Stichtag 27. März: Ungarischer Widerstand gegen Habsburg

Die Habsburger waren sich stets dessen bewußt, wie kompliziert es war, die Herrschaftsnachfolge in ihren Herrschaftsgebieten war. In einem solchen composite state war es alles andere als unüblich, daß ein neuer Monarch sich die Herrschaftsbefugnisse in den einzelnen Erblanden gesondert versichern mußte. Bereits im Frühsommer 1617 war es gelungen, Ferdinand als Nachfolger des kinderlosen Kaisers Matthias zum designierten König von Böhmen durchzusetzen. Im Frühjahr 1618 ging es nun darum, auch die ungarische Königskrone für das Haus Habsburg zu sichern. Zu dem Zweck wurde ein Reichstag nach Pressburg ausgeschrieben. Dort hörten die ungarischen Stände am 23. März 1618 die Proposition, in der Matthias von den Ständen verlangte, daß sie angesichts der eigenen Kinderlosigkeit seinen Vetter Ferdinand, den Erzherzog von Innerösterreich, als neuen König anerkennen sollten. Was diesen Vorschlag aus ständischer Sicht so unverschämt erscheinen ließ, war die Tatsache, daß nirgends von der Wahl des Nachfolgers die Rede war. Vielmehr sollte der neue König „ausgerufen, anerkannt und gekrönt“ werden (proclametur, agnoscatur et coronetur; dies Zitat nach Anton Gindely, Geschichte des böhmischen Aufstandes von 1618 (Geschichte des dreissigjährigen Krieges, 1. Abt.

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Quelle: https://dkblog.hypotheses.org/1303

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CFP: Reconstructing Historical Network Digitally. New Approaches, Opportunities and Epistemological Implications of Social Network Analysis

Die Konferenzreihe zu Digital Humanities und Digital History des Deutschen Historischen Instituts in Washington zielt neben der inhaltlichen Diskussion und thematischen Forschungsarbeit auch auf einen transatlantischen Austausch der Forschenden in diesem Feld. Daher sei hier insbesondere die deutschsprachige Community aufgefordert, in eine gemeinsame Diskussion mit den Kolleginnen und Kollegen aus dem nordamerikanischen Raum und den internationalen Gästen einzusteigen. Es besteht die Möglichkeit für Reisestipendien, weitere Informationen im Call for Papers:

Third Annual GHI Conference on Digital Humanities and Digital History
International Conference and Workshop at the German Historical Institute Washington
In collaboration with Stanford University

Conveners: Matthew Hiebert (GHI), Simone Lässig (GHI), Katherine McDonough (Stanford)

This event seeks to assess through international dialogue the state-of-the-art in social network analysis (SNA) for creating genuinely historical knowledge, both in respect to tools and their applications, but also with regard to methodological and epistemological implications. Established since the 1970s in the social sciences, network analysis conceptualizes individuals as embedded within webs of social structures through which influence and other resources are transferred disparately. The method is increasingly being adopted and transformed by scholars studying global and transregional history to reveal illuminating patterns and to make new arguments.

This event is intended as an opportunity to discuss advantages, challenges and limits of adapting and applying SNA tools to historical research.

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Quelle: http://dhd-blog.org/?p=9604

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Stichtag 20. März: Der Bayernherzog als neuer Kaiser?

