nachgefragt | Wie Historizität von Medien und ihre Medialität in Konzepte zur Quellenanalyse einbinden?

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Kameramänner vor dem Berliner Schloss (1907) | Bundesarchiv, CC-BY-SA, Wikimedia

Gängige Konzepte zur Analyse von Quellen für den Geschichtsunterricht fokussieren meist stark auf deren Inhalt –  bei Textquellen oft noch mehr als bei Bildern oder Filmen. Formale Analysekriterien beschränken sich auf Aspekte von Quellengattung und Quellenkritik, auf Verfasser und Adressat.

In jüngeren Diskussionen der Mediengeschichtsschreibung[1] oder zur Visual History[2] wurde vermehrt darauf hingewiesen, historische Quellen erstens auch auf ihre historisch bedingten Möglichkeiten der Materialisierung, Entstehung und Verbreitung hin zu untersuchen – die Historizität von Medien. Zeitungen beispielsweise kam im 19. Jahrhundert ein ganz anderer Stellenwert zu als heute, weil sie im Grunde ein Monopol zur Verbreitung von Nachrichten hatten. Oder: Es ist für den Bildinhalt eines Fotos zwar egal, ob es gedruckt in einem Buch vorliegt oder auf die Leinwand oder ein Display projiziert wird, nicht aber im Sinne der Historizität. Die fragt erstens nach den jeweiligen technischen Bedingungen, unter der das Foto geschossen wurde und die sich freilich stark verändert haben, zweitens nach den jeweiligen Möglichkeiten zur Verbreitung und Rezeption, die früher viel eingeschränkter waren als heute.[3] Viele heute bekannte Fotos sind etwa erst lange nach ihrer Entstehung „berühmt“ geworden.

Der zweite Aspekt der Medialität meint den „aktiven“ Part, den Medien im historischen Prozess spielen können. Damit ist nicht nur gemeint, dass (oft auch durch kommerzielle Interessen gelenkte) Medienmacher Einfluss auf Verbreitung und Rezeption bestimmter Medien hatten und haben. Viele Quellen, die im Geschichtsunterricht analysiert werden sollen, haben selbst Einfluss auf historisch-politische und gesellschaftliche Entwicklungen, zudem auf Geschichtsbilder und historische Imaginationen genommen, hinzu kommt eine möglicherweise vielseitige oder gebrochene Rezeptionsgeschichte. Beispiele gibt es viele: etwa ein Flugblatt der Weißen Rose, dass zwar auch inhaltlich-analytisch zu untersuchen ist, dessen Bedeutung sich aber erst als in Papier materialisierter, verbotener Protest erschließen lässt (allein das Flugblatt in den Händen zu halten konnte schlimmste Folgen haben), oder der große (gelegentlich auch fehlgeleitete) Einfluss massenmedial verbreiteter Bilder und Filme, beispielsweise auf die Beendigung des Vietnamkrieges in den USA. Als große Fragen der Medialität stellen sich die durch mediale Entwicklungen ausgelösten gesellschaftlichen Veränderungen etwa des Buchdrucks oder des digitalen Wandels.

So weit, so gut. Bei dem Versuch, die Aspekte der Historizität von Medien und ihre Medialität in analysefähige, für den Geschichtsunterricht geeignete Kategorien und Kriterien auszubuchstabieren, ergeben sich allerdings Probleme der Unübersichtlichkeit. Bezüglich der Historizität von Medien ist die Beschäftigung mit Mediengeschichte unerlässlich[4], die überhaupt erst ein Bewusstsein dafür schafft, dass es bestimmte Medien, z.B. Fotos, erst ab einem bestimmten Zeitpunkt gab, dass sie zweitens nicht wie heute mit einem Klick abrufbar sind, sondern in der Vergangenheit oft nur sehr begrenzt verbreitet und rezipiert werden konnten. Begrifflich könnte die für den Geschichtsunterricht zu abstrakte Kategorie Historizität erstens in mediengeschichtlich bedingte Entstehungsmöglichkeiten und zweitens mediengeschichtlich bedingte Verbreitungsmöglichkeiten übersetzt werden. Die erste Frage: Welche Aspekte der Historizität von Medien sind unerlässlich oder hilfreich? Hier bestehen auch enge Verbindungen zu Aspekten von Perspektive und Intention des Verfassers bzw. Urhebers des Mediums.

Die Medialität und mögliche, durch bestimmte als Quelle vorliegende Medien (mit-) ausgelöste historische Entwicklungen von Quellen zu untersuchen ist begrifflich schwieriger in den Blick zu bekommen. Die Rezeptionsgeschichte von Medien, ihre zeitbedingte oder zeitversetzte Wirkung kann sich erst durch Hinzuziehen weiterer Quellen oder mit Blick auf die Verwendung von Quellen durch (heute im Internet leichter möglichen) Recherche verschiedener Verwendungs- und Deutungszusammenhänge von Textquellen oder Bildern erschließen.[5] Mögliche Begriffe könnten dann Wirkungsgeschichte und geschichtskulturelle Bedeutung sein. Deshalb die zweite Frage: Welche Aspekte der Medialität von Medien sind unerlässlich oder hilfreich?

Und drittens: Wie könnte ein Analysekonzept aussehen, dass angesichts der genannten möglichen Analysekategorien nicht überbordet und mangels Übersichtlichkeit mehr Verwirrung stiftet als Erkenntnisgewinn zu erzeugen? Gibt es bereits gute Vorlagen und Beispiele?

Die Grafik ist ist als Vorschlag gemeint und soll weiterentwickelt werden. Nicht jeder Punkt kann für jede historische Quelle Verwendung finden; die Aufzählung ist also als fakultativer Katalog zu verstehen.

Quelle

 

[1] Vgl. beispielsweise Fabio Crivellari, Kay Kirchmann, Marcus Sandl, Rudolf Schlögl (Hrsg.): Die Medien der Geschichte. Historizität und Medialität in interdisziplinärer Perspektive. Konstanz 2004.

[2] Vgl. Zeitschrift für Geschichtsdidaktik 12 (2013): Visual History.

[3] Vgl. Jan Hodel: Für eine Differenzierung des Medienbegriffs. In: Public History Weekly, 11.07.2014, online unter: http://public-history-weekly.oldenbourg-verlag.de/2-2014-25/sprachverwirrung-ist-ein-geschichtsdidaktisches-medium [Stand: 9.4.2015].

[4] Dies fordern u.a. Daniel Bernsen / Alexander König / Thomas Spahn: Medien und historisches Lernen. Eine Verhältnisbestimmung und ein Plädoyer für eine digitale Geschichtsdidaktik. In: Zeitschrift für digitale Geschichtswissenschaften, Nr. 1 (2012), online unter: http://universaar.uni-saarland.de/journals/index. php/zdg/ article/ view/294/358 [Stand 9.4.2015]. Hierzu gibt es auch Vorlagen, etwa die gründlichen Bilderanalysen in: Michael Wobring / Susanne Popp (Hg.): Europäischer Bildersaal. Europa und seine Bilder Schwalbach/Ts. 2013, oder als Hilfsmittel für den Unterricht die Zeitleiste Mediengeschichte im 19. und 20. Jahrhundert bei segu Geschichte.

[5] Vgl. hierzu den (demnächst auch veröffentlichten) Beitrag von Anke John auf der Kölner Tagung „Geschichtsdidaktische Medienverständnisse: „Ich brauche ein Titelbild für meine Mappe.“ Bildgestützte Internetrecherche und historisches Bildverstehen.

empfohlene Zitierweise    Pallaske, Christoph (2015): nachgefragt | Wie Historizität von Medien und ihre Medialität in Konzepte zur Quellenanalyse einbinden? In: Historisch denken | Geschichte machen | Blog von Christoph Pallaske, vom 9.4.2015. Abrufbar unter URL: http://historischdenken.hypotheses.org/2843, vom [Datum des Abrufs].

Quelle: http://historischdenken.hypotheses.org/2843

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Der Holocaust im Schulunterricht – Schlüsselproblem oder beliebiges Unterrichtsthema?

