Erschließung und historische Forschung. Ein reflexives Konzept am Beispiel eines Archivs zur Planungsgeschichte der DDR

Vor zwei Woche ist  der Tagungsband zum letzten BKK-Fortbildungsseminar in Weimar (2013) erschienen. Häuser, Straßen, Plätze: Der städtische Raum in der archivischen Überlieferungsbildung (=TUA 29).

grafik_TUA29Alle Beiträge beschäftigen sich mit der Frage, welche Unterlagen es zum Bauen und Wohnen gibt und was man damit machen kann, bzw. darf. Der Artikel von Harald Engler aus Erkner bei Berlin, wirft gleich zu Beginn ein besonderes Augenmerk auf den Zusammenhang zwischen Archiv und Forschung.

Erschließung und historische Forschung. Ein reflexives Konzept am Beispiel eines Archivs zur Planungsgeschichte der DDR

von Harald Engler

 

Archive sind nicht nur für sich selbst da, sondern sollten – neben ihrer Öffnung gegenüber breiteren Schichten der geschichtsinteressierten Bevölkerung – insbesondere mit der geschichtswissenschaftlichen Forschung, ihren Institutionen und Akteuren eng verknüpft sein.[1] Leider besteht zwischen diesen beiden Bereichen von Archiv und Forschung weitgehend immer noch ein durch Rivalitäten oder gar Sprachlosigkeit geprägtes Spannungsfeld.[2] Wie diese für beide Disziplinen der Aufarbeitung der Vergangenheit ungünstige Trennung durch forschungsorientierte Konzepte für Archive aufgehoben und die Teilbereiche besser integriert und aufeinander bezogen werden können, wird in diesem Beitrag am Beispiel eines Archivs zur Bau- und Planungsgeschichte der DDR erläutert. Dieses Archiv – die Wissenschaftlichen Sammlungen des Leibniz-Instituts für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS) in Erkner bei Berlin –, das schon durch seine institutionelle Einbindung als Bestandteil einer Forschungsabteilung eines außeruniversitären Forschungsinstituts einen spezifischen Archivtyp darstellt, könnte als Beispiel für eine funktionierende enge Zusammenarbeit von Forschung und Archiv dienen. Insgesamt soll verdeutlicht werden, dass eine engere Verknüpfung der jeweiligen Eigenlogiken von archivarischer Erschließung und den Interessen der Forschung mit der Verbesserung der disziplinären Kommunikationsprozesse einhergehen sollte. Einen institutionellen Idealtyp für ein integratives Gesamtkonzept von Archiv und Forschung bildet schließlich das Forschungsarchiv, das zum Schluss als Perspektive in den Blick genommen wird.

 

Institut und Historische Forschungsstelle

Zunächst werden hier das Institut als Träger von Archiv und Historischer Forschungsstelle und diese selbst in knapper Form vorgestellt. Das Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS) in Erkner bei Berlin ging 1992 aus dem Institut für Städtebau und Architektur (ISA) der Bauakademie der DDR hervor, das als eines von insgesamt vier positiv evaluierten Instituten dieser wichtigsten Zentralbehörde für das Bauwesen in der DDR unterhalb des Ministeriums für Bauwesen positiv evaluiert und als IRS in die vereinigte Bundesrepublik überführt wurde.[3] Das Institut betreibt insgesamt sozialwissenschaftliche Raumforschung und hat den Auftrag, die Transformation und Steuerung von Städten und Regionen in Deutschland und Europa aus sozialwissenschaftlicher Perspektive zu erforschen.[4] Das IRS ist Mitglied der Wissensgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz (Leibniz-Gemeinschaft) und wie alle Mitglieder dieser großen deutschen Forschungsorganisation jeweils zur Hälfte von der Bundesrepublik Deutschland und vom Sitzland, hier also dem Land Brandenburg, finanziert, wobei das Institut zu etwa einem Drittel seinen Gesamthaushalt durch Drittmittel bestreitet.[5]

Abb 1_neu     Im Institut sind etwa 70 Mitarbeiter beschäftigt, darunter etwa 40 Wissenschaftler, deren Arbeit in fünf Forschungsabteilungen organisiert ist, die sich durch unterschiedliche Profilausprägungen unterscheiden. Grundlage der Arbeit des Instituts ist ein Forschungsprogramm, das die Forschungsabteilungen gemeinsam mit der Institutsleitung unter Beratung durch einen hochkarätig besetzten Wissenschaftlichen Beirat für jeweils drei Jahre erarbeiten und das vom Kuratorium, das die Arbeit des Instituts im Allgemeinen überwacht, geprüft und verabschiedet wird.[6] Die Besonderheit für die hier interessierende Historische Forschungsstelle besteht darin, dass sich die geschichtswissenschaftliche Arbeit der Forschungsabteilung im Rahmen eines sozialwissenschaftlich forschenden außeruniversitären Raumforschungs-Instituts vollzieht, während das Archiv der Wissenschaftlichen Sammlungen Teil einer geschichtswissenschaftlich arbeitenden Forschungsabteilung ist. Beide Faktoren haben weitreichende Konsequenzen für die konkrete Alltagsarbeit, die sich deutlich von der Konstellation anderer geschichtswissenschaftlicher Institutionen wie etwa eines Universitätslehrstuhls oder eines Stadt- oder Landesarchivs unterscheiden.[7]

Abb 2a

 

Das Archiv des IRS gehört zur Forschungsabteilung 5, die unter dem Namen „Historische Forschungsstelle/Wissenschaftliche Sammlungen zur Bau- und Planungsgeschichte der DDR“ arbeitet. Geschichtswissenschaftliche und architekturgeschichtliche Forschung zur Bau- und Planungsgeschichte der DDR wurde am IRS bereits seit der Gründung des Instituts 1992 betrieben. Dabei wurden einige bis heute wichtige Publikationen[8] zu diesem Thema veröffentlicht sowie die inzwischen deutschlandweit als wichtigste Tagungsreihe etablierten „Werkstattgespräche zur DDR-Planungsgeschichte“ veranstaltet.[9] Nach einer äußerst positiven Evaluierung 2010 wurden die bis dahin zu einer anderen Forschungsabteilung gehörenden Wissenschaftlichen Sammlungen mit der Forschung als eigenständige Forschungsabteilung 2012 ausgegliedert und verselbstständigt. In der neu gegründeten Abteilung wird als Forschungsprofil schwerpunktmäßig die Geschichte der Urbanisierung und Stadtgeschichte des 20. Jahrhunderts mit einem Schwerpunkt auf der Planungs- und Architekturgeschichte der DDR betrieben.[10] Die Historische Forschungsstelle arbeitet auf der Grundlage eines Forschungsprogramms, das für einen Zeitraum von drei Jahren die Schwerpunkte der wissenschaftlichen Arbeit festlegt.[11] Dazu gehört ein Leitprojekt, das den Kern der Abteilungsarbeit ausmacht und sich mit städtischer Freiraumgestaltung im deutsch-deutschen Vergleich befasst[12], ein Drittmittelprojekt, das die Funktion und Bedeutung der Bezirke in der DDR analysiert[13], sowie weitere Forschungs- und Drittmittelprojekte, die sich u.a. mit Biographien zu DDR-Architekten[14], Architektinnen in der DDR[15] sowie Digitalisierungsvorgängen und dem Aufbau von Datenbanken im Archivbereich beschäftigen.[16] Integrativer Bestandteil des Profils und der wissenschaftlichen Arbeit der Forschungsabteilung ist die enge institutionelle und organisatorische Verknüpfung der Forschungsarbeit mit den Beständen des Archivs. Die Forschungen beruhen in weiten Teilen auf den Beständen der Wissenschaftlichen Sammlungen oder bauen auf ihnen auf, sowie für bestimmte Forschungszwecke gezielt Bestände aus dem Archiv aufgearbeitet werden.

 

Wissenschaftliche Sammlungen zur Bau- und Planungsgeschichte der DDR

Abb 2bDie Wissenschaftlichen Sammlungen bilden das profilierteste deutsche Spezialarchiv zur Bau- und Planungsgeschichte der DDR.[17] Das Archiv ging in seinem Kernbestand aus den Arbeitsmaterialien des Instituts für Städtebau und Architektur (ISA) der Bauakademie der DDR hervor und wurde nach der Wende systematisch um weitere Bestände erweitert. Das ISA wurde nach der Wende als eines von vier Instituten der Bauakademie positiv evaluiert und unter dem Namen Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS) in die neue gesamtdeutsche Wissenschaftslandschaft überführt. Insofern bilden das ehemalige ISA und seine Archivmaterialien den Kern des heutigen Leibniz-Instituts.

Abb 3Die zentralen Aufgaben des Instituts für Städtebau und Architektur bestimmen auch den Grundbestand des Archivprofils. Das ISA, das zu den wichtigsten Instituten der Bauakademie der DDR gehörte, beschäftigte sich in enger Kooperation mit dem Ministerium für Bauwesen um alle städtebauliche Wettbewerbe[18], Neubaugebiete[19] und die Generalbebauungspläne[20] aller Städte der DDR, sodass die Materialien dieser Gutachtertätigkeit des Instituts den engeren und wichtigsten Kernbestand des Archivs ausmachen.[21] Die Wissenschaftlichen Sammlungen bieten allein mit diesem Bestand einem Forscher, der beispielsweise vergleichend mehrere Städte Ostdeutschlands unter bestimmten städtebaulichen Fragen analysieren will, einen einmaligen Quellenfundus in einem einzigen Archiv, der in dieser Form an keinem anderen Ort zu finden ist. Weitere wichtige Bestandsgruppen des Archivguts der Wissenschaftlichen Sammlungen, das einen Gesamtumfang von etwa 800 laufenden Metern umfasst, sind die Vor- und Nachlässe wichtiger Architekten und Planer der DDR, die von etwas über 20 in den neunziger Jahren auf nunmehr weit über 60 Nachlässe angewachsen sind und mit einer gezielten Akquisitionsstrategie mit einem extra für diese Aufgabe beschäftigten Mitarbeiter gegenwärtig und in den nächsten Jahren systematisch erweitert werden.[22] Ein weiterer wichtiger und einmaliger Schatz der Wissenschaftlichen Sammlungen des IRS bilden die Aufnahmeanträge in den Bund der Architekten (BdA) der DDR, die nur hier in Erkner archiviert sind und quasi alle 7.600 Architekten und Planer der DDR umfassen.[23]

Abb 5 Ziemlich einmalig ist außerdem der umfangreiche Fotobestand der Wissenschaftlichen Sammlungen zum Baugeschehen in der DDR, der weit über 120.000 Aufnahmen umfasst.[24] Das Archiv bewahrt außerdem weit über 8.000 Karten und Pläne auf, darunter mehr als 5.000 großformatige Pläne, die jüngst in einem Digitalisierungsprojekt in eine Datenbank eingespeist wurden und online abrufbar sind.[25] Zu sehen sind hier beispielsweise auch Blätter der Landschaftsdiagnose der DDR unter der Leitung des bekannten Landschaftsarchitekten Reinhold Lingner aus den frühen 1950er-Jahren, ein politisch höchst umstrittenes wissenschaftliches Großprojekt, das ebenfalls nur in den Wissenschaftlichen Sammlungen des IRS archiviert ist.[26] Weitere interessante Bestände des Archivs bilden die umfangreichen Dokumentationen (z.B. zu Siedlungen in Brandenburg), Modelle, audiovisuelle Medien sowie wichtige Buchbestände und Informationsschriften der Bauakademie und ihrer Institute, die häufig nur hier überliefert sind und insbesondere zusammen mit der Fachbibliothek des IRS, die ihren Kernbestand ebenfalls in der Arbeitsbibliothek des ISA hatte, für Forscher optimale Arbeits- und Recherchemöglichkeiten in Erkner bieten.[27]

 

Spannungsfeld Erschließung – Forschung

Bei Betrachtung der Frage, unter welchen Gesichtspunkten die Bestände in einem Archiv so erschlossen werden können, damit sie forschenden Historikern beste Möglichkeiten eröffnen bzw. umgekehrt gefragt, welche Wünsche oder Anregungen die Forscher an Erschließungsweisen an die Archivare stellen, öffnet sich ein Spannungsfeld, das hier aus zweierlei Perspektiven betrachtet werden soll: aus der Sicht des Forschers und der des Archivars. Der im Archiv forschende Wissenschaftler hegt in erster Linie den Wunsch nach kompetenter Beratung zu möglichen Forschungsthemen und den dazugehörigen Quellenbeständen durch die Archivare.[28] Eine Voraussetzung dafür sind selbstredend brauchbare moderne Erschließungsmedien für die Quellenbestände. Der forschende Historiker kommt dabei idealerweise auch mit Wünschen für die Erschließung von Quellenbeständen auf die Archivare zu und ist gleichzeitig offen für Hinweise durch die Archivare auf neu erschlossenes Archivgut oder solches, welches potenziell in naher Zukunft erschlossen werden und damit für die Forschung besonders interessant sein könnte. Leider ist die Wahrnehmung bereits existierender und kommunizierter neuer Bestände von Archiven durch die Historiker häufig äußerst defizitär, sodass es zu den Aufgaben der Historikerzunft gehören muss, die Kommunikation über diese und Aufnahmebereitschaft gegenüber solchen Informationen aus den Archiven in den eigenen Reihen und beispielsweise an Lehrstühlen gezielter weiterzuverbreiten. Auf der anderen Seite sollte darüber nachgedacht werden, ob es noch bessere Möglichkeiten der Kommunikation und der medialen Verbreitung dieser wichtigen Informationen geben könnte, etwa durch noch zu etablierende Newsletter oder andere Plattformen. Eine weitere Möglichkeit, Erschließungsvorgänge und
-notwendigkeiten im Archiv mit den Ansprüchen und Wünschen der Forschung zu verknüpfen, stellt die Erschließung von Archivbeständen durch Historiker selbst dar. So ist es denkbar und teilweise bereits praktiziert, dass zu einem Thema forschende Historiker das dazugehörige und noch unerschlossene Material im Archiv selbst erschließen, selbstverständlich in enger Abstimmung mit Archivaren und nach deren exakten Vorgaben. Es versteht sich von selbst, dass eine solche Vorgehensweise an bestimmte Bedingungen geknüpft ist, die auch stark vom Profil des Wissenschaftlers und seinen Möglichkeiten, eine archivfachlich angemessene Erschließung überhaupt durchzuführen, sowie vom Typus und spezifischen Zustand der archivischen Quellenbestände abhängig ist.[29]

Aus der Perspektive des Archivars erscheint für eine funktionierende Kooperation zwischen Archiv und Forschung in Erschließungsfragen zunächst eine gewisse Aufnahmebereitschaft von Archivverantwortlichen für Erschließungswünsche von Nutzern und Forschern wünschenswert und unabdingbar. Weiterhin ist es äußerst hilfreich, wenn Archivare selbstständig Forschungstrends und -entwicklungen wahrnehmen und diese eigenständig auch als Movens eigener Erschließungsstrategien heranziehen. Zumindest wäre es für die Historikerzunft äußerst sinnvoll, wenn von Seiten der Archivare Hinweise an die geschichtswissenschaftliche Community auf neu erschlossenes Archivgut und
-material gingen, in einigen gut funktionierenden Einrichtungen wird dies schon seit langem praktiziert. Eine weitere Form der Erschließung im Archiv kann die Anregung für Historiker sein, zur Aufschließung eines bestimmten Forschungsthemas die dazu relevanten Archivmaterialien überhaupt erst zu erschließen und auf diese Weise Erschließungsvorgänge im Archiv voranzutreiben – eine besonders enge Verknüpfung von archivischer Erschließung und Forschung. Schließlich dient der Auftritt von Archivaren auf (geschichtswissenschaftlichen) Tagungen mit entsprechenden Hinweisen auf erschlossenes oder noch zu erschließendes Material als empirische Materialgrundlage für potenzielle Forschungsthemen sowie das Engagement von Archivaren in der universitären Lehre mit entsprechenden Hinweisen für den akademischen Nachwuchs als gut geeignete Möglichkeiten, Erschließungsprozesse entlang von forschungsorientierten Parametern voranzutreiben bzw. bekannt zu machen.[30] Wenn sich Archivare, wie dies Robert Kretzschmar einmal formuliert hat, nicht nur als Dienstleister und Partner für die Forschung, sondern in funktionierenden Einzelfällen auch selbst als Forscher verstehen, kann der Erschließungsprozess in einem Archiv besonders forschungsnah gestaltet werden, weil die beiden ansonsten häufig getrennten Prozesse dann so integrativ wie möglich vonstattengehen können.[31] Über diese Wege der Publikationstätigkeit eigener Forschungsergebnisse als Teil einer erweiterten Bildungsarbeit können Archivare einen eigenständigen Beitrag zu einer idealen und engen Verknüpfung von Erschließung und Forschung leisten, wenngleich sie aufgrund der allgemeinen Personalnot in Archiven und dem wachsenden Druck durch die permanenten Arbeiten in einem Archiv eher selten in diese Luxussituation geraten.