Bevor die böhmischen Unruhen 1618 ausbrachen, die den Auftakt zum Dreißigjährigen Krieg darstellten, gab es vielerorts Verhandlungen und auch vielfältige politische Planungen, die sich sehr konkret um eine Beilegung der verschiedenen Krisenherde im Reich bemühten. Dazu zählten auch die Verhandlungen vom 3. bis 8. Februar 1618 in München, als Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz Herzog Maximilian von Bayern besuchte. Damals passierte das, was man heute Vertrauensbildendung nennt: Das Mißtrauen zwischen den konfessionellen Blöcken sollte abgebaut werden, die reale Gefahr kriegerischer Konflikte zwischen katholischen und protestantischen Reichsständen sollte eingehegt werden. Dazu brachte die pfälzische Seite noch ein weiteres Thema auf die Agenda: Ob Maximilian nicht bei der nächsten Kaiserwahl kandidieren wolle? Schließlich gelte es, den habsburgischen Einfluß im Reich einzudämmen und damit auch die deutsche Libertät zu bewahren. Der bayerische Herzog lehnte diesen Vorschlag ab, doch vermochte er diese Haltung dem Pfälzer nicht überzeugend mitzuteilen. Dieser jedenfalls war auch nach den Münchener Gesprächen nach wie vor der Ansicht, daß Maximilian an der Kaiserkrone grundsätzlich interessiert sei.

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Quelle: https://dkblog.hypotheses.org/1300

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Abmarsch vom Niederrhein

Ende Oktober war auch das Ende der Feldzugssaison nahe. Die Kampfhandlungen wurden weniger, die Truppen machten sich so langsam auf den Weg in die Winterquartiere. So war es das übliche Verfahren, und so ähnlich war es auch im Herbst 1642 am Niederrhein. In den vergangenen Monaten hatten sich französisch-hessische Truppen mit den kaiserlichen und bayerischen Einheiten immer wieder heftige Kämpfe geliefert, auch wenn es zu keiner großen Schlacht gekommen war. Bereits im Oktober 1642 begannen jedoch die bayerischen Kontingente in Richtung Franken abzurücken – zum großen Verdruß Kurfürst Ferdinands von Köln, der sich von seinem eigenen Bruder im Stich gelassen fühlte: Aber der schwedische Vormarsch ließ Kurfürst Maximilian Schlimmes für die eigenen Territorien befürchten; Bayern benötigte die Truppen selbst.

In dieser Situation ist ein Schreiben einzuordnen, daß auf den 30. Oktober datiert ist, allerdings nach altem Kalender (Hessisches Staatsarchiv Darmstadt E8 A Nr. 182/1). Es ist anonym gehalten, gibt aber Köln als Ausstellungsort an: Was sehr plausibel ist, denn die Metropole am Rhein war schon damals eine Medienzentrale.

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Quelle: https://dkblog.hypotheses.org/1292

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Teller als Erinnerungsstücke

Ein Teller ist zunächst einmal ein Gebrauchsgegenstand. Seine Fläche eignet sich aber auch vorzüglich für Abbildungen. Wir kennen dies heutzutage von zahllosen Beispielen, die von Urlaubssouvenirs über Kinderteller bis hin zu Fanartikeln von Fußballclubs, Popstars oder royalen Persönlichkeiten reichen. Nun gab es auch in der Vormoderne Beispiele für derartig verzierte Teller: Im vorliegenden Fall stellte das Motiv ein Kriegsheld aus dem Dreißigjährigen Krieg dar: Jan von Werth. Genaugenommen handelte es sich um zwei verschiedene Teller, die beide den General zeigen. Kurz präsentiert werden sie in einem Beitrag von Heinz-Peter Mielke, Jan von Werth auf zwei Genneper Prunktellern, in: Epitaph für Stefan Frankewitz. Ein Gedenkbuch für den Freund und Kollegen, hrsg. von Rien van den Brand, Frans Hermans, Wolfgang Löhr, Udo Oerding und Bert Thissen (Geldrisches Archiv, 16), Geldern 2015, S. 245-248. Gerade weil der Text eher entlegen publiziert ist, lohnt es sich, in diesem Umfeld auf ihn aufmerksam zu machen.