Von Bertram Boback Der 70.Jahrestag der Befreiung von Auschwitz bewirkt im öffentlichen Diskurs eine kurzfristige, sehr intensive Rückbesinnung an die damalige Zeit, die sich in zahlreichen Dokumentationen und Titelberichterstattungen (z.B. SPIEGEL 24.1.15) äußert. Die mediale Präsenz des Themas wird vermutlich kurz danach wieder abebben und andere Problemstellungen (Ukraine-Konflikt, Pegida, Eurokrise) werden wieder in den Mittelpunkt treten. Doch wie ist dies im schulischen Diskurs? Für fast eine ganze Generation von Lehrer/innen, vor allem der gesellschaftswissenschaftlichen Fächer, war das Thema Nationalsozialismus grundlegend und galt als Schlüsselproblem … Der Holocaust im Schulunterricht – Schlüsselproblem oder beliebiges Unterrichtsthema? weiterlesen

Quelle: http://erinnern.hypotheses.org/132

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Geschichte in der Wikipedia | Video-Seminarbeiträge von Studierenden zur Analyse von Wikipedia-Artikeln

Im geschichtsdidaktischen Seminar Historische Narrative im Collaborative. Vom Nutzen und Nachteil der Wikipedia für das Geschichtslernen haben Studierende der Universität zu Köln Screencast-Videos zur Analyse von Wikipedia-Artikeln produziert, von denen hier (zunächst) zwei Beispiele vorgestellt werden sollen.

Video 1 | Analyse Versionsgeschichte und Diskussionsseite | Artikel Bund der Vertriebenen

Über die viel diskutierte Frage nach Qualität oder Defiziten von Wikipedia-Artikeln hinaus verfolgte das Seminar das Ziel, durch intensive Auseinandersetzung mit einzelnen Wikipedia-Artikel Möglichkeiten für den Geschichtsunterricht aufzuzeigen: Wie wird in der Wikipedia zu historischen Stichworten "Geschichte geschrieben" und das Aushandeln und der Konstruktcharakter solcher Narrative deutlich? Mittels welcher Analyseverfahren von Wikipedia-Artikeln kann Geschichtslernen angeleitet und historisches Denken angeregt werden?

Grundlage der Seminararbeiten waren Analysekonzepte für Wikipedia-Artikel, die 2012 von Peter Haber und Daniel Bernsen vorgeschlagen wurden. In seinem Beitrag Wikipedia. Ein Web 2.0-Projekt, das eine Enzyklopädie sein möchte stellte Haber Vier simple Regeln für die Analyse von Wikipedia-Artikeln (am Ende des Beitrags) auf: die Analyse 1. der Diskussionsseite, 2. der Versionsgeschichte, 3. der Literatur und Weblinks sowie 4. der Vergleich des Artikels mit anderen Sprachversionen. Daniel Bernsen, der Habers Regeln als für die Schulpraxis als zu umfangreich kritisierte, schlug einen einfacheren Qualitätscheck von Wikipedia-Artikeln vor, der nach inneren und äußeren Kriterien unterschied und entsprechende Herangehensweisen formuliert.

Video 2 | Analyse Sprachversionen (deutsch, englisch, arabisch| Artikel Kreuzzug

Für die Seminarbeiträge stand den Studierenden die Auswahl des Artikels und des Analyseverfahrens frei. Die Arbeitsgruppen beurteilten die Beachtung aller vier Regeln nach Haber als zu umfangreich und entschieden sich i.d.R. für einzelne Aspekte. In Video 1 steht die Analyse der Versionsgeschichte und der Diskussionsseite, in Video 2 der Vergleich verschiedener Sprachversionen im Mittelpunkt, wobei jeweils auch Kriterien des Qualitätschecks nach Bernsen Berücksichtigung fanden. Video 1 richtet sich an Schüler/innen, während Video 2 eher an Studierende adressiert ist.

empfohlene Zitierweise    Pallaske, Christoph (2015): Geschichte in der Wikipedia | Video-Seminarbeiträge von Studierenden zur Analyse von Wikipedia-Artikeln. In: Historisch denken | Geschichte machen | Blog von Christoph Pallaske, vom 15.1.2015. Abrufbar unter URL: http://historischdenken.hypotheses.org/2725, vom [Datum des Abrufs].

Quelle: http://historischdenken.hypotheses.org/2725

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Anleitung | Digitale Zeitleisten mit Timeline JS erstellen | Open Educational Resources

Unter den Anbietern von Tools zur Erstellung digitaler Zeitleisten (guter Testbericht mit einem tabellarischen Überblick) gibt es wenige, die kostenlos zur Verfügung stehen und sich zur Erstellung von frei lizensierbaren Bildungsmedien (Open Educational Resources) eignen. Timeline JS ist zurzeit wohl das am einfachsten zu bedienende Tool, das zugleich ein optisch ansprechendes Ergebnis liefert (kleines, selbst erstelltes Beispiel: Zeitleiste zum 9. November auf segu Projektor). Weil die Einarbeitung dennoch etwas Zeit erforderte – hier eine Kurzanleitung in 16 Schritten:

TL1

1 | Die Zeitleiste wird in einer Google-Tabelle1 “programmiert”. Das Template (die Vorlage) dieser Google-Tabelle muss man auf Timeline JS herunterladen (runterscrollen). Es öffnet sich automatisch in Google Drive (“Vorlage verwenden” anklicken). Zuerst sollte man die Datei dann umbenennen.

2 | Die Tabelle sieht unübersichtlich aus. Bevor die Daten bearbeitet werden, empfiehlt es sich die Zeitleiste zuerst auf der eigenen Seite (z.B. in ein Blog) einzupflegen. Dann kann man sich die späteren Änderungen immer gleich anschauen.

TL2

3 | Zum Einpflegen der Zeitleiste muss man (wie auf der Seite von Timeline JS beschrieben) in der Goolge Tabelle unter “Datei”, dann “Im Web veröffentlichen”, dann “Jetzt veröffentlichen” anklicken und den generierten Code kopieren.

4 | Den Code muss man auf der Seite von Timeline JS in das Feld unter “Copy/paste spreadsheet URL” eingeben und anschließend den auf der Seite unter “Embed the code into your website” generierten Code wiederum kopieren. Die Breite der Zeitleiste ist auf 650 voreingestellt, das passt in die meisten Blogformate, lässt sich aber auch beliebig verändern (s. Schritt 16).

TL3

5 | Im Blog öffnet man eine neue Seite oder einen neuen Artikel, schaltet die Bearbeitungsebene von “Visuell” auf “Text” um und fügt den Code ein.

6 | Nachdem der Beitrag gespeichert wurde kann man in der Vorschau die Vorlage der Zeitleiste von Timeline JS anschauen. Bevor man sich an die Bearbeitung der Daten für die eigene Zeitleiste macht, sieht man hier, welche verschiedenen Medien (Bilder, Audios, Videos, Karten, Tweets) sich in die Zeitleiste einbinden lassen. Die Bearbeitung der Daten, die in den folgenden Schritten erklärt wird, kann man durch Aktualisieren der Vorschau jetzt immer mitverfolgen.

TL4

7 | Zurück zur Google-Datentabelle: Vor der Eingabe von Daten sollte man jetzt die Zeilen 3 bis 9 löschen und ggf. neue, leere Zeilen hinzufügen. Übrigens: Spalten dürfen nie gelöscht werden.

8 | Um statt Daten (MM.TT.JJJJ) auch nur Jahreszahlen einzugeben, muss man Spalte A und Spalte B umstellen: Spalte markieren, dann “Format”, dann “Zahl” und dann “Nur Text” anklicken. Bei einem einzelnen Ereignis – z.B. der Novemberrevolution – trägt man in Spalte A 1918 ein, Spalte B bleibt leer. Bei einem Zeitraum – z.B. dem Ersten Weltkrieg – trägt man in Spalte A 1914 und in Spalte B 1918 ein.

TL5

9 | Die blau hinterlegte Zeile 2 ist die “Auftaktseite” der Zeitleiste, auf der das Thema erklärt werden kann. Hier muss übrigens keine Jahreszahl angegeben werden, sie erscheint später automatisch am Anfang der Zeitleiste.

10 | In der Spalte “Text” werden die Erläuterungstexte eingegeben. Etwas kompliziert: Will man in den Erläuterungstexten Links erzeugen, muss man sie mit dem HTML-Befehl (Bsp.)

