Joan ; Blaeu, Joan [Hrsg.]; Martini, Martino [Hrsg.]; Golius, Jacobus [Hrsg.]: Novvs Atlas, Das ist, Weltbeschreibung: Mit schönen newen außführlichen Land-Taffeln in Kupffer gestochen, vnd an den Tag gegeben: Novus Atlas Sinensis Das ist ausfuhrliche Beschreibung des grossen Reichs Sina [Amsterdam], [1655]
Quelle: UB Heidelberg

Diese Übersichtskarte[4], die den Beginn der ‘modernen’ China-Karten bildet, steht zugleich am Ende einer langen Reihe von Chinakarten, die mit dem heute geläufigen Bild von China wenig gemein haben: ungewohnte Projektionen, Verzerrungen, ‘merkwürdige’ Namen etc.

China im Kartenbild vor 1655 betrachtet kartographische Darstellungen von China und notiert Beobachtungen zum aus diesen Darstellungen ablesbaren Chinabild. Dabei geht es ausdrücklich nicht um kartographiegeschichtliche Fragen oder technische Fragen zur Erstellung und Herstellung der Karten, sondern um das in den Karten abgebildete Wissen um China: um Namen für das Land, für Teile des Landes (Provinzen, Städte, Flüsse, Seen, Gebirgszüge etc.) und um die Grenzen. Berücksichtigt werden dabei sowohl Karten, die quasi als Illustration anderen Werken beigegeben sind, als auch Einzelkarten.

 

  1. Linschoten, Jan Huygen van: Itinerario: Voyage ofte Schipvaert, van Ian Hughen van Linschoten naer Oost ofte Portugaels Indien, inhoudende een corte beschryvinge der selver Landen ende Zeecusten… Beschryvinghe van de gansche Custe van Guinea, Manicongo, Angola, Monomotapa, ende tegen over de Cabo de S. Augustiin in Brasilien, de eyghenschappen des gheheelen Oceanische Zees; midtsgaders harer Eylanden, als daer zijn S. Thome S. Helena, ‘t Eyland Ascencion… Reys gheschrift vande Navigatien der Portugaloysers in Orienten… uyt die Portugaloyseche ende Spaensche in onse ghemeene Nederlandtsche tale ghetranslateert ende overgheset, door Ian Huyghen van Linschoten. (Amstelredam : Cornelis Claesz, 1596) – Digitalisate (auch zu diversen Übersetzungen) → Bibliotheca Sinica 2.0.
  2. Exacta et accurata delineatio cum orarum maritimarum tum etiam locotum terrestrium quae in regionibus China, Cauchinchina, Camboja sive Champa, Syao, Malacca, Arracan et Pegu, una cum omnium vicinarum insularum descriptione, ut sunt Sumatra, Java utraque, Timora, Moluccae, Philippinae, Luconia et de Lequeos, nec non insulae Japan et Corea… / Henricus F. ab Langren, sculpsit a° 1595 ; Arnoldus F. a Langren, delineavit ([La Haye]: apud A. Elsevirum 1599). Digitalisate (u.a.): gallica, SLUB Dresden/Deutsche Fotothek, UCM Biblioteca Complutense.
  3. Der Text, der diese Karten ergänzt, wird – abgesehen von den ewig gleichen Verweisen auf die ‘erste’ Erwähnung von X, Y und Z – von der Forschung bislang eher stiefmütterlich behandelt.
  4. Das verlinkte Digitalisat der UB Heidelberg gehört zu den eher schlichter ausgestatteten – manche (wie etwa das Exemplar der Universitätsbibliothek Wien wirken als wären die Grenzen mit Textmarkern in Neongelb, Neongrün/blau und Neonpink) gezogen.

Quelle: http://mindthegaps.hypotheses.org/1546

Weiterlesen

Geschichte Chinas im Bild (V)

Die ersten vier Teile der (losen) Reihe ‘Geschichte Chinas im Bild’ (Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4) stellten Foto-Sammlungen/Archive zusammen. In diesem Teil geht es um Holzschnitte, Kupferstiche etc., die in China entstanden und in Sammlungen in aller Welt gelandet sind.

