P. Albert Hübl – Bibliothekar, Archivar, Gymnasialdirektor

Der Historiker Pater Albert Hübl (1867–1931) zählt zu den bedeutendsten Mönchen des Schottenklosters; seine Leistungen wirken noch heute nach, seine Werke sind nach wie vor in Verwendung. Am 21. Juli dieses Jahres jährt sich sein Geburtstag zum 150. Mal – Anlass für eine Würdigung in Form einer kleinen Sonderpräsentation im Museum im Schottenstift wie auch hier im Blog.

Geboren wurde der junge Karl Hübl am 21. Juli 1867 als Sohn eines Simmeringer Gastwirtes (heute 11. Wiener Gemeindebezirk). Nach dem Besuch des Schottengymnasiums trat er 1885 unter dem Ordensnamen Albert in die Schottenabtei ein und studierte an der Universität Wien zunächst Theologie, danach auch Geschichte und Geographie. 1890 wurde er zum Priester geweiht, ab 1895 unterrichtete er selbst am stiftseigenen Gymnasium.

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Quelle: http://schotten.hypotheses.org/1335

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Vom Schmutz in mittelalterlichen Büchern

 

Ein mittelalterliches Buch ist bekanntlich nichts Statisches, das seit seiner Entstehung die Zeiten unverändert überdauert hat. Im Gegenteil liefert es viele Hinweise auf die Benützung und den Umgang mit Büchern, wie Randglossen, Streichungen und Ergänzungen aber auch die Anbringung und spätere Entfernung einer Kette zeigen. Auch im Schmutz, wie er dem heutigen Benutzer zuweilen begegnet, muss nicht zwangsläufig etwas dem Buch zu Unrecht Anhaftendes gesehen werden, das die eigentlichen Informationen überdeckt – wie auch während jüngster Arbeiten an der Inkunabelsammlung des Schottenstifts aufgefallen ist.

Problematisch ist Schmutz freilich, wenn er beispielsweise in Form von Schimmel auftretend Information nachhaltig zerstört und daher eine Restaurierung erforderlich ist. In anderen Fällen ist der Schmutz nicht schädlich, eine Entfernung würde sogar einen gewissen Informationsverlust bedeuten, da ein stark abgegriffenes Buch oder auch einzelne besonders verschmutzte Seiten auf eine intensive Nutzung eines Textes schließen lassen. Sand, der beim Blättern zwischen den Seiten hervorrieselt, ist eher ein Zeugnis der sorgfältigen Herstellung eines Textes und nicht von allzu sorglosem Umgang mit dem Buch, da Löschsand zum Trocknen der feuchten Tinte diente. Auch das auf einer Seite der Inkunabel 106b (Hübl 51) eingeschöpfte Haar vergegenwärtigt dem heute an maschinell hergestelltes Holzschliffpapier gewöhnten Leser die händische Schöpftechnik alter Papiere.



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Quelle: http://schotten.hypotheses.org/1127

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Neue Archivbeschreibung nach ISDIAH

ISDIAH – das ist der International Standard for Describing Institutions with Archival Holdings. Dieser ermöglicht die standardisierte Beschreibung von Archiven und wurde 2008 vom Internationalen Archivrat (International Council on Archives, ICA) verabschiedet. Eine Archivbeschreibung nach ISDIAH geht weit über die Angabe von Archivbeständen, Kontaktmöglichkeiten und Benutzungsbestimmungen hinaus. Sie umfasst 31 Verzeichnungselemente (gegliedert nach den sechs Bereichen Identifikation, Kontakt, Beschreibung, Zugang, Service und Kontrolle) und gibt etwa Aukunft zur Geschichte des Archivs, zu seinem geographischen und kulturellen Kontext, zum Archivgebäude, zu Findmitteln und Publikationen über das Archiv oder zur Erreichbarkeit des Archivs.