<a href=”http://www.bpb.de/politik/hintergrund-aktuell/69545/der-9-november” target=”_blank”>Weiterführende Informationen zum 9. November als Datum der deutschen Geschichte</a>

manuell erzeugen. Der Zusatz target=”_blank” dient dazu, dass sich die Seite in einem neuen Fenster öffnet.

TL6

11 | Medien werden bei Timeline JS nicht hochgeladen, sondern verlinkt. Für Open Educational Resources (OER) sollte man bei der Auswahl an Bildmedien auf freie Lizensierung achten. Bildmedien unter Public Domain oder Creative Commons-Lizenz finden sich vor allem in der Wikimedia (Beispiel: Foto des Bundesarchivs zur Maueröffnung). In die Spalte “Media” muss man die URL eintragen, die nach zweimaligem Klicken auf ein Bild der Wikipedia angezeigt wird (Bsp.):

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/4a/Bundesarchiv_Bild_183-1989-1118-028%2C_Berlin%2C_Grenz%C3%BCbergang_Bornholmer_Stra%C3%9Fe.jpg

Es lassen sich auch Bilder aus anderen Bilddatenbanken, z.B. flickr, verlinken.

12 | In der Spalte “Media Credit” ist der Urheberrechts-Nachweis zum Bild einzutragen. Bei Wikimedia erhält man den Nachweis, wenn man auf den blauen Button “Weitere Einzelheiten” klickt, dann das Globus-Symbol “Use this file” und dann die dritte Zeile “Attribution” kopiert (und ggf. kürzt). Im Beispiel ist der Urheberrechts-Nachweis zusätzlich mit der Wikimedia-Seite verlinkt – dann kann man sich das Bild in Originalgröße anschauen.

TL7

13 | In die Spalte “Media Caption” wird die Bildunterschrift eingetragen. Im Ergebnis wird das Bild jetzt wie im Beispiel angezeigt.

14 | Youtube- oder Vimeo-Videos lassen sich für OER nur dann nutzen, wenn die Videos unter Creative Commons-Lizenz stehen, was leider nur selten der Fall ist. Neben Bildern und Videos lassen sich ggf. auch andere Medien einbinden, beispielsweise Tweets oder Karten. Weil solche Medien selten zum Einsatz kommen, soll hierauf nicht detailliert eingegangen werden. Es empfiehlt sich, nochmals die Vorlage von Timeline JS herunterzuladen; dort findet man Beispiele.

TL8

15 | Die wesentlichen Schritte sind erklärt. Die Zeitleiste nimmt Gestalt an. Jetzt macht die Erstellung geeigneter Texte die meiste Arbeit. Optional kann die graue Zeitleiste in maximal drei Themenbereiche gegliedert werden (z.B. Politik – Kultur – Technik). Hierfür muss in der Spalte “Tags” der jeweilige Begriff eingegeben werden. Im Beispiel haben wir darauf verzichtet.

16 | Zuletzt kann man auf der Seite von Timeline JS noch die Optionen der Zeitleiste verändern. Die Spracheinstellung sollte auf “German/Deutsch” umgestellt werden, man kann die Schrifttypen ändern und die angezeigten Zeitintervalle einstellen. Anschließend muss man den überarbeiteten Code nochmals auf seine Seite kopieren (Schritte 3 bis 5). Ein letzter Hinweis: Die Zahl der Ereignisse sollte lt. Timeline JS auf etwa 30 beschränkt werden, weil sonst die Ladezeiten zu lang werden.

 

Im Rahmen von segu Projektor planen wir zurzeit ein Zeitleisten-Projekt, bei dem auch Schüler/innen Zeitleisten mittels Timeline JS erstellen sollen. Dazu später mehr. Die Zeitleiste zum 9. November ist der erste Versuchsballon. Hinweise / Kommentare zu anderen digitalen Zeitleisten sind willkommen. Hier nochmal das fertige Beispiel:

 

1 Für Open Educational Resources kommt die Verwendung von Google Drive eigentlich nicht in Frage, allerdings muss sich nur der Ersteller der Zeitleiste bei Google anmelden, nicht der Benutzer der Zeitleiste. Alternativ lassen sich auch excel-Tabellen in Timeline JS importieren.

Quelle: http://historischdenken.hypotheses.org/2575

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Kommentar zu Markus Bernhardt “Erinnerungsorte, Eintracht Braunschweig und der Geschichtsunterricht”

[Autor: Sven Ehlert | Studierender | Universität Duisburg-Essen

Kommentar zum Blogeintrag: Bernhardt, Markus: Erinnerungsorte, Eintracht Braunschweig und der Geschichtsunterricht. In: Public History Weekly 1 (2013) 12, DOI: dx.doi.org/10.1515/phw-2013-751.

In Fanchoreographien wird das Anspruchsdenken, den eigenen Fußballverein als eine über Zeiten hinweg bestehende Konstante zu betrachten, deutlich: „So ist es schon seit Opas Zeit – schwarz-weiß bis in die Ewigkeit“[1]. Diese spezielle Wahrnehmung kann, wie von Markus Bernhardt in seinem Beitrag hervorgehoben wird, hervorragend dazu genutzt werden, im Geschichtsunterricht lokale Gegebenheiten in einen breiteren historischen, über das Lokale hinausgehenden, Kontext zu stellen.

Ein Fußballverein als Erinnerungsort, den man meines Erachtens nach durchaus besuchen kann, sei es durch das Betreten der Heimstätte, dem intensiven Austausch mit Anhängern dieses Erinnerungs-„kultes“, dem simplen Auseinandersetzen mit einem Fußballverein und seiner Geschichte oder durch den Besuch eines historisch aufbereiteten Fußball- beziehungsweise Vereinsmuseums, kann dazu dienen, die kollektivstiftende Wirkung eines Fußballclubs zu erfassen und „subjektiv aufzuladen.“

An dieser Stelle kann im Geschichtsunterricht angesetzt werden. Über die eigenen Eindrücke als Bezugspunkt kann vom eigenen Verein des Schülers her eine Brücke geschlagen werden zu (über-)regionalen und anderen lokalen Phänomenen und im Zuge dessen ein historisches Sujet abgehandelt werden. So könnte von einer lokalen Institution (wie es in Markus Bernhardts Beitrag etwa Eintracht Braunschweig ist) auf ein europäisches Spannungsfeld verwiesen werden, um in eine Thematik des Blocks „Das ‘kurze’ 20. Jahrhundert“ einzuführen.

Im Rahmen deutsch-spanisch bilingualen Geschichtsunterrichts soll laut Kerncurriculum in NRW „Der spanische Bürgerkrieg und Spanien nach 1945“ durchgenommen werden[2], somit könnte einer Unterrichtseinheit durchaus explizit die Rolle der katalanischen Nation innerhalb der Franco-Diktatur gewidmet werden. Das besondere Verhältnis der katalanischen Metropole Barcelona und der Zentralregierung Spaniens in Madrid spiegelt sich im Fußball zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid während der Franco-Diktatur wider und sorgt auch heutzutage im Zuge des diesjährigen Referendums zur Abstimmung eines unabhängigen Kataloniens noch für Gesprächsstoff. Verwiesen sei an dieser Stelle auf die besondere Rolle der Spielstätte des FC Barcelona: während des Francoregimes fungierte das Camp Nou als Forum für die katalanische Gesellschaft, hier konnte die eigene Sprache gesprochen werden, die zu dieser Zeit verboten war, die katalanische Flagge gezeigt und auch politisch kontrovers diskutiert werden, ohne Sanktionen durch den Staatsapparat zu fürchten.

Auf diese Art und Weise wird ein spezieller Ort, nämlich das Stadion Camp Nou, zu einem signifikanten Erinnerungsort einer Nation. Die Erzählungen über den eigene Widerstand zu Zeiten der Diktatur und die erlittene Repression der eigenen Sprache wird zentraler Gegenstand der eigenen Identität. Der Erinnerungs-„Ort“ ist hier nicht mehr nur metaphorisch zu verstehen. An dieser Stelle wird die Rolle eines Fußballvereins als Brennglas einer Nation hervorgehoben, dessen Bedeutung überregional Gehör findet und über die lokale Identitätsstiftung hinaus geht. Genau derartige Anekdoten können dem Geschichtsunterricht ein breiteres Spektrum ermöglichen, die Geschichte eines Landes „von einer anderen Seite“ aufzugreifen. Die Eigenzuschreibung „Més que un club“ (Mehr als ein Klub) zu sein verdeutlicht einerseits die Bedeutung des Vereins für die katalanische Nationalbewegung, andererseits können diese Worte im Zuge der voranschreitenden Kommerzialisierung des Fußballs eher als schlichter Slogan verstanden werden.

