Bildung revolutioniert die Wissenschaft?

Dirk Baecker zur Begrüßung der Erstsemester zum Wintersemeser 2017/18 am 12. Oktober 2017 Nun gut, sehr plausibel klingt das nicht. Aber für einen Moment könnte man diesem Gedanken einmal nachgehen. Bildung, so denkt man, ist etwas für Bildungsbürger. Und Bildungsbürger sind jene frommen Menschen, die mit Dramen von Goethe und Büchner, Gedichten von Hölderlin und Whitman, Musik von Beethoven und Satie, Romanen von Dostojevski und Coetzee „in sich“ zu gehen vermögen und „in sich“ sogar etwas vorfinden, was als Resonanz zu diesen künstlerischen Impressionen […]

Quelle: http://kure.hypotheses.org/336

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Kunst als Forschung

Claus Volkenandt, Early Bird Lecture vom 8. Juni 2017 Mit dem sogenannten ‚iconic turn‘ wurde seit Anfang der 1990er Jahre die eigenen Erkenntnismöglichkeiten von Bildern im Allgemeinen und von Kunstwerken im Besonderen in den Fokus der wissenschaftlichen Aufmerksamkeit gerückt. Dabei wird die Kunst selbst als Forschung verstanden, die Einsichten in Welt und Wirklichkeit hervorbringen kann. Der Vortrag stellt Grundanliegen und Ansätze zur künstlerischen Forschung vor und diskutiert ihre Relevanz für Stufu und UW/H. Aufnahme von Martin Rützler: http://dkg.radiomono.net/DKG_036_VOLKENANDT_Claus.mp3

Quelle: http://kure.hypotheses.org/286

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Bodenlos Digital: Zum Verhältnis von Körper und Kamera

Dawid Kasprowicz Ich, die Maschine, zeige Euch die Welt so, wie nur ich sie sehen kann. Dziga Vertov (1923)  Heftiges Atmen aus dem Off, wechselnde Intervalle aus Licht und Dunkelheit, weder oben noch unten, hin und wieder der Streifen eines sich entfernenden Sonnenstrahls. Dann wieder die Stimme von Dr. Ross Stone, gespielt von Sandra Bullock, die ihrem Kollegen Matt Kowalski (George Clooney) antwortet, dass sie nichts sieht – keine Raumstation, keine Sonne, nicht mal mehr die Erde, die irgendwo ruht, während Ross Stone sich […]

Quelle: http://kure.hypotheses.org/117

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Simon Menner, oder Die Ästhetik des Schreckens

Dirk Rustemeyer Gewalt ist keine Normalerfahrung mehr in westlichen Gesellschaften. Bilder des Gewaltsamen hingegen gewinnen an Faszination. Obwohl integraler Bestandteil massenmedialer Unterhaltung, schockieren sie als „reale“ Bilder von Krieg, Verbrechen oder Terror. Je mehr das Publikum sich an den Konsum von Bildern gewöhnt, desto sensibler scheint es für den Unterschied zwischen „echten“ und „fiktionalen“ Bildern zu werden, selbst wenn diese Differenz in den fotografischen oder filmischen Bildformaten fast unsichtbar ist. Gelten Horrorfilme als normales cineastisches Genre, stoßen Bilder von Exekutionen die meisten Betrachter ab. […]

Quelle: http://kure.hypotheses.org/107

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Bilder, Videos und Dokumente finden

Welche Bilder und Medien überhaupt im eigenen Beitrag verwendet werden dürfen, ist manchmal nicht sehr klar. Nähere Infos zu solchen und anderen rechtlichen Fragen beim Bloggen gibt es hier: http://bloghaus.hypotheses.org/1232.