Quelle: http://mindthegaps.hypotheses.org/1516

Weiterlesen

Frühe Stimmen über die chinesische Schrift (I)

Kaum etwas hat die Phantasie der Europäer so nachhaltig beflügelt wie Überlegungen zur chinesischen Schrift: Mutmaßungen zu ihrem Ursprung und zur  Anzahl der Schriftzeichen finden sich dabei ebenso wie die Frage, ob die ‘Charaktere’ nun ‘Bilder’ im Wortsinn oder ‘Symbole’ wären.[1]  Das Thema taucht in den meisten Texten auf, die sich mit China beschäftigen, die Erklärungen sind zum Teil faszinierend bis abstrus, zum Teil aber auch sehr (zu)treffend. In loser Folge hält die Serie ‘Frühe Stimmen’ Notizen bei der Lektüre von Texten über China aus dem 16.-18. Jh. fest.

In der ersten deutschen Übersetzung von  González de Mendozas Historia, die Johann Kellner 1589 unter dem Titel Ein Neuwe/ Kurtze/ doch warhafftige Beschreibung deß gar Großmächtigen weitbegriffenen/ bißhero vnbekandten Königreichs China, seiner fünffzehen gewaltigen Prouincien, vnsäglicher grosser vnd vieler Stätt, Fruchtbarkeit, … grossen Reichthumbs … Kriegsmacht … dergleichen in keiner Histoiren … in der weiten Welt jemals befunden veröffentlichte[2] heißt es im Kapitel “Von den Buchstaben vnd Charactern / welche die in China gebrauchen [...]” (p. 125-129):

Zukommen nun auff den ersten Puncten / sage ich / wiewol jhrer wenig seind / die nicht schreiben vnd lesen vnter jhnen können / so haben sie doch kein A b c oder Alphabet von Buchstaben / wie wir haben / sondern schreiben alle Ding mit Figuren / die sie in langer Zeit lernen mit grosser M[ue]he / dann es hat ein jedes Wort sein eygen Zeichen. [...] (p. 125)


Ein Neuwe/ Kurtze/ doch warhafftige Beschreibung deß gar Großmächtigen weitbegriffenen/ bißhero vnbekandten Königreichs China (1589) [Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf, urn:nbn:de:hbz:061:1-8774]

Hier wird der sogenannte ‘Monosyllabismus’ des Chinesischen beschrieben, dessen Ursprung Gustav Ineichen auf die Schriften der Jesuiten im 16. Jahrhundert zurückgeführt hat.[3]. Tatsächlich gilt im Chinesischen die Regel ein Schriftzeichen = eine Silbe, aber das bedeutet nicht zwangsläufig, dass es nur einsilbige Wörter gibt …

Zur Anzahl der Schriftzeichen heißt es:

[...] Figuren / deren seind mehr dann sechstausend alle vnterschiedlich / vnd k[oe]nnen sie aber behende schreiben / wie man auß der Erfahrung gesehen hat / bey vielen dieser Nation / die t[ae]glich in dei Insuln Philippinas kommen / vnnd sich daselbst verhalten. (p. 125)

Wie der Verfasser auf die Zahl 6000 kommt ist, bleibt offen – denn schon das älteste Zeichenwörterbuch, das Shuōwén jiězì 說文解字 (um 1)00 n. Chr.)[4] enthält 9.353 Schriftzeichen (plus 1163 Varianten), das Kāngxī zìdiǎn 康熙字典 (1716)[5] – das zweite große Zeichenlexikon – enthält insgesamt rund 47.000 Schriftzeichen, das derzeit umfangreichste gedruckte Zeichenlexikon, das Zhōnghuá zìhǎi 中华字海 (1994), enthält rund 87.000 verschiedene Schriftzeichen und Varianten.[6]

Zur Schreibrichtung heißt es:

Sie schreiben anders / da[nn] wir im Brauch hab[en]/ dann sie schreiben die Zeilen von oben herab vnter sich sehr gleich vnd strack / vnd heben widerwertig an / nemlich von der Rechten zur Linken. (p. 126)

Bis ins frühe 20. Jahrhundert -war die Schreibrichtung in der Regel senkrecht von oben nach unten, die Zeilen (oder eher Spalten)  waren von rechts nach links angeordnet.