 

Systematische Verknüpfung von Erschließung und Forschung durch ein Zirkuläres Konzept im Knotenpunkt Archiv

Im folgenden Abschnitt soll am Beispiel des Archivs des IRS und der Kooperation zwischen Wissenschaftlichen Sammlungen und den Forschern der Historischen Forschungsstelle im Institut die Möglichkeit eines funktionierenden Konzepts für die systematische Verknüpfung von Erschließung und Forschung vorgestellt werden. Das Zirkuläre Konzept der Historischen Forschungsstelle des IRS funktioniert folgendermaßen: Zunächst wird durch die fortlaufende geschichtswissenschaftliche Forschung und diverse Veranstaltungen auf die vielfältigen Facetten des Themas „Bau-, Planungs- und Architekturgeschichte der DDR“ aufmerksam gemacht. Insbesondere bei den seit 1998 durchgeführten „Werkstattgesprächen zur Bau- und Planungsgeschichte der DDR“ versammelt sich in Erkner alle zwei Jahre nicht nur die Forscher-Community zu diesem Thema, sondern es werden systematisch die Zeitzeugen der Planer und Architekten aus der DDR-Zeit mit eingeladen, die sich durch rege Diskussionen und eine ganz eigene Perspektive an den Tagungen beteiligen.[32] Die Werkstattgespräche dienen auf diese Weise, flankiert durch weitere Maßnahmen, der aktiven archivischen Akquise, indem das Treffen auch als geeignetes Forum für die Kontaktaufnahme bzw. -pflege mit Planern und Architekten der DDR dienen, die anschließend im Idealfall ihre persönlichen Dokumentationen als Vorlass in die Wissenschaftlichen Sammlungen des IRS abgeben. In einem dritten Schritt sorgen die Archivare der Wissenschaftlichen Sammlungen dafür, dass das auf diese Weise eingeworbene und kulturgeschichtlich essentielle Material möglichst zeitnah erschlossen und damit möglichst rasch der geschichtswissenschaftlichen Forschung zur Verfügung gestellt wird – der Kreis schließt sich und die Forschung kann das neue Material für seine Analysevorhaben verwenden.

Weitere flankierende Maßnahmen dienen außerhalb dieses Zirkulären Konzepts der engen und aufeinander bezogenen Verknüpfung von archivischer Erschließung und der Forschung. Dazu gehört die systematische Drittmitteleinwerbung für größere Digitalisierungsmaßnahmen. Sowohl das Projekt DigiPEER[33] (Erschließung großformatiger Pläne und Karten) als auch das zweite große Digitalisierungsprojekt DigiPortA (Erschließung von Porträtbeständen im Archiv), das weiter unten etwas genauer vorgestellt wird, zeigen, dass solche gezielt hergestellten archivischen Datenbanken als neue Forschungsressource und damit -potenziale besonders gut geeignet sind, die beiden häufig getrennten Bereiche von Forschung und Erschließung zu verknüpfen, indem beispielsweise die Forscher die Archivare eng bei der Auswahl und Fokussierung der ausgewählten Pläne beraten. Weitere Beispiele für die enge Kooperation von Archiv und Forschung sind die von den Forschern durchgeführten und systematisch leitfadengestützten Zeitzeugen-Interviews mit Planern und Architekten der DDR, die nicht nur eine essentielle zusätzliche Ressource für die Forschung darstellen, indem sie informelle Erkenntnisse hervorbefördern, die in Akten in dieser Klarheit kaum zu finden sind, sondern außerdem als archivierte Audio-Zeugnisse für künftige Generationen von Forschern hervorragendes Dokumentationsmaterial liefern und in vielen Fällen als erste Kontaktaufnahme später zur erfolgreichen Akquise von Planer-Vorlässen hilfreich sind. Schließlich wird im IRS durch die gezielte Vergabe von Doktor- oder Masterarbeiten mit Erschließungsbestandteilen im Rahmen der Lehre durch die angestellten Forscher oder die gezielte Beschäftigung von Praktikanten der Fachhochschule Potsdam als angehende Archivare, die im Rahmen ihres Praktikums häufig kleinere Erschließungsaufgaben bewältigen, der integrative Konnex von Forschung und Erschließung zusätzlich befördert.[34]

 

Das Beispiel des Digitalisierungsprojekts „DigiPortA“

Ein gutes Beispiel, wie ein sinnvoll zwischen Forschung und Archivbereich abgestimmtes Erschließungsprojekt operationalisiert werden kann und welche Vorteile beide Seiten von einer integrierten Vorgehensweise ziehen können, bildet das jüngste Digitalisierungsprojekt[35] „DigiPortA“ der Wissenschaftlichen Sammlungen des IRS, das hier mit Blick auf die Erschließungsthematik kurz umrissen wird. Es handelt sich bei diesem Vorgang um ein Großprojekt zur Erschließung von Porträtbeständen in Archiven, das als gemeinsames Vorhaben des Arbeitskreises „Archive der Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz“ 2012 ins Leben gerufen wurde.[36] Unter der organisatorischen Federführung des Archivs des Deutschen Museums, München, werden insgesamt 33.000 Porträts aufgenommen und in einem innovativen Ansatz der Forschung und Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Ziel des Gesamtprojektes ist es, die diversen Porträtbestände so verschiedener Archive wie dem des Deutschen Museums in München, des Deutschen Bergbaumuseums in Bochum, des Deutschen Schifffahrtsmuseums in Bremerhaven oder eben der Wissenschaftlichen Sammlungen des IRS in Erkner in einer gemeinsamen Datenbank zusammenzufassen. Mit einer Konzentration auf Personenporträts aus Kunst, Wissenschaft und Technik des 19. und 20. Jahrhunderts wird das Angebot zur elektronischen Biografik deutlich erweitert. Damit soll zum einen auf die Bestände, aus denen die Porträts in den Archiven stammen, aufmerksam gemacht werden. Zudem sollen die mit den Porträts erarbeiteten Rahmeninformationen zu den dargestellten Personen in größere biographische Portale eingespeißt werden und damit ein Beitrag zur biographischen Forschung geliefert werden. Schließlich soll die neu entstehende und ab Frühjahr 2015 online geschaltete Datenbank eine Forschungsressource für die biographische und Netzwerkforschung darstellen.[37]

Die Wissenschaftlichen Sammlungen des IRS speisen aus ihren Beständen vor allem die Porträtfotos aus dem Bestand der Aufnahmeanträge in den Bund der Architekten (BdA)[38] der DDR in das Erschließungsprojekt ein. Der BdA bildete die zentrale Standesorganisation quasi aller Architekten und Planer, die jemals in der DDR wirkten, sodass mit diesem nur in den Wissenschaftlichen Sammlungen vorhandenen Bestand eine Datenbank entstehen wird, die einen einmaligen Überblick zu allen etwa 7.600 Architekten in der DDR bieten wird. Neben den Porträts der Architekten, denen damit als vor und nach der Wende marginalisierter Berufsgruppe gleichzeitig wieder im wörtlichen Sinn ein „Bild“ gegeben wird, erhält der Nutzer mit der neu entstehenden Datenbank dank der etwa 50 Erfassungsparameter (Name, Studium, wichtige Werke, Arbeitgeber/institutionelle Einbettung, persönliche Netzwerke usw.) umfangreiche Informationen zu den Biographien dieser wichtigen Berufsgruppe[39], die nirgendwo sonst in dieser Dichte und Fülle zu finden sind.[40]

Der Nutzen der neuen Datenbank und des Projekts insgesamt für das Archiv und die Forschung liegen auf der Hand. Neben der Schonung der teilweise fragilen Originaldokumente der Antragsformulare entsteht für die Wissenschaftlichen Sammlungen des IRS, seine Archivare und Mitarbeiter sowie die Nutzer dieser Spezialsammlung ein exzellentes Rechercheinstrument, das mit der Datenbank völlig neue Möglichkeiten des Ausbaus der Infotiefe zur Biographie einzelner Planer und Architekten liefert. Mit der gleichzeitig vorgenommenen Verknüpfung der biographischen Einträge mit anderen bereits digitalisierten Beständen des Archivs (Abbildungen, großformatige Pläne und Karten aus dem Vorgänger-Digitalisierungsprojekt DigiPEER usw.) und deren spätere Einspeisung in das gegenwärtig neu konzipierte Portal der Wissenschaftlichen Sammlungen werden der Forschung völlig neue Möglichkeiten der Wissensakkumulation angeboten, die nicht nur für den akademischen Bereich, sondern gerade auch für weitere Kreise der Bevölkerung oder Schüler interessant werden. Für die Forscher im Institut sowie die Nutzer des Archivs entsteht mit der DigiPortA-Datenbank eine grandiose Forschungsinfrastruktur für biographische und Netzwerkforschung zu Architekten der DDR, mit der völlig neue strategische Analysemöglichkeiten auf diesem Feld eröffnet werden. Die Entstehung des Projekts und die Ausgestaltung der Datenbank erfolgte im IRS integrativ als strategischer Eruierungsprozess mit der Suche nach dem größtmöglichen Nutzen für beide Teilbereiche von Forschung und Archiv und soll in dieser Form für die Erschließungsstrategie im Archiv in den nächsten Jahren durchaus richtungsweisend werden.

Optimierte Kommunikationsprozesse

Wie werden in der Historischen Forschungsstelle des IRS von Archivaren und Forschern Projekte dieser Art gesteuert, und auf welche Weise vollzieht sich der für den Erfolg entscheidende integrative Prozess der Kommunikation? Das wichtigste Forum für die Aushandlung und Operationalisierung gemeinsamer und aufeinander bezogener Projekte bilden die regelmäßigen gemeinsamen Abteilungssitzungen von Historischer Forschungsstelle und Archiv, in denen gegenseitige Informationen ausgetauscht und Wünsche thematisiert werden. Dabei geht es zum einen darum, dass die Wissenschaftler Forschungsthemen aufrufen, die für sie selbst oder auch von außen auf der kurz- oder mittelfristigen Agenda stehen und für die sie sich Hinweise auf Bestände im Archiv erhoffen, die dann durch die Archivare (intensiver) erschlossen werden. Auf der anderen Seite werden wichtige Neuakquisitionen von Materialien oder bestehende hinsichtlich ihrer Potenziale für die Forschung aufgerufen und miteinander diskutiert. Aber auch andere Formen der Kommunikation zwischen Wissenschaftlern und Archivaren vollziehen sich im Arbeitsalltag von Archiv und Forschungsstelle. Dazu gehört in erster Linie die intensive Beratung externer Wissenschaftler bei ihren Besuchen in den Wissenschaftlichen Sammlungen[41], die zum einen durch die Archivare mit Hinweis auf vorhandene gedruckte oder elektronische Findhilfsmittel, zum anderen aber auch durch punktuell hinzugezogene Wissenschaftler geleistet wird, die mit den Archivbesuchern kommunizieren. Dabei wird beraten, welche Bestände für die wissenschaftlichen Vorhaben der Nutzer von Interesse sein könnten, wobei die Forscher gleichzeitig wichtige Auskünfte über den Forschungsstand in ihren Spezialgebieten akzentuieren können, um dabei häufig selbst von den Informationen der externen Forscher zu profitieren und Netzwerkpflege zu betreiben.

Ein zweiter wichtiger Bereich der intensiven Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen den Archivaren und den Forschern bildet die systematische und gemeinsame Durchführung großer integrativer Gesamtprojekte. Als Beispiel sei die Ausstellung und Buchveröffentlichung zu Leben und Werk des für die DDR wichtigen Architekten Wilfried Stallknecht vorgestellt. Über den Architekten, der unter anderem wesentlich bei der Grundlagenentwicklung der beiden Plattenbauserien P2 und WBS 70 verantwortlich zeichnete, wurde zunächst in Kooperation mit der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) Cottbus eine Ausstellung zu Leben und Werk erarbeitet, die wesentlich von Studenten und unter Anleitung eines Wissenschaftlers der Historischen Forschungsstelle und der BTU Cottbus konzipiert und gestaltet wurde. Die Ausstellung, die an verschiedenen Orten in Brandenburg und Berlin gezeigt wurde, erreichte eine große öffentliche Resonanz und war der Anlass, dass das Vorlassmaterial des im Alter von 87 Jahren in Berlin lebenden Architekten in die Wissenschaftlichen Sammlungen des IRS gelangte.[42] Die persönlichen Dokumente des Architekten wurden in enger Kooperation von Archivaren und Wissenschaftlern erschlossen und verzeichnet und bildeten die unabdingbare Grundlage für die erfolgreiche Ausstellung und den Grundstock für eine Publikation, die als Abschluss des Gesamtprojekts erschien.[43] Dieses Beispiel für die funktionierende enge Kooperation und Kommunikation zwischen Archiv und Forschung an diesem für beide Seiten förderlichen Projekt soll im kommenden Jahr für ein weiteres Vorhaben zu Leben und Werk des bedeutenden deutsch-deutschen Architekten Egon Hartmann (1919-2009) erarbeitet werden, der, nachdem er den Wettbewerb um die Ost-Berliner Stalinallee gewonnen hatte, nach seiner Übersiedlung nach West-Deutschland wesentlich am Wiederaufbau von Mainz und am Ausbau von München beteiligt war.[44]

Auch wenn dank der günstigen institutionellen Rahmenbedingungen unter einem gemeinsamen Dach die Kommunikation und Kooperation zwischen den Bereichen Archiv und Forschung im IRS offensichtlich funktioniert, gibt es selbstverständlich auch hier noch weitere Verbesserungsmöglichkeiten und -notwendigkeiten. Die Kommunikation zwischen Archivaren und Historikern soll weiter fokussiert und gezielt intensiviert werden und künftig möglichst auf die Forscher- und Archiv-Community auf dem Feld der Bau- und Planungsgeschichte ausgeweitet werden, denn eine noch weiter systematisch entwickelte und innovative Strategie einer engeren Verknüpfung von geschichtswissenschaftlicher Forschung und Archiverschließung stellt weiter ein dringendes Desiderat dar. Schritte in diese Richtung könnten durch umfassendere Portallösungen, durch dauerhaftere Vernetzungen beider Bereiche auf Webseiten sowie eine generell stärkere Interaktion zwischen den Nutzern und den Archiven durch Wiki- und Blog-Funktionen auf den Webseiten der Archive mit Hilfe von Web 2.0-Konstruktionen oder auch durch innovative Newsletter erreicht werden.[45] Selbstverständlich helfen Tagungen wie diejenige in Weimar, die sich dem Thema widmen und die hier in diesem Band dokumentiert ist, die Verknüpfung von archivischer Erschließung und geschichtswissenschaftlichen Forschungsinteressen weiter zu intensivieren.

