Zukunft der Central European University (CEU) Budapest bedroht

Eine Änderung des ungarischen Hochschulgesetzes sorgt seit Tagen in akademischen und politischen Kreisen Ungarns, Europas wie auch weltweit für erregte Diskussionen und Proteste: Nach der überraschenden Ankündigung einer Gesetzesnovelle Ende März hat das ungarische Parlament am 04. April 2017 in…

Quelle: https://mittelalter.hypotheses.org/10070

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Ergebnisse der Umfrage ‘Preprints, OPR und mediävistisches Fachrepositorium’

Seit dem 9. November ist die am 26. Oktober online gestellt Umfrage zu Preprints, Open Peer Review und einem Fachrepositorium für die Mediävistik geschlossen. Beteiligt haben sich daran 131 Personen, Mehrfachbeteiligung waren durch die IP-Kontrolle des Umfragetools SurveyMonkey zumindest erschwert….

Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/6941

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Umfrage: Preprints, Open Peer Review und ein Fachrepositorium in der Mediävistik

Bisher ist es nicht mehr als ein Eindruck: Die Publikationskultur in den mediävistischen Disziplinen – zumindest in der Geschichtswissenschaft – scheint sich seit diesem Jahr in einem fundamentalen Punkt zu ändern. Bisher gab es weder etablierte Möglichkeiten noch den erkennbaren…

Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/6874

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Das Deutsche Studienzentrum in Venedig

Palazzo Barbarigo della Terrazza, vom Canal Grande aus gesehen (Foto: Claudia Schmitz-Esser)

Palazzo Barbarigo della Terrazza
(Foto: Claudia Schmitz-Esser)

Do seindt wir kummen in daß mer unndt sendt gefahren biß gen Venedig. Daß ist ein wohl erbauwen statt, unndt die gassen sein der mehrer theil wasser, daß get mit der flut ab unndt an, unndt kann fast in die häuser fahren unndt gehn.

(Aus dem Bericht des Pfalzgrafen Ottheinrich über seine Reise ins Heilige Land von 1521)

Die großen Städte unserer Gegenwart entwerfen stets neue Visionen unserer Zukunft: New York, Tokyo, London und Shanghai stehen in einem steten Wettstreit um architektonische Lösungen und scheinen gemeinsam mit zahlreichen anderen Großstädten zwischen Delhi und Abu Dhabi um Lösungen zu ringen, wohin die moderne Welt sich entwickelt. Das Staunen über die technischen Möglichkeiten der Moderne, über das Höher, Weiter und Tiefer in Wüste und Meer, begeistert viele Reisende von heute. Als Mediävist träumt man hingegen von einer Stadt, die bei ihren Zeitgenossen dieselben Ambitionen weckte: Venedigs enorme Altstadt besticht bis heute durch ihre für vormoderne Verhältnisse geradezu unglaubliche Größe. Die verwinkelten Gassen der Markusstadt lassen stets neue Entdeckungen zu, die abseits der stets umfangreicher werdenden Touristenströme noch immer neue Erkenntnisse zur Vergangenheit der Lagune ermöglichen. So kann man hier beispielsweise in einem Hinterhof im Sestiere San Polo eine Darstellung eines oströmischen Kaisers auf einem hochmittelalterlichen Steintondo finden, dessen einzige kunsthistorische Parallele, ein ganz ähnlicher Tondo, zur berühmten byzantinischen Sammlung von Dumbarton Oaks gehört.

[...]

Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/6096

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Die Öffnung des Sarkophags Kaiser Heinrichs VII. in Pisa

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Die Herrschaftsinsignien Heinrichs VII. bei der Öffnung seines Sarkophags. Quelle: Università degli studi di Pisa