Im Folgenden nun einige Suchmöglichkeiten für Bilder und Medien, die den eigenen Blogbeitrag schmücken können:

Suchmaschinen für Bilder

Creative Commons, alle Dateitypen: Creative Commons Search
http://search.creativecommons.org/

Creative Commons, Fotos: FlickrCC
http://flickrcc.net/flickrCC/?terms=blue+mountains&edit=yes&page=1

Copyright und Creative Commons, Fotos: Everystockphoto
http://www.everystockphoto.com/

Media-Sharing-Plattformen

Creative Commons, jeglicher Inhalt: Internet Archive
http://archive.org

Creative Commons, originale Videos: ARTE Creative
http://creative.arte.tv/

Copyright und Creative Commons, Videos:

Copyright und Creative Commons, Fotos:

Copyright und Creative Commons, Dokumente:

Fachwebseiten

Bilder, Videos und Tonaufnahmen:

Wissenschaftliche Bilder:

Gemälde:

Werke:

Quelle: http://bloghaus.hypotheses.org/1260

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Geschichte Chinas im Bild (V)

Die ersten vier Teile der (losen) Reihe ‘Geschichte Chinas im Bild’ (Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4) stellten Foto-Sammlungen/Archive zusammen. In diesem Teil geht es um Holzschnitte, Kupferstiche etc., die in China entstanden und in Sammlungen in aller Welt gelandet sind.

Quelle: http://mindthegaps.hypotheses.org/1516

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“Merken der Mandaryns” – Bilder chinesischer Rangabzeichen aus dem 17. Jh.

In der China-Literatur des siebzehnten Jahrhunderts sind Abbildungen selten,  die vorhandenen Illustrationen wurden häufig mehrfach verwendet[1]  – in der Regel ohne Quellenangaben. Manchmal werden Bildelemente aus verschiedenen Abbildungen zu einem neuen Bild kombiniert, manchmal wird 1:1 übernommen. Ein Beispiel dafür ist eine Tafel mit Abbildungen von Standarten, Wimpeln und anderen Gegenständen.

Wohl zum ersten Mal wurde die Abbildung,  in Dappers Gedenkwaerdig bedryf …[2] von 1670 verwendet. Sie gehört (mit drei weiteren Tafeln) zum Abschnitt “Merken der Mandarins of Overheden, en dracht der Sinesen”[3] und es gibt dazu eine kurze Beschreibung der abgebildeten Gegenstände[4].

Dapper: Gedenkwaerdig bedryf (1670)

Dapper: Gedenkwaerdig bedryf (1670) | Internet Archive

Die Tafel zeigt im oberen Teil Wimpel und Standarten – zum Teil geschmückt mit Symbolen und/oder (nicht identifizierbaren) Schriftzeichen -, im unteren Teil Gongs und Schellen sowie in den unteren Ecken Tafeln, die den Würdenträgern vorangetragen wurden. Auf weiteren Abbildungen zu diesem Kapitel ist zu sehen, wie das “in Aktion” bei Prozessionen ausgesehen hat.
In der deutschen Version[5] findet sich die Abbildung (mit einem englischen Paralleltitel am unteren Rand) im Teil “Von den Gastereyen der Chineser [im Göttinger Digitalisat Bild 442], die Erklärung dazu auf Seite 46. In der Ausgabe von 1676 fehlt auf der Abbildung der Titel.

Wagner Das mächtige Kaiserreich China (1688)

Wagner Das mächtige Kaiserreich China (1688) | Google Books

Einige Jahre später taucht die Abbildung – mit niederländischem und englischem Titel – in Das mächtige Kaiserreich China und die asiatische Tartarei von Johann Christoph Wagner auf. Der Band – der vierte Teil der Delineatio Provinciarum Pannoniae Et Imperii Turcici In Oriente – erschien 1688 bei Koppmayer in Augsburg.[6]. Die Beschreibung dazu[7] ist – ohne Angabe der Quelle – aus der deutschen Fassung der Gedenkwürdigen Verrichtung entnommen. Wagner beschränkt sich auf diese eine Tafel, die übrigen, bei Dapper enthaltnen Abbildungen aus dem Abschnitt über chinesische Würdenträger, die weitere Rangzeichen, Kopfbedeckungen und weitere Kleidungsstücke zeigen, werden nicht verwendet …