Perspektive Forschungsarchiv

Archive und Wissenschaftliche Sammlungen sollten sich der steigenden strategischen Bedeutung ihrer Institutionen als identitätsstiftende Wissensspeicher der Vergangenheit und Forschungsinfrastrukturen stärker bewusst sein und die Konsequenzen daraus ziehen und zu einer Neudefinition der Qualitätskriterien für ein modernes Archiv gelangen.[46] Die Potenziale sind in diesem Feld für Archive noch lange nicht ausgeschöpft, darauf hat der Wissenschaftsrat in seinen Empfehlungen 2011 noch einmal deutlich hingewiesen.[47] Bis heute sind Forschung und Archiverschließung insgesamt noch immer zu stark durch divergierende Eigenlogiken, Methoden und Ziele getrennt. Insbesondere die Debatte über das Verhältnis von historischer Forschung und Überlieferungsbildung wird tendenziell immer noch zu sehr von Vertretern der großen Archive dominiert, sodass diese Debatte stärker durch eine systematische Einbeziehung von Fachwissenschaftlern und insbesondere Historikern zu einem stärker integrierten und reflexiven forschungs- und archivstrategischen Dialog erweitert werden sollte. Der Ausbau von Archiven zu Forschungsarchiven analog zum bereits weiter entwickelten Vorbild der Forschungsmuseen[48] mit angestellten Historikern oder Archivaren, die ein Mandat und die ressourcenmäßige Ausstattung erhalten, selbst zu forschen, könnte für bestimmte Bereiche ein Königsweg sein, die noch nicht ausgeschöpften Potenziale in diesem wichtigen Zukunftsbereich unserer Informationsgesellschaft zu aktivieren.

[1] Mikuláš Čtvrtnik, Geistesgeschichte und neue archivische Bewertungstheorien. Beispiel eines möglichen Dialogs der Geschichtswissenschaft und des Archivvwesens, in: Archiv für Kulturgeschichte 95 (2013) 1, S. 1-18; Robert Kretzschmar (Red.), Archive und Forschung. Referate des 73. Deutschen Archivtags 2002 in Trier (Der Archivar, Beibd. 8), Siegburg 2003.

[2] Robert Kretzschmar, Archive als Dienstleister, Partner und Teil der Wissenschaft, in: Historisch-Politische Mitteilungen 16 (2009), S. 233-246, hier S. 237.

[3] Zum ISA und der Genese des IRS s. Christoph Bernhardt (Hg.), Die Wissenschaftlichen Sammlungen des Leibniz-Instituts für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS) zur Bau- und Planungsgeschichte der DDR

(Reihe: Quellen, Findbücher und Inventare des Brandenburgischen Landeshauptarchivs 25), Frankfurt am Main u.a. 2012, v.a. S. 13-19 sowie auf der Website der Wissenschaftlichen Sammlungen unter www.irs-net.de/profil/wissenschaftliche-sammlungen/ [Stand: 15.08.2014, gilt ebenfalls für alle nachfolgenden Hinweise auf Internetseiten].

[4] Vgl. dazu nähere Erläuterungen auf der Homepage des IRS www.irs-net.de/profil/index.php sowie http://www.irs-net.de/download/profil/IRS-Flyer-2014_web.pdf.

[5] Zur Leibniz-Gemeinschaft s. die Website der Forschungsgemeinschaft www.leibniz-gemeinschaft.de.

[6] Das Forschungsprogramm auf der Website des Instituts www.irs-net.de/download/forschung/IRSFP1214.pdf; das nächste Forschungsprogramm wird wegen der bevorstehenden Evaluierung des Instituts, die alle sieben Jahre durchgeführt wird, ausnahmsweise für vier Jahre (2015-2018) festgelegt.

[7] So bewegt sich das Archiv ständig im Rahmen der Anforderungen einer Forschungsabteilung, die ihr Profil in erster Linie entlang von Forschungslogiken und Publikationsergebnissen messen muss, während die geschichtswissenschaftlich orientierte Forschungsabteilung sich innerhalb eines raumwissenschaftlich forschenden Instituts befindet, das eher soziologisch und politikwissenschaftlich orientiert ist. Allerdings profitieren beide Gruppen auch jeweils von den interdisziplinären Befruchtungen der Kollegen aus den Nachbardisziplinen.

[8] Zu den wichtigsten gehören Gerhard Mahnken (Red.), “Reise nach Moskau”. Quellenedition zur neueren Planungsgeschichte. Dokumente zur Erklärung von Motiven, Entscheidungsstrukturen und Umsetzungskonflikten für den ersten städtebaulichen Paradigmenwechsel in der DDR und zum Umfeld des “Aufbaugesetzes” von 1950, hg. v. Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung (Regio doc: Dokumentenreihe des IRS 1), Berlin 1995 sowie Holger Barth/Thomas Topfstedt (Hg.), Vom Baukünstler zum Komplexprojektanten. Architekten in der DDR. Dokumentation eines IRS-Sammlungsbestandes biographischer Daten (Regio doc: Dokumentenreihe des IRS 3), Erkner 2000.

[9] Von dieser Tagungsreihe wurden inzwischen 13 Gespräche durchgeführt, die sich durch das besondere Format auszeichnen, dass hier nicht nur etablierte und junge Forscher zum Thema „Planungsgeschichte der DDR“ referieren, sondern auch die Planer und Architekten aus der DDR als Zeitzeugen und Mitdiskutanten dabei sind. Dies sorgt für eine rege Diskussionskultur und bietet Forschern (Interviews) und Archivaren (Vorlässe) exzellente Möglichkeiten der Kontaktaufnahme und Vernetzung. Die Werkstattgespräche wurden zumeist veröffentlicht, zuletzt Harald Engler/Ute Hasenöhrl/Andreas Butter (Hg.), Themenschwerpunkt Bau- und Planungsgeschichte, in: Deutschland-Archiv 4 (2012), S. 635-726. Eine Übersicht über die Veranstaltungsbereiche bietet die Website www.irs-net.de/aktuelles/veranstaltungen/index.php?datum=alt&typ=Werkstattgespr%C3%A4che.

[10] Mehr Informationen dazu unter www.irs-net.de/forschung/forschungsabteilung-5/index.php.

[11] Der entsprechende Abschnitt zur Historischen Forschungsstelle und den Wissenschaftlichen Sammlungen im Forschungsprogramm 2012-2014 unter www.irs-net.de/download/forschung/IRSFP1214.pdf, S. 77-90.

[12] Das Leitprojekt „Freiraumgestaltung als Urbanisierungsstrategie zwischen Herrschaft und Öffentlichkeit im deutsch-deutschen Vergleich“ wird näher vorgestellt auf der Website www.irs-net.de/forschung/forschungsabteilung-5/leitprojekt.php.

[13] Näheres zu diesem Projekt auf der Webseite http://www.irs-net.de/forschung/forschungsabteilung-5/DDR-Bezirke/index.php.

[14] Zu den biographischen Forschungen vgl. v.a. die Websites www.irs-net.de/forschung/forschungsabteilung-5/projekte.php sowie www.irs-net.de/forschung/forschungsabteilung-5/biografische-ausstellungen.php.

[15] Dieser Schwerpunkt ist dokumentiert auf www.irs-net.de/download/aktuelles/RG29_Engler.pdf sowie Harald Engler, Women Architects between Emancipation and Professional Obstinacy, in: Michela Rosso (Ed.),

Invastigating and Writing Architectural History. Subjects, Methodologies and Frontiers. Papers from the Third EAHN International Meeting, EHN Torino 2014, S. 835-845 auf der Website www.eahn2014.polito.it/EAHN2014proceedings.pdf.

[16] Weitere Informationen zu den früheren Digitalisierungsprojekten der Wissenschaftlichen Sammlungen finden sich auf der Website www.irs-net.de/forschung/forschungsabteilung-5/DigiPEER/index.php.

[17] Insgesamt zu den Wissenschaftlichen Sammlungen s. Harald Engler, Wissenschaftliche Sammlungen des IRS zur Bau- und Planungsgeschichte der DDR, in: Heinz Peter Brogiato/Klaus-Peter Kiedel (Hg.), Forschen – Reisen – Entdecken. Lebenswelten in den Archiven der Leibniz-Gemeinschaft, Halle (Saale) 2011, S. 165; Alexander Obeth, Die Wissenschaftlichen Sammlungen des Leibniz-Instituts für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS) – Bau- und Planungsgeschichte in den neuen Bundesländern, in: Michael Farrenkopf (Bearb.), Vom Entwurf zum Depositum. Über den wissenschaftlichen Umgang mit dem zeichnerischen Nachlass der Industrie, Bochum 2007, S. 26-42.

[18] Siehe dazu den Bestand A12 „Dokumentation zu städtebaulichen Wettbewerben“ in der Online-Beständeübersicht unter www.irs-net.de/profil/wissenschaftliche-sammlungen/Onlinefindbuecher/Bestand/index.htm.

[19] Siehe dazu den Bestand A5 „Abteilung Wohngebiete und Neubaugebiete/Begutachtung von Bebauungskonzeptionen“ in der Online-Beständeübersicht unter www.irs-net.de/profil/wissenschaftliche-sammlungen/Onlinefindbuecher/Bestand/index.htm.

[20] Siehe dazu den Bestand A4 „Abteilung Generalbebauungsplanung“ in der Online-Beständeübersicht unter www.irs-net.de/profil/wissenschaftliche-sammlungen/Onlinefindbuecher/Bestand/index.htm.

[21] Der Bestand des ISA in der Bestandsgruppe A „Institut für Städtebau und Architektur (ISA)“ in der Online-Beständeübersicht www.irs-net.de/profil/wissenschaftliche-sammlungen/Onlinefindbuecher/Bestand/index.htm sowie in der gedruckten Fassung bei Bernhardt, Die Wissenschaftlichen Sammlungen, wie Anm. 3, S. 19-33.

[22] Zu den illustren Vor- und Nachlässen der Wissenschaftlichen Sammlungen des IRS gehören Bestände von so wichtigen Planern und Architekten wie Bruno Flierl, Egon Hartmann, Max Berg, Wolfgang Urbanski u.a. Siehe dazu die Bestandsgruppe C „Nachlässe und Persönliche Bestände“ unter www.irs-net.de/profil/wissenschaftliche-sammlungen/Onlinefindbuecher/Bestand/index.htm.

[23] Bestand B „Bund der Architekten (BdA) der DDR“ unter www.irs-net.de/profil/wissenschaftliche-sammlungen/Onlinefindbuecher/Bestand/index.htm. Zum DigiPortA-Projekt s. Anm. 36 u. 37.

[24] Das Bildarchiv als Gruppe D unter www.irs-net.de/profil/wissenschaftliche-sammlungen/Onlinefindbuecher/Bestand/index.htm.

[25] Das Projekt DigiPEER auf den Webseiten des IRS www.irs-net.de/forschung/forschungsabteilung-5/DigiPEER/index.php sowie zum Gesamtprojekt www.digipeer.de. Vgl. auch den Beitrag des Projektbearbeiters Andreas Butter, Potentiale der planungsgeschichtlichen Quellenbestände im IRS Erkner für die raumbezogene Forschung, in: www.digipeer.de/index.php?static=34.

[26] Die Bestände D_2 und C_12 in der Beständeübersicht www.irs-net.de/profil/wissenschaftliche-sammlungen/Onlinefindbuecher/Bestand/index.htm. Dazu auch Harald Engler, Die “Landschaftsdiagnose”. Politikum der frühen DDR, in: Brogiato/Kiedel, Forschen, wie Anm. 17, S. 114 f.

[27] Zur Bibliothek des IRS s. die Website www.irs-net.de/profil/bibliothek/index.php.

[28] Gerhard Fouquet, Was erwartet die Stadtgeschichtsforschung von den Archiven?, in: Kretzschmar, Archive und Forschung, wie Anm. 1, S. 327-345.

[29] Stephanie Oertel, Tagungsbericht „Digitalisierung im Archiv – Neue Wege der Bereitstellung des Archivguts“. 18. Archivwissenschaftliches Kolloquium, 26.11.2013-27.11.2013, Marburg, in: H-Soz-u-Kult, 13.02.2014, http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=5228.

[30] Vielleicht könnten auch Wiki-Funktionen oder ähnliche Infosysteme auf Archiv-Websites mit der Weiterleitung von potenziellem Erschließungsmaterial in Archiven an die Forscher hilfreich sein und als Kommunikationsinstrument ausgebaut werden; s. Gert Kollmer-von Oheimb-Loup, Archivare und Wissenschaft. Zum Wirken von Archivaren in Wissenschaft und Lehre, in: Robert Kretzschmar (Hg.), Staatliche Archive als landeskundliche Kompetenzzentren in Geschichte und Gegenwart. Zum 65. Geburtstag von Volker Rödel, Stuttgart 2010, S. 199-216.

[31] Kretzschmar, Dienstleister, wie Anm. 2, S. 233-237; Ulrich Hussong, Historische Forschung als Aufgabe von Kommunalarchiven, in: Kretzschmar, Archive und Forschung, wie Anm. 1, S. 143-149; Wolfgang Ribbe, Der Archivar als Historiker, in: Klaus Dettmer (Hg.), “Es wächst zusammen, was zusammengehört”. Beiträge zum wissenschaftlichen Kolloquium zu Ehren von Jürgen Wetzel am 25. November 2003 im Landesarchiv Berlin, Berlin 2004, S. 155-164.

[32] Vgl. die Dokumentation der Werkstattgespräche auf der Seite www.irs-net.de/aktuelles/veranstaltungen/index.php?datum=alt&typ=Werkstattgespr%C3%A4che.

[33] Vgl. Anm. 25.

[34] Zahlreiche Forscher der Historischen Forschungsstelle engagieren sich aktiv in der Lehre an der Technischen Universität Berlin, der Universität Potsdam sowie der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus.

[35] Zum Wert von digitalen Informationssystemen für Archive s. Volker Schockenhoff, Useless Information? Archivwissenschaft und ihre Perspektiven in der Informationsgesellschaft, in: Kretzschmar, Archive und Forschung, wie Anm. 1, S. 105-114; Ulrich Nieß, Findmittel multimedial. Eine Antwort der Archive auf die Internetgeneration?, in: ebd., S. 247-257; Manfred Thaller, “Wie ist es eigentlich gewesen, wenn das Gedächtnis virtuell wird?” Die historischen Fächer und die digitalen Informationssysteme, in: Rainer Hering (Hg.), Forschung in der digitalen Welt. Sicherung, Erschließung und Aufbereitung von Wissensbeständen. Tagung des Staatsarchivs Hamburg und des Zentrums “Geisteswissenschaften in der digitalen Welt” an der Universität Hamburg am 10. und 11. April 2006 (Veröffentlichungen aus dem Staatsarchiv der Freien und Hansestadt Hamburg 20), Hamburg 2006, S. 13-28.

[36] Zum Arbeitskreis der Archive der Leibniz-Gemeinschaft s. www.leibniz-gemeinschaft.de/ueber-uns/organisation/arbeitskreise/arbeitskreis-archive/; die Mitgliedsarchive sind aufgelistet unter www.leibniz-gemeinschaft.de/infrastrukturen/archive/; ausführliche Informationen zu den einzelnen Archiven bietet die Broschüre Michael Farrenkopf (Red.), Arbeitskreis Archive der Leibniz-Gemeinschaft. Mitglieder, Bestände, Aufgaben, Berlin 2009, die auch im Netz verfügbar ist www.leibniz-gemeinschaft.de/fileadmin/user_upload/downloads/Infrastruktur/Broschuere_WGL_AK_Archive_09-01-10.pdf.