Seit kurzem bietet auch das Archiv des Schottenstifts eine eigene solche Archivbeschreibung nach ISDIAH an, die von der Webseite des Archivs heruntergeladen werden kann. Diese berücksichtigt natürlich bereits die neue Archiv- und Benutzungsordnung, enthält aber auch zahlreiche Angaben, die sich bislang nirgendswo nachlesen ließen. Wir hoffen, dass sie potentiellen Benutzerinnen und Benutzern hilfreich sein und eine interessierte Leserschaft finden wird.

ISDIAH



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Quelle: https://schotten.hypotheses.org/1079

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Eine Legende von der heiligen Elisabeth

Im Vorjahr erschien ein italienischer Artikel mit Editionen mehrerer mittelalterlicher Versionen von Legenden über die heilige Elisabeth von Thüringen, darunter auch eine kurze Legenda de sancta Elyzabeth, die nur in zwei Handschriften überliefert ist: Eine steht in der Vatikanischen Apostolischen Bibliothek (Pal. Lat. 857), eine andere ist der Cod. 250 (Hübl 223) des Schottenstiftes, in dem sich besagter Text auf fol. 50v–53r findet.

Cod. 250 (Hübl 223), fol. 50v
Cod. 250 (Hübl 223), fol. 50v

Die übrigen Texte dieser nicht sehr umfangreichen Handschrift beschäftigen sich übrigens mit der heiligen Hedwig von Schlesien.



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Quelle: http://schotten.hypotheses.org/718

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Buchschuhe für die Handschriften

Ein Schmuckstück nicht nur des Archivs sondern auch des ganzen Schottenstifts ist das Handschriftenarchiv, jener Raum, in dem unter anderem die Handschriftensammlung aufgestellt ist. Besondere Bewunderung ruft immer wieder die Ästhetik der Bücherwände hervor. Unsere Handschriften und Inkunabeln verfügen weitestgehend noch über ihre mittelalterlichen Einbände und sind unverpackt aufgestellt. Dies bringt aber auch Probleme mit sich, denn die meisten Einbände der aus Platzgründen dicht gedrängten Bücher sind mit Metallbeschlägen versehen, weshalb es beim Ausheben in der Vergangenheit immer wieder zu kleineren Beschädigungen an benachbarten Büchern und dem Holz der Regalböden kam.

Als sowohl die konservatorischen wie auch die ästhetischen Bedürfnisse bedienende Maßnahme wurde nun die Aufstellung der Bücher in Buchschuhen vorgenommen. Im Gegensatz zu Schubern (oder gar Schachteln), die eine markante optische Veränderung mit sich gebracht hätten, sind Buchschuhe nicht nur vorne sondern auch oben offen und zudem aus einem dünneren säurefreien Archivkarton gefertigt. Dadurch können die Einbanddeckel der Bücher nicht mehr aneinander reiben, bei geschickter Bemessung sind die Buchschuhe zugleich aber kaum sichtbar.    

HsA_Buchschuhe_2
Ein Regalbrett, zwei Blickwinkel: Von vorne sind die Buchschuhe sichtbar, von der Seite nicht.

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Quelle: https://schotten.hypotheses.org/1002

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Buchschuhe für die Handschriften

Ein Schmuckstück nicht nur des Archivs sondern auch des ganzen Schottenstifts ist das Handschriftenarchiv, jener Raum, in dem unter anderem die Handschriftensammlung aufgestellt ist. Besondere Bewunderung ruft immer wieder die Ästhetik der Bücherwände hervor. Unsere Handschriften und Inkunabeln verfügen weitestgehend noch über ihre mittelalterlichen Einbände und sind unverpackt aufgestellt. Dies bringt aber auch Probleme mit sich, denn die meisten Einbände der aus Platzgründen dicht gedrängten Bücher sind mit Metallbeschlägen versehen, weshalb es beim Ausheben in der Vergangenheit immer wieder zu kleineren Beschädigungen an benachbarten Büchern und dem Holz der Regalböden kam.