  1. Vgl. auch den Beitrag Der Kaiser von China – ein Bild aus dem 17. Jahrhundert”.
  2. Olfert Dapper: Gedenkwaerdig bedryf der Nederlandsche Oost-Indische maetschappye, op de kuste en in het keizerrijk van Taising of Sina: behelzende het tweede gezandschap aen den onder-koning Singlamong en veldheer Taising Lipoui; door Jan van Kampen en Konstantyn Nobel. Vervolgt met een verhael van het voorgevallen des jaers zestien hondert drie ein vier en zestig, op de kust van Sina, en ontrent d’eilanden Tayowan, Formosa, Ay en Quemuy, onder ‘t gezag van Balthasar Bort: en het derde gezandschap aen Konchy, Tartarsche keizer van Sina en Oost-Tartarye: onder beleit van Zijne Ed. Pieter van Hoorn. Beneffens een beschryving van geheel Sina. Verciert doorgaens met verscheide kopere platen (Amsterdam: J. van Meurs 1670) – Digitalisate → Bibliotheca Sinica 2.o.
  3. Dapper (1670), 453-466.
  4. Dapper (1670)  459.
  5. Olivier Dapper: Gedenkwürdige Verrichtung der Niederländischen Ost-Indischen Gesellschaft in dem Käiserreich Taising oder Sina durch ihre zweite … als auch die dritte Gesandtschaft etc. Hiebey ist gefüget Eine ausführliche Beschreibung des gantzen Sinischen Reichs etc . (Amsterdam: Jacob von Meurs, 1675) – Digitalisat → Bibliotheca Sinica 2.o.
  6. [Johann Christoph Wagner:] Das mächtige Kayser-Reich Sina, und die Asiatische Tartarey vor Augen gestellet, In außführlicher Beschreibung Der Königreiche, Provinzien, Landschafften, Städte, Flüsse, Berge, Gewächse, Bäume, Früchte, Thiere, Gevögel, Fische, etc. so in diesen weit-entlegenen Welt-Gegenden sich finden : Wie auch solcher Völcker Landes-Regierung, Ehren-Stellen, Götzen-Dienst, ungeheure Götzen-Bilder, prächtige Tempel, Wissenschafften, Künste und Handwercker, Sitten, Gebräuche, letzte Ehren-Dienste, und Leich-Begängnüssen; neben vielen andern wunderseltsamen Merckwürdigkeiten. Samt zweyen nutzlichen Registern. Deme als dem vierdten Theil dieser Orientalischen Länder-Beschreibung, zu Fortsetzung der in vorigen Theilen angefangenen Historie deß annoch währenden Türcken-Kriegs angehänget Eine umständliche Beschreibung der ungemeinen herrlichen Victorien, welche Kayserliche Majestät und dero hohe Alliirte Anno 1686. und 1687. in Ungarn, Pohln, Moscau, Morea und Dalmatien, wider den Erbfeind siegreich erhalten von Johann Christoph Wagnern … Aus den berühmtesten alten und neuen Reiß- und Land-Beschreibern, unterchiedlichen Sprachen, mit Fleiß zusammen gezogen, und gezieret mit accuraten Land-Charten, und wahrhafften Kupffer-Abbildungen … (=  Johann Christoph Wagners Delineatio Provinciarum Pannoniae Et Imperii Turcici In Oriente / und Tartarn/ von ihren grausamen Proceduren/ gegen die Christenheit/ . Deme als dem vierdten Theil dieser Orientalischen Länder-Beschreibung/ zu Fortsetzung der in vorigen Theilen angefangenen Historie deß annoch währenden Türcken-Kriegs angehänget Eine umständliche Beschreibung der ungemeinen herrlichen Victorien/ … Anno 1686. und 1687. in Ungarn/ Pohln/ Moscau/ Morea und Dalmatien/ wider den Erbfeind siegreich erhalten;  Augspurg : Koppmayer, 1688 Augspurg:  Jacob Koppmayer 1688);  VD17 39:133129U – Digitalisat → Bibliotheca Sinica 2.0.
  7. Wagner (188), 137.

