Bericht: Eine Ausstellung zu Provenienzforschung in Köln


Ausstellungsrezension: Provenienz – Macht – Geschichte 

Das doppeldeutige Wortspiel dieses Titels stammt vom Kölner Wallraf-Richartz-Museum, das derzeit (noch bis zum 31. Januar 2016) eine Ausstellung zum Thema zeigt und außerdem eine gleichnamige Konferenz organisiert hat (siehe unten). In beidem geht es um die am Haus durchgeführte Provenienzforschung zu deutschen Zeichnungen aus dem 19. Jahrhundert, die zwischen 1933 und 1945 – also während der Zeit des Nationalsozialismus – erworben wurden.

Das WRM spricht sicherlich bewusst von „Einblick“, „ersten Ergebnissen“ und „ausgewählten Beispielen“ (siehe Ausstellungsflyer), denn die Ausstellung ist sehr übersichtlich: in einem einzelnen kleinen Nebenraum, versteckt im zweiten Stock, präsentiert das Museum die Ergebnisse der Recherche zur Provenienz von insgesamt 13 Zeichnungen. Optisch ist das zunächst eher konservativ gestaltet: die Zeichnungen finden sich reihum an der Wand, darunter stehen die zugehörigen Pultvitrinen mit ausgewählten historischen Quellen zur Herkunft und Geschichte (wie zum Beispiel Inventarbüchern, Fotos, Notizen, Karteikarten, veröffentlichten Katalogen etc.). Jedes Werk ist nach einem vom Zentrum für Deutsche Kulturgutverluste etablierten Ampelsystem gekennzeichnet (von „grün = unbedenklich“ über gelb und orange zu „rot = eindeutig belastet”), so dass der Besucher schnell erfassen kann, wie problematisch die Provenienz der einzelnen Zeichnungen einzuschätzen ist. In der Mitte des Raumes befindet sich dann zusätzlich eine Installation, durch die die historische Quellenforschung erleb- und erfahrbar gemacht werden soll: an einem Tisch findet der Besucher einen Arbeitsplatz und einen großen Karteikasten, in dem anhand einer Zeichnung von Adolph Menzel („Blick über die Dächer von Schandau“, 1886) der lange und bürokratische Weg von Provenienzforschung aufgezeigt werden soll.

[...]

Quelle: http://sensmus.hypotheses.org/191

Weiterlesen

“Inverted classroom” – Lehre auf den Kopf gestellt?

Ein Vortrag auf dem Dies Academicus der Universität Bonn im Wintersemester 2013/2014, “Vorlesung mit Pause-Taste” von Dr. Pascal Bihler und Prof. Carsten Urbach, sowie der Vortrag “Kino fäll t aus” von Prof. Gabi Reinmann, Hamburger Zentrum für Universitäres Lehren und Lernen, brachten mich auf die Idee, mich auch einmal näher mit dem Thema “inverted classroom” oder “flipped classroom” zu beschäftigen.

Was ist nun aber das “umgedrehte”, das diese Art der Lehre auszeichnet? Nun, kurz und wohl auch sehr vereinfachend zusammengefasst, zeichnen sich viele Lehrveranstaltungen dadurch aus, dass in der Präsenzzeit ein bestimmter Wissenstand erarbeitet wird, den die Studierenden dann bis zur nächsten Sitzung eigenverantwortlich vertiefen und anwenden. Beim “flipped” oder “inverted” classroom wird dieses Prinzip umgedreht: Den Studierenden wird Material zur Verfügung gestellt, mit dessen Hilfe sie sich auf die Präsenzsitzung vorbreiten können, um dann die Anwendung und Vertiefung des erarbeiteten Wissenstands in der Lehrveranstaltung selbst zu betreiben.

Die Möglichkeit, eine Übung im “invertred classroom” anbieten zu können, ergab sich für mich im Wintersemester 2014/2015.

[...]