Aus den Augen, aus dem Sinn? Einer breiten deutschsprachigen Öffentlichkeit dürfte der im Dom von Pisa bestatttete Heinrich VII. (ca. 1278/79-1313) eher unbekannt sein. Das Jubiläumsjahr 2013 verstrich ohne eine Ausstellung, die die Aufmerksamkeit auch von Laien auf den ersten Luxemburger auf dem römisch-deutschen Thron hätte lenken können; die Erinnerung an seine Herrschaft und seinen frühen Tod blieb eine Angelegenheit der Fachleute. Besser steht es um das Interesse für den alto Arrigo Dantes in Italien, wozu nicht zuletzt die breite Rezeption der 'Göttlichen Komödie' bereits über den literarischen Kanon der Schulen beitragen dürfte. Außerhalb einer sicher eng zu definierenden Spezialistengruppe dürfte auch die Öffnung des Sarkophages von Heinrich VII. im Pisaner Dom im Oktober 2013 unbemerkt geblieben sein, selbst in der weiter definierten mediävistischen Community. Eine Pressemitteilung der Universität Pisa, die mit der wissenschaftlichen Auswertung der Graböffnung betraut wurde, verweist dabei auf sehr bemerkenswerte Funde:

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Darstellung Heinrichs VII. im Codex Balduini. Quelle: Wikimedia Commons

Nicht nur enthält der 1921 letztmals geöffnete Sarkophag die sterblichen Überreste des Kaisers, sondern auch Herrschaftszeichen aus vergoldetem Silber, die keineswegs reine Funeralinsignien sein dürften. Vielmehr ähnelt vor allem die Blattkrone und das Szepter verblüffend der Darstellung der Insignien, die Heinrich VII. in der Trierer Bilderhandschrift des Codex Balduini führt. Beeindruckend ist auch das erstmals in seinem Wert erkannte, drei Meter lange und 1,2 Meter breite rot-blaue Seidentuch, in das die sterblichen Überreste des Kaisers gewickelt worden waren. Die Knochen des Luxemburgers werden derzeit von einem Anthropologen der Universität Pisa untersucht - bislang ist festzustellen, dass es sich um einen 1,78m großen Mann von ca. 40 Jahren handelt. Auch weitere Hinweise auf die im Detail bis heute ungeklärte Todesursache sind zu erwarten - die auch von der Forschung intensiv diskutierten Mordtheorien einiger Zeitgenossen, die Heinrich durch eine vergiftete Hostie eines Dominikaners sterben ließen, werden sich wohl kaum bestätigen.

 

Das Blattszepter...
... der Reichsapfel...
... und die Krone aus dem Sarkophag Heinrichs VII. Quelle: Università degli studi di Pisa

Links: Pressemitteilung der Universität Pisa  - Flickr-Fotoalbum zur Graböffnung

Video von der Öffnung der im Sarkophag enthaltenen Kiste:

Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/5049

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Ein Seminar, ein Blog und ein Netzwerk neuer Akteure

screenshot_madapEs ist im Wortsinne eine verrückte Sache: Ein Seminarblog, der von Beginn an dazu angelegt ist, altgewohnte Sichtweisen zu ver-rücken. Er repräsentiert in doppelter Hinsicht ein Experiment: Inhaltlich wagt er sich mit der Akteur-Netzwerk-Theorie (ANT) auf ein unter Mediävisten weithin unbekanntes Terrain. Methodisch prüft er die Möglichkeiten, über das Medium 'Blog' nicht nur die interne Seminardiskussion anzuregen, sondern auch Außenstehende unmittelbar an den gewonnenen Einsichten teilhaben zu lassen. Er verknüpft damit akademische Lehrveranstaltung, wissenschaftlichen Arbeitsprozess und Fachveröffentlichung, ohne dass die Grenzen dieser zumeist hermetisch getrennten Sphären erkennbar blieben.

Wer sich auf ein solches Experiment einlässt, sollte auch seine Risiken benennen können. Ein Blog wirkt weitaus extrovertierter als ein geschlossenes Diskussionsforum, z.B. auf der learnweb-Plattform der Universität. Es enthüllt mindestens ebensoviel Handwerk wie Erkenntnis und legt das Scheitern von Denkansätzen - oder gar der ganzen Veranstaltung - schonungslos offen. Es inspiriert und provoziert zu rasch verfassten Einträgen und Kommentaren, die qualitativ nicht überall das Niveau mehrfach redigierter und lektorierter Druckpublikationen erreichen. Dies alles bedeutet ein Mehr an Transparenz, aber auch ein höheres Maß an Exponiertheit für die Studierenden und den Dozenten.