[37] Zur Zielstellung und Gesamtstruktur des Projekts s. die Website beim Deutschen Museum in München www.deutsches-museum.de/archiv/projekte/digiporta/; Fabienne Huguenin, Projekt: Digitalisierung und Erschließung von Porträtbeständen in Archiven der Leibniz-Gemeinschaft (“DigiPortA”), in: H-Soz-u-Kult, 21.03.2013, http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/projekte/id=445.

[38] Zum BdA s. Harald Engler, Das institutionelle System des DDR-Bauwesens und die Reformdebatte um den Städtebau in den 1980er-Jahren. Ein Problemaufriss, in: Christoph Bernhardt/Thomas Flierl/Max Welch Guerra (Hg.), Städtebau-Debatten in der DDR. Verborgene Reformdiskurse, Berlin 2012, S. 71-104, hier v.a. S. 81.

[39] Vgl. zu diesem Thema insgesamt sowie zur Wiederentdeckung eines Architekten Harald Engler, Wilfried Stallknecht und das industrielle Bauen. Ein Architektenleben in der DDR, Berlin 2014, v.a. S. 11-13 u. S. 89.

[40] Zum Projekt DigiPortA der Wissenschaftlichen Sammlungen s. die Website www.irs-net.de/forschung/forschungsabteilung-5/digiporta/index.php.

[41] Inge Wolf, Bauhistorische Sammlungen und ihre Nutzer. Möglichkeiten und Grenzen der inhaltlichen Erschließung. Erfahrungsbericht aus dem Archiv des Deutschen Architekturmuseums, in: Jan Richarz (Hg.), Architektur im Archiv. Der archivische Umgang mit Überlieferungen aus den Bereichen Architektur, Stadtplanung und Ingenieurwesen. Tagung am 11. und 12. September 2007 in der Abtei Brauweiler, Köln 2010. S. 45-54.

[42] Vgl. dazu das Findbuch zum Bestand C_22 Vorlass Wilfried Stallknecht auf der Website www.irs-net.de/profil/wissenschaftliche-sammlungen/Onlinefindbuecher/Stallknecht/index.htm.

[43] Engler, Stallknecht, wie Anm. 39 sowie auf der Website des Verlags www.lukasverlag.com/in-vorbereitung/titel/367-wilfried-stallknecht-und-das-industrielle-bauen.html.

[44] Der Nachlass von Egon Hartmann konnte 2010 nach Erkner gebracht werden; s. dazu das online gestellte Findbuch von Anja Pienkny mit weiteren Hinweisen und Informationen über den Bestand unter www.irs-net.de/profil/wissenschaftliche-sammlungen/Onlinefindbuecher/Hartmann/index.htm.

[45] Mario Glauert, Archiv 2.0. Vom Aufbruch der Archive zu ihren Nutzern, in: Heiner Schmitt (Hg.), Archive im digitalen Zeitalter. Überlieferung, Erschließung, Präsentation (Tagungsdokumentation zum Deutschen Archivtag 14), Neustadt a. d. Aisch 2010, S. 43-54; Joachim Kemper u.a., Archivische Spätzünder? Sechs Web 2.0-Praxisberichte, in: Archivar. Zeitschrift für Archivwesen 65 (2012) 2, S. 136-143.

[46] Angelika Menne-Haritz, Archive und Archivwissenschaft in Deutschland an der Schwelle des 21. Jahrhunderts, in: Comma (2004) 3/4, S. 161-170; Dietmar Schenk, “Aufheben, was nicht vergessen werden darf”. Archive vom alten Europa bis zur digitalen Welt, Stuttgart 2013, v.a. S. 193-208.

[47] Wissenschaftsrat, Empfehlungen zu wissenschaftlichen Sammlungen als Forschungsinfrastrukturen, Berlin 2011.

[48] Vgl. hierzu die Website der Leibniz-Gemeinschaft mit ihren Forschungsmuseen www.leibniz-gemeinschaft.de/institute-museen/forschungsmuseen/ sowie Claudia Hauser/Martina Loch (Red.), Museen. Forschung, die sich sehen lässt,. hg. v. Bundesministerium für Bildung und Forschung, Bonn 2012; Reinhold Leinfelder, Wie kann Wissenschaft für die Öffentlichkeit attraktiv gestaltet werden? Ein Vorgehen mit allen Sinnen am Beispiel des Museums für Naturkunde Berlin, in: Michaela Knust/Anke Hanft (Hg.), Weiterbildung im Elfenbeinturm!?, Münster 2009, S. 115-121.

Quelle: http://archivamt.hypotheses.org/1194

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Wissenschaftliches Rundgespräch zur Archivgutdigitalisierung

Am 26. Mai waren wir bei einer wichtigen Diskussion in der Archivschule in Marburg. Vertreter der Archive und Wissenschaftler aus der Forschung diskutierten über das wichtige Thema Digitalisat, was aus der aktuellen Forschung in vielen Fächern kaum mehr wegzudenken ist.

Die scheidene Projektkoordinatorin Stephanie Oertel hat jetzt einen Bericht dazu geschrieben, der die Wünsche und Probleme beider Seiten zum Thema Digitalisierung präsentiert und zusammenbringt. Er kann als Anregung für weitere Diskussionen zu diesem Thema dienen.

Der gleiche Bericht findet sich auf: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=5567&count=5340&recno=35&sort=datum&order=down

Vielen Dank an die Autorin Stephanie Oertel.

Wissenschaftliches Rundgespräch zur Archivgutdigitalisierung

Von Stepanie Oertel

ArchivschuleMAR„Wenn ich mir was wünschen dürfte. Wunsch(t)raum Archiv für NutzerInnen im digitalen Zeitalter“ lautete einer der Vortragstitel auf dem 18. Archivwissenschaftlichen Kolloquium am 26. und 27. November 2013 in Marburg: SYLVIA NECKER (damals IRS, Erkner) ging in ihm auf eine mögliche Beständepriorisierung für die Archivgutdigitalisierung, das Rechercheverhalten und die Möglichkeiten eines digitalen Archivs aus wissenschaftlicher Sicht ein. Ihre Anregungen und auch die der anderen Referenten aus der Wissenschaft, den Bibliotheken und den Museen zeigte ein Potential auf, das innerhalb des DFG-geförderten Produktivpiloten „Digitalisierung von archivalischen Quellen“ genutzt werden soll. Ziel ist es, in den zukünftigen Digitalisierungsstrategien der Archive die Sicht und die Bedürfnisse der Nutzer stärker als bisher zu berücksichtigen. Die Koordinierungsstelle des DFG-geförderten Produktivpiloten „Digitalisierung von archivalischen Quellen“ nahm das wissenschaftliche Interesse am Thema, das im Kolloquium signalisiert wurde, zum Anlass und lud Forscher verschiedener geistes-, sozial- und wirtschaftswissenschaftlicher Sparten zu einem vertieften Austausch ein. Am 26. Mai 2014 fand dazu ein wissenschaftliches Rundgespräch in der Archivschule Marburg statt. Die Wissenschaftler diskutierten gemeinsam mit den Projektpartnern des Produktivpiloten die Möglichkeiten der digitalen Bereitstellung von archivalischen Quellen. Der Austausch fand als offenes Plenum statt. Die wichtigsten Gesprächsthemen werden nachfolgend zusammenfassend dargestellt:

1. Auswahl – Priorisierung

Der enorme Archivalienumfang ist ein möglicher Grund, warum die Digitalisierung in den deutschen Archiven bislang noch nicht umfassend voran geschritten ist. Da aus wirtschaftlichen Gründen eine Totaldigitalisierung nicht möglich ist, muss aus den als archivwürdig bewerteten Beständen eine relevante Auswahl getroffen werden. CLEMENS REHM (Landesarchiv Baden-Württemberg) veranschaulichte dies am Beispiel einer Priorisierungsliste, die lediglich 7 Prozent des Archivguts des Landesarchivs Baden-Württemberg umfasst und für deren Digitalisierung eine Summe von ca. 88 Millionen Euro bereitgestellt werden muss. Grundlage der Priorisierung sind aktuelle Forschungsschwerpunkte. Sie beinhaltet vorrangig Rückgratbestände, hoch frequentierte Bestände, Bestände zu Jubiläen und diejenigen, die von Bestandserhaltungsaspekten betroffen sind. Niedrig priorisiert werden hingegen schutzfristenbehaftete Bestände, bspw. Daten von Finanzämtern, die aus rechtlichen Gründen nicht online gestellt werden dürfen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass nur mit einer Veröffentlichungsmöglichkeit der Digitalisate eine DFG-Förderung möglich ist. Für schutzfristenbehaftete Bestände findet diese Finanzierungsmöglichkeit keine Anwendung.

Von Seiten der Wissenschaft wurde angeregt, die Bestände, die die Grundlagenforschung bedienen, hoch zu priorisieren und möglichst als komplette Bestände online zu stellen. Zudem sollten alle Findmittel digital recherchierbar sein. Die Digitalisate, die bei der digitisation-on-demand Methode und der Sicherungsverfilmung entstehen, sind ebenfalls für die digitale Bereitstellung zu berücksichtigen. Neben ihren eigenen Forschungsschwerpunkten empfahlen die Wissenschaftler auch die digitale Bereitstellung von vollständig unbekannten Materialien, die wiederum neue potentielle Forschungsmöglichkeiten eröffnen.

Auf die wissenschaftlichen Anregungen folgten zum Teil archivarische Bedenken. Argumentiert wurde, dass die digitalen Auftragsbestellungen (digitisation-on-demand) meist nur wenige Seiten umfassen und eine Digitalisierung des vollständigen Bestandes mit Einbindung der notwendigen Kontextinformationen nicht finanziert werden kann. Zu den Kontextinformationen zählen die Bestandsinformationen im Findbuch und in der Klassifikation, sowie die Tektonik aller Bestände im jeweiligen Archiv und die Metadaten zum Digitalisat. Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass die Digitalisate, die parallel zur Schutzverfilmung entstehen, deutliche Qualitätsverluste beinhalten können.

2. Erschließung und Digitalisierung
2.1 Erschließungstiefe

Der Wunsch nach möglichst vielen digitalen Beständen mit flacher Erschließung wurde von den Forschern aus den Kreisen der Digital Humanities geäußert und als Beispiel die Protokolle der Behörden genannt. Die Archivare wiesen auf die Fehlerquellen hin, die die Umsetzung dieses Wunsches mit sich bringen würde. Werden Digitalisate nicht oder nur rudimentär erschlossen, kann deren Analyse zu Fehlinterpretation führen, da dem Benutzer die Informationen zur Rekonstruktion der ursprünglichen Zusammenhänge im Bestand fehlen. Die Interpretation des einzelnen Digitalisats kann mit dem Image und dem Dateinamen nicht ausreichend durchgeführt werden. Aus gutem Grund ist die Erschließung der Bestände mit der Darstellung der Bestands- und Behördengeschichte und der Bereitstellung weiterer Informationen eine Fachaufgabe im Archiv. Die meisten Historiker sind sich der Bedeutung der Informationsquelle bewusst. Sie sollte auch allen zukünftigen Wissenschaftlern vermittelt und in digitaler und gut ablesbarer Form bereitgestellt werden.

2.1 Normdaten

Die Normdatenerhebung und damit die Verzeichnung von normierten Begriffen ist bei der Erschließung der Bestände und ihrer digitalen Bereitstellung ein wissenschaftlicher Zusatzgewinn. Das automatische Auslesen durch den Einsatz der OCR (Optical Character Recognition) – Technologie für handschriftliche Quellen zeigt eine hohe Fehlerquelle auf. Aus diesem Grund sind hier die weiteren technischen Entwicklungen abzuwarten.

2.3 Crowdsourcing

Crowdsourcing könnte die Lücke zwischen Erschließungsansprüchen der Forschung und Erschließungsnormen der Archive verkleinern, wenn ein gegenseitiger Nutzen realisiert wird. Den Archivaren und Forschern ist das große Kooperationspotenzial mit Synergien auf beiden Seiten bewusst. Für die manuelle Anreicherung wird eine bedienerfreundliche Infrastruktur für effektives Arbeiten mit geringem Zeitaufwand angeregt. Dabei sollten Modulationen und semantische Bausteine ebenfalls berücksichtigt werden. Als Mangel wird bislang der Datenaustausch und damit die fehlenden Schnittstellen für die Einbindung der Daten in eine Forschungsumgebung und in das archivische Informationssystem gesehen. Hierfür bietet sich als technische Lösung das Daten-Harvesting zum automatischen Abgleich der Daten zwischen den Institutionen an.

3. Auffindbarkeit der Quellen (Persistent Identifier und Speicherort)

Für den Persistent Identifier empfahl PATRICK SAHLE (Universität Köln) eine „sprechende“ Signatur, die feingranular auf die einzelne Seite verweist, und die Bereitstellung der dazugehörigen technischen Metadaten. Die Umsetzung dieser Anregung beinhaltet enorme Personalkosten, die in einem Digitalisierungsprojekt nicht aufgebracht werden können, bemerkte MARTINA WIECH (Landesarchiv Nordrhein-Westfalen). Hier müssen automatische und halbautomatische Verfahren etabliert und weitere Möglichkeiten gefunden werden, damit Digitalisierungsprojekte realisiert werden können. HUBERT LOCHER (Bildarchiv Foto Marburg) wies darauf hin, wie essentiell ein verlässlicher Speicherort zum Zitieren der elektronischen Quelle sei.

Mit dem digitalen Wandel in der Informationstechnologie sind gerade auch die Begrifflichkeiten zu klären. Was ist die originale Quelle? In erster Hinsicht ist es das Unikat. Ist es aus bestandserhaltenden Gründen nicht mehr lesbar, tritt an dessen Stelle die digitale Kopie mit dem Informationsgehalt. In wissenschaftlichen Arbeiten sind möglichst beide Verweise, sowohl die analogen als auch die digitalen, aufzulisten und sollten daher in der digitalen Bereitstellung ablesbar sein.

4. Verwertung der Daten

Neben manuellen Quellenauswertungen werden heute immer häufiger automatische Auswertungen von Metadaten in der Forschung eingesetzt, die einen effizienten wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn versprechen. Die Aufgabe der Archivare ist dabei die Datenbereitstellung. Das in der Archivwelt etablierte Format EAD (Encoded Archival Description) sollte in seiner Funktion als Austauschformat genutzt und in Forschungsinfrastrukturen eingebunden werden.

Der hohe Aufwand, für die Nachbearbeitung der OCR-Erkennung ist in der Projektplanung für die Digitalisierung von archivalischen Quellen zu berücksichtigen. Der Anspruch ist, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geforderte Fehlergenauigkeit von 99,98 % für maschinenschriftliche und 98 % für handschriftliche Quellen zu garantieren. STEPHAN HOPPE (Institut für Kunstgeschichte München) bemerkte, dass auch ein fehlerfreies Arbeiten mit 80 %iger Genauigkeit einen Forschungsgewinn erbringt.

5. Vernetzung

Ein möglichst hoher Grad an Transparenz wurde für die Digitalisate angeregt und hierfür eine Ampelstrategie für die digitale Präsentation vorgeschlagen. Auf die Kooperation und den Austausch zwischen Bibliotheken, Museen und Archiven wurde aus wissenschaftlicher Sicht mehrfach hingewiesen. Im digitalen Zeitalter nähern sich die Merkmale der Sammlungstypen generell einander an. Der Mehrwert liegt hier in der Nachnutzung der technischen Errungenschaften und der Ausbildung gemeinsamer Standards innerhalb der Gedächtnisinstitutionen unter Einbindung der Forschung.