Als sowohl die konservatorischen wie auch die ästhetischen Bedürfnisse bedienende Maßnahme wurde nun die Aufstellung der Bücher in Buchschuhen vorgenommen. Im Gegensatz zu Schubern (oder gar Schachteln), die eine markante optische Veränderung mit sich gebracht hätten, sind Buchschuhe nicht nur vorne sondern auch oben offen und zudem aus einem dünneren säurefreien Archivkarton gefertigt. Dadurch können die Einbanddeckel der Bücher nicht mehr aneinander reiben, bei geschickter Bemessung sind die Buchschuhe zugleich aber kaum sichtbar.    

HsA_Buchschuhe_2
Ein Regalbrett, zwei Blickwinkel: Von vorne sind die Buchschuhe sichtbar, von der Seite nicht.

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Quelle: https://schotten.hypotheses.org/1002

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Eine frühneuzeitliche Abschrift von Otfrids Evangelienbuch

Derzeit im Museum im Schottenstift ausgestellt ist eine frühneuzeitliche Abschrift des Evangelienbuchs des Otfrid von Weißenburg aus der Handschriftensammlung des Schottenstifts.

Das aus dem 9. Jh. stammende althochdeutsche Bibelepos, im südrheinfränkischen Dialekt geschrieben, gilt als das erste Werk in deutscher Sprache, das den Endreim anstelle des Stabreims verwendete – und damit eine über Jahrhunderte andauernde Formtradition begründete. Es handelt sich dabei um eine Evangelien­harmonie, also einen die vier Evangelien zusammenfassenden Text.    

Die vorliegende Abschrift wurde 1560 von Achill Pirmin Gasser (1505–1577) nach einer um 870 in Weißenburg (heute Wissembourg im Elsass) entstandenen Originalhandschrift angefertigt, die sich einst in der Bibliothek des Ulrich Fugger (1526–1584) in Augsburg befand. Auftraggeber war der Drucker Matthias Flacius Illyricus (1520–1575), der sie für seine berühmte, 1571 erschienene Edition des Evangelienbuchs benutzte und dessen autographe Druckanweisungen sich auch darin finden. Im 19. Jh. wurde der Codex von P. Berthold Sengschmitt (1801–1852) für das Schottenstift erworben.1

Cod. 733 (Hübl 605), fol. 110v/111r
Cod. 733 (Hübl 605), fol. 110v/111r

Die Originalhandschrift ging nach dem Tod des Ulrich Fugger in den Besitz der Bibliotheca Palatina über und befindet sich heute in der Universitätsbibliothek Heidelberg (Cod. Pal. lat. 52). Erfreulicherweise wurde sie dort vor einiger Zeit digitalisiert, weshalb sich hier nun die einmalige Möglichkeit bietet, zumindest eine Doppelseite von Original und Abschrift nebeneinander zu betrachten.

Cod. Pal. lat. 52, fol. 125v/126r
Universitätsbibliothek Heidelberg, Cod. Pal. lat. 52, fol. 125v/126r
Bei dieser Abbildung handelt es sich um eine modifizierte Version zweier Einzelabbildungen (fol. 125v und fol. 126r) der Universitätsbibliothek Heidelberg (Lizenz: CC BY-SA).

Auch im Museum ist eine Vergleichsabbildung zu sehen. Zudem kann man mittels in der Vitrine angebrachtem QR-Code das Digitalisat des Originals direkt am eigenen Smartphone oder Tablet betrachten.

Museum im Schottenstift
Die Abschrift des Evangelienbuchs ist von Februar bis Mai 2015 im Museum im Schottenstift ausgestellt.

 

Dieser Beitrag wurde am 16. Februar 2015 aktualisiert.