Diesen Risiken haben wir Rechnung getragen, indem wie das Blog zunächst als 'Leerraumphänomen' in den Weiten des WWW unvernetzt belassen haben. WordPress verfügt über einen Löschen-Button, den wir im Falle eines absehbaren Scheiterns bedenkenlos betätigt hätten. Das Netz sollte auch einmal vergessen können. Während wir inhaltlich derzeit zwischen Kritik und Begeisterung der ANT schwanken, betrachten wir den methodischen Teil des Versuches mittlerweile als geglückt.

Als Dozent kann ich über das Blog Denkanstöße aus dem Seminargespräch aufnehmen und über die Woche 'retten'. Als Forscher profitiere ich hochgradig von der selbstauferlegten Notwendigkeit zur vertieften schriftlichen Debatte. Als Wissenschaftler freue ich mich, dass das Blog als Werkzeug der Vernetzung allmählich seine Wirkung entfaltet. So hat sich kürzlich Bruno Latour, der prominenteste Mitbegründer der ANT, per E-Mail in unsere kritische Diskussion eingeschaltet. Es ist offenbar tatsächlich eine Plattform entstanden, die Grenzen und Hierarchien zu überwinden in der Lage ist. Ich lade daher ausdrücklich alle Interessierten ein, sich am Blog als Leser, Kommentatoren oder Autoren zu beteiligen.

Noch ein Wort zu den Rahmenbedingungen des Experiments: Möglich wurde es im Kontext eines kleinen, aber umso lebendigeren Oberseminars. Es basiert auf dem Selbstvertrauen, Engagement und Erkenntnisinteresse von höchst heterogenen Akteuren (zu den wir mittlerweile auch Tageslichtprojektoren und Kaffeetassen zählen). Mit einem gut gefüllten Pro- oder Hauptseminar hätte ich diese Form kaum gewählt, hier haben sich geschlossene Foren bewährt. Das Projekt profitiert sicherlich auch davon, dass es sich außerhalb des mediävistischen Mainstreams bewegt. Aus seiner kalkulierten Verrücktheit ist somit eine Tugend geworden.

Seminarblog: Auf dem Ameisenpfad (seit heute mit Hinweis auf die 'Ersterwähnung' des Weihnachtsbaums von 1521)

Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/4924

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Akten des „Reichsinstituts für ältere deutsche Geschichtskunde“

Die Monumenta Germaniae Historica wurden zum 1.4.1935 mit Zustimmung des Vorsitzenden der Zentraldirektion, Paul Fridolin Kehr, unter Beseitigung der seit 1875 bestehenden bisherigen Organisationsform in ein „Reichsinstitut für altere deutsche Geschichtskunde“ umgewandelt. Mit Abschaffung der Zentraldirektion wurde auf Grundlage des ‚Führerprinzips‘ der Vorsitzende zum faktischen Leiter und später Präsidenten aufgewertet, der nicht nur sämtliche Geschichts- und Altertumsvereine überwachen sollte, sondern auch dem ehemaligen Preußischen Historischen Institut in Rom vorstand. Vonseiten des NS-Regimes war es als eine Schwesterinstitution zum ebenfalls 1935 begründeten „Reichsinstitut für Geschichte des Neuen Deutschland“ von Walter Frank konzipiert.

Der ca. 100 Faszikel umfassende, faktisch unversehrt gebliebene Aktenbestand des Reichsinstituts wurde bis zum 28.2.2014 in Eigenleistung teilerschlossen: Etwa die Hälfte der Archivalien konnte bearbeitet werden und steht über die Homepage des MGH-Archivs zur Verfügung.