Ein erster Blick auf die Inhaltsfelder für die gymnasiale Oberstufe des Landes NRW und deren Umsetzung in den ersten Konzepten diverser Schulbuchverlage verdeutlicht, dass der Fußball im modernen Geschichtsunterricht angekommen ist. Für das Inhaltsfeld I „Fremdsein, Vielfalt und Integration – Migration am Beispiel des Ruhrgebiets im 19. und 20. Jahrhundert“ wird unter dem Schlagwort „Erinnern“ ein Schwerpunkt gelegt auf die Entwicklung des Fußballs im Ruhrgebiet im Zuge der Zuwanderung polnischsprachiger Flüchtlinge im Laufe des späten 19. und des frühen 20. Jahrhunderts. Ein (weiteres) Indiz für das steigende Interesse an der eigenen lokalen Vergangenheit und der Bewusstwerdung der Bedeutung des eigenen Fußballvereins ist sicherlich die seit dem Ende der 1990er Jahre in Deutschland entstandene und mittlerweile weit verbreitete Ultrà-Kultur, die es Jugendlichen ermöglicht, aktiv am Vereinsleben teilzuhaben und somit dessen eigene Motivation hervorhebt, an geschichtsträchtigen Momenten und neuen Episoden des Erinnerungsortes zu partizipieren und Geschichte „mitzuschreiben“.

[1]Fankurve von Borussia Mönchengladbach im ersten Spiel der Bundesliga-Saison 2010/11 gegen den 1.FC Nürnberg, online einsehbar unter: http://nordkurvenfotos.de/?p=69.

[2]Vorgaben zu den unterrichtlichen Voraussetzungen für die schriftlichen Prüfungen im Abitur in der gymnasialen Oberstufe im Jahr 2014, online einsehbar unter:

https://www.standardsicherung.schulministerium.nrw.de/abitur-gost/getfile.php?file=3116, S.4.

Quelle: http://zwopktnull.hypotheses.org/180

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App “American Way”

[Autorin: Ann-Kathrin Bauroth | Studierende | Universität Duisburg-Essen]

Die App „American Way“ wurde für die Ausstellung „The American Way. Die USA in Deutschland.“ konzipiert. Das ’Sichtfenster’ der App im App-Store bietet unter anderem Informationen über den Anbieter (beier und wellach projekte), den Entwickler (siehe Anbieter), den Herausgeber (Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland), Altersfreigabe (4+), eine kurze Beschreibung, vier Bilder, etc. Weitere und ausführlichere Informationen findet man in der App selbst, gut sichtbar am unteren linken Rand, unter dem Button „Information“. Hier befinden sich die Rubriken: „Information“, „Zur Ausstellung“, „Zur App“, „Stiftung Haus der Geschichte“, „Impressum“ und „Bilderrechte und Lizenzen“.

In der App werden, stellvertretend für die anderen 1.000 Exponate, 18 ausgewählte Objekte ’ausgestellt’. Außerdem haben die Nutzer die Möglichkeit die ausgewählten Objekte ausführlich zu untersuchen. Zu sehen sind unter anderem ein Zigarettenetui, eine Fotografie von Präsident J. F. Kennedy, uvm. Jedes Objekt verfügt über 2-3 Vertiefungsebenen. Eine davon löst „Hotspots“ (rote Kreise) aus. Diese bieten entweder Informationen direkt zum Objekt, soziale bzw. geschichtliche Einordnungen oder weiterführende Informationen. Einige Objekte sind außerdem mit Audio- oder Videodateien verlinkt. Durch eine Verlinkung bei dem Objekt „Jukebox“ kann man sich zum Beispiel Elvis Presleys Version des deutschen Liedes „Muss I denn“ anhören, eine weitere Verlinkung auf dem Poster zu dem Thema „Der Marshallplan“ zeigt eine Videoaufnahme der Deutschen Wochenschau aus dem Jahre 1951, mit dem Titel „Europa-Zug startet zur Europa-Fahrt“.

Wie schon erwähnt, verfügt jedes Objekt über 2-3 Vertiefungsebenen:

  1. Objekt erforschen: von hier gelangt man zu den Hotspots
  2. Zeitstrahl: über diese Aktion gelangt man zu bis zu sechs verschiedenen Daten und den dazugehörigen Informationen, welche in Verbindung zu dem ausgewählten Objekt stehen
  3. Objekt drehen: durch die Auswahl dieser Aktion ist man in der Lage das ausgewählte Objekt horizontal zu drehen, wobei diese Option nicht bei jedem Objekt verfügbar ist

Durch eine Navigationsebene im unteren Bereich des Bildschirms kann man Miniaturansichten der verschiedenen Objekte sehen und diese von hier auswählen, wobei man auch durch die „Wischtechnik“ von einem zum anderen Objekt gelangt. Außerdem kann jedes Element beliebig vergrößert werden. Sowohl die Vertiefungsebene als auch die Navigationsebene kann so minimiert werden, dass sie kaum noch auf dem Bildschirm wahrnehmbar ist und alleine das Objekt diesen ausfüllt.

Nach einer genauen Begutachtung der App komme ich zu dem Schluss, dass die Hersteller bei der Entwicklung eine gute Leistung erbracht haben. Die App scheint qualitativ auf einem hohen Niveau zu sein und bietet dem Nutzer viele Möglichkeiten die Objekte zu untersuchen. Sehr interessant finde ich vor allem die Hotspots und deren weiterer ’Zugaben’ (weitere Bilder, Tonaufnahmen, Videos, etc.). Die Benutzung der audiovisuellen Sinne empfinde ich als gute Kompensation dazu, dass man das Objekt eigentlich nicht vor sich stehen hat, wie es bei einem realen Museumsbesuch der Fall wäre. Außerdem unterstreichen diese Zusätze die Emotionalität mancher Bilder bzw. Fotografien, wie zum Beispiel das Video von J. F. Kennedys Rede vom 26. Juni 1963 in Berlin, welche sich in einem Hotspot zu einer seiner Fotografien befindet.

Die Benutzung dieser App setzt zwar einen Fokus auf die Weiterbildung des Nutzers, doch hat man nicht das Gefühl, dass man es mit einer reinen Lern-App zu tun hat. Dies sehe ich als großen Pluspunkt, da dies, im Hinblick auf jüngere Nutzer, nicht abschreckend wirkt. Dies führt mich zu den einzigen beiden Punkten, die ich leicht ’kritisieren’ könnte, wobei es sich nicht wirklich um eine Kritik handelt. Im Hinblick auf die Altersfreigabe von 4+, stellt sich mir die Frage, ob ein Kind von 5 Jahren die App nutzen könnte bzw. Interesse daran hätte. Hierfür ist die Optik und Gestaltung zu sehr für Jugendliche und Erwachsene ausgelegt. Und auch der zweite Punkt ist weniger eine Kritik als ein Feststellung oder ein Wunsch. Es hätten meiner Meinung nach ruhig mehr als 18 ausgewählte Objekte in der App gezeigt werden können. Im Ganzen ist die App sehr gelungen, unter anderem auch dadurch, dass die Entwickler und Hersteller darauf geachtet haben, genaue Angaben zu der App zu machen und auch die Bildrechte und Lizenzen hier veröffentlicht haben, was der App viel Seriosität verleiht.

Quelle: http://zwopktnull.hypotheses.org/178

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Das digitale Schulbuch – eine Verknüpfung aller Vorzüge?

[Autorin: Janina Burgmer | Studierende | Universität Duisburg-Essen]

Der Frage nach dem idealen Schulgeschichtsbuch gingen schon zahlreiche Fachleute nach. Der Historiker Jörn Rüsen beispielsweise stellte schon 1992 eine Vielzahl von Kriterien für ein gutes Schulbuch auf. So sollte es etwa formal klar aufgebaut und didaktisch strukturiert sein sowie die Multiperspektivität und historische Urteilsbildung der SuS fördern.

