Wenzel Hollar und Arundel

Wer sich mit der Reise Arundels ins Reich beschäftigt, kommt an dem Namen Wenzel Hollar nicht vorbei – zu sehr sind die Biographien beider verwoben. Ihre Wege kreuzten sich buchstäblich, als Arundel im Auftrag des englischen Monarchen im Frühjahr 1636 ins Reich reiste: Als dieser in Köln Station machte, traf er auf den Zeichner und Kupferstecher aus Böhmen und nahm ihn in sein Gefolge auf. Auf welche Weise der englische Gesandte auf den Künstler aufmerksam wurde oder wie Hollar selbst Zugang zu Arundel fand, ist völlig offen. Der Reisebericht, den William Crowne anfertigte, berichtet zwar einiges zum Aufenthalt in Köln, bringt aber nichts zur Person Hollars – was nicht weiter verwundert, denn der Bericht wahrt durchaus einen gewissen offiziösen Duktus: Wenn im Laufe der Reise noch ein Künstler dazustieß, war dies für den kunstsinnigen Gesandten von Belang, für seinen politischen Auftrag jedoch unwichtig. Dies galt um so mehr, als Wenzel Hollar zwar dem niederen böhmischen Adel entstammte, damit jedoch keineswegs eine soziale Qualität vorweisen konnte, die dem Earl of Arundel auch nur annähernd ebenbürtig war.

Immerhin stammt aus einem Brief Arundels die einzige Notiz, die auf das Zusammentreffen beider verweist. „I have one Hollarsse with me, who drawes and eches printes in strong water quickely, and with a pretty spiritte“, so der Gesandte Ende Mai 1636. Arundel, das wird an dieser Bemerkung deutlich, ging es allein um die Kunst. Daß Hollar ein Böhme war und daher für eine Reise, die voraussichtlich auch ins Böhmische führen würde, von Wert sein könnte, spielte offenkundig keine Rolle.

[...]

Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/683

Weiterlesen

Ein Silberbecher und eine Ausstellungsdokumentation

Pokale werden vielfach als glorreiche Erinnerungen an große Erfolge gefertigt. Das war schon in Zeiten des Dreißigjährigen Kriegs so, als ein Silberpokal eine ausgesprochen riskante, aber geglückte Aktion des Kölner Schiffers Dirck Schey feierte. Dieser hatte 1626 den spanischen Pfennigmeister (Zahlmeister) aus Köln entführt – und mit ihm das Geld, mit dem die am nördlichen Niederrhein garnisonierten spanischen Truppen bezahlt werden sollten: es handelte sich dabei um die stattliche Summe von 52.000 Reichstalern. Die Geschichte selbst wird auf einem in den Niederlanden gefertigten Silberbecher dargestellt, Zeichen für diesen gelungenen Coup über die spanische Macht.

Wiedergegeben ist sie im Begleitband zur Ausstellung „Köln in unheiligen Zeiten“: Stefan Lewejohann, Eine gefährliche Rheinfahrt, S. 80-83. Es handelt sich also um einen sehr knappen Beitrag, der geradezu wie ein Blogpost erscheint. In diesem Band gibt es eine ganze Reihe derartiger Skizzen, die schlaglichtartig ein Thema anreißen: nicht nur eine Episode wie die von den geraubten spanischen Soldgeldern, sondern auch zu Wenzel Hollars Stadtansicht von Köln, einem Ziborium aus dem Kölner Domschatz, einer Jan von Werth zugeschriebenen Rüstung und anderen mehr. Diese Kurzbeiträge im Umfang von ungefähr zwei Seiten leiten einzelne Sektionen in diesem Band ein; auf sie folgen dann einige längere Artikel, die aber meist auch nicht mehr als 10 S. umfassen.

In gewisser Weise sind diese kurzen Skizzen wie Blog-Beiträge in diesem Sammelband, und ich möchte festhalten, daß diese Konzeption sehr gut funktioniert. Denn hier bietet sich eine Möglichkeit, viele verschiedene Themen aufzugreifen und sie konturiert darzustellen, ohne gleich allzu tief in die Materie einzutauchen. Da die Ausstellung selbst von keinem Katalog begleitet wird, übernehmen die Kurzbeiträge auch diese Funktion, indem sie bestimmte Exponate aus dem Stadtmuseum vorstellen – hier aber eben nicht nur mit einem Karteikartentext, sondern vielfach mit einer knapp skizzierten Geschichte dazu.

Nun bin ich wahrlich kein Fachmann für Museumskunde und kann auch nicht behaupten, daß ich mich in der aktuellen Debatte darüber auskenne, wie man heutzutage eine Ausstellung und die dazu passende Publikation konzipiert. Sicher fehlt – das kann auch ich nicht leugnen – mit dem klassischen Katalogteil auch das veröffentlichte Register, das den Reichtum einer Ausstellung dokumentiert. Aber die numerisch gereihte Liste aller Exponate, vielleicht noch mit briefmarkengroßen s/w-Repros geschmückt, hat mir oft genug nur vor Augen gehalten, was ich alles nicht gesehen habe. Mit den Kurzbeiträgen hingegen erhält man immerhin schlaglichtartige Einführungen, die das Thema einer Ausstellung sicher nicht völlig fundiert, aber gerade in ihrer Beispielhaftigkeit sehr konkret vorstellen.

Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/497

Weiterlesen