Quelle: https://archiskop.hypotheses.org/86

Weiterlesen

Aura, deshalb so schön, deshalb so exklusiv

Es liegt wohl im Wesen unserer gemeinsamen,freilich durch zahlreiche Kontroversen und Ambiguitäten gekennzeichneten, westlichen Kulturgeschichte der Moderne, dass Kunst- und Alltagsgegenständen immer auch eine auratische Eigenschaft eingeschrieben ist. Kritik an der Wirkung solcher Artefakte oder auch Erlebnisse lässt sich meistens schnell auf vermeintlich rationalere Bedingungen des Entstehungsprozesses von Ästhetiken verkürzen – in einem zweiten Schritt werden dann auch die Bedingungen einer Rezeption beleuchtet. Performanz kann dabei als ein großer Gegenbegriff zur auratischen Ausstrahlung eines Artefaktes gesehen werden.

Es wundert vor dem Hintergrund einer solchen Tradition nicht, dass Sebastião Salgados Fotographiezyklus “Genesis” (siehe Ausstellung) eine große Begeisterung in München erfährt. Gut, ich muss gestehen, dass ich hier zunächst nur im Singular sprechen darf: Ich habe ein großes Gefallen an der Ausstellung von Salgados Fotographien über die Ursprünglichkeit unserer gegenwärtigen Welt empfunden, weil seine Fotographien eine auratische Ästhetik besitzen.

Das Münchner Kunstfoyer der Versicherungskammer Bayern Kulturstiftung besticht so durch eine Ausstellung über Salgados jüngstes Werk, deren Aufbau überlegt ist. Salgados Fotographien zeigen Bilder, deren Präsenz im ikonographischen Gedächtnis unserer Gesellschaft zu spüren sind und doch Unerwartetes offenbaren: Die Schönheit der „Natur“ und die „Urspünglichkeit“ mancher vermeintlich autochthoner Gesellschaften von Menschen gibt es – trotz aller Diskurse um ein Für und Wider – tatsächlich. So mein Eindruck beim Verlassen der Ausstellungsräume.

[...]

Quelle: https://herzinfin.hypotheses.org/93

Weiterlesen

Panorama zu Absetzungen in frühneuzeitlichen protestantischen Monarchien

Projektbericht zur Dissertation

von Cathleen Sarti (Mainz)

„For all which treasons and crimes this Court doth adjudge that he, the said Charles Stuart, as a tyrant, traitor, murderer, and public enemy to the good people of this nation, shall be put to death by the severing of his head from his body.“1

Abb. 1: Zeitgenössisches Flugblatt zur Hinrichtung Karls I. (1649, Quelle: Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz)

Abb. 1: Zeitgenössisches Flugblatt zur Hinrichtung Karls I. (1649, Quelle: Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz)

Die Absetzung von MonarchInnen war in der Vor­moderne ein politisches Problem, dessen Brisanz sich aus religiösen und staatsrechtlichen Vorstellungen von Herrschaft ergab. Zum einen war der König bzw. die Königin nach der dominanten Vorstellung der ZeitgenossInnen von Gottes Gnaden auf seinen bzw.

[...]

Quelle: http://fnzinfo.hypotheses.org/684

Weiterlesen

Nationale Besonderheiten des PCK: Beziehungsgeschichte

In der wissenschaftlichen Literatur zur Geschichte des Roten Kreuzes wird die Zeit des Staatssozialismus in der Regel ausgespart. Auch für das Polnische Rote Kreuz (PCK) gibt es eine Reihe von Darstellungen lokaler Rotkreuzgruppen, die diesen Zeitraum auslassen. Eine Veröffentlichung, die im Titel noch den Überblick der Jahre 1945 bis 1990 ankündigt, kann durchaus im Jahr 1945 ansetzen und dann erst wieder ab dem Jahr 1990 fortfahren (so z.B. Galki, 2007). Dennoch sind die Darstellungen lokaler Rotkreuzgruppen außerordentlich aufschlussreich und erfreulich detailliert, wenn es um die Arten der Tätigkeiten sowie derzeit involvierte Personen geht. Auf der lokalen Ebene sind vor allem die nationalen und internationalen Netzwerke und Austauschbeziehungen erstaunlich gut dokumentiert.

Oberflächlich betrachtet gab es derartige Beziehungen, weil alle nationalen Rotkreuzverbände Teil einer internationalen humanitären Rotkreuzbewegung waren.

[...]

Quelle: http://sozorgan.hypotheses.org/69

Weiterlesen

Hermaphroditen als Geistliche?