Ob die heutigen Schulgeschichtsbücher diese Kriterien erfüllen, ist fraglich. Doch was müsste man ändern, um dem Ideal eines Schulgeschichtsbuches näher zu kommen? Ließe sich ein „ideales Schulgeschichtsbuch“ mit Hilfe digitaler Werkzeuge besser entwickeln? Wäre ein multimediales Geschichtsbuch ein Mehrwert für historisches Lernen und Lehren? Diesen Fragen haben wir uns im didaktischen Hauptseminar „Leitmedium 2.0? Das Schulgeschichtsbuch zu Beginn des “digitalen” 21. Jahrhunderts“ an der Universität Duisburg-Essen gestellt und am Beispiel des Themas „Kalter Krieg“ digitale Schulbuchseiten erstellt. Relevant war hier vor allem, die Vorzüge der aktuellen Schulbücher zu beachten und die zusätzlichen technischen Möglichkeiten didaktisch sinnvoll zu nutzen, also nicht lediglich eine Digitalisierung bereits vorhandener Schulbücher zu erzeugen.

Mein Vorschlag einer digitalen Schulbuchseite widmet sich dem Unterkapitel „Die Auflösung des Ostblocks – Das Scheitern der Sowjetunion“. Über eine Startseite zum Thema „Kalter Krieg“, die einen ähnlichen Aufbau aufweist wie das Inhaltsverzeichnis eines normalen Schulbuches, gelangt man mit Hilfe von Links zu den Unterkapiteln. Der Vorteil der Übersichtlichkeit eines gedruckten Schulbuches wird somit aufgegriffen. Während die Möglichkeit, Themen und Materialien miteinander zu verknüpfen grundsätzlich einen Vorzug gegenüber herkömmlichen Schulbüchern darstellt, wirken zu viele Hyperlinks jedoch eher unübersichtlich und können schnell in einen Zustand des „Lost in Hyperspace“ führen. Um also eine Desorientierung der SuS aufgrund zu vieler Hyperlinks innerhalb des digitalen Schulbuches zu vermeiden, werden Hyperlinks zwar genutzt, aber auf zu komplexe Verknüpfungen verzichtet und ein einheitlicher Aufbau der Seiten als Orientierungshilfe geschaffen. Außerdem gibt es einen „Zurück-Button“, durch den die vorherige Seite aufgerufen werden kann.

Die Struktur der sich öffnenden Seiten ist für jedes Unterkapitel identisch. Mittig befindet sich ein Textblock, welcher den größten Platz des Bildschirms einnimmt und in dem ein kurzer lexikonartiger Überblick über das Unterthema gegeben wird. Dieser Überblick ist nicht mit einem Darstellungstext gleichzusetzen und soll keine wichtigen und wertenden Informationen vorweg nehmen. Er soll lediglich der „Benennung des Themas“ und zur Motivation der SuS dienen. Fährt man mit der Maus (oder dem Finger) über relevante Begriffe wie „Gorbatschow“ oder „Afghanistan“, erscheint beispielsweise ein Foto Gorbatschows oder eine Karte Süd- und Zentralasiens, um kurze Hintergrundinformationen zu den Begriffen zu vermitteln, die später zu einem besseren Verständnis führen können.

Es wird bewusst darauf verzichtet, die Titelseite des Unterthemas mit einem Darstellungstext beginnen zu lassen und diesen mit anderen Materialien lediglich zu erweitern. Der leider zumeist praktizierte Themeneinstieg mit Hilfe eines Darstellungstextes, der häufig eigene Ideen, kritische Ansätze und Fragestellungen vorweg nimmt und bei den meisten SuS zu einer reinen Wissensansammlung führt, soll hier verhindert werden und der Lehrperson die Möglichkeit gegeben werden, sich das geeignete Medium zum Einstieg in die verschiedenen Vertiefungsbereiche selbst auszusuchen.

Im unteren Bereich des Displays befindet sich permanent ein Zeitstrahl, auf dem wichtige Daten zu dem Unterkapitel, welche später als Vertiefungen behandelt werden können, eingezeichnet sind. Mit Klick auf diesen Zeitstrahl gelangt man immer zurück zu der Titelseite des Unterthemas, in diesem Fall „Die Auflösung des Ostblocks – Das Scheitern der Sowjetunion“.

Rechts neben dem Textfenster befinden sich zwei Icons, welche als Links fungieren. Während der untere Link zu einem Glossar führt, in dem alle wichtigen Begriffe aufgeführt sind und bei Bedarf von jeder Seite aus eingesehen werden kann, führt der obere Link zu den einzelnen Vertiefungen des Unterthemas. Fährt man mit der Maus (oder dem Finger) über das Feld „Vertiefungen“, erscheinen die einzelnen Themen aufgelistet. Durch Anklicken eines Themas öffnet sich eine neue Maske. Der Aufbau der neuen Seite ist gleich dem der Titelseite. So wird in dem Textfenster der Vertiefungsbereich mit Hilfe wichtiger Punkte kurz benannt, ohne weiter auf das Thema einzugehen. Zum Thema „Probleme der Sowjetunion“ können beispielsweise die problematischen Punkte stichwortartig aufgezählt werden. Diese sind mit einer Linkstruktur versehen, so dass sich durch Klicken ein Fenster mit mehreren Icons auf der freien rechten Seite öffnet unter welchen die Materialien abgelegt sind. Ist es bei einzelnen Themen nur schwer möglich, den Text wie eben beschrieben mit Links zu versehen, kann das Display auf der rechten Seite auch direkt mit einem Button „Materialien“ versehen werden. Nun kann der Lehrer wählen zwischen einem kurzen Informationstext zu dem Begriff, einem Darstellungstext, Graphiken und Diagrammen, Audiodateien und Videos, Bildern und Fotos sowie schriftlichen Quellen. Die dazu vorhandenen Materialien werden unten im Textfenster durch einen Klick auf das entsprechende Icon aufgeführt und können anschließend ausgewählt werden. Benötigen die SuS eine Erinnerung zum Arbeiten mit den verschiedenen Medien, können sie einen Link unten im Textfenster anwählen, der Hilfestellungen bietet. Ist ein Medium zu einem Thema nicht vorhanden, wird das entsprechende Icon nicht mit aufgeführt. Durch die Quantität an Materialien sind abwechslungsreiche Arbeitsmöglichkeiten gewährleistet und die arbeitstechnischen Kompetenzen der SuS werden geschult. Der Vorteil des digitalen Schulbuches, eine Vielzahl verschiedener Materialien inklusive Audio- und Videodateien anbieten zu können, kann so ideal genutzt werden. Für die verschiedenen Medien könnten zusätzliche Werkzeuge wie ein Textmarker oder Positionierungshelfer (Kreis, Zielscheibe, Pfeile etc.) zum Markieren relevanter Ausschnitte eines Bildes angeboten werden. Durch das Beibehalten der Layoutstruktur und der Navigationssteuerung, welche Hilfsmaterialien auf der aktuell betrachteten Maske einbindet, kann eine Unübersichtlichkeit vermieden werden. Die Icons „Vertiefungen“ und „Glossar“, die bereits auf der Titelseite des Unterthemas aufgeführt wurde, sind auch in dieser Maske vorhanden. So kann sofort von der aktuellen Maske aus eine andere Vertiefung gewählt werden. Auch von dieser Maske aus kann über die Zeitleiste wie bereits erwähnt zur Titelseite zurückgekehrt werden. Ein weiterer neuer Button ist der Link für die „Aufgaben“. Hier finden sich Aufgabenblätter für die jeweilige Vertiefung, die sowohl direkt auf dem Display bearbeitet als auch ausgedruckt werden können.

Dieser Entwurf des multimedialen Schulgeschichtsbuches vereinbart die Vorzüge des gedruckten Schulbuches und die erweiterten technischen Möglichkeiten einer Digitalisierung. Er schafft eine klare und sich wiederholende formale Struktur und bietet eine Vielzahl an Materialien an, so dass er das historische Lernen und Lehren bestmöglich unterstützt.

Quelle: http://zwopktnull.hypotheses.org/164

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Medienwandel | Perspektiven für den Geschichtsunterricht | Teil 1 | Das Schulbuch auf der Roten Liste analoger Arten?