Der Aktenbestand bildet die Basis für die noch ausstehende Erforschung der Geschichte der Monumenta während der Zeit des ‚Dritten Reichs‘. Er dokumentiert ihre Einbindung in die wissenschaftlichen Strukturen und Netzwerke, die Entwicklung des Faches mittelalterliche Geschichte und verwandter Disziplinen sowie die intensiven Verflechtungen mit dem Reichswissenschaftsministerium und verschiedenen wissenschaftslenkenden Einrichtungen des NS-Staates. Zu den Korrespondenten zählen renommierte deutschsprachige und ausländische Geisteswissenschaftler, sowie Universitäten, Verlage, Archive und Bibliotheken, Akademien und kulturpolitische Einrichtungen des nationalsozialistischen Regimes in den besetzten Gebieten nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Die Akten geben Aufschluss über wissenschaftliche und (wissenschafts-)politische Aspekte des Wirkens der Leiter bzw. Präsidenten Paul Fridolin Kehr, Wilhelm Engel, Edmund Ernst Stengel und Theodor Mayer sowie weiterer Mitarbeiter und mit den Monumenta verbundener bedeutender Gelehrter wie Karl Brandi. Nicht zuletzt wird die wissenschaftliche Geschichte der Monumenta selbst mit ihren Editionen (MGH-Reihen), der Zeitschrift „Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters“ und weiteren Reihen und Projekten sichtbar.

Die Archivalien ermöglichen Erkenntnisse zu verschiedenen Themenkomplexen der Wissenschaftsgeschichte der NS-Zeit, wie etwa dem Monopolanspruch der deutschen Geschichtswissenschaft mit dem versuchten Gewinn einer ‚Deutungshoheit‘ in Europa und ihrem Verhältnis zum Regime, der Organisation der Geisteswissenschaften (z.B. das Verhältnis der Reichinstitute zu landesgeschichtlichen Institutionen), der Interpretation der deutschen Geschichte aus Sicht der NS-Ideologie, der ideellen Unterstützung der deutschen Kriegsführung (‚Kriegseinsatz Geisteswissenschaften’) oder der Geschichtswissenschaft in Österreich und im „Reichsprotektorat Böhmen und Mähren“. Sie leisten darüber hinaus Beiträge zur Biographieforschung, einschließlich der Verdrängung und des Ausschlusses von Wissenschaftlern mit unerwünschter Abstammung oder missliebiger politischer Orientierung.

Einige Beispiele sollen im Folgenden vorgestellt werden:

  • Faszikel B 543 enthält Korrespondenzen zum „Kunst-, Bibliotheks- und Archivschutz“ während des 2. Weltkriegs in Frankreich und den Beneluxstaaten. Sie dokumentieren die Beteiligung des Reichsinstituts an der umfangreichen Fotokopierung von in zeitgenössischer Diktion dem Deutschen Reich ‚entfremdeten‘ Archivalien und Handschriften. Die Akten stammen aus dem Zeitraum zwischen 1940 und 1943 und machen besonders das Engagement des Präsidenten Edmund Ernst Stengel für die Tätigkeiten der „Gruppe Archivwesen“ deutlich. Der Kommissar für Archivschutz, Ernst Zipfel, bat Stengel bereits kurz nach seiner Ernennung um Mitwirkung bei der „Sicherung“ von Archivgut (Brief vom 28.06.1940). Bereits im Ersten Weltkrieg hatte es vonseiten der Monumenta Bestrebungen zur „Herausgabe der in den napoleonischen Kriegen entfremdeten Archivalien und Handschriften deutscher Herkunft“ gegeben (Vgl. den Brief von Stengel an die Witwe von Michael Tangl, 24.06.1940). Stengel sagte Zipfel die Hilfe des Reichsinstituts bei der „Betreuung“ der holländischen, belgischen und französischen Archive zu, legte den Schwerpunkt dann aber deutlich auf die Erstellung von Fotokopien (Brief vom 11.07.1940). Bereits am 03.07.1940 hatte er offensichtlich aus eigener Initiative ein Rundschreiben an Institutsmitglieder und Fachkollegen mit der bitte um Mitteilung von mittelalterlichen Archivalien bzw. nichtarchivalischen Handschriften für die laufenden amtlichen Erhebungen über dem Deutschen Reich ‚entfremdete‘ und nach Frankreich und Belgien ‚verschleppte‘ Kulturgüter verschickt. Auch darin betonte er  die Bedeutung der möglichst umfassenden Fotokopierung für die Arbeiten des Reichsinstituts. Sein Rundschreiben stieß bei amtlichen Stellen auf wenig Gegenliebe, am 25.09.1940 wurde ihm vom Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung nahegelegt, eigenmächtige Aktionen zukünftig zu unterlassen. Die Akten enthalten Zusammenstellungen der aufgrund von Stengels Umfrage ermittelten Handschriften zur Vervielfältigung.
  • Beziehungen des Reichsinstituts unter Wilhelm Engel und Edmund Ernst Stengel zu wissenschaftlichen Einrichtungen wie etwa dem „Reichsinstitut für Geschichte des Neuen Deutschland“ spiegeln Akten in den Faszikeln B 546 und B 563 wider. Vorbehalte Stengels gegenüber Walter Frank, seine Ablehnung einer räumlichen Vereinigung beider Reichsinstitute, aber auch die offizielle Wahrung gegenseitiger guter Beziehungen und praktische Zusammenarbeit werden hier deutlich. In einer Niederschrift vom Dezember 1937 in B 546 berichtet Stengel über ein Gespräch mit Frank, in dem dieser eine Zusammenarbeit anbot unter der Bedingung, dass Karl August Eckhardt nicht die Leitung der Leges-Abteilung erhalte. Aus Franks Worten geht dabei hervor, dass er Stengel für einen Gegner des Nationalsozialismus hielt und seine Ernennung zum Präsidenten nicht befürwortet hatte. Korrespondenzen in B 563, die aus der Zeit zwischen 1935 und 1940 stammen, dokumentieren den gegenseitigen wissenschaftlichen und wissenschaftspolitischen Austausch, etwa durch die Erstellung von Gutachten. Thematisiert wird z.B. auch die Entfernung von Wilhelm Mommsen aus der Redaktion von „Vergangenheit und Gegenwart“ 1936 in der Amtszeit von Stengels Vorgänger Wilhelm Engel.
  • Zahlreiche Briefwechsel zeigen die Verbindungen des Reichsinstituts zur europäischen Geschichtswissenschaft in den gegnerischen, befreundeten und neutralen Staaten. Faszikel B 545-1 dokumentiert Kontakte des Reichsinstituts von 1942 bis 1943 mit der Schweiz in Form einer Vortragsreise von Präsident Theodor Mayer. Unter den Korrespondenten finden sich die Schweizerische Botschaft Berlin, das Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung in Person von Herbert, der Deutsche Akademische Austauschdienst, das Auswärtige Amt, das Deutsche Studienwerk für Ausländer sowie die Schweizer Historiker Richard Feller und Anton Lagiadèr. Thematisiert werden die Lage der Schweizer Mediävistik, die Propaganda der „Feindmächte“ in dem neutralen Land, Absichten zur Errichtung einer ständigen Stelle eines Schweizer Mitarbeiters beim Reichsinstitut (mit Einladung der Stipendiaten Adolf Reinle und Eugen Bürgisser) und insgesamt der Versuch, eine Einflussnahme auf die Schweizer Geschichtswissenschaft zu erreichen. Faszikel B 577 enthält Materialien zu einer weiteren Vortragsreise von Mayer nach Rumänien und Briefwechsel mit rumänischen Wissenschaftlern wie z.B. Alexandru Marcu.
  • Geschichtspolitik im Sinne der NS-Ideologie in besetzten Gebieten offenbaren Akten von 1939 bis 1941 in Faszikel B 556 zur von Stengel geplanten Edition der deutschen Überarbeitung der alttschechischen Chronik des sogenannten „Dalimil“. Die Aufnahme auch der tschechischen Fassung in die MGH wird dabei angesichts der politischen Umstände nach der Eingliederung des Sudetenlandes und der Errichtung des „Protektorats Böhmen und Mähren“ als ‚nationale Pflicht‘ angesehen. Die Korrespondenzpartner Stengels sind der Volkstumsforscher Bruno Schier, die Slawisten Ferdinand Liewehr und Max Vasmer, der Historiker Wilhelm Wostry sowie die Gruppe Unterricht und Kultus beim Reichsprotektor in Böhmen und Mähren. Der Editionsauftrag wurde an Liewehrs Schüler Karl Rösler übertragen. Die politische Brisanz des Projekts wird in den Bedenken des Reichsprotekorats, die Berücksichtigung des tschechischen Texts könne bei den Deustcehn Ärger erregen, deutlich. In Faszikel B 557 befinden sich Korrespondenzen von 1941 bis 1942 zur ebenfalls von Stengel beabsichtigten Herausgabe der Miniaturen des „Brünner Schöffenbuchs“ mit rechtsikonographischen Ausführungen der österreichischen Historikerin Gertrud Schubart-Fikentscher. Stengel warb bei Adolf Hitler persönlich um finanzielle Unterstützung in Hinblick auf die Werbewirkung des Werks für ‚deutsches Wesen‘ in Böhmen.

Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/4036

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Die Veröffentlichungsform der Zukunft? Mein Lösungsvorschlag: Ein Aufsatz in Baum- und Ebenenstruktur.


Vorbemerkung der Redaktion:

Wir verstehen dieses Blog gerade auch als Experimentierkasten für eine Mediävistik 2.0, also eine interdisziplinäre Mittelalterforschung unter Einbezug digitaler Medien. Daher freuen wir uns ganz besonders über diesen Beitrag von Christian Schwaderer, der einen Aufsatz zu einem historiographischen Thema des 11. Jahrhunderts in einer für die historische Mediävistik völlig ungewohnten Form präsentieren will. Leider erlaubt die Struktur von WordPress bisher keine direkte Einbindung seiner XHTML-Datei. Öffnen Sie also parallel zur Lektüre seiner unten stehenden Erläuterungen folgende Seite

Christian Schwaderer: Gab es eine hystoria Gebhards von Salzburg?

Wir fänden es sehr erfreulich, wenn sich eine lebhafte Diskussion in den Kommentaren zu diesem Blogpost und dem sicher ungewöhnlichen Aufsatz in Baumstruktur entspannen würde.

Die Idee

Eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts ist es, jedem und jeder genau die Information zu liefern, die er oder sie gerade braucht. Und zwar so schnell wie möglich.
In den Geisteswissenschaften ist es nach wie vor Usus, Ergebnisse in statischer Textform zu veröffentlichen. Dieses Medium – der statische Text als Buch und auf Papier – blickt auf eine jahrhundertelange Entwicklungsgeschichte zurück. Immer wieder wurde versucht, das Medium besser aufzubereiten und schneller erfassbar zu machen: So entstanden Inhaltsverzeichnisse, Zwischenüberschriften und Abstracts.
Nun ist es wieder an der Zeit, Neuerungen einzuführen.
Selbst ein auf klassische Weise gut strukturiertes Buch zwingt zum oft langwierigen Blättern und Überfliegen, wenn man sich nur für einen bestimmten Aspekt interessiert.
Wünschenswert wäre daher, dass Texte so kleinteilig gegliedert werden, dass Haupt- und Nebenpunkte klar erkennbar und ohne Zeitverlust zugänglich sind.
Hierbei müssen wir auf Möglichkeiten zurückgreifen, die uns das Papier nicht bietet, die elektronisch aber einfach umsetzbar sind.

Das alles soll das Lesen und Rezipieren einfacher und schneller machen, während es das Schreiben und Verfassen aufwendiger und fordernder macht.

Die Geisteswissenschaften verdienen ihre Daseinsberechtigung nicht zuletzt dadurch, dass sie kulturelle Zeugnisse, Informationsträger und Dokumente erschließen, auswerten und verfügbar machen.
Wie man die Möglichkeiten digitaler Medien konsequent ausschöpft, wie man Gedanken anders als in klassischer Fließtextform darstellen könnte, ist seit geraumer Zeit Gegenstand langer Diskussionen – aber den entscheidenden Impuls konnten die Geisteswissenschaften bislang nicht setzen,
Auch hier ergibt sich also ein Motivations- und Ansatzpunkt.
Persönlich formuliert: Wenn es dereinst hieße, die Mittelalterwissenschaft des frühen 21. Jahrhunderts habe zwar inhaltlich keine wesentlich neuen Ansätze hervorgebracht, aber die Art und Weise, wie Informationen in Textform gegossen und verarbeitet werden, grundlegend verändert – dann wäre zumindest ich äußerst zufrieden.