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Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/1289

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Der Preis des Erfolgs

In Zeiten des Kriegs schien alles möglich zu sein: Als einfacher Kriegsknecht anfangen und am Ende General werden – dieses Karrieremuster war Traum vieler Söldner, die sich auf das Abenteuer Krieg einließen und hofften, hier ihr Glück zu machen. Ein prominentes Beispiel für einen derart erfolgreichen Werdegang ist Jan von Werth. Wir wissen nicht einmal, wann genau er seinen Kriegsdienst begann, nur daß er sich bei den spanischen Truppen verdingte, die im frühen 17. Jahrhundert am Niederrhein, wo Werth seine Heimat hatte, stark präsent waren. Um 1630 wechselte er zur Armee der Katholischen Liga, damals schon als Offizier, nutzte dann aber, als die Krise der kaiserlich-katholischen Truppen im Schwedenkrieg manifest war, seine Chance. Bereits 1634 war er Feldmarschall-Leutnant, im Jahr 1635 erhob Kaiser Ferdinand II. ihn in den erblichen Reichsfreiherrenstand. Später wurde er noch General der Kavallerie. Auch wenn seine Karriere in den letzten Kriegsjahren etwas stockte und er kein großes Kommando erhielt, blieb sein Werdegang beispiellos.



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Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/1286

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Reichssteuern im Krieg

Für die Finanzierung des Kriegs benötigte man riesige Geldsummen. Um diese Gelder aufzubringen, wurden allenthalben Kontributionen erhoben, Abgaben also, die als Kriegssteuern ausgewiesen waren. Zwar gab es auch Möglichkeiten, ganz regulär Reichssteuern zu erheben, aber wie sollte dies in einer Phase geschehen, in der das Reich samt seinen Institutionen gelähmt schien? Tatsächlich läßt sich nachweisen, daß in den Jahren des Dreißigjährigen Kriegs das Reich nicht völlig dysfunktional war, sondern daß es auch hier möglich war, regulär Reichssteuern zu erheben. Dies führt ein Beitrag vor, der kürzlich erschienen ist:
Fabian Schulze, Silent leges inter arma? Zur Rolle reichsrechtlicher Normen und Verfahrensweisen bei Türkensteuerforderungen im Dreißigjährigen Krieg, in: Was das Reich zusammenhielt. Deutungsansätze und integrative Elemente, hrsg. von Josef Bongartz, Alexander Denzler, Ellen Franke, Britta Schneider und Stefan Andreas Stodolkowitz, Köln/Weimar/Wien 2017, S. 125-147.



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Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/1268

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Verschwunden und wieder aufgetaucht

Die Kunstbestände, die Cornelius Gurlitt von seinem Vater Hildebrand Gurlitt ererbt hat, umfassen größtenteils Werke der Moderne. Über der Sammlung selbst hängt der Verdacht, daß es sich um Raubkunst aus der Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft handelt. Um die Fragen nach der Herkunft der Kunstwerke zu klären, werden derzeit umfängliche Anstrengungen unternommen. Parallel zu den Provenienzrecherchen laufen derzeit zwei Ausstellungen, eine in Bern („,Entartete Kunst‘ – beschlagnahmt und verkauft“), die andere in der Kunsthalle Bonn unter dem Titel „Bestandsaufnahme Gurlitt – Der NS-Kunstraub und die Folgen“.

Anfang Januar habe ich die Bonner Ausstellung besucht, die einen nachhaltigen Eindruck auf mich gemacht hat: da ist das Schicksal des Kunsthändlers Gurlitt, seine Hingabe zur Kunst, aber eben auch seine Verstrickung in die Zeitläufte und hier vor allem seine Tätigkeit als Kunsthändler im nationalsozialistischen Deutschland. Allenthalben stößt man als Besucher auf das Schicksal all der modernen Künstler, deren Leben und künstlerisches Schaffen durch die Verfolgung und Verfemung geprägt und vielfach zerstört wurden. Noch nie habe ich eine Ausstellung gesehen, die so konsequent auf das Problem der Provenienz von Kunstwerken hingewiesen hat: wie der Name eines Künstlers, der Titel des Werks oder die Entstehungszeit gehören eben auch Provenienzangaben zu den unverzichtbaren Metadaten eines jeden Objekts.

Die Bonner Ausstellung zeigt eine Auswahl aus der Gurlittschen Sammlung.

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Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/1279

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