„Du Spießer!“ Geschichte und Wandel einer beständigen Sozialfigur

„Wenn ich groß bin, will ich Spießer werden!“ (Werbespot LBS, 2007)

Der bekannte Werbespot der Versicherung LBS aus dem Jahr 2007 wirbt für das Abschließen eines Bausparvertrages und zeigt in der panischen Reaktion der Aussteigerfigur auf das Liebäugeln der eigenen Tochter mit der Spießigkeit unmissverständlich, dass keiner gerne Spießer genannt wird und sich normalerweise erst Recht niemand selbst so bezeichnet. In seiner langen Geschichte war der Begriff „Spießer“ oder „Spießbürger“ unentwegt leichten Bedeutungsänderungen unterworfen, schon immer wurden mit ihm jedoch Menschen bezeichnet, die vermeintlich geistig immobil, das Bestehende affirmierend, obrigkeitshörig, bequem, geistlos und provinziell auftraten; die, unfähig zu selbstständigem und unabhängigem Denken, mit Eifer die bestehenden Verhältnisse stützten. Dem Begriff scheint weiterhin eine schwer zu umreißende deutsche Spezifik anzuhaften, keine andere Sprache kennt ihn, weder der englische square noch der amerikanische babbit, und auch nicht der Schweizer Bünzli sind exakt deckungsgleich mit dem Spießer. Seit dem 18. Jahrhundert war in Deutschland der Spießbürger, oder der ihm nahezu identische Philister, zentrale Schablone zur Beschreibung des Kleingeistes, des Gegners von Aufklärung und Emanzipation. Von kritischen Literaten wie politischen Theoretikern von Heinrich Heine über Karl Marx bis zu Ödön von Horváth und seinem Ewigen Spießer ist gegen diesen Sozialtypus in unzähligen Varianten angeschrieben worden, zu dem bis heute niemand, auch ein_e Bausparvertragsbesitzer_in nicht, gern gezählt wird.

Doch der Spot zeigt mehr als das.

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Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/10664

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Moderner Rassismus statt ewiger Hass – Für eine diskurstheoretische Perspektive auf den Ruandischen Genozid – von Tobias Gehring

220px-RwandaVolcanoAndLake_cropped21994 ermordeten radikale Hutu in Ruanda rund 800.000 Tutsi und moderate Hutu. In westlichen Medien wurde dieser Genozid als Eskalation eines seit Jahrhunderten bestehenden Konflikts zwischen zwei afrikanischen Stämmen dargestellt (vgl. Wall 2007: 265f.). Da Medienberichte für viele Menschen im Westen eine wesentliche, wenn nicht die einzige Informationsquelle zu Geschehnissen in Afrika darstellen, ist die Vorstellung, Hutu und Tutsi seien miteinander verfeindete Stämme, nach wie vor verbreitet. Zugleich sind in westlichen Medien afrikanische Stimmen ebenso unterrepräsentiert wie solche, die sich um eine profunde Analyse der Ursachen von Konflikten und Gewalt in Afrika bemühen (vgl. Dilg 1999: 256f.). Über das hierfür nötige Hintergrundwissen verfügten die Journalist_innen, die über den ruandischen Genozid berichteten, oft selbst nicht (vgl.

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Quelle: https://soziologieblog.hypotheses.org/9802

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Zuhause in der zweiten Heimat? Das Verständnis von Heimat der ersten türkischen Gastarbeitergeneration in Deutschland – von Hanna Hiltner, Eylem Ög, Dorothee Müller, Prof. Dr. Martin Groß, Dr. Andrea Kronenthaler

„Vielleicht zu meiner Jugend, als ich viel in der Dings, der Türkei gelebt habe, da war die Heimat Heimat. (I: Ja.) Heimat ist Heimat und Heimat ist über allem, aber heute nicht mehr. Ich hab meinen Wehrdienst in der Türkei geleistet, ich habe alles in der Türkei…

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/9750

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