  1. Nähere Informationen zu unserem Cod. 733 (Hübl 605) finden sich in: Martina Hartmann: Humanismus und Kirchenkritik. Matthias Flacius Illyricus als Erforscher des Mittelalters (Beiträge zur Geschichte und Quellenkunde des Mittelalters 19, Stuttgart 2001); Norbert Kössinger: Otfrids ‚Evangelienbuch‘ in der frühen Neuzeit. Studien zu den Anfängen der deutschen Philologie (Frühe Neuzeit 135, Tübingen 2009).

Quelle: http://schotten.hypotheses.org/622

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Eine frühneuzeitliche Abschrift von Otfrids Evangelienbuch

Derzeit im Museum im Schottenstift ausgestellt ist eine frühneuzeitliche Abschrift des Evangelienbuchs des Otfrid von Weißenburg aus der Handschriftensammlung des Schottenstifts.

Das aus dem 9. Jh. stammende althochdeutsche Bibelepos, im südrheinfränkischen Dialekt geschrieben, gilt als das erste Werk in deutscher Sprache, das den Endreim anstelle des Stabreims verwendete – und damit eine über Jahrhunderte andauernde Formtradition begründete. Es handelt sich dabei um eine Evangelien­harmonie, also einen die vier Evangelien zusammenfassenden Text.    

Die vorliegende Abschrift wurde 1560 von Achill Pirmin Gasser (1505–1577) nach einer um 870 in Weißenburg (heute Wissembourg im Elsass) entstandenen Originalhandschrift angefertigt, die sich einst in der Bibliothek des Ulrich Fugger (1526–1584) in Augsburg befand. Auftraggeber war der Drucker Matthias Flacius Illyricus (1520–1575), der sie für seine berühmte, 1571 erschienene Edition des Evangelienbuchs benutzte und dessen autographe Druckanweisungen sich auch darin finden. Im 19. Jh. wurde der Codex von P. Berthold Sengschmitt (1801–1852) für das Schottenstift erworben.1

Cod. 733 (Hübl 605), fol. 110v/111r
Cod. 733 (Hübl 605), fol. 110v/111r

Die Originalhandschrift ging nach dem Tod des Ulrich Fugger in den Besitz der Bibliotheca Palatina über und befindet sich heute in der Universitätsbibliothek Heidelberg (Cod. Pal. lat. 52). Erfreulicherweise wurde sie dort vor einiger Zeit digitalisiert, weshalb sich hier nun die einmalige Möglichkeit bietet, zumindest eine Doppelseite von Original und Abschrift nebeneinander zu betrachten.

Cod. Pal. lat. 52, fol. 125v/126r
Universitätsbibliothek Heidelberg, Cod. Pal. lat. 52, fol. 125v/126r
Bei dieser Abbildung handelt es sich um eine modifizierte Version zweier Einzelabbildungen (fol. 125v und fol. 126r) der Universitätsbibliothek Heidelberg (Lizenz: CC BY-SA).

Auch im Museum ist eine Vergleichsabbildung zu sehen. Zudem kann man mittels in der Vitrine angebrachtem QR-Code das Digitalisat des Originals direkt am eigenen Smartphone oder Tablet betrachten.

Museum im Schottenstift
Die Abschrift des Evangelienbuchs ist von Februar bis Mai 2015 im Museum im Schottenstift ausgestellt.

 

Dieser Beitrag wurde am 16. Februar 2015 aktualisiert.

  1. Nähere Informationen zu unserem Cod. 733 (Hübl 605) finden sich in: Martina Hartmann: Humanismus und Kirchenkritik. Matthias Flacius Illyricus als Erforscher des Mittelalters (Beiträge zur Geschichte und Quellenkunde des Mittelalters 19, Stuttgart 2001); Norbert Kössinger: Otfrids ‚Evangelienbuch‘ in der frühen Neuzeit. Studien zu den Anfängen der deutschen Philologie (Frühe Neuzeit 135, Tübingen 2009).