Fazit

Das wissenschaftliche Rundgespräch war auf beiden Seiten gewinnbringend und lädt zur Verstetigung des Austauschs ein. Deutlich wurden die verschiedenen Sichtweisen der Wissenschaftler, die zum Teil stark divergierten. Der Wunsch möglichst bald und möglichst viele Bestände online recherchieren zu können, wurde hingegen von allen Wissenschaftlern geäußert. Die Anregungen fließen in den Produktivpiloten ein und werden aktuell unter wirtschaftlichen und rechtlichen Gesichtspunkten auf ihre Umsetzbarkeit geprüft. Die spartenübergreifenden Gespräche werden weiter intensiviert. Das Protokoll zum wissenschaftlichen Rundgespräch ist auf der Projektseite der Archivschule Marburg abrufbar.[1]

Übersicht zum wissenschaftlichen Rundgespräch

Irmgard Ch. Becker (Archivschule Marburg): Begrüßung und Vorstellung des Produktivpiloten

Vorstellungsrunde der Teilnehmer

Offenes Plenum:
a)Auswahl – Priorisierung
b)Verhältnis zwischen Erschließung und Digitalisierung
-Erschließung (flach – tief / Quantität – Qualität)
-Normdaten
-Crowdsourcing – Bereitschaft der Forschung
c)Auffindbarkeit der Quellen (Persistent Identifier und Speicherort)
-Zitieren der archivalischen digitalen Quelle
d)Verwertung der Daten
-Auslesen der Metadaten / automatisierte Auswertung (Erschließungsinformationen, digitalisiertes Archivgut)
e)Vernetzung
-Metadaten und Archivalien
-Projekte

Irmgard Ch. Becker (Archivschule Marburg): Zusammenfassung und Ausblick

Anmerkung:
[1] Protokoll zum wissenschaftlichen Rundgespräch Link < archivschule.de/uploads/Forschung/Digitalisierung/Veranstaltungen/Protokoll_wissenschaftlichen_Rundgespraechs_zur_Archivgutdigitalisierung_2014-05-26.pdf> (Stand: 24.07.2014).

Quelle: http://archivamt.hypotheses.org/1131

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Digitalisierungsstrategien in Deutschland – Versuch einer Bestandsaufnahme

 

ArchivpflegeCover80_14

Dass die einfache und fachfremde Idee “Warum digitalisieren wir nicht alles und werfen den Rest weg?” nicht umsetzbar ist, ist inzwischen jedem klar, der in einem Archiv arbeitet.( Oder sollte es zumindest sein) Aber warum gibt es keine zentralen Digitalisierungsstrategien des Bundes wie z.B. in den Niederlanden? Warum dies in Deutschland anders ist und was in Deutschland auf dem Bereich Digitalisierung überhaupt geschieht ist das Thema des Beitrags von Marcus Stumpf. Der Beitrag beruht aus einem Vortrag beim Deutsch-Niederländischen Archivkolloquium 2013 und ist in der aktuellen Archivpflege 80/2014 abgedruckt.

Digitalisierungsstrategien in Deutschland – Versuch einer Bestandsaufnahme

von Marcus Stumpf

Um es vorweg zu nehmen: Eine nationale Digitalisierungsstrategie gibt es in Deutschland nicht und wird es wohl auch zukünftig aufgrund der föderalistischen Struktur der Bundesrepublik und der Kulturhoheit der Länder kaum geben. Und selbst wenn man regionale und institutionsbezogene Digitalisierungsstrategien in die Betrachtung mit einbezieht, was im Folgenden geschehen soll, fällt die Bestandsaufnahme relativ ernüchternd aus. Die Strategiediskussion ist offenkundig in Deutschland noch nicht so weit vorangeschritten, dass sich daraus ein reicher Fundus an Beispielen ergeben würde.

Bevor nun Ansätze der Strategiediskussion diskutiert werden, soll der internationale und nationale Rahmen kurz in den Blick genommen werden, ohne den die in Deutschland gerade einsetzende Diskussion nicht zu verstehen ist.

Vor einigen Jahren hat die Smithsonian Institution in den USA, die größte Forschungs- und Bildungseinrichtung der Welt, in der allein 18 Museen zusammengefasst sind, unter dem Titel „Inspiring Generations through Knowledge and Discoverya Smithsonian for the 21st century eine neue Strategie veröffentlicht. Ihre Vision lautet „Sharing our resources with the world und daher wird unter den strategischen Zielen auch die Ausweitung des Zugangs (broadening access) durch die Digitalisierung als ein ganz wesentliches Ziel benannt: „Digitizing the collections and making them accessible online are major Institutional priorities“.[1] Zu dieser solchermaßen explizit formulierten Priorität hat das Smithsonian kürzlich ein eigenes Strategiepapier vorgelegt. In diesem beschreibt der Direktor der Smithsonian Institution, G. Wayne Clough, die Ausgangslage: „Today’s digital revolution is providing a dizzying array of tools that offer opportunities for learning institutions all over the world to become more vibrant and accessible. This revolution provides the means to share vital information, enabling people to learn more, shape informed opinions, and make decisions in their daily lives. Suddenly, everybody can have access to information that previously was only available to the experts.” […]

„We at museums, libraries, and archives must ask: How can we prepare ourselves to reach the generation of digital natives who bring a huge appetite — and aptitude for the digital world?”[2]

Bemerkenswert ist – gerade vor dem Hintergrund der archivarischen Diskussion in Deutschland zur Digitalisierung – der große Enthusiasmus von Clough in Bezug auf die erwarteten Effekte einer Ausweitung des Onlinezugangs zu den Museums- und Sammlungsbeständen des Smithsonian. Als Selbstverpflichtung postuliert wird eine Demokratisierung des Zugangs zu den Beständen: „We can help all the people, not just a few of the people, to understand our culture, the cultures of other countries, and life in all its dimensions.”[3] Nicht mehr nur Experten können nun die Bestände nutzen, sondern jedermann; niemand muss mehr zwingend an die Orte reisen, an denen Kulturgut aufbewahrt wird, sondern kann aus der Ferne recherchieren, rezipieren und forschen. Clough sieht sich ferner in der Pflicht, den Rezeptionsgewohnheiten und -erwartungen der ‚Digital natives‘ entgegen zu kommen. Da diese die Angebote des Web 1.0 und des Web 2.0 anders, intensiver und intuitiver nutzen werden als Menschen, die vor der digitalen Revolution zur Welt gekommen sind, müssten auch die digitalen Angebote ausgeweitet und intuitiver nutzbar gemacht werden.[4]

Abb. 1: http://www.si.edu/content/gwc/BestofBothWorldsSmithsonian.pdf (S. 70)Abb1. Best of Both Worlds: Museums, Libraries, and Archives in a Digit

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Fotomontage aus dem Strategiepapier des Smithsonian veranschaulicht den vielfach zu beobachtenden Wandel der Rezeptionsgewohnheiten im digitalen Zeitalter; – einen Wandel, der für Archive und andere Kulturgut bewahrende Institutionen Konsequenzen nach sich zieht: Klassische Aneignungstechniken wie das geduldige Betrachten, das Speichern im Gedächtnis und das Exzerpieren werden zunehmend ersetzt durch das schnelle Fotografieren oder Kopieren. Man sichert sich Bilder und Texte quasi im Vorbeigehen, um sie jederzeit wieder aufrufen, betrachten und irgendwann später in Ruhe studieren zu können. Aufgrund dieses grundlegenden Wandels ziehen es Archivbenutzerinnen und -benutzer immer öfter vor, Archivgut digital zu benutzen. Eine wachsende Benutzergruppe nutzt aus Kostengründen nur noch aus der Ferne, indem sie nach Onlinerecherche und E-Mailauskunft Scans ordert. Im Lesesaal sinkt zunehmend die Verweildauer der Nutzenden, weil diese sich zwar die Originale vorlegen lassen, aber dann ohne tiefere Befassung und Lektüre direkt zur Digitalkamera greifen oder Scans bestellen. Diese Entwicklung ist natürlich nicht neu, wird sich aber wohl weiter verstärken, je besser und umfangreicher die digitalen Angebote der Archive werden.

 

Europeana und Deutsche Digitale Bibliothek

Das sicherlich bekannteste Projekt in Europa, das den mutmaßlichen „Riesenhunger der Digital Natives“ auf digitalisiertes Kulturgut stillen will, ist die Europeana. Sie wurde im Jahr 2005 von den Regierungen der EU-Mitgliedsstaaten Frankreich, Polen, Deutschland, Italien, Spanien und Ungarn angeregt, und am 20. November 2008 von Manuel Barroso und der zuständigen EU-Kommissarin Viviane Reding freigeschaltet,[5] für EU-Verhältnisse also in bemerkenswerter Geschwindigkeit realisiert.

2009 waren in der Europeana bereits fünf Mio. digitale Objekte eingestellt, im Juli 2010 zehn Mio. und pünktlich zum fünften Geburtstag des Portals standen Ende November 2013 rd. 30 Mio. Digitalisate online.[6] Die Europeana wächst also kontinuierlich, um ihrem selbst gesetzten Anspruch gerecht zu werden, „to be a catalyst for change in the world of cultural heritage [and] to create new ways for people to engage with their cultural history, whether it’s for work, learning or pleasure”. [7] Diese Zielsetzung kommt derjenigen nahe, die der Direktor der Smithsonian Institution für seine Museen gesetzt hat.

Deutschland ist mit zurzeit 4,4 Mio. digitalen Objekten der größte Datenlieferant der Europeana, der Anteil an den 30 Mio. Einzelobjekten beträgt damit knapp 15%. Glaubt man der jüngsten veröffentlichten Nutzerstatistik der Europeana,[8] kommen außerdem die meisten Nutzerinnen und Nutzer aus Deutschland: 712.000 Zugriffe auf die Webseiten der Europeana, im Vergleich etwa zu 615.000 aus Frankreich, 322.000 aus den Niederlanden oder 290.000 aus Spanien.[9]

In Gestalt der Deutschen Digitalen Bibliothek (DDB) liegt nun auch eine nationale Plattform vor, die sich als Hauptaggregator für die Europeana etablieren soll. Träger der DDB ist das sogen. Kompetenznetzwerk, das aus von Bund, Ländern und Kommunen getragenen Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen besteht.[10] Noch befindet sich die DDB im Beta-Betrieb und es ist daher alles andere als einfach, sich einen Gesamtüberblick über vorhandene digitale Bestände in deutschen Archiven, Bibliotheken, Museen und anderen Wissenschaftseinrichtungen zu verschaffen. Will man dies tun, kann man hilfsweise über die Webseite http://www.kulturerbe-digital.de recherchieren, auf der zahllose Projekte gelistet, kurz beschrieben und verlinkt sind.[11]

 

07_Stumpf_Abb_2_Kulturerbe_digitalAbb. 2:  Kulturerbe digital

 

 

 

 

 

 

 

 

Man sieht also, dass die virtuelle Infrastruktur in Deutschland im Entstehen ist und die bestehenden Angebote – neben der DDB und der Europeana auch etablierte spartenübergreifende Portale wie das BAM-Portal[12] und die regionalen Archivportale[13] – auch genutzt werden. Auch über die genannten Portale hinaus ist die Portalsituation sehr bunt. Allein die Bibliotheken haben neben ihren Verbundkatalogen sehr gut etablierte Angebote wie etwa das „Zentrale Verzeichnis digitalisierter Drucke“ (ZVDD) zur Recherche und Ansicht der Digitalisate aus den großen Projekten zur Digitalisierung der Drucke des 16., 17. und 18. Jh. (VD16, VD17 und VD18),[14] „Kalliope“ für Nachlässe und Autographen,[15] und für mittelalterliche Handschriften die – in Bibliothekskreisen allerdings nicht unumstrittene und technologisch überarbeitungsbedürftige – Plattform „Manuscripta Mediaevalia“.[16]

Ob die DDB also einmal das digitalisierte Kulturgut (Metadaten und Content) aus Deutschland vollständig aggregieren wird, bleibt abzuwarten.

Mindestens genauso wichtig wie die Plattformen selbst ist indes die Frage, welches Kulturgut digitalisiert werden soll, denn dass das Archiv-, Bibliotheks-, Museums- und Sammlungsgut jemals vollständig online sein wird, darf mit Fug bezweifelt werden. Die Kulturgut verwahrenden Einrichtungen müssen zwangsläufig Prioritäten setzen.

Hier fehlt es – anders als in anderen Ländern[17] – noch an übergreifenden Strategien, die nicht nur den Ist-Zustand beschreiben (wer hat bereits was mit welchen Mitteln digitalisiert), sondern definieren, welche langfristige Entwicklung angestrebt wird und welche Prioritäten bei der Digitalisierung gesetzt werden sollen.

 

Strategien und Strategieansätze in Deutschland

Im März 2011 legte der Deutsche Bibliotheksverband ein Thesenpapier zur Digitalisierung vor. Unter dem Titel „Deutschland braucht eine nationale Digitalisierungsstrategie!“ werden der Auf- und Ausbau der Deutschen Digitalen Bibliothek und „verstärkte Anstrengungen für die Digitalisierung“ gefordert, der zusätzliche Finanzbedarf der Bibliotheken für die Jahre 2012–2016 wird auf 10 Mio. Euro jährlich beziffert.[18]

Mit diesem Papier gelangte das Thema zumindest vorübergehend auf die bundespolitische Agenda. Im Deutschen Bundestag wurde am 26. Januar 2012 von der schwarz-gelben Parlamentsmehrheit der Antrag verabschiedet, die Regierung solle eine „Digitalisierungsoffensive für unser kulturelles Erbe“ beginnen. „Die Verstärkung der Digitalisierungsanstrengungen [sei] auch unter dem Gesichtspunkt der internationalen Außenrepräsentation wichtig [...]“. Die DDB solle „zu einem Schaufenster für die Kultur- und Wissenschaftsnation Deutschland werden“.[19] Geschehen ist im Sinne einer ausformulierten Digitalisierungsstrategie auf Bundesebene seither freilich nicht viel, zumal auch danach kein Beschluss zu einer verstärkten finanziellen Förderung der Digitalisierung ergangen ist. Die Anträge der Oppositionsparteien waren hier zum Teil sehr viel konkreter; so forderte die Linke die Bereitstellung von 30 Mio. Euro jährlich zusätzlich allein durch den Bund.[20] Im Antrag der SPD-Fraktion fehlen Angaben zum konkreten Finanzbedarf. Von der Bundesregierung wird allerdings gefordert, „eine Übersicht über den Stand der Digitalisierung in Deutschland in Abstimmung mit den Ländern vorzulegen“,[21] bislang ohne Erfolg.