Am 25. und 26. April findet im Rahmen der Tagung #gld14 | Geschichte Lernen digital | Geschichtsdidaktische Medienverständnisse die Podiumsdiskussion Medialität der Geschichtsdidaktik – Wie hält der digitale Wandel Einzug in Geschichtsmedien und Schulbücher? statt. Die dreiteilige Serie Medienwandel | Perspektiven für den Geschichtsunterricht beschäftigt sich mit Lernmedien für den Geschichtsunterricht nach dem gedruckten Schulbuch.

Der Medienwandel an den Schulen kommt. Klassenzimmer sind bislang eines der letzten (zumindest vorwiegend) „analog“ arbeitenden Biotope einer sich im digitalen Wandel tiefgreifend verändernden Gesellschaft. Obwohl seit langem über Lernen mit digitalen Medien gestritten wird, hat sich das Lernen mit dem gedruckten Schulbuch oder Arbeitsblättern bis heute weitgehend behauptet – noch.

Das kann sich ändern, wenn in absehbarer Zeit alle Schüler/innen statt mit einem Stapel Schulbücher mit einem mobilen digitalen Gerät (möglichst mit großem Display und Tastatur) in die Schulen kommen. [1] Bei der Umstellung auf „digital“ geht es aber nicht vorrangig darum, dass bisher gedruckte Schulbücher in digitalisierter Form gelesen werden. Der technisch bedingte (und zunächst gar nicht didaktisch begründete[2]) Wandel stellt Unterricht besonders dann vor neue Herausforderungen, wenn Schüler/innen in Zukunft im Klassenzimmer immer online sein können. Die sich im Netz darbietenden realitätsnahen, entgrenzten, offenen – aber (nach Stand der Dinge) zugleich auch unüberschaubaren – Lernräume eignen sich gut für exploratives Lernen.

Die meisten Lehrer/innen halten solche Vorstellungen für gewöhnungsbedürftig. Sie schätzen das praxistaugliche „Leitmedium“ Schulbuch mit seinen linearen, kohärenten und auf Lernprogressionen aufbauenden Lernarragements. Und tatsächlich finden sich vergleichbar strukturierte Lernangebote im Internet bislang nur selten. 

Deshalb stellt der Medienwandel die einzelnen Schulfächer und Fachdidaktiken vor zwei Fragen: Was kann mittels digitaler Netzmedien in Zukunft wie – und anders – gelernt werden? Und: Wie können die Eigen- und Errungenschaften des „Leitmediums“ Schulbuch ins digitale Zeitalter übersetzt werden? Dieser (als Serie angelegte) Beitrag will Perspektiven für den Geschichtsunterricht aufzeigen.

Schreibmaschine, Münztelefone, Quelle-Katalog oder Schallplattenspieler – die Rote Liste vom Aussterben bedrohter „analoger Arten“ ist in den letzten Jahren länger geworden. Zugleich wird heute mehr getippt, telefoniert, bestellt und Musik gehört denn je. Digitale Geräte und das Internet werden vor allem dort genutzt, wo Alltagspraktiken vereinfacht, verbilligt und verbessert werden. Im digitalen Wandel wird auch mehr gelesen und geschrieben. Studien zur Mediennutzung machen zwar deutlich, dass die Nutzung klassischer Printmedien wie Buch oder Zeitung rückläufig ist. Durchschnittlich aber verbrachten die Bundesbürger 2013 knapp drei Stunden im Internet, die 14-29jährigen sogar fast vier Stunden. Zugleich geht der Fernsehkonsum in dieser Altersgruppe deutlich zurück. Die häufigsten Anwendungen im Netz sind (weit vor Online-Spielen oder dem Abruf von Videos) Lese- und Schreibtätigkeiten.[3] Lesen und Schreiben verändern sich dabei funktional und die rezipierten und selbst produzierten Texte, besonders in den Kommunikationsformaten der Social Media, werden kürzer. Wenngleich die Qualität der Inhalte von Texten in digitalen Formaten hinter gedruckten Texten tendenziell zurücksteht, so gehen Forschungen zum Leseverhalten dennoch davon aus, dass der digitale Wandel die allgemeine Lesekompetenz eher fördern hilft.[4]

Für schulischen Unterricht stellt sich die entsprechende Frage: Kann – wenn Schüler/innen Zugriff auf ein digitales Gerät und das Internet haben – besser gelernt werden? Während Bücher und Zeitschriften wohl noch lange nicht aussterben, haben sich erste Printformate bereits überlebt: nicht nur der Fahrplan der Bundesbahn, sondern z.B. einst hoch angesehene Institutionen wie der Brockhaus. Ob das gedruckte Schulbuch mittelfristig ein Kandidat für die analoge Rote Liste wird, entscheidet sich weniger darüber, ob bisher gedruckte Lehrwerke auf einem Display gelesen werden, denn darin liegt (bis auf die Einbindung verstärkt multimedialer Anwendungen) kein nennenswerter Vorteil.

Das Internet bietet – und hier sind digitale Geräte den analogen Lernmedien überlegen – eine Vielzahl neuer Möglichkeiten zur Recherche und z.B. für kooperatives und kollaboratives Lernen (hierzu demnächst Teil 3 über die neuen Potenziale des Geschichtslernens mit digitalen Geräten und dem Internet). Allerdings sollte der Stab über die „alte Dame“[5] des gedruckten Schulbuches nicht zu schnell gebrochen werden. Gelegentlich werden gedruckte Lehrwerke hier, digitale Medien dort gegeneinander ausgespielt, quasi als ob jeder Griff zum Buch rückwärtsgewandte Didaktik bedeutet bzw. umgekehrt „moderner“ Unterricht nur noch digital gehe. Gute Schulbücher, die sich seit dem 18. Jahrhundert entwickelt haben, sind eine bildungsgeschichtliche Errungenschaft und spiegeln jeweils aktuelle fachdidaktische Standards wider. tbc.

demnächst: Teil 2 über das „Leitmedium“ Schulbuch, seine Bedeutung für den Geschichtsunterricht und das Geschichtslernen sowie die Frage, was es braucht, die Funktionen des Schulbuchs in digitale Lernräume zu übersetzen

[1] Fragen, wie eine solche Ausstattung finanziert werden kann (etwa durch eine Umwidmung von Lernmitteletats), ob z.B. BYOD-Konzepte („Bring Your own Device“) einen geeigneten Lösungsansatz darstellen oder wie soziale Benachteiligungen aufgefangen werden können, sollen hier nicht im Mittelpunkt stehen. Allerdings ist erstens darauf hinzuweisen, dass erstens digitale Geräte immer erschwinglicher geworden sind und dass zweitens (etwa seitens der EU) diese Ausstattung in stärkerem Maße politisch gewollt und gefördert wird. Drittens ist darauf hinzuweisen ist, dass sich eine digitale Ausstattung beispielsweise an den Hochschulen als Standard längst durchgesetzt hat (wobei die Studierenden gemäß des BYOD-Ansatzes die Geräte i. d. R. selbst anschaffen, die Hochschulen insbesondere WLAN und Beamer als digitale Infrastruktur bereit halten). Zuletzt: Auch große Schulbuchverlage setzen inzwischen darauf, dass gedruckte Schulbücher zugunsten digitaler Formate ersetzt werden.

[2] Wenn Didaktiker gerne darauf hinweisen, dass Lernen sich über den didaktischen Sinn und nicht über die Frage etwa der technischen Ausstattung mit Geräten begründen müsse, soll hier die Prämisse verschoben werden. Der digitale Wandel drängt in die Schulen und es ist absehbar, dass die Ausstattung mit einem digitalen Gerät pro Schüler mittelfristig kommen wird (Im Grunde sind die Geräte sogar schon längst da, seitdem Schüler/innen der Sekundarstufen fast  flächendeckend über Smartphones und damit  „Hosentascheninternet“ verfügen; dieses Potenzial bleibt meist ungenutzt).