Quelle: http://mindthegaps.hypotheses.org/1412

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“Medien-Recht-Ethik” Linksammlung

Beim ersten Präsenzwochenende des “Medien-Recht-Ethik” Seminars mit Tobias Albers-Heinemann haben wir eine ellenlange Liste mit Links zu Internetseiten, Portalen, Foren, etc. zusammengetragen. Deshalb findet ihr hier nochmal eine Sammlung der nützlichsten Webseiten, der interessantesten Videos, der wichtigsten Paragraphen, und mehr. Creative Commons Lizenzen Was ist Creative Commons? http://de.creativecommons.org/was-ist-cc/ Welche Lizenz ist die Richtige? http://www.cc-your-edu.de/cc-wahlen/fallstrick-nc/ Suchmaschine CC Inhalte: http://eng.letscc.net/     Allgemeines zum Urheberrecht Telemedicus – Recht der Informationsgesellschaft: http://www.telemedicus.info/ iRights.info – Urheberrecht und kreatives Schaffen in der digitalen Welt: http://irights.info/ dejure.org – Gesetze zum Urheberrecht […]

Quelle: http://medienbildung.hypotheses.org/6059

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17. Magazinierte Geschichte

Popularität vs. Seriosität?

Regelmäßig bringen sie das Neueste von gestern und vorgestern in den Zeitschriftenhandel: Geschichtsmagazine. Sie erfreuen sich bei einer anhaltend großen Leserschaft einer ebenso anhaltend großen Beliebtheit. In den Bahnhofsbuchhandlungen liegen sie nicht irgendwo versteckt, hinten in der Ecke aus, sondern finden sich prominent am Eingang platziert, zu großen Stapeln aufgehäuft. Aber auch in jedem Kiosk um die Ecke kann man sie finden, diese Hefte, die eine informative und unterhaltsame Reise in die Vergangenheit versprechen. Der Markt für Geschichtsmagazine scheint so gut bestellt zu sein, dass sich schon seit einigen Jahren gleich mehrere von ihnen Konkurrenz machen können.

Neben den Zeitschriften „Damals“ (verkaufte Exemplare 22.779) und „G/Geschichte“ (27.719), die dieses Geschäft schon seit Längerem betreiben und, ebenso wie „P.M. History“ (45.893), auf eine Heftgestaltung gemischten Inhalts setzen, sind es vor allem die großen Verlage, die dieses Segment für sich in Anspruch nehmen. Am prominentesten ist wohl „Geo Epoche“ aus dem Haus Gruner + Jahr (109.320), ein Magazin, das von sich behauptet, die Nummer 1 unter den populären historischen Zeitschriften zu sein. Aber auch „Der Spiegel“ (84.019) und „Die Zeit“ warten seit einiger Zeit mit eigenen Geschichtsmagazinen auf (Alle Verkaufszahlen laut IVW 3. Quartal 2013).

Aus wissenschaftlicher Perspektive sind Geschichtsmagazine durch eine unübersehbare Ambivalenz geprägt. Einerseits kann man sich nur freuen über die Aufmerksamkeit, die historische Themen in der Öffentlichkeit genießen. Vergleichbare populäre Zeitschriften zur Linguistik, Literaturwissenschaft oder Soziologie gibt es nicht. Andererseits wird gerade diese Popularität zuweilen mit dem Verlust wissenschaftlicher Seriosität und Komplexität erkauft.

Aber mir soll es hier nicht um die schon x-fach erörterten Spannungen zwischen wissenschaftlichen Ansprüchen und ihrer Aufbereitung für ein größeres Publikum gehen. Denn gegen solche Formen der Popularisierung zu polemisieren, halte ich offen gestanden für ein Luxusproblem – besser eine komplexitätsreduzierte Übersetzung als gar keine Wahrnehmung. Nein, was ich am Phänomen ‚Geschichtsmagazin‘ viel interessanter finde, ist die aktuelle Geschichtskultur, die sich darin manifestiert. Wenn sich eine Gesellschaft derart für Vergangenes interessiert, dass sie nicht nur in Fernseh-, sondern auch in Heftformaten eifrig darauf zurückgreift – welche Form nimmt dieses Vergangene dann an? Denn Popularisierungen funktionieren üblicherweise über Kreuz: Eine bestimmte Nachfrage soll befriedigt werden, und zwar so, dass sie sich nicht zuletzt auch wirtschaftlich rechnet. Zugleich besteht (zumindest theoretisch) die Möglichkeit, neue Angebote zu machen und Bedürfnisse zu wecken, die bisher möglicherweise noch gar nicht formuliert werden konnten.

