Mein Dreivierteljahr mit Luther

Finito

„Death by chocolate“ – so heißt eine nicht nur ungesund klingende Süßspeise, die in der englischsprachigen Welt kredenzt wird, um die körperlichen Belastungen mit Fett und Zucker in ungeahnte Höhen zu treiben. Zu ihrer Herstellung braucht man viel von allem: viel Butter, viel Schokolade, viel Zucker und viel Sahne (und noch solche Nebensächlichkeiten wie Eier und Mehl). Garniert wird das Ganze dann mit einer Glasur, die nochmals aus viel Butter, Sahne und Schokolade besteht.

„Death by reformation jubilee“ – so könnte man das vorzeitige Ende dieses Blogs betiteln. Eingegangen ist das Blog an einer Überdosis Einfallslosigkeit, Wiederholungszwang und Ödnis, garniert mit einer Glasur Langeweile. Wohlmöglich könnte diese Diagnose auf die Bloginhalte selbst zutreffen – mea culpa. Nicht weniger litten die Bloginhalte jedoch an den Gegenständen refromationsjubilierenden Geschehens, die sich als zu viel vom Immergleichen herausgestellt haben.

Im ersten Eintrag dieses Blogs habe ich behauptet, das Jubiläum sei bereits vorbei sei, bevor es überhaupt begonnen habe.

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Quelle: https://meinjahrmitluther.wordpress.com/2017/08/17/mein-dreivierteljahr-mit-luther/

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Luthermobil

Zu den Menschen

Man kennt es möglicherweise noch, das Guidomobil, jenes unsägliche Symbol siegestrunkener FDP-Überheblichkeit, mit dem der Parteivorsitzende Westerwelle 2002 Wahlkampf machte; oder den Brexit-„Vote Leave“-Bus, mit dem die Befürworter des britischen EU-Austritts 2016 landauf, landab behaupteten, 350 Millionen Pfund pro Woche an den nationalen Gesundheitsdienst anstatt nach Brüssel überweisen zu wollen (eine Aussage, von der Nigel Farage schon einen Tag nach der Brexit-Abstimmung nicht mehr wissen wollte – noch so ein Siegestrunkener, der langsam wieder nüchtern werden musste).

Nur zwei Beispiele aus einer schier endlosen Reihe von Gefährten – Züge, Wohnmobile, Sattelschlepper –, die regelmäßig bei politischen Kampagnen eingesetzt werden. Busse und ähnlich geartete Fahrzeuge sind eine gern gewählte Möglichkeit, um den direkten Kontakt mit ‚den Menschen‘ zu suchen. (Auch wenn ich bis zum heutigen Tag noch nicht so recht verstanden habe, um was für eine Kollektiveinheit es sich bei den in politischen Äußerungen ständig angerufenen ‚Menschen‘ handeln soll. Wohl ein freundlich klingender Ersatz für die kontaminierten beziehungsweise inhaltlich entleerten Begriffe ‚Nation‘ und ‚Volk‘. ‚Menschen‘ tönt irgendwie sympathischer, vor allem persönlicher, ruft aber selbstredend ebenso eine Chimäre an wie die ehemals verwendeten Alternativen.)

Da es allen, die in diesem Gemeinwesen Verantwortung tragen, laut herrschendem politischen Diskurs um ‚die Menschen‘ gehen muss, gilt es diese amorphe Masse möglichst effektiv zu erreichen. Eine solche Menschenerreichung kann mittels Medien nur vermittelt gelingen – wie der Begriff ‚Medium‘ schon hinreichend deutlich macht –, weshalb auch immer wieder andere Wege gesucht werden, um mit ‚den Menschen‘ in direkten Kontakt zu treten.

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Quelle: https://meinjahrmitluther.wordpress.com/2017/03/31/luthermobil/

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Jenseits von Aktualisierung und Historisierung

Aktualisierung

Der erste größere Reformationsjubiläumsschluckauf hat das Land einmal durchgerüttelt. Es wird nicht der letzte gewesen sein. Zum 499. Begängnis des – ja, des was eigentlich? Des Thesenanschlags wohl nicht, der Thesenanschläge wohlmöglich, der brieflichen Thesenversendung recht sicher, der Thesenanleimung unter Umständen … Auf jeden Fall wurde beim 499. Jahrestag des Ereignisses, bei dem wir gar nicht so genau wissen, was sich eigentlich ereignet hat, schon einmal groß aufgefahren, obwohl es ja erst das Aufwärmen für das wirkliche Jubiläum gewesen sein soll, erst der Auftakt für die einjährige Dauerfanfare in Rotationsschleife, die Ende Oktober 2017 in einen großen Tusch münden wird. Es wurde noch nicht alles aufgeboten, eher das Übliche serviert. Zum 3. Oktober 2016 haben zahlreiche Zeitungen, Fernsehsender, Internetseiten und sonstige Medien mit dem Reformationsthema aufgemacht, die Evangelische Kirche in Deutschland hat einen sehr ökumenisch ausgerichteten Eröffnungsgottesdienst gefeiert, der Papst hat die Reformationsfeierlichkeiten im schwedischen Lund besucht, und ein Staatsakt wurde in Berlin gefeiert mit all den Granden, die dieses Land so herzugeben hat.



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Quelle: https://meinjahrmitluther.wordpress.com/2016/11/09/jenseits-von-aktualisierung-und-historisierung/

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Jubiläum war schon

 

Nun, da das Reformationsjubiläum vorbei ist, können wir uns alle endlich entspannt zurücklehnen. Alle wesentlichen inhaltlichen Aussagen sind gemacht, alle Marketingartikel sind produziert, alle Museen sind vollgestopft, alle Reden sind vorbereitet, alle Fernsehdokumentationen sind produziert.  Jetzt ist nur noch die konsumierende Seite gefragt, jetzt müssen nur noch ‚die Menschen‘ – was für eine politisch missbrauchte Formel! – das Reformationsjubiläum sehen, hören, essen, kaufen, einschalten. Wäre es nicht eine Mischung aus Bigotterie und Blasphemie, man müsste auf die Knie fallen um dem Herrn zu danken, dass dieser Kelch wenn schon nicht an uns vorübergegangen ist, dann doch wenigstens bald ausgetrunken sein wird.

Manche sollen der Überzeugung sein, das Reformationsjubiläum habe etwas mit dem Glauben zu tun. Das denke ich schon auch. Nur ist die Frage, ob es sich um einen Glauben im religiösen Sinn handelt oder eher um den Glauben an eine ‚Geschichte‘, die unter anderem dadurch hergestellt wird, dass markanter Daten ausgiebig gedacht wird, sobald sie ein Alter erreicht haben, dem unser nummerisches System eine hinreichende Anzahl an Nullen zugedacht hat.

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Quelle: https://meinjahrmitluther.wordpress.com/2016/11/01/jubilaeum-war-schon/

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