[3] Birgit van Eimeren, Beate Frees: Rasanter Anstieg des Internetkonsums – Onliner fast drei Stunden täglich im Netz. In: Media Perspektiven, Nr. 7-8 (2013), S. 358-372, hier: S. 361 und 363, online unter: http://www.ard-zdf-onlinestudie.de/fileadmin/Onlinestudie/PDF/Eimeren_Frees.pdf (abgerufen: 10.3.2014); vgl. auch Kooperationspartner Mediendaten Südwest (Hg.): Basisdaten Medien Baden-Württemberg 2012. Stuttgart 2012. Online unter: <http://www.mediendaten.de/fileadmin/Basisdaten/Basisdaten_Medien_BW_2012.pdf>  (abgerufen: 17.2.14)

[4] Simone C. Ehmig, Lukas Heymann: Die Zukunft des Lesens, In: Christine Grond-Rigler, Wolfgang Straub (Hg.): Literatur und Digitalisierung, Berlin 2013, S. 251-264.

[5] Saskia Handro, Bernd Schönemann: Zur Einleitung. In: dies. (Hg.): Geschichtsdidaktische Schulbuchforschung, Berlin 22011, S. 3-12, hier S. 4.

empfohlene Zitierweise    Pallaske, Christoph (2014): Medienwandel | Perspektiven für den Geschichtsunterricht | Teil 1 | Das Schulbuch auf der Roten Liste analoger Arten? In: Historisch denken | Geschichte machen | Blog von Christoph Pallaske, vom 1.4.2014. Abrufbar unter URL: http://historischdenken.hypotheses.org/2494, vom [Datum des Abrufs].

Quelle: http://historischdenken.hypotheses.org/2494

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Eine Benutzeroberfläche für das digitale Schulgeschichtsbuch

[Autor: Moritz Herzog | Studierender | Universität Duisburg-Essen]

Es ist beschlossene Sache: Die neue Bundesregierung möchte mehr digitale Schulbücher in deutschen Schulen, so steht es im Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD. Doch wie soll ein digitales Schulbuch aussehen, sodass es aus dem Digitalen Nutzen ziehen kann?

Die bisher von den führenden Schulbuchverlagen vorgestellten digitalen Schulbücher orientieren sich in ihrem Aufbau in erster Linie an der Struktur gedruckter Bücher, insbesondere der Doppelseitenstruktur. Dadurch wird das digitale Schulbuch jedoch zur lediglich digitalisierten Form des bisherigen Schulbuchs – mit all seinen Stärken und Schwächen. Wichtiger jedoch ist, dass so das Potential des Digitalen nur sehr begrenzt ausgenutzt werden kann und damit die Berechtigung für digitale Schulbücher fehlt.

Eine neuartige Struktur für ein digitales Schulbuch könnte sich an der Linkstruktur orientieren, wie sie auf vielen Webseiten, Apps sowie Smartphones verwendet wird – und die manchen Schülerinnen und Schülern daher vertrauter sein könnte als die eindimensionale Blätterstruktur eines „herkömmlichen“ Buches. In dem hier vorgestellten Konzept ist jedes Kapitel, dass sich jeweils mit einem Themenkomplex befasst, in diverse Unterkapitel unterteilt, welche wiederum Teilaspekte behandeln und Vertiefungen bieten. Jedes Kapitel besitzt eine Startseite, die in einer kurzen zusammenfassenden Überblicksdarstellung das Thema des Kapitels umreißt. Unter dem Text befinden sich Icons, die auf die Unterkapitel führen, auf die aber auch durch Links im Überblickstext zugegriffen werden kann. Dies orientiert sich an den Icons, die viele Schüler durch den Umgang mit Smartphones und Tablet-PCs gewohnt sind. Die Unterkapitel und Icons variieren je nach Thema, jedoch gibt es immer einen Verweis zum Glossar.

Öffnet man ein Unterkapitel, so erscheint die einheitliche Arbeits- und Benutzeroberfläche (ABO). Diese besteht aus einem Arbeitsbereich, der den größten Teil des Displays ausmacht und der Medienleiste, die standardmäßig am linken Bildschirmrand zu finden ist. In der Medienleiste befinden sich nach Art des Mediums sortiert die Medien, die der Lehrer im Unterricht einzusetzen gedenkt. Dies können zum Beispiel Animationen, Bilder, Videos, (animierte) Karten, Quellen- und Darstellungstexte oder Tonaufnahmen sein. So kann das Potential digitaler Schulbücher, viele verschiedene Medien nebeneinander benutzen zu können für den Unterricht nutzbar gemacht werden. Um ein Medium anzusehen, zieht man es aus der Medienleiste durch Antippen und Halten heraus auf den Arbeitsbereich, wo sich das Medium dann öffnet. Der Arbeitsbereich kann vertikal oder horizontal einmal geteilt werden, sodass zwei verschiedene Medien gleichzeitig betrachtet werden können. Mehrfaches Teilen dürfte aufgrund der Bildschirmgröße eines Tablet-PCs nicht sinnvoll sein. Die Teilung des Arbeitsbereiches kann auch genutzt werden, um ein Medium zu öffnen und dabei gleichzeitig das in der ABO integrierte Schreibprogramm zu nutzen. Dadurch können sich die Schülerinnen und Schüler selbstständig Notizen machen und natürlich auch schriftliche Aufgaben bearbeiten, die sie dann auch direkt an die Lehrperson schicken können. Die Arbeits- und Benutzeroberfläche bietet zudem die Möglichkeit, die angeschauten Materialien zu bearbeiten, etwa mittels eines virtuellen Textmarkers wichtige Textstellen markieren oder bestimmte Details in Bildern hervorzuheben. Übrigens kann die Medienleiste auch unterschiedlich sortiert werden, etwa nach Quelle und Darstellung – vielleicht auch von den Schülerinnen und Schülern zur Übung dieser Unterscheidung, die ihnen nicht immer leicht fällt.

Die Medien in der Medienleiste sind grundsätzlich komplett für alle Lernenden frei zugänglich, sodass die Schülerinnen und Schüler beim Erarbeiten von Inhalten frei und selbstständig wählen können, auf welches Material sie zurückgreifen; diese Art der Fähigkeit zur zielgerichteten Auswahl von Material wird durch bestehende Lehrbücher nur wenig gefördert. Die Lehrperson kann im Vorfeld das Material in der Medienleiste auswählen. Seine ABO besitzt noch eine weitere Spalte, die zum Archiv führt. Dort finden sich alle verfügbaren Materialien. Im Idealfall würde das Archiv einen umfassenden Fundus beinhalten, der den Umfang eines gedruckten Schulbuchs sprengen würde. Neben dem mitgelieferten Material kann die Lehrperson selbstverständlich auch eigenes Material zum Archiv hinzufügen.

Die Fülle des Materials im Archiv kann für Schülerinnen und Schüler ein Hindernis beim Arbeiten sein, da sie von ihr regelrecht „erschlagen“ werden. Aus diesem Grund ist es für die Lernenden in der Regel nicht zugänglich. Die Lehrperson wählt im Vorfeld bei ihrer Vorbereitung die Materialien, die sie einsetzen möchte aus, indem sie diese aus dem Archiv in die Medienleiste zieht. Bei Bedarf kann er sie sich dabei natürlich noch einmal anschauen. Seine Auswahl wird dann bei Unterrichtsbeginn auf die Tablets der Schüler geladen. Falls der Lehrer einmal Material vergessen hat oder es sich im Unterrichtsverlauf anbietet, weiteres Material freizuschalten, kann er dies jederzeit von seinem Tablet aus tun. Eine bestimmte Auswahl zu einem Thema lässt sich für den weiteren Gebrauch auch speichern.  Als Beispiel und zur ersten Orientierung könnten zu jedem Kapitel ein oder zwei bereits vorgefertigte Medienleisten mitgeliefert werden, die bestimmte Zugänge zum Thema ermöglichen. Falls der Lehrer es möchte, kann er zudem das Archiv für die Schülerinnen und Schüler freischalten und sie auf eigene Faust recherchieren lassen. Insgesamt ermöglicht die ABO also drei Modi zur Materialauswahl: Die freie Suche im Archiv, die Vorauswahl der Lehrperson und die vorgefertigten Entwürfe zum Thema.