Quelle: http://schotten.hypotheses.org/622

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Restaurierungen im Archiv

Das Museum im Schottenstift beschäftigt sich anlässlich der heurigen Langen Nacht der Museen mit dem Erhaltungsauftrag, den historische Sammlungen eines Klosters mit sich bringen. Gezeigt werden Objekte, die nach einer Restaurierung in neuem Glanz erstrahlen, ebenso wie solche, die aufgrund ihres aktuellen Zustands noch restaurierungswürdig sind. Auch das Archiv liefert hierzu einige Exponate. Um 21.00 Uhr gibt es zu diesem Thema außerdem ein Gespräch mit P. Augustinus Zeman, dem Stiftsbibliothekar und Kustos der Kunstsammlungen.

Erste Assoziation vieler, wenn es um Restaurierungen im Archiv geht, ist Schimmel. Die klimatischen Bedingungen in den Archivräumen des Schottenstifts sind zwar gut, doch kann das allein nicht immer einen Mikroorganismenbefall verhindern. Manchmal liegt die Infizierung mit Schimmel bereits Jahre und Jahrzehnte zurück, bleibt aber lange Zeit unentdeckt, da das entsprechende Stück nicht benötigt und daher nicht gesichtet wird. Mitunter lässt sich nachvollziehen, dass ein Befall durch ein einzelnes Objekt von außen hereingetragen wurde. Aber auch eine durch die Tinte bedingte Zersetzung des Papiers (der sogenannte Tintenfraß) kann eine Gefahr für Archivalien und Bücher darstellen. Weitaus häufiger ist es – zumindest im Fall des Schottenstifts – jedoch die mechanische Abnützung von Gegenständen (zum Beispiel von Bucheinbänden), die zur Notwendigkeit einer Restaurierung führt.

Die Bestandserhaltung und die Veranlassung von Restaurierungen gehören zu den maßgeblichen Aufgaben eines Archivs, um Objekte für die Zukunft zu bewahren. Anders als manche große Institutionen verfügt das Schottenstift aber nicht über eine eigene Restaurierwerkstatt, sodass Restaurierungen außer Haus in Auftrag gegeben werden.

Hier zu sehen sind drei Beispiele von Objekten, die in der jüngsten Vergangenheit restauriert wurden. Im Museum sind derzeit zum Teil andere Objekte ausgestellt.

Diese Urkunde aus dem Jahr 1499 wies eine Substanz auf der Oberfläche, eine Fehlstelle und einen Riss auf; sie teilte sich außerdem den Umschlag mit einer anderen Urkunde, auf der Schimmel entdeckt worden war (und die natürlich auch restauriert wurde). Die Urkunde erhielt durch Restauratorin Tanja Gasser (Wien) eine Schimmelbehandlung und Trockenreinigung, außerdem wurden die Fehlstelle und der Riss mit Papierbrei und Japanpapier ergänzt und hinterklebt sowie die Urkunde geglättet.

Urk 1499-02-15
Magister Martin Jag, Dechant zu St. Stephan, und mehrere Wiener Ratsherren und Bürger entscheiden über die Ansprüche des Johannes Falk, gewesenen kaiserlichen Sektretärs, an die Verlassenschaft des seeligen Magister Bernhard Perger, Wiener Stadtanwalts, dessen Witwe Christina Falk geehelicht hatte (Wien, 15. Februar 1499)
Vorher – Nachher

Bei dieser im Schottenstift geschriebenen Handschrift war unter anderem der Vorderdeckel mitsamt der ersten Buchlage abgefallen. Die Restaurierung des Buches führte die Restauratorin Patricia Engel (damals Horn, jetzt Krems) durch.

Cod. 72 (Hübl 174)
Sammelhandschrift mit theologischen Texten (15. Jahrhundert)
Vorher

Cod. 72 (Hübl 174)
Nachher

Der Vorderdeckel dieser Handschrift war locker, die erste Lage des Buchblocks lose, der Hinterdeckel sogar in zwei Hälften gebrochen, der Einband wies deutliche Fehlstellen auf. Im Zuge der Restaurierung durch die Restauratorin Bettina Dräxler (Wien) wurden zusätzlich zu den offensichtlichen Maßnahmen zur besseren Standfestigkeit auch die Buchschließen erneuert.