Zu Beschreibstoffen und Schreibwerkzeug heißt es:

Sie hab[en] grosse Meng Papier / welches leichtlich gemacht ist auß Tuch von Rohrn / das ist wolfeiles Kauffs / gleich wie auch die getruckten B[ue]cher / man kan aber nur auff einer Seit[en] darauff schreiben / da[nn] es gar d[uenn]e und rein ist. Sie brauch[en] der Federn zum schreib[en] nit wie wir thun / sonder etlich Rohr mit einem klein[en] Federlein an der Spitzen. (p.127)

Chinesische (Schreib-)Papiere waren überwiegend leicht (verglichen mit den in Europa verbreiteten Büttenpapieren. Da bei dem dünnen Papier Tusche und Druckerschwärze durchschlugen, wurden die Blätter einseitig beschrieben und bedruckt. Für Bücher wurden die bedruckten Blätter so gefaltet, dass die unbeschriebene Seite innen liegt, die gefalteten Blätter wurden gestapelt und auf der offenen Seite zusammengenäht.[7]

Chinesische Schreibpinsel (máobǐ 毛笔) haben meist einen Griff aus Bambus und einen kleinen Pinselkopf. Diese Pinsel sind sind deutlich elastischer als die im Westen gebräuchlichen Malerpinsel. Damit der Pinsel in einer haarfeinen Spitze ausläuft, die sich bei jedem Anheben neu bildet,  wird Haar von Ziege oder Hase um einen Kern aus Wieselhaar gebunden. Über die Art, wie der Pinsel geführt wird, äußert sich der Verfasser nicht[8] …

BTW: Georg Lehner hat auf De rebus sinicis hat eine Serie zu den Vier Schätze des Studierzimmers (I) begonnen – dort findet sich auch ein Bild dieser ‘vier Schätze’.))

  1. Zu satirischen Auswüchsen vgl. das Beispiel im Beitrag Fachchinesisch.
  2. Digitalisate → Bibliotheca Sinica 2.0.
  3. Gustav Ineichen: “Historisches Zum Begriff des Monosyllabismus im Chinesischen”. In: Historiographia Linguistica, Vol. 14, Number 3 (1987), pp. 265-282.
  4. Chinese Text Project: 《說文解字 – Shuo Wen Jie Zi》.
  5. Online-Version: http://www.kangxizidian.com/.
  6. Vgl. Endymion Wilkinson: Chinese History. A Manual. Revised and Enlarged. (Harvard-Yenching Institute Monograph Series, 52; Cambridge, Mass/London: Harvard University Asia Center 2000 p. 46.
  7. In europäischen Bibliotheken wurden Bücher oft neu gebunden, wobei die traditonelle Bindung abgeschnitten wurde – und mitunter die Falze geöffnet wurden.
  8. Vgl. dazu die Bemerkungen zum Porträt des Alvaro Semedo.

Quelle: http://mindthegaps.hypotheses.org/716

Weiterlesen

Vom Entdecken – Zu einer Kulturgeschichte der europäischen Expansion (1450-1700)

Im Rahmen der am Institut für Geschichte der Universität Wien in jedem Sommersemester anzubietenden Kulturgeschichte-Ringvorlesung  beschäftigte sich die Vorlesung am 16.4. mit der Kulturgeschichte der europäischen Expansion (1450-1700) – 90 Minuten für weltumspannende 250 Jahre … Um nicht bei einer chronologischen Aufzählung von ‘Entdeckungen’ zu bleiben, stand im Zentrum eine  spezielle Form der europäischen Expansion: die Konfrontation mit dem Anderen über die Rezeption und Distribution des sich erweiternden Wissens über andere Teile der Welt – exemplarisch am Beispiel der europäischen Beschäftigung mit China abgehandelt.

