“Do seindt wir kummen in daß mer unndt sendt gefahren biß gen Venedig. Daß ist ein wohl erbauwen statt, unndt die gassen sein der mehrer theil wasser, daß get mit der flut ab unndt an, unndt kann fast in die häuser fahren unndt gehn.”
(Aus dem Bericht des Pfalzgrafen Ottheinrich über seine Reise ins Heilige Land von 1521)
Die großen Städte unserer Gegenwart entwerfen stets neue Visionen unserer Zukunft: New York, Tokyo, London und Shanghai stehen in einem steten Wettstreit um architektonische Lösungen und scheinen gemeinsam mit zahlreichen anderen Großstädten zwischen Delhi und Abu Dhabi um Lösungen zu ringen, wohin die moderne Welt sich entwickelt. Das Staunen über die technischen Möglichkeiten der Moderne, über das Höher, Weiter und Tiefer in Wüste und Meer, begeistert viele Reisende von heute. Als Mediävist träumt man hingegen von einer Stadt, die bei ihren Zeitgenossen dieselben Ambitionen weckte: Venedigs enorme Altstadt besticht bis heute durch ihre für vormoderne Verhältnisse geradezu unglaubliche Größe. Die verwinkelten Gassen der Markusstadt lassen stets neue Entdeckungen zu, die abseits der stets umfangreicher werdenden Touristenströme noch immer neue Erkenntnisse zur Vergangenheit der Lagune ermöglichen. So kann man hier beispielsweise in einem Hinterhof im Sestiere San Polo eine Darstellung eines oströmischen Kaisers auf einem hochmittelalterlichen Steintondo finden, dessen einzige kunsthistorische Parallele, ein ganz ähnlicher Tondo, zur berühmten byzantinischen Sammlung von Dumbarton Oaks gehört.
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