Eine gesamtstaatliche Strategie zur Digitalisierung von Kulturgut aller Sparten fehlt, und damit bleibt auch ein planvolles, von Bund, Ländern und Kommunen gemeinsam getragenes Handeln ein Desiderat, obwohl der Bedarf zuletzt auch in den Empfehlungen des Wissenschaftsrats zur Weiterentwicklung der wissenschaftlichen Informationsinfrastrukturen in Deutschland bis 2020 ausdrücklich betont wurde. Mit Bezug auf die Digitalisierung heißt es dort, dass auch bei dieser Gegenwarts- und Zukunftsaufgabe das Schmieden von Allianzen von besonderer Bedeutung sei: „Würden Möglichkeiten der Koordination und Kooperation zwischen Einrichtungen der Informationsinfrastruktur sowie zwischen und innerhalb bestehender Zusammenschlüsse besser genutzt, könnten das vorhandene Potential besser ausgeschöpft und der Prozess der digitalen Transformation beschleunigt werden“.[22]

Nicht viel besser sieht es auf Länderebene aus: Lediglich das Land Brandenburg verfügt über ein ausformuliertes und öffentlich zugängliches Strategiepapier, das im Jahr 2009 im Auftrag des brandenburgischen Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur erstellt wurde und an dem Archive, Bibliotheken, Museen und Hochschulen mitgewirkt haben.[23] Das Papier gibt eine Übersicht über den aktuellen Stand der Digitalisierung in den Kultureinrichtungen Brandenburgs, es werden die in den einzelnen Einrichtungen vorhandenen Digitalisierungsressourcen beschrieben, vor allem aber findet sich der Handlungsbedarf konkretisiert, der für eine verstärkte Online-Bereitstellung von Erschließungsdaten und Content im Rahmen der DDB als erforderlich angesehen wird. Kernpunkt der Handlungsempfehlungen ist die Einrichtung eines Landeskompetenzzentrums „Brandenburg.digital“, in dem nicht etwa das operative Digitalisierungsgeschäft zentralisiert werden soll (im Sinne eines Digitalisierungszentrums), sondern vor allem Koordinierungs-, Standardisierungs- und Beratungsleistungen erbracht werden sollen.[24]

Das Kompetenzzentrum ist Ende 2012 am Fachbereich Informationswissenschaften der Fachhochschule Potsdam eingerichtet worden.[25] Ferner haben die Bemühungen dazu geführt, dass die brandenburgische Landesregierung die Digitalisierung als wichtige kulturpolitische Aufgabe formuliert hat: In der „Kulturpolitischen Strategie 2012“ der Landesregierung heißt es: „Die Digitalisierung eröffnet die Chance, in großem Umfang neue Nutzerkreise für kulturelle Werte und Vorhaben zu gewinnen.“[26] Ferner wird zum Ziel erklärt, die Infrastruktur zur Digitalisierung auszubauen.[27] Auch wenn keine konkreten Finanzierungszusagen gegeben werden, so ist doch offensichtlich mit dem Strategiepapier erfolgreiche Lobbyarbeit geleistet und mit der Einrichtung der Koordinierungsstelle ‚Brandenburg-digital‘ ein wichtiger Schritt getan worden.[28]

In dem Brandenburgischen Strategiepapier zur Digitalisierung wird im Übrigen offengelegt, dass der Nachholbedarf erheblich und die Ressourcen ausbaufähig sind. Zugespitzt formuliert: Brandenburg hat eine Gesamtstrategie, aber es fehlen die Kapazitäten, andere Bundesländer haben hingegen mehr Kapazitäten, aber (noch) keine Strategie.

Auf institutioneller Ebene ist die Digitalisierungsstrategie der Stiftung Preußischer Kulturbesitz von 2010 erwähnenswert.[29] Nach einleitenden programmatischen Ausführungen zur Wichtigkeit der Digitalisierung werden

Prioritäten benannt. Danach soll die Stiftung prioritär digitalisieren,

„wo sie Kulturerbe von nationaler und internationaler Bedeutung öffentlich zugänglich machen kann,

  • wo die Digitalisierung der Vermittlung deutscher, europäischer und außereuropäischer Kulturen, dem internationalen Kulturaustausch oder allgemeinen Bildungsaufgaben dient,
  • wo die Sammlungen herausragend oder einmalig sind,
  • wo der Bedarf von Forschung und Wissenschaft groß ist,
  • wo die Einrichtungen der SPK besondere Verantwortung übernehmen,
  • wo die Digitalisierung den Ausstellungs- und Forschungsvorhaben der Einrichtungen der SPK dient,
  • wo sie die Präsentation von Inhalten der anderen Einrichtungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz ergänzen oder die Vernetzung von Inhalten unterstützen kann,
  • wo das Digitalisat dem Schutz eines gefährdeten Originals oder dem Erhalt von Inhalten dient, oder
  • wo wirtschaftliches Interesse besteht (Tourismus, Verlage) und sie durch bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte für die kommerzielle Nutzung vermarktet werden können.“[30]

 

Diese Kriterien stecken ohne Zweifel einen sinnvollen Rahmen ab, doch muss man bei näherem Hinsehen konstatieren, dass sie für die Kulturgut verwahrenden Institutionen der Stiftung kaum operationalisierbar sind. Denn es wird wenig Kulturgut in den musealen Sammlungen, Bibliotheken und Archiven geben, auf das nicht wenigstens eines der genannten Priorisierungskriterien zutrifft.

 

Rolle der Deutschen Forschungsgemeinschaft

Bevor die Strategiediskussion der deutschen Archive im engeren Sinne vorgestellt werden soll, ist die Rolle der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Bereich der Erschließung und Digitalisierung hervorzuheben. Nicht nur dass zwischen 2002 und 2012 allein rd. 100 Mio. Euro für Erschließung und Digitalisierung von Archiv- und Bibliotheksgut sowie die Entwicklung von entsprechenden Werkzeugen, Infrastrukturen und Informationssystemen der Bibliotheken und Archive aufgewendet wurden,[31] die DFG-Gremien üben über ihre konzeptionelle, steuernde und gutachterliche Tätigkeit hinaus einen großen Einfluss auf die Standard- und Strategiebildung im Bereich der Digitalisierung aus und wirkt damit auf die deutschen Archive, Bibliotheken und Museen zurück. Es wundert nicht, dass der Wissenschaftsrat die Arbeit der DFG, also auch den Förderbereich Wissenschaftliche Literaturversorgungs- und Informationssysteme (LIS), würdigt und weiter stärken will.[32]

Erwähnt seien an dieser Stelle vor allem die DFG-Praxisregeln zur Digitalisierung, deren Standards zur Digitalisierung, vom Scannen über die Generierung von Metadaten zur Bereitstellung in Portalen, auch international hohes Ansehen genießen.[33] Weithin etabliert ist auch der DFG-Viewer, der als Open Source frei nachnutzbar Mindeststandards für die digitale Präsentation historischer Quellen in Deutschland setzt und fortlaufend in Zusammenarbeit mit der Fachcommunity weiterentwickelt wird. In Form von Positionspapieren, die in gemeinsamer Arbeit von Informationsinfrastrukturexpertinnen und -experten, Fachwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern entstehen, wird zudem in regelmäßigen Abständen die Förderpolitik mit ihren Schwerpunkten transparent gemacht.[34]

 

Strategiediskussion der Archive

Wayne Clough, der eingangs erwähnte Direktor der Smithsonian Institution rühmt in seinem Strategiepapier gerade die Archive und Bibliotheken als ‚early adopters’ der Digitaltechnik.[35] Mit ihrer Ethik des Open Access hätten sie die Digitalisierung und das „Social Networking“ früh angenommen. Trifft dieses Lob aber auch auf die deutschen Archive zu?

Dass die (Wissenschaftlichen) Bibliotheken früh auf die digitale Technologie gesetzt haben und den „open access“ befürworten, ist bekannt: Schon in den späten 1980er Jahren wurde mit der Retrokonversion und Onlinestellung der Bestandskataloge begonnen, lange schon werden die benutzungsrelevanten Arbeitsabläufe elektronisch unterstützt und mit erheblichen Anstrengungen wichtige Bestände insbesondere der älteren Zeit digitalisiert. Für die Archive wird man konstatieren müssen, dass sie dem Weg der Bibliotheken inzwischen zwar folgen, aber doch mit einer Zeitverzögerung von beinahe einer Dekade. Der Open-Access-Gedanke wird inzwischen intensiv diskutiert, ist aber noch lange nicht voll in den Archiven etabliert, stößt natürlich auch durch die Archivgesetze auf vorgegebene Grenzen.

Indessen ist m.E. nicht von der Hand zu weisen, dass im Mittelpunkt der Fachdiskussion lange eher die Risiken der Digitalisierung als deren Chancen standen. Erst allmählich scheint sich die Erkenntnis durchzusetzen, dass die Archive gerade auch auf diesem Feld in einer Konkurrenzsituation mit anderen Informationsinfrastruktur- und Wissensspeichereinrichtungen stehen.

Auf den ersten Blick sieht es mit der Präsenz der deutschen Archive in der Europeana nicht schlecht aus: Hinter den größten deutschen Lieferanten, der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek und der Bayerische Staatsbibliothek folgt recht bald ein archivischer Vertreter – nämlich das Landesarchiv Baden-Württemberg.: Dabei fällt auf, dass die deutschen Content-Lieferanten ihre Daten und digitalen Objekte meist direkt an die Europeana liefern, einige auch über das „Gemeinsame Portal zu Archiven, Bibliotheken und Museen“, kurz: BAM-Portal genannt.[36] Noch ist die DDB für Archive nicht der zentrale Aggregator für die Europeana.[37]

Archivportale

Die regionale archivische Portallandschaft ist uneinheitlich: In elf Bundesländern existieren regionale Archivportale, die zumindest zum Teil als Aggregatoren für das entstehende Archivportal-D und die DDB in Betracht kommen,[38] es gibt daneben aber auch Spartenportale etwa für die deutschen Wirtschaftsarchive[39] und die Kirchenarchive.[40] Über die meisten dieser Portale können Informationen zu den einzelnen Archiven, die Beständeübersichten und teilweise noch Onlinefindbücher recherchiert werden, nur die wenigsten haben jedoch bereits den weiteren Ausbauschritt hin zur Ebene digitalisierter Bestände vollzogen, namentlich die Archivportale in Baden-Württemberg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen.[41]

Immerhin gibt es für die Schaffung eines deutschen Archivportals neben und zugleich als Bestandteil der Deutschen Digitalen Bibliothek nach jahrelangen Diskussionen in der Community ein klares Commitment auf der Ebene der kommunalarchivischen und staatsarchivischen Spitzengremien, der Archivreferentenkonferenz des Bundes und der Länder und der Bundeskonferenz der Kommunalarchive beim Deutschen Städtetag, das auch vom Verband deutscher Archivarinnen und Archivare (VdA) unterstützt wird.[42] Das von der DFG geförderte Archivportal-D wird zurzeit als für die Archive konzipierte Präsentationssicht („View“) der Deutschen Digitalen Bibliothek entwickelt und soll auch das Archivportal Europa bedienen.[43] Viele Archive haben im Übrigen schon die Chance genutzt, sich in der von der DDB angebotenen „Wissenschaftslandkarte“ eintragen zu lassen.[44]

 

Archive in der Wissenschaftslandkarte der DDBAbb. 3: Archive in der Wissenschaftslandkarte der DDB

 

 

 

 

 

 

 

 

Warum beanspruchen die Archive eine spezifische Präsentationssicht innerhalb der DDB? Aus archivfachlicher Sicht und aufgrund der provenienzorientierten Erschließungstradition in Deutschland besteht weitgehend Konsens darüber, dass eine kontextlose Präsentation archivischer Erschließungsinformationen und Einzeldigitalisate nicht sinnvoll ist. Ohne Verknüpfung der Digitalisate mit den Erschließungsinformationen (Klassifikation und Titelaufnahme) im Onlinefindbuch und ohne gleichzeitige Sicht auf die Archivtektonik steht das einzelne Digitalisat isoliert da.[45] In Bezug auf einen angemessenen Auftritt der deutschen Archive auf dem europäischen Parkett wird insofern mit dem Archivportal-D ein wichtiger Schritt verwirklicht.

 

Retrokonversion von Findbüchern

In den wenigen vorhandenen Strategiepapieren deutscher Archive – zu nennen sind das ARK-Positionspapier „Digitalisierung von Archivgut im Kontext der Bestandserhaltung“ und die Strategiepapiere des Landesarchivs Baden-Württemberg und des Bundesarchivs – findet sich die eindeutige Prioritätensetzung zugunsten der Onlinestellung der Findmittel als wichtigstes Onlinerechercheangebot: Im Strategiepapier des Landesarchivs Baden-Württemberg heißt es: „Ziel ist es, sämtliche Findmittel, die zu einem großen Teil noch in Papierform vorliegen, in einem überschaubaren Zeitraum im Internet oder – sofern sie noch nicht frei zugänglich sind – im Intranet zugänglich zu machen. Gleichzeitig sollen die digitalen Erschließungsinformationen standardisiert in nationalen und internationalen Internet-Portalen oder Online-Informationssystemen bereitgestellt werden.“[46] Ähnlich heißt es im Strategiepapier des Bundesarchivs von 2011: „Basis und Rahmen für die Bereitstellung von bildlichen Digitalisaten aus Schriftgutbeständen sind Online-Findmittel. Findbücher und Beständeübersicht sind die wesentlichen Hilfsmittel für die Ermittlung von relevantem Archivgut für Fragestellungen im Zuge der Benutzung und Auswertung.“[47]

Dieses strategische Ziel teilen das Landesarchiv Baden-Württemberg und das Bundesarchiv mit den meisten anderen Archiven, und durch die von 2006 bis 2013 laufende Förderlinie der DFG sind die Archive diesem Ziel schon ein Stück näher gekommen. Im Rahmen der Förderlinie wurden insgesamt 2.600 Findmittel mit knapp 4.8 Mio. Verzeichnungseinheiten retrokonvertiert und der Forschung online bereitgestellt.[48]

Contentdigitalisierung

Der nächste Schritt für die deutschen Archive ist konsequenterweise nun auch die Digitalisierung von Archivbeständen selbst. Mit diesem Ansatz im Allgemeinen, erst recht aber in der Frage der Methoden und Prioritäten befinden sich die deutschen Archive auf dem Wege zu einer einmütigen Strategie, freilich nach einigem Zögern: Während Archive in anderen Ländern längst große Digitalisierungsinitiativen gestartet hatten, blieben (und bleiben zum Teil) die deutschen Archive lange Zeit dem Mikrofilm konzeptionell und operativ treu und zwar nicht nur als Sicherungs-, sondern auch als Schutzmedium. Dennoch begannen schon Ende der 1990er Jahre im archivischen Bereich Digitalisierungsprojekte. Zu nennen ist hier die von 1996 bis 1999 von der VW-Stiftung geförderte digitale Bereitstellung der Bestände des Stadtarchivs Duderstadt,[49] aber auch die Digitalisierung von Zivilstandsregistern im Personenstandsarchiv Brühl, heute Teil der Abteilung Rheinland des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen.[50]

Vor allem aber führte seit Mitte der 1990er Jahre die damalige Landesarchivdirektion Baden-Württemberg mehrere DFG-geförderte Projekte durch, die unter anderem auf die „Digitalisierung von Archiv- und Bibliotheksgut“ und die Entwicklung von Workflows und Werkzeugen zur digitalen Bereitstellung größerer Mengen von Archivgut und von archivischen Online-Informationssystemen zielten. Hier wurden wichtige Grundlagenarbeit geleistet und wegweisende Ergebnisse erzielt, unter anderem auch das BAM-Portal entwickelt.[51]

Erinnert sei in diesem Zusammenhang an das viel zitierte Diktum von Hartmut Weber, der 1999 mit Bezug auf die neue digitale Welt im Archiv prognostiziert hatte, die deutschen Archive würden langfristig zwar 100% der Beständeübersichten, aber nur ca. 10% ihrer Findbücher und lediglich 1% ihrer Archivalien online anbieten.[52] Dass diese Prognose weit übertroffen wurde, liegt auf der Hand. Wohl jedes Archiv bietet heute auf seiner Homepage oder in seinem Webauftritt eine Beständeübersicht, auch sind die Archive eifrig dabei, ihre Findbücher sukzessive online zu stellen. Man wird vermuten dürfen, dass die staatlichen Archive mit der Retrokonversion ihrer Findbücher die Marke von 10% längst übertroffen haben, und auch die kommunalen Archive dürften wenigstens absehbar dorthin gelangen.[53]

Noch im 2007 publizierten Strategiepapier „Das Landesarchiv Baden-Württemberg in der digitalen Welt“ wirkt die intensiv geführte Diskussion pro und contra Mikrofilm bzw. Digitalisat im Spannungsfeld von Sicherung und Nutzung nach.[54] Darin heißt es: „Die wesentliche Maßnahme zum Schutz und zur Erhaltung des analogen Archivguts ist – neben einer sachgerechten Lagerung und konservatorischen, restauratorischen Maßnahmen – die Mikrografie und nicht die Digitalisierung. Sie hat im Archivwesen im Gegensatz zum Bibliothekswesen eine lange Tradition und einen hohen Stellenwert für die Bestandserhaltung (Sicherungsverfilmung, Schutzverfilmung)“.[55] Die Digitalisierung hat gleichwohl im Strategiepapier ihren Platz erobert, denn das Landesarchiv verbindet – wo möglich – „die klassische Mikrografie und die Digitalisierung synergetisch miteinander“.[56] In der Regel wird erst mikroverfilmt, von den Mikrofilmen werden aber nicht mehr, wie zuvor praktiziert, Nutzungsfilme bzw. -fiches hergestellt, sondern Digitalisate erzeugt und im Lesesaal oder gleich online bereit gestellt. Die ergonomischen Vorteile der Nutzung von Digitalisaten über Viewer liegen gegenüber der Arbeit am Mikrofilmscanner auf der Hand.