Cod. 78 (Hübl 78)
Dominicus de Sancto Geminiano: Lectura super Sextum decretalium pars prima (erste Hälfte 15. Jahrhundert)
Vorher

Cod. 78 (Hübl 78)
Nachher

Die Lange Nacht der Museen startet am morgigen Samstag, 4. Oktober 2014, um 18.00 Uhr und geht bis 1.00 Uhr. Allgemeine Informationen dazu finden sich auf der Webseite des ORF. Der Zugang zum Museum im Schottenstift erfolgt über den Klosterladen (Freyung 6, 1010 Wien), wo auch das Gesamtticket für alle anderen teilnehmenden Museen erworben werden kann. Die Objekte des Archivs werden darüber hinaus noch bis Jahresende im Museum zu sehen sein.

Quelle: http://schotten.hypotheses.org/447

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Abt Martin von Leibitz

Anlässlich des 550. Todestags von Abt Martin von Leibitz am 28. Juli 2014 beschäftigt sich derzeit eine dreimonatige Kleinausstellung im Museum im Schottenstift mit dieser bedeutenden Persönlichkeit.

Martin entstammte einer deutschsprachigen Familie aus der Zips, wo er um 1400 im heutigen Ľubica (Slowakei) geboren wurde. Nach dem Studium an der Universität Wien wurde er zunächst Mönch in Subiaco, trat dann aber noch vor 1431 in das Wiener Schottenstift ein. Von 1446 bis 1460/1461 war er hier Abt. Eine ausführlichere Biographie findet sich im Wikipedia-Artikel „Martin von Leibitz“.

1435 wurde Martin von Leibitz zum Prior des Schottenstifts ernannt. Im gleichen Jahr, am 30. Dezember 1435, erwählten die Konventualen des Schottenstifts in Abwesenheit ihres Abtes Johannes von Ochsenhausen, der sich am Konzil von Basel befand, ihren Prior Martin zu ihrem Bevollmächtigten im Streit mit dem Regensburger Schottenkloster St. Jakob, das immer noch Ansprüche auf das Wiener Kloster geltend machen wollte.

Urk 1435-12-30

Urk 1435-12-30

Diese Urkunde ziert ein sehr schönes Exemplar des Konventsiegels des Schottenstifts.

Urk 1435-12-30 - Siegel

Urk 1435-12-30: Konventsiegel

Wenige Jahre nach der Abtwahl Martins im Jahr 1446 bestätigte der Wiener Jurist Johannes Poltzmacher, Propst zu Brünn und Kanonikus zu Olmütz, in einer Urkunde vom 2. August 1449, dass, während er selbst Koadjutor des Propstes zu St. Stephan in Wien gewesen war, auf sein Ansuchen hin der Schottenabt Martin bisweilen an den höchsten Festen bei St. Stephan pontifiziert (mit Stab und Mitra das Hochamt zelebriert) habe, dass Martin hierzu jedoch keineswegs verpflichtet werden könne.

Urk 1449-08-02

Urk 1449-08-02

Auf Initiative des päpstlichen Legaten Kardinal Nikolaus von Kues visitierte Martin von Leibitz als Vertreter der Melker Reform gemeinsam mit Abt Laurenz Gruber von Klein-Mariazell und dem Melker Professen Johannes Schlitpacher 1451 bis 1452 die Benediktinerklöster der Salzburger Kirchenprovinz.
Die hier zu sehende Sammelhandschrift (Cod. 297 (Hübl 237)) enthält zahlreiche Abschriften von Briefen, die im Zusammenhang mit dieser großen Visitationsreise stehen, so etwa Briefe des Johannes Schlitpacher und des Nikolaus von Kues an Abt Martin und seine Mitvisitatoren.