Bildlichkeit vs. Genauigkeit?

Die Inhalte der Geschichtsmagazine lassen sich – kaum überraschend – nicht über einen Kamm scheren. Bei den Artikeln ist so ziemlich alles dabei, was man in textlichen Gemischtwarenläden erwarten darf. Vom eher unbeholfenen Artikel des bemühten Volontärs über die schmissig-journalistische Reportage bis zur nüchternen Auseinandersetzung der universitär bestallten Historikerin findet man Erfreuliches und weniger Erbauliches.

Eines ist aber unbedingte Voraussetzung: Die Themen müssen bildfähig sein. Ohne Bebilderung geht gar nichts. Man müsste es noch genauer nachrechnen (was ich nicht getan habe), aber nach meiner Schätzung wird etwa die Hälfte eines Heftumfangs durch Abbildungen eingenommen. Und durch Karten. Insbesondere „Geo Epoche“ nutzt Karten (zusätzlich zu sehr vielen Bildern) ausgiebig, um deutlich zu machen, dass Geschichte nicht nur in der Zeit und im Text, sondern auch im Raum und im Bild stattfindet. Damit haben Geschichtsmagazine eine Möglichkeit, die vielen historischen Büchern aus Kostengründen fehlen, wenn sie so ausgiebig auf Abbildungen zurückzugreifen. Dafür liegen die Preise dann aber auch schon auf dem Niveau von schmalen Büchern. Zuweilen führt diese Visualisierungspraxis zu zweifelhaften Auswüchsen, so wenn Historiengemälde aus dem 19. Jahrhunderts zur Illustration mittelalterlicher Verhältnisse herangezogen werden oder wenn im Heft über den Amerikanischen Bürgerkrieg von „Geo Epoche“ Fotografien digital koloriert wurden, „um ihre Anschaulichkeit zu verstärken“ [1]. Geschichtstuning für Fortgeschrittene.

Es wäre interessant, eine Redaktionssitzung zur Erstellung eines solchen Heftes belauschen zu können, um zu erfahren, nach welchen Gesichtspunkten die einzelnen Beiträge ausgesucht werden. Man kann aber auch ohne entsprechende Abhörprotokolle von den abgedruckten Artikeln auf die übergeordneten Prinzipien schließen: Zunächst geht es um Überblickswissen, das den Rahmen bereiten soll für die Schilderung bestimmter Ereignisse, für Menschlich-Biographisches und für Aspekte des Alltagslebens, die einen wesentlichen Teil des Inhalts ausmachen. Nicht minder interessant sind aber die Themenbereiche, die nur am Rande vorkommen oder auch ganz ausgelassen werden: Es sind all diejenigen, die wenig Anschauliches zu bieten haben, die strukturelle Grundlagen in Wirtschaft, Gesellschaft, Politik oder Kultur betreffen. Befürchtet man hier möglicherweise Langeweile in der Geschichtsunterhaltung – obwohl es gerade hier in einem doppelten Sinn ‚grundlegend‘ werden könnte?

Nicht selten scheinen sich die Artikel aus der ‚Übersetzung‘ wissenschaftlicher Forschung (und dickleibiger Bücher) in Artikelform zu speisen. Insofern liegt hier ein prototypischer (und überhaupt nicht abwertend gemeinter) Fall von Popularisierung wissenschaftlichen Wissens vor. Zweifelsfalten kriechen allerdings auf die Denkerstirn, wenn im Kleingedruckten darauf verwiesen wird, begriffliche Unterschiede nicht ganz so genau zu nehmen. Da wird dann beispielsweise aus Gründen der sprachlichen Varianz die Sklaverei mit Leibeigenschaft, Knechtschaft und Unfreiheit in einen begrifflichen Topf geschmissen. Das ist keine Popularisierung mehr, sondern ziemlich grobe Ungenauigkeit [2].

Distanz als Differenz!