Die Umsetzung – ein Lösungsvorschlag

Mein Lösungsvorschlag ist ein Text in Baum- und Ebenenstruktur: Das Dokument enthält viel mehr Zwischenüberschriften und viel mehr Gliederungsebenen als ein Werk klassischen Zuschnitts. Der Clou ist die Ein- und Ausblendbarkeit: Leser_innen können entweder ausblenden, was sie nicht interessiert, oder zunächst alles ausblenden und anschließend nur das einblenden, was sie tatsächlich lesen wollen.
Die einzelnen Ebenen sind durch Einrückung und immer dunklere Hintergrundfarben voneinander geschieden. Wichtiges steht auf höheren Ebenen, Unwichtigeres auf niedrigeren. So ist sofort erkennbar, was zentral ist und was eine (kleinteilige) Begründung der zentralen Punkte darstellt. Platz ist nicht kostbar.
Das Dokument beginnt mit einer klaren Überschrift und einem zweistufigen Abstract: zunächst in allerknappster Form, dann etwas detaillierter. Navigation und Übersicht werden durch zwei Leisten gewährleistet: Durch die Linkleiste links gelangt man zu den einzelnen Kapiteln (jeweilige Ebenen sind ein- und ausklappbar), die Statusleiste oben gibt an, in welchem Kapitel/Abschnitt sich der Mauszeiger gerade befindet. So ist die Orientierung im Dokument stets gewährleistet.
Der Zugriff kann ebenso über Indizes funktionieren. Das Personenverzeichnis funktioniert dabei ganz herkömmlich – mit einer Ausnahme: Statt Seitenzahlen stehen interne Links mit einem „Pfad“, der angibt, wo die jeweilige Person besprochen wird. Link und Pfad machen das Durchforsten des Registers gegenüber dem gedruckten Pendant deutlich schneller: Der Klick auf einen Link führt sofort zum gewünschten Ziel, der Pfad lässt oftmals erahnen, in welchem Kontext eine Person genannt wird. In den meisten Fällen kann eine Leserin hier schon entscheiden, ob die Stelle für ihre Frage überhaupt relevant ist.
Die Personenverlinkung im Text erspart lästiges Scrollen: Ein Klick auf eine Person im Text führt zum Index und damit zu allen anderen Erwähnungen desselben Menschen.
Das I-Tüpfelchen findet sich im Fazit: ein Prozentwert der subjektiven Sicherheit. Während man im Laufe einer geisteswissenschaftlichen Ausbildung nur allzu gut lernt, sich hinter Formulierungen zu verstecken, ist ein Autor durch diese Neuerung gezwungen, Farbe zu bekennen: Wie sicher bin ich mir, dass stimmt, was ich schriebe? Handelt es sich um pure Spekulation, die ich zur Diskussion stellen will? Bin ich überzeugt, wasserdichte Argumente geliefert zu haben? Der Prozentwert (und seine farbliche Visualisierung) soll zusätzlich zum Text hierüber eine klare Angabe machen und so den Lesenden ermöglichen, die vorgetragene These sofort einzuordnen.

Vorteile

  • Überschrift und Abstract machen sofort klar, worum es geht.

  • Hauptpunkt und wesentliche Thesen sind sofort erkennbar: Sie stehen auf der höchsten oder zweithöchsten Ebene.

  • Nebenpunkte können leicht angesteuert werden. Sie stehen nicht versteckt in den Fußnoten, sondern sind mit einer aussagekräftigen Überschrift versehen logisch in die Argumentation eingebettet.

  • Als unwichtig oder störend empfundene Abschnitte können ausgeblendet werden. Dann stören sie nicht mehr.

  • Die subjektive Sicherheit der These ist transparent.

Nachteil

Der Lesefluss: Die vielen Ebenenwechsel, die Zwischenüberschriften und die Links machen es schwer, das Dokument in einem Zug zur Gänze zu lesen. Der Text lässt sich nicht rezipieren wie ein Kriminalroman. Aber er lässt sich lesen, wie man quellenkritische Aufsätze normalerweise liest: Zuerst Übersicht verschaffen, dann (eventuell) Details sehr genau anschauen und zerpflücken.