Die baden-württembergische Strategie, den Mikrofilm als Sicherungsmedium mit dem davon abgeleiteten Digitalisat als Nutzungsmedium zu verbinden, entspricht auch der langjährigen Praxis des Bundesarchivs; auch hier gibt es eine langjährige Tradition der Sicherungs- und Schutzverfilmung und auch hier setzt man konsequent weiterhin auf den Mikrofilm als primäre Quelle für digitale Nutzungsformen.[57]

Andere Archivverwaltungen wie etwa das Landesarchiv NRW, wo über die bundesfinanzierte Sicherungsverfilmung hinaus keine eigene Schutzverfilmung etabliert war, digitalisieren zwar ebenfalls vorhandene Mikrofilme, haben daneben aber in größerem Umfang zusätzlich Kapazitäten für die direkte Digitalisierung von Archivgut aufgebaut.

Digitalisiert wird inzwischen von den Landesarchiven, den Kommunalarchiven[58] und natürlich auch von den Archiven der anderen Sparten. Das Landesarchiv Nordrhein-Westfalen digitalisiert in seinem 2005 in Betrieb genommenen Digitalisierungszentrum planmäßig ganze Archivbestände.[59] Einerseits werden hierfür die reichen Bestände an Sicherungsfilmen aus der Bundessicherungsverfilmung genutzt, ein ebenso großes Gewicht liegt aber auch auf der direkten Digitalisierung. Immerhin liegen inzwischen im Landesarchiv NRW bereits 10 Mio. Digitalisate vor, das sind rd. 0,8 % der Bestände insgesamt. Primäres Ziel dabei war allerdings zunächst die Ablösung des Mikrofilms als Schutzmedium durch das Digitalisat, d.h. die digitalisierten Archivbestände wurden zunächst nur in den Lesesälen zur Nutzung bereitgestellt. Begonnen wurde inzwischen aber auch damit, digitalisierte Bestände im Internet zugänglich zu machen, soweit keine archivrechtlichen Gründe dagegen sprechen.

Tempo aufgenommen hat die Digitalisierung von Archivgut durch das vom Landesarchiv Nordrhein-Westfalen und dem LWL-Archivamt 2011 initiierte DFG- Pilotprojekt zur Digitalisierung archivalischer Quellen,[60] an dem sich neben den genannten das Landesarchiv Baden-Württemberg, die Generaldirektion der Bayerischen Staatlichen Archive, das Stadtarchiv Mannheim und das Sächsische Staatsarchiv mit Pilotprojekten beteiligen. In den Pilotprojekten werden seit Anfang 2013 Standards und Workflows zur Digitalisierung und Onlinestellung verschiedener Archivalientypen von mittelalterlichen Urkunden bis zu modernen Massenakten entwickelt und erprobt. Mit den erarbeiteten methodischen, technischen und organisatorischen Rahmenbedingungen soll dann eine Road Map für eine breite Digitalisierungskampagne in deutschen Archiven erstellt werden.

Priorisierung

Das wichtigste und zugleich schwierigste konzeptionelle Thema stellt letztlich die Priorisierung von Archivgut dar. Denn im Unterschied zu den Bibliotheken, die sich für die ältere Zeit vergleichsweise einfach Zeitschnitte setzen konnten, indem man sich die vollständige Digitalisierung der deutschen Drucke der Frühen Neuzeit zum Ziel setzte (VD 16 / VD 17 / VD 18), ist die Entwicklung ausgefeilter Kriterien der Priorisierung von Archivgut deutlich schwieriger.

Allein in den deutschen kommunalen Archiven liegen nach einer in den letzten Jahren durchgeführten BKK-Erhebung rd. 1.620 Kilometer Archivgut, in den staatlichen sind es 1.275 Kilometer.[61] An eine Totaldigitalisierung dieser Massen ist nicht zu denken. Im Landesarchiv Baden-Württemberg hat man 2011 Archivgut zur Digitalisierung priorisiert und 7,34 Prozent der Bestände des Landesarchiv als vorrangig zu digitalisieren identifiziert. Doch allein diese 7,34% zu digitalisieren, würde – so Robert Kretzschmar jüngst im Archivar – rd. 88 Millionen Euro kosten.

Mario Glauert hat in einem lesenswerten Beitrag ähnlich einschüchternde Hochrechnungen vorgelegt und insbesondere nachgewiesen, dass die jährlichen Zugänge in den staatlichen Archiven größer sind als das, was jährlich von den Archiven verfilmt und digitalisiert werden kann, egal ob vom Original oder vom Mikrofilm.[62] Eine Totaldigitalisierung erscheint daher schlechterdings unmöglich, da die Schere trotz aller praktischen Digitalisierungsanstrengungen immer weiter auseinandergeht.

Gleichwohl erscheint mir die daraus entwickelte Schlussfolgerung riskant, dass die Archive von vornherein auf jede planmäßige Digitalisierung ganzer Bestände verzichten und stattdessen allein auf die Digitalisierung „on demand“ setzen sollten. Die Archive stehen, ob sie es wollen oder nicht, in Konkurrenz mit anderen Informationseinrichtungen. Ein Verzicht der Archive auf planmäßige Digitalisierungen würde nichts anderes bedeuten als der Verzicht auf jegliche Drittmittelförderung. Denn die DFG und andere Fördereinrichtungen fördern nur Projekte, die ein konkretes messbares Ziel haben. Ich bin daher der festen Überzeugung, dass die Archive im Strom mitschwimmen müssen, um ihr Angebot und ihre Dienstleistungen gegenüber den Angeboten und Dienstleistungen anderer Informationseinrichtungen sichtbar zu halten. Die Unikalität der Bestände schützt diese nicht vor dem Vergessenwerden: Je schwerer sie aufzufinden sind, umso unwahrscheinlicher ist es, dass sie genutzt werden. Ihr möglicherweise unübertreffliche Wert für historische und andere Fragenstellungen muss wahrnehmbar, auffindbar, recherchierbar und nutzbar sein und bleiben.

Überzeugende Priorisierungskriterien zu entwickeln, ist eine der dringlichsten Aufgaben im Rahmen des DFG-Pilotprojekts zur Digitalisierung archivalischer Quellen. Ansätze dazu sind da: Verwiesen sei auf das bereits erwähnte Strategiepapier des Landesarchivs Baden-Württemberg, in dem eine solche Priorisierung als wichtige und permanente Aufgabe angesprochen wird. Maßgebliche Kriterien könnten bei der Auswahl von Archivgut zur Digitalisierung dessen visuelle Attraktivität oder die Nutzungsfrequenz sein. Ferner könne Archivgut prioritär digitalisiert werden, das aufgrund seines Inhalts nicht oder nur unzureichend archivisch erschlossen werden kann. [63] Anregung kann auch hier der Blick in die internationale Diskussion bieten. Seamus Ross hat bereits Ende der 1990er Jahre dargelegt, dass Kulturgut verwahrende Institutionen eine eigene Strategie entwickeln müssen, zu der als wesentlicher Baustein die Priorisierung gehört. Ihm zufolge ist eine Priorisierung zumindest für größere Institutionen absolut zwingend.[64] Digitalisierungswürdige ‚Kronjuwelbestände‘ fallen sofort ins Auge, für alle anderen Bestände seien folgende Aspekte zu bedenken: ihr jeweiliger Wert im Vergleich zu den anderen Beständen, die potentielle Erleichterung des Zugangs, die tatsächliche und potentielle Nutzungshäufigkeit, die komplementäre Bedeutung im Kontext anderer bereits digitalisierter Bestände, der konservatorische Nutzen und das Potential für möglichst viele Fragestellungen.

Sicherlich aber besteht die Kunst darin, diese oder anderswo ähnlich definierte Kriterien nicht nur anzulegen, sondern auch zu operationalisieren. Inwieweit sich dies durch die Entwicklung von Entscheidungshilfen in Gestalt von Matrizen und Bepunktungsschemata objektivieren lässt oder weiterhin die Expertise und das Fingerspitzengefühl der Archivarinnen und Archivare für die Auswahl von Beständen zur Digitalisierung entscheidend bleiben wird, bleibt abzuwarten. In jedem Fall aber muss der Grundsatz lauten, diese Fragen an die eigenen Bestände zu stellen und, auf die Antworten gestützt, zu priorisieren, bevor man digitalisiert.

Dr. Marcus Stumpf

LWL-Archivamt für Westfalen

marcus.stumpf@lwl.org

[1] Smithsonian Strategic Plan, http://www.si.edu/Content/Pdf/About/SI_Strategic_Plan_2010-2015.pdf, S. 4 (dieser und alle folgenden Links zuletzt abgerufen am 8.2.2014).

[2] Vgl. G. Wayne Clough, Best of Both Worlds. Museums, Libraries, and Archives in a Digital Age. Washington 2013, S. 2-4 (= http://www.si.edu/content/gwc/BestofBothWorldsSmithsonian.pdf).

[3] Ebd., S. 72.

[4] Die folgende Abbildung leitet das Kapitel „Conclusion: Unlimited Possibilities“ ein, ebd., S. 70.

[5] Vgl. Building a Movement. Annual Report and Accounts 2012, 2013 April, S.8, und die Statistik S. 9, http://pro.europeana.eu:9580/documents/858566/858665/Annual+Report+and+Accounts+2012).

[6] So die Pressemeldung vom 25.11.2013: http://pro.europeana.eu/web/guest/news/press-releases.

[7] So die Selbstdefinition auf der Seite „About us“ von Europeana Professional, http://pro.europeana.eu/web/guest/about.

[8] Vgl. Europeana Web Traffic Report, 2012, S.6 (= http://pro.europeana.eu/documents/858566/1415274/Europeana+Web+Traffic+Report+Summary+2012).

[9] Ebd., S. 6.

[10] Vgl. Gemeinsame Eckpunkte von Bund, Ländern und Kommunen zur Errichtung einer Deutschen Digitalen Bibliothek als Beitrag zur „Europäischen Digitalen Bibliothek (EDB): https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/static/de/sc_documents/div/gemeinsame_eckpunkte_finale_fassung_02122009.pdf, S. 9: „Technologisch fortgeschrittene, ‚kultur- und wissenschaftsaffine’ Recherche- und Präsentationstechniken, die eine komfortable und übergreifende Suche in den Beständen und Diensten der Bibliotheken, Archive, Museen, Denkmalpflege usw. ermöglichen und mittels multidirektionaler Verlinkung einzelne Objekte und Dokumente in ihrem semantischen Kontext wahrnehmbar und zugreifbar machen, lassen die DDB zu einem hochattraktiven Angebot für Bildung,

Wissenschaft, Wirtschaft und die allgemein kulturell interessierte Öffentlichkeit werden“; vgl. auch https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/content/competence-network; zur archivarischen Sicht auf die DDB vgl. vor allem die einschlägigen Webseiten des Landesarchivs Baden-Württemberg, das die archivischen Belange auch in den Gremien der DDB mit vertritt: http://www.landesarchiv-bw.de/web/52723; vgl. dazu auch unten Anm. 37.

[11] Man kann dort über eine verfeinerte Suche, z. B. durch Vorauswahl von „Sparte“ oder „Projekttyp“ filtern, darunter findet such auch der Projekttyp „Von analog zu digital“: vgl. http://www.kulturerbe-digital.de/de/9.php. Eine hilfreiche, wenn auch sicher nicht vollständige Linksammlung findet sich in http://de.wikisource.org/wiki/Digitale_Sammlungen_von_Archiven.

[12] Vgl. http://www.bam-portal.de, wo über die Bestände von Archiven, Bibliotheken und Museen übergreifend recherchiert werden kann.

[13] Eine gute Übersicht der regionalen Archivportale findet sich im Serviceangebot der Archivschule Marburg: http://archivschule.de/DE/service/archive-im-internet/archive-in-deutschland/archivportale/regionale-archivportale-im-internet.html; ausführlich dazu unten bei Anm. 38-40.

[14] Vgl. http://www.zvdd.de/startseite/.

[15] Vgl. http://kalliope.staatsbibliothek-berlin.de/.

[16] Vgl. http://www.manuscripta-mediaevalia.de.

[17] Einige internationale Beispiele seien genannt: Australien: http://www.nla.gov.au/policy-and-planning/collection-digitisation-policy; Frankreich: Claire Sibille-de Grimoüard: The digitization of archives in France. Projects and perspectives, in: Katrin Wenzel (Hrsg.), Retrokonversion, Austauschformate und Archivgutdigitalisierung. Beiträge zum Kolloquium aus Anlass des 60-jährigen Bestehens der Archivschule Marburg, zugleich 14. Archivwissenschaftliches Kolloquium der Archivschule Marburg am 1. und 2. Dezember 2009, Marburg 2010, S. 275-289; Großbritannien: http://www.bl.uk/blpac/pdf/digitisation.pdf; Kanada: http://www.cdncouncilarchives.ca/digitization_en.pdf; Neuseeland: http://archives.govt.nz/sites/default/files/Digital_Preservation_Strategy.pdf; Schweden: Christina Wolf, Digitalisierung von Kulturgut in Schweden. Strategische Ansätze und Aktivitäten, in: Archivar 65 (2012), S. 387-393; USA: http://www.archives.gov/digitization/.

[18] Vgl. http://www.bibliotheksverband.de/fileadmin/user_upload/DBV/positionen/ThesenpapierDigitalisierung_dbv_Papier.pdf.

[19] So wörtlich im verabschiedeten Antrag von CDU, CSU und FDP, http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/063/1706315.pdf, dazu die Pressemeldung http://heise.de/-1424063.

[20] Vgl. den Antrag der Fraktion Die Linke, Drucksache 17/6096, http://dip.bundestag.de/btd/17/060/1706096.pdf; dazu http://heise.de/-1271516, S. 2.

[21] Vgl. den Antrag der SPD-Fraktion Drucksache 17/6296, http://dip.bundestag.de/btd/17/062/1706296.pdf, S. 4.

