Während des Ersten Weltkrieges kam es im Kaiserreich zu erheblichen Versorgungsproblemen, die durch die englische Seeblockade und in Bezug auf Nahrungsmittel extrem kalte Winter wie den von 1916/17, der als Steckrübenwinter bekannt geworden ist, noch verstärkt wurden.[1] Die deutsche Wirtschaft war zunächst weder auf eine dem Krieg angepasste Versorgung noch auf eine langfristige Auseinandersetzung eingestellt.[2] „Die an Nahrung im Überfluss gewohnten Deutschen mussten erst“, so der Historiker Daniel Schmidt, „für die Notwendigkeit der Beschränkung und des Verzichts sensibilisiert werden.“[3] Gleichwohl war es Bernhardine Japser auch im ersten November des Krieges noch möglich, ihren Mann August mit Paketen aus der Heimat zu unterstützen. Dieser lehnte die Untestützung jedoch ab, hinterließ doch ein Foto von ihr bei ihm den Eindruck, sie sähe „mager und vergreut“ aus.[4] Auch wenn August Jasper von Zeit zu Zeit vom Hunger an der Front schreibt, lehnt er es ab, von seiner Frau Fleisch zugeschickt zu bekommen. Er möchte sie nicht nötigen, sich „etwas vom Munde abzusparen“.[5]
Die Desillusionierung der größtenteils freiwilligen Soldaten, die auf Ruhm und Abenteuer gehofft hatten, erfolgte während des Ersten Weltkrieges bereits früh. Die Hoffnung auf einen schnellen Sieg hatte sich schon bald als Illusion herauskristallisiert, konnte doch ein solcher von keiner kriegsführenden Seite errungen werden. Besonders an der Westfront entwickelte sich der Bewegungs- rasch zu einem Stellungskrieg. Infolge der erhöhten Feuerkraft und -rate der neuen Waffen wie Artillerie und Maschinengewehre, stieg auch die Verlustrate rapide an.[1] Allein auf französischer Seite starben zwischen dem 20. und 23. August 1914 mehr als 40.000 Soldaten.[2] Die ständige Gefahr durch die Artillerie, die selbst in den vermeintlich sicheren Stellungen nicht gebannt werden konnte, dazu eine schlechte Versorgung, Ratten und fürchterliche Entstellungen durch Schrapnellgeschosse bei den Kameraden, machten das Leben der Soldaten in ihren Schützengräben schier unerträglich.
Mit dem ersten großen Fliegerangriff in der Nacht zum 25. August 1940 wurde die Gegend um Linz allmählich vom Hinterland zum Frontgebiet. Bis März 1945 folgten weitere Bombentreffer. Bei Kriegsende hatten alle Linzer Stadtviertel unter Bomben und Granattreffern gelitten. Am stärksten betroffen waren die Außenviertel, während die Altstadt weitgehend unversehrt geblieben war.
Am 7. März 1945 überquerten amerikanische Streitkräfte den Rhein über die Ludendorff-Brücke zwischen Remagen und Erpel, besser bekannt als die so genannte „Brücke von Remagen“, und bildeten einen Brückenkopf bei Erpel, den sie innerhalb von zwei Tagen auf den Abschnitt Honnef-Rheinbreitbach-Unkel-Bruchhausen-Ohlenberg-Kasbach-Linz ausdehnten.
Am Morgen des 8. März wurde Linz den Amerikanern widerstandslos übergeben – nun waren es deutsche Tiefflieger, die die eingenommene Stadt unter Beschuss nahmen. Immer wieder kam es zu kleineren Scharmützeln zwischen amerikanischen und deutschen Truppen, die sich vom Rheinufer in die Hänge oberhalb der Stadt zurückgezogen hatten.
Der 1928 in Linz geborene Johannes Reth, ein Anfang März 1945 an der Brücke stationierter Luftwaffenhelfer, erinnert sich noch heute an seine Rückkehr in die Heimatstadt, nachdem er den „immer dramatischer werdenden Rückzug eigener Truppen“ genutzt hatte, um dem Kriegsgeschehen an der Ludendorff-Brücke zusammen mit zwei seiner Kameraden zu entfliehen: „Die Wiese [unterhalb seines Elternhauses] war voll mit Panzern und anderen Fahrzeugen, hunderte amerikanische Soldaten waren dort.“ Ebenso beschreibt er das „eigentümliche Treiben“ auf der Straße: „[…] amerikanische Soldaten in voller Kriegsmontur fuhren Fahrrad, einer hatte einen Zylinder auf dem Kopf, ein anderer einen Tirolerhut. Sie lachten und machten Blödsinn, wie bereits erwähnt war die gesamte Wiese des Bauernhofes unterhalb von unserem Haus voll mit Panzern.“
Die Bevölkerung der Stadt hatte keinen Widerstand geleistet; in den Straßen wurden weiße Fahnen oder Tücher gehisst. Der gewünschte Volkssturm war ausgeblieben. Tatsächlich glich Linz nach dem Einmarsch der Amerikaner einem Heerlager, das als Brückenkopf der alliierten Offensive ohne Gas-, Strom- und Lebensmittelversorgung von der näheren Umgebung abgeschnitten blieb. Die Stadt diente von nun an als Stützpunkt, der von den amerikanischen Truppen genutzt wurde, um die militärischen Aktionen in nächster Umgebung zu koordinieren. Als zusätzliche Belastung kam damit auch die Einquartierung zahlloser amerikanischer Soldaten hinzu.
Der Linzer Alltag wurde vorrangig durch die desolate Versorgungslage bestimmt. Insbesondere die Nahrungsmittelknappheit führte zu einem immensen Anstieg des Schwarzhandels, was in den meisten Fällen mit mehrmonatigen Haftstrafen geahndet wurde. Auch Reth erzählt vom „Schwarzschlachten“ eines Schafes, das er zusammen mit seinem Bruder „hinter dem Kaiserberg“ bei einem „Schäfer, der durch die Kriegsereignisse nicht mehr weiterkomme“ erstanden hatte. Hinzu kam die weitgehende Geschäfts- und Ausgangssperre, die erst im Laufe der Zeit gelockert werden sollte. Noch im Juni 1945 war die Zeit von 5.00-21.30 Uhr festgelegt.
Im Zuge der immer heftiger werdenden Abwehrkämpfe im nahe gelegenen Westerwald bauten die Amerikaner am 11./12. März vom gegenüberliegenden Kripp ausgehend eine Pontonbrücke, die Rozisch-Blackburn-Thompkins Bridge, über die „ununterbrochen Panzer, Truppen und Material in den Brückenkopf rollten“ (Reth). Die Nutzung der Pionierbrücke unterlag noch bis zur Einrichtung einer neuen Fähre im Sommer 1945 rein militärischen Belangen. Im Hintergrund der Abbildung sind am Linzer Rheinufer zahlreiche zum Teil stark beschädigte Gebäude zu erkennen.