Der technische Hintergrund

Das Baumstruktur-Dokument, das Sie sehen, ist ein automatisch erzeugtes Produkt. Das Original-Dokument, in dem der Aufsatz entstand, ist nicht technisch, sondern semantisch strukturiert und ausgezeichnet. Das bedeutet, einzelne Elemente werden vom Autor mit einer „Bedeutung“ versehen. Etwa: „Das ist ein Personenname!“
Als Format für das Original-Dokument dient die XML-TEI-Norm, ein Standard, der ursprünglich für die Dokumentenerschließung (bspw. Transkription und Edition historischer Quellen) konzipiert wurde, sich aber (mutatis mutandis) auch für die Erstellung neuer Texte eignet.
Aus einem solchermaßen strukturierten Dokument können sehr viele Ausgabeformate erzeugt werden. Nach vordefinierten Vorgaben (XSLT-Skript) wird so bspw. aus einem Personennamen ein Hyperlink.
Dafür, dass das Original-Dokument auch so strukturiert ist, dass sich problemlos die Baum- und Ebenenstruktur daraus erzeugen lässt, sorgt eine automatische Kontrolle schon während des Erstellens und Schreibens (Schematron). Falsche Elemente werden markiert und mit einer aussagekräftigen Fehlermeldung versehen. So können Verarbeitungsfehler größtenteils ausgeschlossen werden.
Das Ein- und Ausblenden der einzelnen Abschnitte oder Kapitel funktioniert mittels JavaScript.

Wenn Sie ein Dokument in diesem Format erstellen möchten

Ich würde mich sehr freuen, wenn das von mir vorgeschlagene Format aufgegriffen und weiterverwendet würde. Es bleibt abzuwarten, ob daraus eine eigene Reihe oder Online-Zeitschrift erwachsen wird.
Das Verfassen eines Textes in dem vorgeschlagenen Baumstruktur-Format ist ein klein wenig aufwendiger als etwa in Word oder OpenOffice, erfordert aber kein Informatikstudium.
Sie brauchen einen XML-Editor wie etwa Oxygen (womöglich über Ihre Universität bereits lizenziert) und ein grobes Verständnis des Aufbaus von XML-Dokumenten. Der Rest ist Learning-by-doing.
Weil die Entwicklung des hier vorgestellten Formats noch nicht abgeschlossen ist, kann es momentan noch keine detaillierte Dokumentation geben.
Wenden Sie sich bitte daher direkt an mich (christian.schwaderer@uni-tuebingen.de) und sagen Sie mir kurz, über welche Vorkenntnisse Sie verfügen. Ich werde Sie dann mit den nötigen Dateien und Informationen versorgen.

Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/3893

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App zu Ludwig dem Bayern in München


Studierende des Historischen Seminars der LMU München wecken die Erinnerung an den bayerischen Kaiser. Ein Münchner als König und Kaiser

Beispielbild aus der App

Ein Beispielbild aus der App: Wappenschild im Alten Rathaus.
(© Münchner Stadtmuseum)

Ludwig IV. (1314–1347), genannt der Bayer – deutscher König, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und Münchner. Der schillernde und hoch umstrittene Herrscher hinterließ in dieser Stadt zahlreiche Spuren in Bau- und Kunstwerken. Viele davon sind noch heute im Stadtbild sichtbar und mit Hilfe einer kostenlosen App nun erlebbar: Die App http://www.kaiser-ludwig-in-muenchen.de/ verbindet die wichtigsten Erinnerungsorte zu einem digitalen Stadtrundgang, der zur Besichtigung vor Ort einlädt. Dabei werden wesentliche Ereignisse, aber auch vielfältige Aspekte der Persönlichkeit Ludwigs des Bayern durch kurze Erläuterungen und historische Aufnahmen und Bilder veranschaulicht.

Erarbeitet wurde diese App von Studierenden des Historischen Seminars der LMU München im Rahmen einer Lehrveranstaltung im Wintersemester 2013/14, unter der Leitung von Dr. Hubertus Seibert. Das Bildmaterial stellten verschiedene Museen, Archive und Bibliotheken der Stadt zur Verfügung. Das Historische Seminar förderte die Realisierung dieses innovativen Vorhabens finanziell.

Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/3757

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