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Cod. 297 (Hübl 237) fol. 141v/142r

Als Abt trieb Martin von Leibitz durch den intensiven Austausch mit der Wiener Universität und dem Stift Melk außerdem den wissenschaftlichen Aufschwung des Schottenstifts voran. Zu diesem Zweck ließ er auch die Stiftsbibliothek ausbauen.
Laut Vermerk wurde dieser 1456 geschriebene deutschsprachige Codex (Cod. 51 (Hübl 212)), der eine Belehrung für Kleriker und Novizen enthält, von Abt Martin zu Ostern 1457 für das Schottenstift angeschafft.

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Cod. 51 (Hübl 212) fol. 1r

Auf dem hier zu sehenden Blatt befinden sich außerdem auch nachträgliche Vermerke zu den Abtweihen bei den Schotten. Als Vorsatzblätter dienen Fragmente eines Antiphonars des 14. Jahrhunderts.

Auch diese Handschrift (Cod. 354 (Hübl 354)) mit den beiden Texten „De passione Christi“ und „Ex vitis patrum“ wurde von Abt Martin für das Schottenstift erworben.

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Cod. 354 (Hübl 354) fol. 1v/2r

Ärgerlicherweise findet sich heute keines von Martins von Leibitz zahlreichen eigenen Werken in der Handschriftensammlung des Schottenstifts. Überliefert sind sie unter anderem in Handschriften der Österreichischen Nationalbibliothek, des Stiftes Melk und des Stiftes St. Peter in Salzburg, wobei manche dieser Codices ursprünglich aus den Beständen der Schotten stammen.
Immerhin wird aber noch eine Sammelhandschrift mit theologischen Texten (Cod. 217 (Hübl 68)) verwahrt, die großteils von Martin selbst im Schottenstift geschrieben wurde.

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Cod. 217 (Hübl 68) fol. 1r

Ende 1460 oder Anfang 1461 resignierte Martin von Leibitz aus unbekannten Gründen als Abt, bis zu seinem Tod war er nur noch schriftstellerisch tätig. Seine Bedeutung wird nicht zuletzt auch anhand der Rezeption seiner Werke deutlich; zu nennen sind etwa „Österreichische Selbstzeugnisse des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit (1400–1650)“ von Harald Tersch sowie „Klosterleben im Mittelalter“ von Johannes Bühler, die beide Abschnitte über das „Senatorium“ Martins enthalten.

Literatur zu Martin von Leibitz

Harald Tersch: Österreichische Selbstzeugnisse des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit (1400–1650). Eine Darstellung in Einzelbeiträgen (Wien/Köln/Weimar 1998).
Johannes Bühler: Klosterleben im Mittelalter (Frankfurt am Main/Leipzig 1989, 1. Aufl. 1923).

Eine im Schottenstift in den 1460er-Jahren geschriebene Sammelhandschrift mit monastischen Texten (Cod. 312 (Hübl 405)) enthält unter anderem ein Nekrolog der verstorbenen Mönche des Stiftes seit 1418. Auf fol. 100r Zeile 4ff. ist vermerkt, dass Abt Martin von Leibitz (de Ungaria de Cypczsch) am Gedenktag der Heiligen und Märtyrer Nazarius, Celsus, Victor und Innozenz im Jahr 1464 verstorben ist, am 28. Juli 1464.

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Cod. 312 (Hübl 405)) fol. 100r

Ausstellung Martin von Leibitz

Die Kleinausstellung zu Martin von Leibitz ist von Anfang Juli 2014 bis Ende September 2014 im Museum im Schottenstift zu besichtigen.

 

Die ursprünglich etwas kürzere Fassung dieses Artikels erschien in mehreren Teilen zwischen 3. und 28. Juli 2014 auf der Facebook-Seite des Archivs.

Quelle: http://schotten.hypotheses.org/369

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