„Geben und Nehmen“ – Eine ganz alltägliche ökonomische Redewendung? Wie junge Erwachsene Fürsorge mit Nutzenerwartung erklären

verfasst von Maik Krüger

„Geben und Nehmen“ ist eine Redewendung, die den meisten bekannt sein dürfte. Sie begegnet uns im Alltag regelmäßig, wenn man darauf achtet, so wie ich das derzeit, mal erwünscht, mal unerwünscht, tue. Ich bearbeite derzeit ein Forschungsprojekt an der LMU München, mit dem Titel „‘Heute nicht mehr, und wenn auf’m Land – Vorstellungen junger Erwachsener (in Bayern) zur Gestaltung von Fürsorge“ (Laufzeit 2015-2019) unter der Leitung von Paula-Irene Villa. Dabei wurde in sechs von elf bislang analysierten Gruppendiskussionen diese Redewendung von den Diskutant*innen wörtlich genutzt. Was aber bedeutet in diesem Zusammenhang „Geben und Nehmen“? Was steckt im Kontext von Care/Fürsorge hinter diesem scheinbar ökonomischen Leitsatz? Seither fällt mir ständig auf, wenn irgendwo vom Geben und Nehmen gesprochen wird oder ich entdecke Muster dessen, was ich als Merkmale des Gebens und Nehmens im Datenmaterial ausgemacht habe. Beispielsweise rappt Bushido in seinem Lied „Geschichten die das Leben erzählt“ (2012) folgende Zeilen im Refrain:

Jeden Tag hör‘ ich Geschichten, die das Leben erzählt; ein reicher Mann ist arm, wenn er keine Menschlichkeit besitzt; Dieses Leben ist ein Geben und Nehmen; Es ist egal, was Du besitzt, denn am Ende bleibt Dir Nichts



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Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/10756

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„Du Spießer!“ Geschichte und Wandel einer beständigen Sozialfigur

„Wenn ich groß bin, will ich Spießer werden!“ (Werbespot LBS, 2007)

Der bekannte Werbespot der Versicherung LBS aus dem Jahr 2007 wirbt für das Abschließen eines Bausparvertrages und zeigt in der panischen Reaktion der Aussteigerfigur auf das Liebäugeln der eigenen Tochter mit der Spießigkeit unmissverständlich, dass keiner gerne Spießer genannt wird und sich normalerweise erst Recht niemand selbst so bezeichnet. In seiner langen Geschichte war der Begriff „Spießer“ oder „Spießbürger“ unentwegt leichten Bedeutungsänderungen unterworfen, schon immer wurden mit ihm jedoch Menschen bezeichnet, die vermeintlich geistig immobil, das Bestehende affirmierend, obrigkeitshörig, bequem, geistlos und provinziell auftraten; die, unfähig zu selbstständigem und unabhängigem Denken, mit Eifer die bestehenden Verhältnisse stützten. Dem Begriff scheint weiterhin eine schwer zu umreißende deutsche Spezifik anzuhaften, keine andere Sprache kennt ihn, weder der englische square noch der amerikanische babbit, und auch nicht der Schweizer Bünzli sind exakt deckungsgleich mit dem Spießer. Seit dem 18. Jahrhundert war in Deutschland der Spießbürger, oder der ihm nahezu identische Philister, zentrale Schablone zur Beschreibung des Kleingeistes, des Gegners von Aufklärung und Emanzipation. Von kritischen Literaten wie politischen Theoretikern von Heinrich Heine über Karl Marx bis zu Ödön von Horváth und seinem Ewigen Spießer ist gegen diesen Sozialtypus in unzähligen Varianten angeschrieben worden, zu dem bis heute niemand, auch ein_e Bausparvertragsbesitzer_in nicht, gern gezählt wird.

Doch der Spot zeigt mehr als das.

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Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/10664

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Zuhause in der zweiten Heimat? Das Verständnis von Heimat der ersten türkischen Gastarbeitergeneration in Deutschland – von Hanna Hiltner, Eylem Ög, Dorothee Müller, Prof. Dr. Martin Groß, Dr. Andrea Kronenthaler

„Vielleicht zu meiner Jugend, als ich viel in der Dings, der Türkei gelebt habe, da war die Heimat Heimat. (I: Ja.) Heimat ist Heimat und Heimat ist über allem, aber heute nicht mehr. Ich hab meinen Wehrdienst in der Türkei geleistet, ich habe alles in der Türkei…

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/9750

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Normen und ihr paradoxes Verhältnis zu Freiheit – von Thomas Mario Hirschlein

Eine gängige Vorstellung in den Sozialwissenschaften besagt, dass innerhalb einer Gruppe oder Gesellschaft Normen gelten, die die Freiheit und Handlungsmöglichkeiten der einzelnen Mitglieder einschränken, dass sich also soziale Normen und individuelle Freiheit unvereinbar gegenüberstehen. Im Folgenden kritisiere ich eine solche … Continue reading

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/6722

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