von Stefan Schröder Der Vortrag wurde beim 10. Detmolder Sommergespräch am 14. Septembe...
Archivbenutzung im Digitalen Zeitalter
… lautete das Thema des Brandenburgischen Archivtages 2015, dem ich im Eröffnungsvortrag mit einigem Respekt und ein wenig Ehrfurcht gegenübertreten bin. Denn immerhin impliziert der Titel ja nicht weniger, als dass wir am Beginn einer neuen Epoche der Archivbenutzung stehen. Und man wird an den Ausspruch Goethes in den Französischen Revolutionskriegen erinnert, der am Vorabend der Kanonade von Valmy im September 1792 vor einigen jungen Offizieren den oft zitierten Satz formuliert haben soll:
„Von hier und heute geht eine neue Epoche der Weltgeschichte aus, und ihr könnt sagen, ihr seid dabei gewesen.“
Ob Goethe dabei auch die Archivbenutzung im Hinterkopf hatte, ist nicht überliefert. Aber die Französische Revolution bedeutete ja tatsächlich auch für die Nutzung von Archiven, und damit am Ende für die Wahrnehmung und das Selbstverständnis der Archive, eine entscheidende Wende: Zwei Jahre nach Goethes legendärer Vorausschau regelte ein Archivgesetz in Frankreich erstmals den uneingeschränkten und kostenlosen Zugang zu den öffentlichen Archiven für jedermann – wenn auch zu festgelegten Öffnungszeiten.
Zugegeben, in Deutschland dauerte es dann noch ein langes 19. Jahrhundert, ehe die Archive interessierte Benutzer nicht nur in Einzelfällen zuließen, sondern ihnen sogar Lesesäle einrichteten.
[...]
Familienforschung in Archiven: Eine Übersicht über Online-Angebote
Archivarinnen und Archivare – gleich ob sie in Stadt-, Kreis-, Kirchen-, Uni- oder Staatsarchiven arbeiten – werden häufig mit familienkundlichen Anfragen konfrontiert. Dieser persönliche Zugang der Anfragenden zur Geschichte über Ihre eigene Herkunft wurde von den Archiven früherer Zeiten oft als lästig empfunden und oft gegenüber der „richtigen“ Forschung der wissenschaftlichen Historikerinnen und Historiker benachteiligt.
In den letzten Jahrzehnten hat sich familienkundliche Forschung verändert und es hat auch bei den Archiven eine Neubewertung der genealogischen Benutzung eingesetzt. Zuletzt hat Thekla Kluttig in Ihrem Beitrag für die Archivpflege in Westfalen-Lippe 84 (2016) „Neue Verwandtschaftsforschung oder: Die Eroberung der Archive?“ über diese Veränderungen berichtet.
Inzwischen bieten viele Archive spezialisierte Angebote für familienkundlich Interessierte an, von denen hier einige auf Westfalen bezogene aufgelistet werden sollen. Diese Liste hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern soll Einsteiger auf diesem Gebiet dazu einladen, sich auf den Archivbesuch optimal vorzubereiten. Erfolgreiches Suchen setzt einen systematischen Zugang zu den Quellen voraus!
[...]
Neue Archivbeschreibung nach ISDIAH
ISDIAH – das ist der International Standard for Describing Institutions with Archival Holdings. Dieser ermöglicht die standardisierte Beschreibung von Archiven und wurde 2008 vom Internationalen Archivrat (International Council on Archives, ICA) verabschiedet. Eine Archivbeschreibung nach ISDIAH geht weit über die Angabe von Archivbeständen, Kontaktmöglichkeiten und Benutzungsbestimmungen hinaus. Sie umfasst 31 Verzeichnungselemente (gegliedert nach den sechs Bereichen Identifikation, Kontakt, Beschreibung, Zugang, Service und Kontrolle) und gibt etwa Aukunft zur Geschichte des Archivs, zu seinem geographischen und kulturellen Kontext, zum Archivgebäude, zu Findmitteln und Publikationen über das Archiv oder zur Erreichbarkeit des Archivs.
Seit kurzem bietet auch das Archiv des Schottenstifts eine eigene solche Archivbeschreibung nach ISDIAH an, die von der Webseite des Archivs heruntergeladen werden kann. Diese berücksichtigt natürlich bereits die neue Archiv- und Benutzungsordnung, enthält aber auch zahlreiche Angaben, die sich bislang nirgendswo nachlesen ließen. Wir hoffen, dass sie potentiellen Benutzerinnen und Benutzern hilfreich sein und eine interessierte Leserschaft finden wird.
[...]