[22] Empfehlungen zur Weiterentwicklung der wissenschaftlichen Informationsinfrastrukturen in Deutschland bis 2020 (Drs. 2359-12), http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/2359-12.pdf, S. 45ff., Zitat S. 47; vgl. dazu jüngst ausführlich Robert Kretzschmar, Archive als digitale Informationsinfrastrukturen. Stand und Perspektiven, in: Archivar 66 (2013), S. 146-153, hier S. 146f., der zu Recht betont, dass Archive bei ihren Digitalisierungsbemühungen und bei der Prioritätensetzung alle Benutzergruppen gleichermaßen und nicht allein die wissenschaftliche Klientel im Blick haben dürften.

[23] Strategiepapier zur Digitalisierung von Kulturgut im Land Brandenburg, http://www.mwfk.brandenburg.de/media/lbm1.a.1491.de/strategiepapier.pdf; vgl. dazu Mario Glauert, Kulturgut im Verbund: gemeinsame Digitalisierungsstrategie von Bibliotheken, Archiven, Museen, Denkmalpflege und Archäologie im Land Brandenburg, in: Brandenburgische Archive 27 (2010),S. 63-64. Neben Brandenburg verfügt wohl auch das Land Berlin über eine – m. W. noch unveröffentlichte – Digitalisierungsstrategie, die sich nach Auskunft von Kollegen allerdings eng an der Brandenburgischen orientiert.

[24] Vgl. Strategiepapier zur Digitalisierung von Kulturgut, wie Anm. 23, S. 41f., zum Aufgabenkanon der Koordinierungsstelle. Bereit gestellt werden jährlich 100.000€.

[25] vgl. das im Februar 2012 publizierte „Konzept zur Beteiligung von Kultureinrichtungen des Landes Brandenburg an der Deutschen Digitalen Bibliothek (DDB)“, http://opus4.kobv.de/opus4-fhpotsdam/files/233/Konzept_zur_Beteiligung_von_Kultureinrichtungen_des_Landes_Brandenburg_an_der_DDB.pdf, das auf Grundlage des Strategiepapiers entstanden ist; zur Koordinierungsstelle Brandenburg-digital vgl. http://informationswissenschaften.fh-potsdam.de/kst-lb-digital.html.

[26] Kulturpolitische Strategie 2012 (September 2012), S. 8 (= http://www.mwfk.brandenburg.de/sixcms/media.php/4055/Kulturpolitische%20Strategie.pdf.

[27] Ebd., S. 19.

[28] In Berlin existiert inzwischen beim Konrad-Zuse-Zentrum für Informationstechnik Berlin (ZIB) eine vergleichbare Beratungs- und Koordinierungsstelle, die digiS, die Archive, Bibliotheken, Museen und Gedenkstättenberät und in diesem Jahr für beachtliche 400.000€ Digitalisierungsprojekte fördert; vgl. http://www.servicestelle-digitalisierung.de.

[29] Vgl. Digitalisierungsstrategie der Stiftung Preußischer Kulturbesitz – inhaltliche Prioritäten der Einrichtungen der SPK 2011-2015; Download über die Seite http://www.preussischer-kulturbesitz.de/schwerpunkte/digitalisierung/digitalisierungsstrategie.html.

[30] Ebd., S. 4.

[31] Vgl. Empfehlungen zur Weiterentwicklung (wie Anm. 22), S. 49.

[32] Vgl. Empfehlungen zur Weiterentwicklung (wie Anm. 22), bes. S. 50-52, hier S. 50: „Die DFG sollte in die Lage versetzt werden, die dafür bereit gestellten Mittel für weitere zehn Jahre aufzustocken.“

[33] DFG-Praxisregeln „Digitalisierung“, http://www.dfg.de/formulare/12_151/12_151_de.pdf: englisch: http://www.dfg.de/formulare/12_151/12_151_en.pdf.

[34] Vgl. z. B. DFG-Positionspapier: Wissenschaftliche Literaturversorgungs- und Informationssysteme: Schwerpunkte der Förderung bis 2015 (2006), http://www.dfg.de/download/pdf/foerderung/programme/lis/positionspapier.pdf; Die digitale Transformation weiter gestalten – Der Beitrag der Deutschen Forschungsgemeinschaft zu einer innovativen Informationsinfrastruktur für die Forschung (2012), http://www.dfg.de/download/pdf/foerderung/programme/lis/positionspapier_digitale_transformation.pdf.

[35] Clough, Best of Both Worlds, wie Anm. 2, S. 5: „Libraries and archives were among the early adopters of digital technology. With their “open access” ethic, they embraced both digitization and social networking early on and began to ask, “What would the model look like if visitors could explore the collections on their own terms?”“

[36] Vgl die Projektbeschreibung auf der Homepage des BAM-Portals. http://www.bam-portal.de/projektziel.html: „Das BAM-Portal ist ein wichtiger nationaler Beitrag zu Digitalisierungsstrategien in Deutschland, aber auch auf europäischer Ebene. Das BSZ ist für die Museen in der Bund-Länder-Fachgruppe für die Deutsche Digitale Bibliothek vertreten. Das BSZ ist mit dem BAM-Portal zudem Datenaggregator für die Europeana“.

[37] Seit dem 12. November 2012 ist eine Beta-Version der DDB online, vgl. https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de. Vgl. dazu den aktuellen Sachstand: Ein Archivportal für Deutschland. Der Aufbau des Archivportals-D innerhalb der Deutschen Digitalen Bibliothek als Chance für Archive in der Informationsgesellschaft”. Vortrag Gerald Maier, Christina Wolf auf dem Deutschen Archivtag, Sektionssitzung 4, 26. September 2013 in Saarbrücken, http://www.landesarchiv-bw.de/sixcms/media.php/120/55666/Archivportal-D_saarbruecken-2013_Vortrag.pdf.

[38] In den Flächenbundesländern fehlen regionale Archivportale in Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt. In den Stadtstaaten Bremen und Hamburg ist die Archivlandschaft überschaubar.

[39] Vgl . http://www.wirtschaftsarchivportal.de; nur Kontaktdaten und Links zu den Homepages, keine Beständeübersichten oder Online-Findbücher.

[40] Vgl. z. B. http://www.katholische-archive.de, mit Kontaktdaten und groben Bestandsübersichten, keine Onlinefindbücher.

[41] Eine Standardisierung täte hier not; vgl. dazu die vom IT-Ausschuss der ARK erarbeiteten Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Präsentationen von Erschließungsinformationen im Internet, http://www.bundesarchiv.de/imperia/md/content/bundesarchiv_de/fachinformation/ark/vorlage_ark_erschlie_ung_online.pdf. Als weitere Plattform ist außerdem noch das Findbuchportal des Archivsoftwareanbieters AUGIAS-Data zu nennen, über das Findbücher von Archiven verschiedener Sparten aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg, Italien und den USA recherchierbar sind: vgl. http://www.findbuch.net/homepage/index.php.

[42] Vgl. http://www.landesarchiv-bw.de/web/54267.

[43] Vgl. Gerald Maier, Der Aufbau einer „Deutschen Digitalen Bibliothek“ und der „European Digital Library – Europeana, in: Archivar 61 (2008), S. 399-401, hier S. 400: „Die Architektur ist so geplant, dass neben spartenübergreifenden Nutzer-Sichten (views) auch spartenspezifische Sichten möglich sind, was auch im Hinblick auf die Realisierung eines „Archivportals D“ zu berücksichtigen ist“; vgl. auch die Informationen auf der Projekthomepage des Landesarchivs Baden-Württemberg, http://www.landesarchiv-bw.de/web/54267; zum europäischen Archivportal vgl. http://www.archivesportaleurope.net/de; jüngst zusammenfassend Kerstin Arnold, Susanne Waidmann, Vernetzte Präsentation – Erfahrungen mit Portalen; In: Archivar 4 (2013), S. 431-438, bes. S. 433f.

[44] Vgl. http://www.landesarchiv-bw.de/web/55783; die Karte findet sich unter https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/about-us/institutions#map (nur Archive).

[45] vgl. dazu ausführlich und mit zahlreichen weiteren Hinweisen zuletzt Angelika Menne-Haritz, Archivgut in digitalen Bibliotheken, in: Archivar 65 (2012), S. 248-257.

[46] Das Landesarchiv Baden-Württemberg in der digitalen Welt“. Strategie für die Integration von analogem und digitalem Archivgut, die Digitalisierung von Archivgut und die Erhaltung digitalen Archivguts, http://www.landesarchiv-bw.de/sixcms/media.php/120/43034/Digistrategie_labw2007web.pdf, S. 6; vgl. auch Positionspapier der ARK „Digitalisierung von Archivgut im Kontext der Bestandserhaltung“, in: Archivar 61 (2008), S. 395-398, hier S. 396 (online: http://www.landesarchiv-bw.de/sixcms/media.php/120/42353/digibest.pdf

[47] Digitalisierung im Bundesarchiv. Strategie für den Einsatz neuer Techniken der Digitalisierung zur Verbesserung der Zugänglichkeit des Archivguts und zu seinem Schutz 2011 – 2016 (Stand Februar 2011), S.6.

[48] Vgl. http://archivschule.de/DE/home/zum-abschluss-ein-rekorddie-koordinierungsstelle-retrokonversion-archivischer-findmittel-hat-ihre-arbeit-beendet.html.

[49] Vgl. den Projektbericht von Hans-Reinhard Fricke, http://webdoc.sub.gwdg.de/edoc/p/fundus/2/fricke.pdf. Die Original-URL des Digitalen Archivs Duderstadt funktioniert seit Jahren nicht mehr. Zugänglich sind die Digitalisate m.W. nur noch über das Portal digitalisierter Kulturgüter Niedersachsens OPAL, was als ausgesprochen schlechte, weil kontextlose Lösung gelten muss, vgl. http://opal.sub.uni-goettingen.de/no_cache/browse/erweitert/?tx_jkOpal_pi1%5BcatEntry%5D=Urkunden+des+Stadtarchivs+Duderstadt&. Besonders traurig mutet an, dass von der Infoseite des Stadtarchivs das Digitale Archiv zwar gerühmt wird („Diese Sammlung ist im Bereich der kommunalen und staatlichen Archive noch immer führend in Europa“), aber nicht verlinkt ist!

[50] Vgl. zuletzt Christian Reinicke, Arbeiten im digitalen Lesesaal. Landesarchiv NRW Personenstandsarchiv Brühl, in: Archivar 61 (2008) S. 76-80 mit weiteren Hinweisen.

[51] Vgl. zu den Projekten die Projektwebsites mit weiteren Hinweisen; zum Projekt Digitalisierung von Archiv- und Bibliotheksgut http://www.landesarchiv-bw.de/web/47361, zu den Workflows und Werkzeugen zur digitalen Bereitstellung größerer Mengen von Archivgut http://www.landesarchiv-bw.de/web/47354 und zum BAM-Portal http://www.landesarchiv-bw.de/web/44573.

[52] Vgl. Hartmut Weber, Digitale Repertorien, virtueller Lesesaal und Praktikum im WWW – neue Dienstleistungsangebote der Archive an die Forschung, in: Fundus – Forum für Geschichte und ihre Quellen 4 (1999), S. 197-213, hier S. 212 (= http://webdoc.gwdg.de/edoc/p/fundus/html/heft_4.html).

[53] 10% von 60 Mio. geschätzten Verzeichnungseinheiten war die Zielmarke der DFG-Aktionslinie Retrokonversion: Mit DFG-Förderung wären demnach 8% (4,8 von 60 Mio.) der Verzeichnungseinheiten insgesamt retrokonvertiert worden.

[54] Vgl. z. B. Frieder Kuhn, Nicht zu vergessen: Mikrofilm! Ein Zwischenruf, in: Gerald Maier / Thomas Fricke (Hrsg.), Kulturgut aus Archiven, Bibliotheken und Museen im Internet (Werkhefte der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg, Serie A, Heft 17), Stuttgart 2004, S. 203-205 (online: http://www.landesarchiv-bw.de/sixcms/media.php/120/43102/WerkheftA17_Schnitt.pdf).

[55] Das Landesarchiv Baden-Württemberg in der digitalen Welt. Strategie für die Integration von analogem und digitalem Archivgut, die Digitalisierung von Archivgut und die Erhaltung digitalen Archivguts, http://www.landesarchiv-bw.de/sixcms/media.php/120/43034/Digistrategie_labw2007web.pdf, S. 6.

[56] Ebd., S. 2 Anm. 4 und bes. S. 7.

[57] Digitalisierung im Bundesarchiv, wie Anm. 47, S. 10: „Der teilweise von Nutzern als reduziert empfundene Komfort der Mikrofilme kann durch den Einsatz der Digitalisate für die Nutzung erheblich verbessert werden, so dass sich Mikrofilm als Sicherungsmedium und Digitalisate als Nutzungsmedium gut ergänzen. Die Erstellung von Digitalisten wird deshalb in der Regel vom Mikrofilm aus vorgenommen.“

[58] Vgl. die nützliche und praxisnahe, inzwischen freilich etwas in die Jahre gekommene Empfehlung Digitalisierung von archivischem Sammlungsgut http://www.bundeskonferenz-kommunalarchive.de/empfehlungen/Empfehlung_Digitalisierung.pdf, sowie Marcus Stumpf, Grundlagen, Planung und Durchführung von Digitalisierungsprojekten, in: ders. / Katharina Tiemann (Hrsg.), Kommunalarchive und Internet. Beiträge des 17. Fortbildungsseminars der Bundeskonferenz der Kommunalarchive (BKK) in Halle vom 10.–12. November 2008 (Texte und Untersuchungen zur Archivpflege 22) Münster 2009, S. 111–132.

[59] Vgl. dazu http://www.archive.nrw.de/lav/archivfachliches/bestandserhaltung/digitalisierung/index.php und Grundsätze der Bestandserhaltung – Technisches Zentrum, hrsg. vom Landesarchiv Nordrhein-Westfalen. Überarb. Neuauflage, Düsseldorf 2011, S. 44f.

[60] Frank Bischoff / Marcus Stumpf, Digitalisierung von archivalischen Quellen – DFG-Rundgespräch diskutiert fachliche Eckpunkte und Ziele einer bundesweiten Digitalisierungskampagne, in: Archivar 64 (2011), S. 343-346, Frank Bischoff, Digitale Transformation. Ein DFG-gefördertes Pilotprojekt deutscher Archive, in: Archivar 65 (2012), S. 441-446; Projekthomepage: http://www.archivschule.de/DE/forschung/digitalisierung/.

[61] Vgl. Entwicklungen der Personalstrukturen im Archivwesen der Länder in der Bundesrepublik Deutschland. Strategiepapier der ARK 2011, in: Archivar 64 (2011), S. 397-413, hier S. 398.

[62] Vgl. Mario Glauert, Dimensionen der Digitalisierung. Kosten, Kapazitäten und Konsequenzen, in: Claudia Kauertz (Red.), Digital und analog. Die beiden Archivwelten. 46. Rheinischer Archivtag. 21.-22. Juni 2012 in Ratingen. Beiträge (Archivhefte 43), Bonn 2013, S. 42-53, hier S. 46f.

[63] Vgl. Das Landesarchiv Baden-Württemberg in der digitalen Welt, wie Anm. 46, S. 5f. Dies ist im übrigen auch ein wichtiger Aspekt im DFG-Pilotprojekt, indem erprobt werden soll, inwieweit durch die Vergabe von Strukturdaten bei der Digitalisierung, die das Archivale in der Viewer-Ansicht besser gliedern (etwa bei Amtsbüchern), eine (zu) flache Verzeichnung kompensiert werden kann.

[64] Vgl. Seamus Ross, Strategies for selecting resources for digitization: source-orientated,

user-driven, asset-aware model (SOUDAAM). In: T. Coppock (Hrsg.), Making information available in digital format: perspectives from practitioners. Edinburgh 1999, S. 5-27, hier S. 16 f.

 

 

Quelle: http://archivamt.hypotheses.org/668

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