Für Guillaume-Thomas Raynal war die Einordnung von Endeckungen einfach:

Il n’y a point eu d‘événement aussi intéressant pour l’espece humaine en general & pour les peuples de l’Europe en particulier, que la découverte du nouveau monde & le passage aux Indes par le Cap de Bonne-Espérance. Alors a commencé une révolution dans le commerce, das la puissance des nation, dans les mœurs, l’industrie & le gouvernement de tous les peuples.[1]

Ganz ähnlich äußert sich wenige Jahre später Adam Smith:

The discovery of America, and that of the passage to the East Indies by the Cape of Good Hope, are the two greatest and most important events recorded in the history of mankind. Their consequences have already been very great: but, in the short period of between two and three centuries which has elapsed since these discoveries were made, it is impossible that the whole extent of their consequences can have been seen. What benefits, or what misfortunes to mankind may hereafter result from those great events to human wisdom can forsee.[2]

Der Fokus auf Ereignisse und Schlüsseljahre verleitet zur irrigen Annahme, dass das ‘Zeitalter der Entdeckungen’ spontan beginnt, das irgendwann zum Zeitpunkt X Entdecker auf große Fahrt gehen – wohl weniger in Star Trek-Manier “to boldly go where no man has gone before”, sondern auf der Suche nach Reichtümern. Am Ende des 15. Jahrhunderts glaubte niemand ernsthaft, dass man hinter dem Horizont quasi ins Nichts stürzt.[3]

Michael Giesecke hat in Mythen der Buchkultur drei Arten des Endeckens beschrieben:

  • Entdecken1 – Wahrnehmen und Beschreiben neuer Umweltausschnitte mit bekannten Programmen
  • Entdecken2 – Einsatz neuer Programme zur Wahrnehmung und Beschreibung der Umwelt
  • Entdecken3 – Warnehmen und Orden von durch Entdecken1 und Entdecken2 gewonnenen Informationen[4]

Typus cosmographicus universalis [1532]

Typus cosmographicus universalis [1532] Biblioteca Nacional Digital do Brasil



Die Beschäftigung mit der europäischen Expansion muss über das Erfassen, Auflisten und Verifizieren/Falsifizieren von Entdecken1 hinausgehen – sonst bleibt es bei Dichtomien wie Richtig-Falsch oder Zutreffend-Verzerrt, wobei der Entstehungskontext weitgehend ausgeklammert wird. Als Beispiel mag eine Weltkarte von 1532 dienen. Sie ist Novus orbis regionum ac insularum veteribus incognitarum [...] (Basel 1532)[5], einer Sammlung von Reiseberichten und Briefen über Reisen nach Asien und Amerika, beigefügt.  Mehr als 150 Jahre nach dem Atlas catalan, 40 Jahre nach Columbus, 35 Jahre nach Vasco da Gama, 30 Jahre nach der Cantino-Planisphäre und 10 Jahre nach der ersten Weltumsegelug zeigt eine mit Typus cosmographicus universalis[6] überschriebene Karte ein dem heutigen Betrachter total verzerrt erscheinendes Bild der Welt: Nordamerika erstreckt sich in der Darstellung über nur etwa 10 Längengrade, Indien ist quasi ‘abgeschnitten’, Taprobane/Sri Lanka übergroß, Südostasien wirkt verzerrt, die malaische Halbinsel und Indochina erscheinen übergroß und Zipangri (Japan) erscheint am linken Rand der Karte, der Westküste Nordamerikas vorgelagert. Das verzerrte Bild dieser weit entfernten Regionen relativiert sich, wenn man die Darstellung Europas mit Zoom genauer betrachtet ….