Treten wir aber einen Schritt zurück, sehen von den konkreten Heftinhalten ab und betrachten das größere Themenspektrum. Dann fällt auf, dass Bewährtes aufbereitet, etablierte Themen besetzt und das ohnehin bereits – zumindest ungefähr – Bekannte abgehandelt wird. Klassische Themen, die auch schon den schulischen Geschichtsunterricht prägten, werden vielfach wieder aufgegriffen: das antike Rom, Napoleon, der Nationalsozialismus, die Kreuzritter oder der Erste Weltkrieg – Länder, Menschen, Abenteuer. Man weiß also immer, was man bekommt, Überraschungen bleiben die Ausnahme. Damit bleibt aber leider auch die Möglichkeit ungenutzt, die ausgetretenen Pfade zumindest ein wenig zu verlassen, Vergangenes nicht immer schon von vornherein zu reduzieren auf große Persönlichkeiten, große Ereignisse oder große Reiche. Vielleicht ginge es auch einmal anders. Warum lassen sich denn nicht einmal Themenhefte entwerfen, die vermeintlich Abseitiges, Schräges, Unbeachtetes behandeln? Warum nicht etwas über die Geschichte des Schattens, des Spaziergangs oder der Börsenspekulation? Warum nicht eine genauere Betrachtung der Alpenfurcht und -begeisterung, familiärer Hierarchien oder der Sprache der Diplomatie? Etwa weil die Popularisierung immer nur so weit getrieben werden darf, wie das Zielpublikum bereits vorangeschritten ist? Sicherlich geben bei kommerziellen Unternehmen wie Geschichtsmagazinen die Auflagen den Ton an, weshalb sich immer das am besten verkauft, was ohnehin schon bekannt ist. Aber vielleicht gibt es ja thematische Nachfragen, von denen noch niemand etwas wusste, die gerade deswegen geweckt werden könnten, weil sie eben nicht das immer schon Bekannte aufwärmen?

Ich gebe zu, das ist recht idealistisch gedacht – wahrscheinlich zu idealistisch. Begnügt man sich bis zur Änderung dieses Zustands mit der regelmäßig dargebotenen Hausmannskost, so zeigen die Geschichtsmagazine eine dominierende Vorstellung von der Vergangenheit an, die zwar kein eindimensionales, aber doch recht übersichtliches Set an Funktionen aufweist: Erstens findet sich ein affirmatives Geschichtsbild, das auf Identifizierung, wenn nicht gar auf Identitätsbildung setzt. Hierzu dienen Klassikerthemen wie die Geschichte der jungen Bundesrepublik, noch eher aber biographische Zugänge – Stichwort: Vorbilder. Zweitens findet sich ein historischer Exotismus, der das Fremdartige hervorhebt. Das Mittelalter bietet sich hierfür schon seit Längerem als ideale Spielwiese an, denn hier kann man vermeintlich ohne Hemmungen allen Phantasien von sex’n’crime’n’powerplay frönen. Die dritte Variante ist gewissermaßen die negative Umkehrung der ersten, insofern sie auf Betroffenheit setzt und damit zu einer Identifizierung ex negativo anleiten möchte. Paradethema ist natürlich der Nationalsozialismus, aber alle Formen kriegerischer Auseinandersetzung, gesellschaftlicher Unterdrückung oder ethnischer Verfolgung können dazu herhalten.

Gegen solche Formen der Historisierung ist per se nichts zu sagen. Sie versäumen aber eine wichtige, wenn nicht sogar die wesentliche Qualität historischer Beschäftigung: Sie nutzen die zeitliche Distanz gerade nicht dazu, um Differenz zu thematisieren, um Selbstkritik zu üben und die Grundlagen gegenwärtiger Verhältnisse zu analysieren. Ein Geschichtsmagazin, das eben diese Möglichkeiten nutzt, würde ich gerne einmal lesen wollen – nur um es wohl nach der ersten Nummer wieder eingehen zu sehen.

[1] Geo Epoche, Nr. 60 (2013): Der Amerikanische Bürgerkrieg, S. 13.

[2] Geo Epoche, Nr. 60 (2013): Der Amerikanische Bürgerkrieg, S. 5.


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Quelle: http://achimlandwehr.wordpress.com/2013/12/30/17-magazinierte-geschichte/

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