Hermaphroditen als Geistliche? Der Umgang mit uneindeutigem Geschlecht im Spannungsfeld zwischen Kirchenrecht, Medizin und lokaler Gemeinschaft in der römischen Konzilskongregation ca. 1650-1720 Brendan Röder, Max-Planck-Institut für Rechtsgeschichte / Ludwig-Maximilians-Universität München Als der Novize Felice Antonio im…

Quelle: http://intersex.hypotheses.org/2237

Weiterlesen

Dominique Adrian (Metz): Die Verfassungsurkunden der deutschen Städte

Deutschsprachige Zusammenfassung des Vortrags vom 18.01.2016: Les chartes constitutionelles des villes allemandes Als die süddeutschen Städte zwischen dem Ende des 13. und dem Ende des 14. Jahrhunderts Herrschaftssysteme einführen, die auf der Vertretung der…

Quelle: http://jeunegen.hypotheses.org/1551

Weiterlesen

Die verheißungsvolle Schönheit der Resilienz: Zur Epistemologie eines Begriffs

Charlotte Rungius / Christoph Weller

 

Photo taken by user BS Thurner Hof

Quelle: www.wikipedia.org; Photo taken by user BS Thurner Hof

 

Was haben Atomwaffen, soziale Ungleichheit und das Masern-Virus gemeinsam? Resilienz, denn sie erweisen sich schon über lange Zeit als extrem widerstandsfähig. Sie können sich erhalten trotz aller Bedrohungen und haben auch das gegen sie gerichtete soziale und politische Engagement und entsprechende wissenschaftliche Bemühungen ohne ernsthaften Schaden und größere Anpassungen überlebt. Sie sind so resilient, dass sie sich auch angesichts wechselnder Risiko-Exposition und sich wandelnder Bedrohungen (u.

[...]

Quelle: http://resilienz.hypotheses.org/611

Weiterlesen

Vom Großen zum Kleinen – Zwischen Kaiser Karl und Michael J. Fox

Besuch der Tagung „Zurück in die Zukunft?! – Die Bedeutung von Diskursen über Zukunft in der Wissenschaftsgeschichte“

13.01.2016 Anna Michaelis

Herbstzeit ist Tagungszeit, und in dem alljährlichen Reigen von spannenden und minder spannenden Tagungen stachen in den vergangenen Monaten Veranstaltungen heraus, die sich mit der Untersuchung der (zumeist vergangenen) Zukunft aus geschichtswissenschaftlicher Perspektive, aber auch aus der Warte anderer Disziplinen befassen. Zukunft scheint Konjunktur zu haben, und so hat der Aachener Tag der Wissenschaft dieses Jahr unter dem Motto „Zurück in die Zukunft?! – Die Bedeutung von Diskursen über Zukunft in der Wissenschaftsgeschichte“ stattgefunden, in Anspielung auf einen Kinohit, der den Kindern der 1980er und 1990er Jahre noch bestens bekannt sein dürfte.



[...]

Quelle: http://grk1919.hypotheses.org/90

Weiterlesen

Eine Königin auf der Flucht, I

Der Winter 1620/21 war eine turbulente Zeit, und dies galt um so mehr für all diejenigen, die auf der Verliererseite standen – allen voran also Friedrich V. von der Pfalz, der König von Böhmen, und seine Frau Elisabeth Stuart. Auf Letztgenannte soll hier der Blick gerichtet werden, denn nach der verlorenen Schlacht am Weißen Berg wurde schnell klar, daß Prag nicht mehr zu halten sein würde. Während Friedrich noch zu retten versuchte, was zu retten war, zogen sich der Hof des Königs und vor allem seine Familie nach Schlesien zurück, das auch zu den Ländern der böhmischen Krone gehörte. Als sich das Ausmaß der Niederlage immer deutlicher abzeichnete und die militärische Situation aus böhmisch-pfälzischer Sicht weiter verschlechterte, brach Elisabeth auf und verließ Breslau, die Hauptstadt Schlesiens.

Akkerman_ElizabethStuart_IWie es weiterging, läßt sich auch anhand ihrer Korrespondenzen verfolgen, die kürzlich erschienen sind: Nadine Akkerman (ed.), The Correspondence of Elizabeth Stuart, Queen of Bohemia, Volume I: 1603-1631, Oxford: Oxford University Press, 2015. An ihren Vater, König James von England, schrieb sie noch am 23. November (n.

[...]

Quelle: https://dkblog.hypotheses.org/831

Weiterlesen