Die Karte ist (inkl. der Legenden und Illustrationen im Rahmen[7] ) ein Versuch, neues Wissen mit bekannten Programmen zu beschreiben …

Aber kommt die Beschäftigung mit der europäischen Expansion mit den genannten drei Arten des Entdeckens aus? Oder braucht es – um die Phasen der Rezeption von Berichten über ferne (und weniger ferne) Weltregionen zu beschreiben – inzwischen Entdecken4 für die Be- und Verarbeitung dieser Texte in späteren Jahren/Jahrhunderten? Und Entdecken5 für das, was Digital Humanities und Konezpte der interkulturellen bzw. interinterkulturellen Kommunikation diesen Texten und Bildern entlocken?[8]

  1. Guillaume-Thomas Raynal: Histoire philosophique et politique des établissemens & du commerce des européens dans les deux Indes.  t. 1 (Amsterdam 1770) S. 1. – In der zeitgenössischen deutschen Fassung lautet die Stelle:

    “Keine Begebenheit ist für das menschliche Geschlecht überhaupt, und insbesondre für die Völker Europens so wichtig gewesen, als die Entdeckung der neuen Welt und die Fahrt nach Indien um das Vorgebirge der guten Hoffnung. Sie ist der Anfang einer Hauptveränderung im Handel, in der Macht der Nationen, in den Sitten, in der Industrie und der Regierungsform aller Völker. In dem Augenblick wars daß die Menschen der entferntesten Länder einander nothwendig wurden.”

    (G. T. F. Raynal: Philosophische und politische Geschichte der europäischen Handlung und Pflanzörter in beyden Indien. Bd. 1 (Kopenhagen/Leipzig: Faber 1774) 1.)
  2. Adam Smith: An Inquiry Into The Nature and Causes Of The Wealth Of Nations : In Two Volumes.  (London: Strahan; London: Cadell, 1776), Vol. II, p. 235.
  3. Dass dieses ‘Märchen’ vor allem seit dem 19. Jh. immer wieder aufgewärmt wurde – möglichst noch mit Flammarions ‘Au pelerin’/’Wanderer am Weltenrand’ (der dabei völlig aus dem Zusammenhang gerissen wurde) illustriert, soll nur am Rande erwähnt werden.  Dazu: Georg Peez: Ein vermeintlich mittelalterlicher Holzschnitt zur Darstellung pädagogischer und kunstpädagogischer Grenz- und Erfahrungsphänomene. http://www.georgpeez.de/texte/flamm.htm Zuletzt geändert am 20.04.2002 <Letzter Zugriff: 16.4.2013>.
  4. Michael Giesecke: Von den Mythen der Buchkultur zu den Visionen der Informationsgesellschaft (Frankfurt/M.: Suhrkamp 2002) 109-114.
  5. Zu anderen Ausgaben, bei denen die Karte fehlt bzw. durch eine andere ersetzt wurde → Bibliotheca Sinica 2.0.
  6. MUNSTER, Sebastian. Typus cosmographicus universalis. Basileae [Suiça]: I. Hervagium, [1532]. 1 mapa, 36 x 55,5cm em f. 42 x 61,5. Disponível em: <http://objdigital.bn.br/acervo_digital/div_cartografia/cart225747.htm>. Acesso em: 17 abr 2013.
  7. Im Rahmen finden sich  Elemente, die später in der Cosmographia des Sebastian Münster wieder auftauchen, z.B. die Kannibalen – auf der Weltkarte links unten – der blutrünstigste Teil findet sich in der ersten Ausgabe der Cosmographia (1544) auf Seite dcxxix) – Digitalisate unterschiedlicher Ausgaben von Münsters Kosmographie → Bibliotheca Sinica 2.0.
  8. Vgl. dazu: Johannes Schnurr: “Das Daumenkino des Mittelalters”, 28. August 2004, Universität Heidelberg/Pressemeldung <Zugriff: 16.4.2013>/ Johannes Schnorr: Daumenkino des Mittelalters. DIE ZEIT 07.04.2004 Nr.16 http://www.zeit.de/2004/16/A_Daumenkino.

Quelle: http://mindthegaps.hypotheses.org/539

Weiterlesen