Dieser Entwurf ist bewusst nicht an bisherigen Strukturen in Schulbüchern angelehnt. Die dort unvermeidliche Beschränkung, nur vor- und zurückblättern zu können, kann beim digitalen Schulbuch umgangen werden. Der durch „konventionelle“ induzierte Vorher-Nachher-Eindruck in der Themenabfolge wird damit zum Teil aufgebrochen und die Buchstruktur kann so das Gespür der Schüler für die Gleichzeitigkeit und Wechselwirkung der Ereignisse untereinander verstärken. Der hier dargestellte Entwurf einer Struktur für ein digitales Schulbuch nutzt den digitalen Vorteil also indem er viel Material bietet, ohne zu überfrachten; indem er die Eigenschaften von Schulbuch und Arbeitsheft in der ABO vereint; indem er durch die Materialauswahl der Lehrkraft mehr und einfachere Gestaltungsmöglichkeiten bietet; und schließlich indem er durch seine Struktur Anreize zu einem mehr als nur chronologisch aneinanderreihendem Geschichtsverständnis schafft.

[Dieser Text entstand im Rahmen des geschichtsdidaktischen Hauptseminars "Leitmedium 2.0? Das Schulgeschichtsbuch zu Beginn des "digitalen" 21. Jahrhunderts" von Prof. Dr. Markus Bernhardt und Christian Bunnenberg in der Abteilung für Didaktik der Geschichte an der Universität Duisburg-Essen im Wintersemester 2013/2014.]

Quelle: http://zwopktnull.hypotheses.org/152

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App “KZ-Gedenkstätte Neuengamme”

[Autor: Sven Böllerschen | Studierender | Universität Duisburg-Essen]

Digital turn, mLearning, Neue Medien und Geschichtsunterricht, wie passen diese zunächst gegensätzlich anmutenden Bereiche zusammen? Der Bereich des digitalen historischen Lernens scheint Einzug in die Geschichtsdidaktik gefunden zu haben. Damit ist ein weiteres Handlungsfeld geschaffen, mit dem sowohl Lernende als auch Lehrerinnen und Lehrer umzugehen lernen müssen. Dabei outet sich der aktuelle Lehrplan der gymnasialen Oberstufe im Land NRW mit der Formulierung, der Bereich des Lernens mit den Neuen Medien sei fachdidaktisch und -methodisch noch wenig erschlossen. Lehrerinnen und Lehrer sind aber zunehmend mit den Informations- und Kommunikationstechniken konfrontiert. Allgemein formuliert heißt es, der Einsatz Neuer Medien im Geschichtsunterricht der Oberstufe bietet viele Möglichkeiten, ihre Nutzung kann den Unterricht insgesamt sehr bereichern. Bei dieser sehr offenen Beschreibung obliegt es den Lehrpersonen stets zu prüfen, inwieweit der Einsatz neuer Medien im Geschichtsunterricht sinnvoll ist.

Das vorliegende Beispiel beschreibt und bewertet exemplarisch eine App über die KZ-Gedenkstätte Neuengamme. Neuengamme bildete im Rahmen des Zweiten Weltkrieges das größte Konzentrationslager im Nordwesten Deutschlands. Bis zu seiner Befreiung im Jahre 1945 waren ca. 100.000 Menschen inhaftiert, ca. 43.000 verloren davon ihr Leben. Seit 2005 ist Neuengamme anerkannte Gedenkstätte. Die App orientiert sich stark an der gleichnamigen Homepage (http://www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de) und gliedert sich in vier große Bereiche. In dem Bereich Informationen finden sich alle wichtigen Angaben über Anfahrtswege, Öffnungszeiten, Ausstellungen, Eintrittspreise, etc. Dieser Bereich wirkt sehr gelungen und lässt keine Angaben vermissen. Die zweite Rubrik nennt sich Außengelände. Hier findet sich eine Übersichtskarte des gesamten Geländes, leider ist diese Darstellung nur sehr schemenhaft und entspricht nicht den heutigen grafischen Standards. Durch das Klicken auf die Karte oder alternativ durch die Eingabe von Nummern, öffnen sich Fotos, Haupttexte und zum Teil Zitate von Zeitgenossen. Leider öffnen sich stets mehrere Gebäudebeschreibungen, so dass unklar bleibt, welches genau angewählt wurde. Auch die Eingabe der Nummern bleibt unverständlich, da eine Gesamtübersicht aller Gebäude inklusive Nummernzuordnung fehlt. Ein dritter Bereich mit dem Titel Ausstellungen beschreibt alle zu besichtigen Ausstellungen auf der Anlage. Leider fehlen Angaben zu aktuellen Ausstellungen und Sonderausstellungen. Ein vierter und letzter Bereich lautet Rundgänge. Dieser Bereich ähnelt stark dem Bereich Außengelände und unterscheidet sich kaum. Einzelne Gebäude können ebenfalls angeklickt werden, es öffnen sich Fotos, Haupttexte und zum Teil Zitate.

Die App ist mit allen getesteten Betriebssystemen und gängigen Mobilgeräten kompatibel. Alle Funktionen der App sind offline zugänglich. Leider lassen sich alle Darstellungen nur im Hochformat anzeigen, vor allem bei der Kartenansicht wäre eine Ansicht im Querformat wünschenswert. Insgesamt schöpft die App die Möglichkeiten einer solchen Anwendung bei weitem nicht aus. Grafiken bleiben weit unter dem Standardniveau. Exaktes Anwählen einzelner Gebäude ist kaum möglich. Die Nummerneingabe bleibt unklar und erschließt sich vermutlich erst vor Ort. Der Offline-Zugang ist zunächst positiv zu bewerten. Kostenfallen oder Verbindungsschwierigkeiten stören die Nutzung damit nicht. Allerdings bietet ein möglicher online Zugang deutlich mehr Optionen (z.B. Angabe aktueller Informationen, genauer Standort der eigenen Person im Gelände, etc.). Um den Nutzern neben dem Lesen der Texte einen weiteren Zugang zu ermöglichen, wären Audio-Beiträge wünschenswert. Leider fehlt es durchgängig an Literatur- und Quellenangaben. Autoren und Verfasser der einzelnen Beiträge bleiben unklar, es werden lediglich Bildnachweise geliefert.

Abschließend soll der anfangs aufgestellten Forderung nachgekommen werden, zu prüfen, inwieweit der Einsatz Neuer Medien, hier konkret der Einsatz dieser App, für den Geschichtsunterricht sinnvoll sein kann. Ein striktes Folgen der vorgegebenen Routen bzw. eine genaue Einhaltung der Nummerierung scheint für Schülerinnen und Schüler zu monoton und letztlich auch zu textlastig. Die App kann jedoch für andere Zwecke genutzt werden. Schüler können Fragen formulieren, auf die sie in der App keine Antwort finden. Die App kann als solche untersucht werden. Was macht eine gute App aus (Entwicklung eines Kriterienkatalogs)? Bei einem geplanten Besuch können im Vorfeld Expertenteams gebildet werden, die dann bestimmte Gebäude oder Abläufe erklären. Generell lässt sich die App in verschiedene Themenreihen (Zweiter Weltkrieg, Konzentrationslager, Holocaust, Juden, etc.) einbetten. Mit älteren Schülerinnen und Schülern erscheint auch die Fragestellung spannend, warum Neuengamme erst seit dem Jahre 2005 anerkannte Gedenkstätte ist, warum nicht früher (Stichworte: sekundärer Antisemitismus, Leugnung, Relativierung, Verdrängung, heutiger Umgang mit den Gewalttaten, etc.)? Wichtig scheint es daher im Umgang mit Neuen Medien stets zu prüfen, wie einzelne Elemente für den Geschichtsunterricht genutzt werden können. Eine eins-zu-eins Übernahme diverser Apps oder anderer Angebote, scheint zumindest in diesem Beispiel ungeeignet.

[Ergänzung 22.02.2014: Auf der Homepage der KZ-Gedenkstätte Neuengamme wird ergänzend zu der App seit kurzem ein umfangreicher Materialpool in Form einer Webapp zur Vorbereitung eines Besuches der Gedenkstätte zur Verfügung gestellt. Der Zugriff kann über thematisch angeordnete Kategorien oder die Biographien von Opfern und Tätern (!) erfolgen.

Die Materialien sind alle ansprechend aufbereitet und mit Quellenhinweisen versehen. Weiterhin liegen auch didaktisierte Arbeitsmaterialien für den Unterricht vor. Auch für Schülerinnen und Schüler, die nicht einen Besuch vor Ort erleben können, öffnet das Angebot einen Zugang zu dem historischen Ort. Zu den Materialien: hier.]

Quelle: http://zwopktnull.hypotheses.org/140

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